MOZART, Wolfgang Amadeus: LE NOZZE DI FIGARO

  • Wolfgang Amadeus MOZART
    LE NOZZE DI FIGARO
    Die Hochzeit des Figaro

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    Opera buffa in 4 Aufzügen


    Libretto von Lorenzo da Ponte, nach Beaumarchais


    Uraufführung am 1.5. 1786 in Wien (Altes Burgtheater)



    Ort der Handlung: Schloss des Grafen Almaviva bei Sevilla
    Zeit der Handlung: um 1780


    Personen:
    Graf Almaviva (Bariton)
    Gräfin Almaviva, Rosina (Sopran)
    Susanna, deren Kammerdienerin (Sopran)
    Figaro, Diener des Grafen (Bassbariton)
    Cherubino, Page (Sopran)
    Marzellina, Beschließerin (Alt)
    Doktor Bartolo, Arzt (Bass)
    Don Basilio, Musiklehrer (Tenor)
    Don Curzio, Richter (Tenor)
    Antonio, Schlossgärtner (Bass)
    Barbarina, Tochter des Gärtners (Sopran)
    2 Mädchen (Sopran und Alt)
    Bauern und Bäuerinnen


    Handlung:


    Diese Geschichte, die so denkbar kompliziert und doch einfach ist, handelt vom Hochzeitstag des Barbiers und Kammerdieners Figaro.


    1.Akt
    Ein kaum möbliertes Zimmer. Nur ein großer Sessel befindet sich darin.


    Figaro will seine Geliebte Susanna nun endlich heiraten. Lange hat er auf diesen, seinen großen Tag gewartet. Auch ein Zimmer hat das junge Paar schon vom Grafen erhalten. Als Zeichen seiner Gunst liegt es den Gemächern des Grafen und der Gräfin sehr nahe. Figaro misst am Anfang des Stückes aus, ob das von ihm bestellte Ehebett auch tatsächlich in das, bis auf einen Sessel und einige Leintücher unmöblierte Zimmer passt. Seine baldige Ehefrau Susanna richtet sich für die Zeremonie die Haare. Währenddessen erzählt sie Figaro, dass ihr das Zimmer nicht gefällt und sie nicht einziehen will. Grund dafür sei der Graf, der sie ins Bett kriegen will und die Nähe des Zimmers sei für seine Pläne nur förderlich. Weiters überlege der Graf das kürzlich abgeschaffte Recht der ersten Nacht für Susanna wieder zu aktivieren. Figaro macht sich Sorgen.
    Die Unterhaltung wird durch das Läuten der Gräfin unterbrochen, die nach Susanna verlangt, welche sofort zu ihr eilt. Figaro ist die Lust am Messen vergangen und er plant nun eine Intrige gegen den Grafen, für die er nun Helfer sucht.
    Marzellina, die alte Jungfer, erzählt Doktor Bartolo, ihrem früheren Herrn, von einem schriftlichen Heiratsversprechen Figaros ihr gegenüber (welches sie selbst verfasst hat, da sie Figaro liebt und hofft ihn so zur Heirat mir ihr bewegen zu können). Bartolo, der mit Figaro noch eine Rechnung offen hat, verspricht ihr zu helfen.
    Als Susanna in ihr Zimmer zurückkehrt, bittet sie der (ca. 15-jährige) Page Cherubino um Hilfe, der vom Grafen vom Schloss verbannt wurde, weil ihn der Graf bei Barbarina, der Tochter des Gärtners erwischt hat.
    Ein weiterer Grund für die Verbannung ist die Tatsache, dass Cherubino dem Grafen „nacheifert“. Der Graf, der mit sehr vielen seiner weiblichen Dienerinnen im Schloss schon im Bett war, also ein fürsorglicher Ehemann, sieht in Cherubino Konkurrenz. Und da er in der Lage ist, sich seiner Konkurrenz sehr leicht, und noch dazu legal, zu entledigen schickt er ihn fort, in der Hoffnung nun wieder der Herr im „Revier“ zu sein.
    Der Page, der mit Susanna sehr gut befreundet ist, und heimlich in die Gräfin verliebt ist, bittet seine Freundin bei der Gräfin ein gutes Wort für ihn einzulegen und um Gnade zu bitten. Dafür gibt er Susanna eine selbst verfasste Canzonetta. Als Cherubino noch bei Susanna ist, hört sie den Grafen kommen und, um Cherubino und sich nicht in Verlegenheit zu bringen, versteckt sich der Page hinter dem Sessel, der mit einigen Leintüchern bedeckt ist.
    Der Graf „gesteht“ Susanna seine Liebe und seine Wünsche und bietet ihr für den Liebesdienst sogar Geld. Da hört der Graf Basilio, den Gesangslehrer und Oberintriganten, der die Pläne des Grafen so ziemlich jedem im Schloss erzählt hat, und sucht sich ein Versteck. Den Sessel!! Er setzt sich hinter den Sessel und gleichzeitig klettert Cherubino auf die Sitzfläche des Sessels, die Susanna sogleich mit einem Leintuch bedeckt.
    Basilio verrät Susanna die neuesten, von ihm ausgedachten Gerüchte, welche da lauten, dass sie ein Verhältnis mit dem Grafen und dem Pagen hätte. Der sehr wütende Graf stürmt aus seinem Versteck, es kann ihm ja nichts passieren, er ist ja der Herrscher und Basilios „Vorgesetzter“, und beginnt Basilio nach dem Ursprung seiner Gerüchte zu fragen. Der erklärt ihm, dass er den Pagen kurz vor dem Grafen zu Susanna gehen gesehen habe. Der Graf ist verwundert, da er der Meinung war, mit Susanna allein gewesen zu sein, und beginnt den Pagen zu suchen.
    Da wird Susanna ohnmächtig und Basilio bringt Susanna den Sessel, damit sie sich erhole könne. Der Graf nimmt das Leintuch weg, um der inzwischen erwachten Susanna Platz zu machen und erblickt zu seinem Entsetzen den Pagen. Basilio hindert ihn an der Flucht und versucht sich beim Grafen herauszureden, dass er das mit dem Pagen und Susanna nur vermutet hätte.
    Susanna ergreift die Initiative, erklärt den wahren Sachverhalt und bittet um Vergebung für Cherubino. Der Graf glaubt ihr und vergibt ihm, mehr noch, er befördert ihn zum Offizier mit dem sofortigen Befehl zum Regiment zu reiten.
    Figaro, der inzwischen mit den Hochzeitsvorbereitungen begonnen hat, kommt mit einigen Bäuerinnen, die dem Grafen huldigen sollen und bittet ihn danach Susanna den Brautkranz anzustecken. Der Graf bedankt sich bei seinem treuen Diener und lehnt mit der Begründung ab, dass die Zeremonie im Schloss stattfinden solle und er noch einiges vorzubereiten hätte. Der Page erzählt Figaro von der Beförderung, die Figaro denkbar ungelegen kommt, da er schon eine Intrige ausgeheckt hat, die den Grafen vor der Gräfin bloßstellen soll. Figaro verspottet den Pagen indem er im Gleichschritt durchs Zimmer marschiert.


    2. Akt
    Das Zimmer der Gräfin. Rechts die Eingangstür. In der Mitte und links zwei weitere Türen, eine führt ins Kabinett, eine andere in das Nebengemach der Gräfin. Gegenüber der Eingangstür befindet sich ein Fenster.


    Die Gräfin, Rosina, hat Sehnsucht nach ihrem Gatten, dem sie treu in Liebe ergeben ist. Sie ist die einzige, die nichts von den Liebschaften des Grafen weiß, aber sie vermutet es. Nun will sie ihn der Untreue überführen. Figaro und Susanna gehen zur Gräfin um sie von ihrem Plan zu unterrichten. Figaro schreibt dem Graf einen Brief von einer heimlichen Verehrerin, die ihn bittet sich im Garten, in der Nacht, mit ihr zu treffen. Der Page, als Frau verkleidet, soll zu dem Treffen gehen, in das die Gräfin dann „hineinplatzt“ und den Grafen der Untreue überführt. Soweit der Plan. Nachdem der Graf auf der Jagd ist und vor dem Abend nicht zurückkehren sollte, wähnen sie sich in Sicherheit, dass der Plan nicht auffliegen wird.
    Figaro macht sich, nachdem er den Brief geschrieben hat, wieder an die Hochzeitsvorbereitungen. Der Page singt der Gräfin die Canzonetta, die er für sie geschrieben hat, um sie um Gnade zu bitten. Sie gewährt ihm die Gnade und weiht ihn in den Plan ein. Susanna holt inzwischen alte Kleider der Gräfin, zieht Cherubino an und lernt ihm sich damenhaft zu bewegen und zu benehmen. Als der Page sich entkleidet, fällt ihm das Offizierspatent aus der Tasche, dass er von Basilio zurückerhalten hat, da das Siegel fehlt. Da hört die Gräfin ihren Gatten kommen, und Cherubino versteckt sich im Kabinett der Gräfin, Susanna versteckt sich ebenfalls, aber in einem Nebenraum.
    Nachdem die Gräfin nicht sofort geöffnet hat, wird der Graf, immerhin erwartet er als Ehemann, dass seine Frau ihm treu ist, misstrauisch und eifersüchtig. Als ein Scheppern aus dem Kabinett ertönt, wird der Graf energischer in seinem Vorhaben nachzusehen, worauf ihm die Gräfin erklärt, dass Susanna ihr Hochzeitskleid anprobiert und dass das keinen Mann etwas angeht. Er „wittert“ einen Liebhaber und will nachsehen. Die Gräfin verwehrt ihm den Zugang, worauf er wütend wird und einen Schlosser holen will, um die Tür aufzubrechen. Die Gräfin erklärt ihm, dass es ihre und auch seine Ehre verletzen würde, wenn er das tun würde. Er gibt ihr Recht und beschließt nur Werkzeug zu holen. Zuvor sperrt er aber noch das Nebenzimmer und die Haupttür zu und geht dann mit der Gräfin hinaus. Doch bevor er das Kabinett versperren kann, schwindelt sich Susanna durch ein Ablenkungsmanöver der Gräfin aus dem Zimmer heraus und versteckt sich unter dem Bett der Gräfin.
    Als das Grafenpaar das Zimmer verlassen hat, öffnet Susanna dem Pagen, der inzwischen wieder in seiner „Männerkleidung“ steckt, die Tür. Beide haben Angst erwischt zu werden, als sie merken, dass sie eingesperrt sind. Der Page springt aus dem Fenster, trotz der Warnung seiner Freundin Susanna, dass er sich nur „den Tod holen werde“. Er überlebt und läuft auf der Suche nach einem Versteck davon. Susanna verschwindet im Kabinett.
    Als der Graf dann die Tür zum Kabinett öffnet, staunt er nicht schlecht als Susanna herauskommt. Noch mehr staunt allerdings die Gräfin, deren Ehre damit gerettet ist. Als der Graf seine Frau wegen seines Misstrauens um Verzeihung bitten will lehnt sie ab, da sie tief verletzt wurde. Sie wirft ihm vor, dass er an der Treue seiner ihn über alles liebenden Gattin zweifelte und ist beleidigt.
    Dann findet der Graf jedoch den Brief Figaros. Als Figaro ins Zimmer kommt und Susanna zu den weiteren Vorbereitungen holen will wird er vom Grafen auf das Briefchen angesprochen, von dessen Existenz sein Diener aber nichts wissen will.
    Kurz darauf kommt der leicht angetrunkene Antonio, der Gärtner ins Zimmer der Gräfin und beschwert sich, dass jemand aus dem Fenster gesprungen sei und ihm die Beete und ein teures Blumengeschirr zerstört hat. Dieser Jemand sei der Page gewesen. Der Graf, der nun sein Misstrauen gegenüber seiner Frau bestätigt sieht, zweifelt nun wieder an seiner Gattin. Figaro nimmt die Schuld auf sich und behauptet, dass er selbst aus dem Fenster gesprungen sei, da er Angst hatte sich wegen des Briefes rechtfertigen zu müssen. Weiters meint er, dass Antonio ein Säufer sei und man ihm nichts glauben dürfe. Antonio spielt darauf seinen letzten Trumpf aus. Er gibt seinem Gebieter das Offizierspatent des Pagen. Figaro erklärt dem Grafen, der Page hätte es ihm gegeben da etwas fehle. Der Graf will wissen, was das sei und Figaro kann ihm, mit Hilfe Susannas, die richtige Antwort geben, nämlich dass das Siegel fehle. Der Graf ärgert sich und hofft, dass es Marzellina gelingt Figaro zu heiraten und so von Susanna fernzuhalten.
    Marzellina stürmt mit ihrem Verbündeten, Doktor Bartolo und Oberintrigant Basilio, in das Gemach der Gräfin und sie fordern den Grafen auf, die Hochzeit zu verhindern, da es ein schriftliches Eheversprechen von Figaro gegenüber Marzellina gibt. Dieses Eheversprechen kann nur durch die Zahlung von 1000 Gulden gelöst werden. Der Graf, nun eigentlich am Ziel, kündigt eine Untersuchung an.


    3. Akt
    Ein festlich, zur Hochzeit geschmückter Ballsaal.


    Der Graf will herausfinden, ob Cherubin wirklich zum Regiment geritten ist und sendet Basilio um es herauszufinden. Weiters schmiedet er im Ballsaal Pläne und wird von Susanna unterbrochen, die um Medizin für die Gräfin bittet, da diese sich nicht wohlfühle. Der Graf versucht Susanna zu verführen und Susanna vereinbart mit dem Grafen ein nächtliches Treffen im Schlossgarten. Als der Graf verschwindet um Marzellina zu suchen, taucht der Page wieder auf. Er ist aber nicht allein. Er hat Barbarina, sein Techtelmechtel, bei dem ihn der Graf erwischt hat, um Hilfe gebeten. Barbarina, die ihn liebt, schlägt ihm vor sich als Frau zu verkleiden, sich in den Damenchor zu schmuggeln um so bei der Hochzeit dabei sein zu können.
    Wenig später kommen Marzellina, der Graf, Doktor Bartolo und der senile, stotternde und bestechliche Richter Don Curzio und warten auf Figaro, dem hier das Urteil verkündet werden soll. Als Figaro endlich kommt, verkündet Don Curzio endlich das Urteil, dass da lautet: „E-e-e-e-ntweder er z-z-z-z-ahlt oder er h-h-h-heiratet!“ Figaro, der mit diesem Urteil gerechnet hat, versichert, dass er nicht heiraten kann, da er auf das Einverständnis seiner Eltern warte. Auf die Frage nach seinen Eltern erzählt Figaro seine Geschichte. Als kleiner Junge wurde er bei einer Burg an einer Kreuzung seinen Eltern entrissen und wurde dann als Findelkind aufgenommen. Marzellinas und Bartolos Mienen wandeln sich von erfreut zu nachdenklich. Als Figaro erzählt, dass er ein Mal an der Schulter habe, wird Marzellina alles klar. Sie bittet Figaro das Mal zu zeigen und umarmt ihren verlorenen Sohn. Sie erzählt ihm von diesem Tag an der Burg, wo Figaro seiner Mutter Marzellina und seinem Vater Bartolo geraubt wurde. Curzio stellt demnach richtig fest, dass Figaro der uneheliche Sohn von Doktor Bartolo und seinem damaligen Dienstmädchen Marzellina ist. Die beiden nannten ihn damals Raffael. Als Figaro seine Eltern umarmt kommt Susanna mit 1000 Gulden, die sie sich von der Gräfin ausgeliehen hat und bittet den Grafen die Hochzeit zu verhindern. Als sie von Marzellina eingeweiht wird, beschließen die beiden Paare die Doppelhochzeit Susanna-Figaro und Marzellina- Bartolo zu feiern. Der verbitterte Graf zieht sich zurück, ebenso wie die zukünftigen Eheleute.
    Etwas später sieht man die Gräfin auf Susanna warten. Als Susanna endlich kommt und ihr von den Verführungsversuchen des Grafen erzählt, ist sich die Gräfin sicher, dass der von ihr so geliebte Gatte nicht mehr dasselbe empfindet wie sie. Weiters erzählt Susanna ihr von ihrem Plan den Grafen der Untreue zu überführen. Dieser Plan sieht vor, dass die Gräfin und Susanna die Kleider tauschen und die Gräfin sich verschleiert zu dem „Date“ im Garten begibt. Kurz bevor es zum Äußersten kommt, soll sich die Gräfin zu erkennen geben. Damit wäre der Graf überführt. Die Gräfin stimmt zu und fügt hinzu, dass es doch eine gute Idee wäre, dem Graf einen Liebesbrief zu schreiben um sicher zu gehen, dass er auch wirklich kommt. Susanna schreibt den Brief und versiegelt ihn mit einer Nadel und den Worten „Siegel bitte zurück“.
    Der Damenchor bringt der Gräfin ein Ständchen und eine, von Susanna ausgewählte, besonders hübsche Dame darf der Gräfin die Blumen bringen. Die Gräfin stellt in dieser Dame eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Pagen fest.
    Der Graf und Antonio, der von der Liebe seiner Tochter zu Cherubin Wind bekommen hat, betreten den Ballsaal. Antonio erkennt in der Dame den Pagen und verrät es dem Grafen. Dieser will ihn, wie schon so oft, töten. Barbarina erinnert den Grafen, dass er ihr für einen Kuss jeden Wunsch erfüllen würde. Sie fordert Cherubin zum Mann. Der Graf willigt ein, da Barbarina droht der Gräfin von diesem Versprechen zu berichten.
    Da kommt Figaro in den Saal, um nun endlich zu heiraten. Er erinnert den Grafen, dass es, wenn sich dieser noch länger Zeit lasse, dann kein Fest mit Gesang und Tanz geben werde. Figaro wird vom Grafen mit Fragen durchlöchert und kann sich gerade noch aus der Affäre ziehen, sogar als der Graf ihm mit dem „Geständnis“ des Pagen als Lügner überführen will.
    Nun bekommen die 3 Bräute ihre Kränze, anschließend wird getanzt. Während des Tanzes gibt Susanna dem Grafen den, mit der Nadel versiegelten, Brief. Figaro sieht wie der Graf den Brief liest.


    4.Akt
    Der Schlossgarten, an beiden Seiten befinden sich je ein Pavillon. Es ist Nacht.


    Barbarina, mit einer Laterne bewaffnet, sucht die Nadel, die der Graf ihr gegeben hatte, um sie Susanna zu bringen. Als Figaro sie fragt, was sie denn suche, erzählt ihm die nichtsahnende Barbarina die Geschichte mit Susanna und dem Grafen. Figaro findet die Nadel und Barbarina läuft davon. Figaro ist verzweifelt und sucht bei Marzellina Trost. Diese glaubt nicht an die Untreue Susannas und rät ihm optimistisch zu sein. Figaro beschließt das Treffen zu verhindern und sie der Untreue zu überführen.
    Barbarina wartet indes im linken Pavillon auf ihren Geliebten Cherubino.
    Figaro hat Basilio und Doktor Bartolo überredet im Garten zu warten und ihm Bescheid zu geben, falls sie Susanna sähen. Alle drei verstecken sich an verschiedenen Orten im Garten.
    Marzellina kommt mit Susanna und der Gräfin, die die Kleider getauscht und sich verschleiert haben, und erzählt ihnen von den Absichten ihres Sohnes. Die Damen beschließen, mit dem Spiel zu beginnen ohne Figaro Bescheid zu geben. Marzellina geht ebenfalls in den linken Pavillon.
    Die Gräfin versteckt sich, während Susanna (als Gräfin) ein Liebeslied (für den Grafen singt). Figaro, inzwischen sehr wütend, hört alles mit an.
    Nun betritt Cherubino die Bildfläche. Er ist auf dem Weg zu Barbarina, als er Susannas Kleider erblickt. Der Page flirtet ziemlich heftig und fordert einen Kuss, sogar noch als der Graf näher kommt. Die Gräfin versucht ihn loszuwerden, aber es gelingt ihr nicht. Der Graf erwischt die beiden und der Page gibt den für die Dame bestimmten Kuss dem Grafen. Figaro, dem nun der Kragen geplatzt ist, will dazwischen gehen. Der Graf holt aus um dem Pagen einen Ohrfeige zu geben erwischt aber Figaro, der sich wieder zurückzieht. Der Page flüchtet in den linken Pavillon.
    Der Graf wendet sich Susanna (der Gräfin) zu und die beiden gehen in den rechten Pavillon. Als sie drinnen sind, beginnen Basilio und Bartolo Wirbel zu machen, sodass der Graf gezwungen ist nachzusehen was da vor sich geht.
    Figaro geht durch den Garten und trifft die Gräfin (Susanna),der er seine Erlebnisse berichtet und ihr erklärt, dass sie sich jetzt an ihrem Gatten rächen könne, wenn sie nur noch ein paar Minuten warte. Susanna, vorher mit verstellter Stimme sprechend, verspricht ihm zu warten, vergisst aber die Stimme zu verstellen, sodass Figaro sie erkennt, aber so tut als halte er sie für die Gräfin.
    Figaro schwört der (als) Gräfin (verkleideten und verschleierten Susanna) seine Liebe, was Susanna natürlich nicht gefällt. Sie wird wütend und gibt Figaro eine Ohrfeige. Als er aber weiter singt, schlägt sie ihn immer weiter, bis Figaro sie als Susanna anspricht und ihr erklärt, dass er ihre Stimme erkannt habe. Die beiden vertragen sich wieder und beschließen, dem näherkommenden Grafen etwas vorzuspielen. Figaro kniet sich vor die Kleider der Gräfin (Susanna) und singt ihr ein Liebeslied. Der Graf wird wütend und ärgert sich, dass er seine Waffen nicht bei sich hat. Als Figaro mit der eben angehimmelten ins Gebüsch gehen will, schreitet der Graf ein und schreit nach seinen Getreuen.
    Curzio, Basilio, Antonio und der Doktor eilen herbei um zu sehen, was hier los sei. Der Graf löst die Intrige auf, indem er Figaro und, nach seinem Glauben, die Gräfin aus dem Gebüsch, Marzellina, Barbarina und Cherubino aus dem linken Pavillon zerrt.
    Die Intriganten bitten um Verzeihung, was der Graf aber verweigert, da er, an diesem für ihn nicht wirklich erfolgreichen Tag, doch noch etwas von seiner Macht zeigen kann. Der Graf staunt nicht schlecht, als er seine Frau aus dem rechten Pavillon kommen sieht, die den Intriganten verzeiht. Der Graf bittet seine Frau um Verzeihung für seine Untaten. Sie verzeiht ihrem geliebten Ehemann. Da nun alle glücklich vereint bzw. wiedervereint sind, wird für den nächsten Tag ein großes Fest geplant, wo dann endlich die Hochzeit des Figaro (und der anderen beiden Paare) stattfinden kann. Mit dem Sonnenaufgang fällt der Vorhang.


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    Wolfgang Amadeus Mozart: Le Nozze di Figaro




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  • Ein kleiner Nachtrag zum Opernführer:


    Wie ich heute im Radio hörte, ist das Finale 3 (Fandango) nicht immer aufgeführt worden.


    Man hat im Österreichischen Staatsarchiv Dokumente gefunden, die das belegen. Nach der 4. Vorstellung wurden die Tänzer nicht mehr bezahlt, da Kaiser Joseph II. den Tanz als anstößig empfand. Er verweigerte die Zahlung, die Tänzer kamen nicht mehr und die Oper war wieder etwas kürzer.


    Erst in Prag wurde das Finale wieder komplett aufgeführt - und blieb (fast) immer drin.


    Auch die Kostüme der Uraufführung waren nicht der Originalzeit angepasst, waren auch keine Alltagskleider, sondern waren reine Theaterkostüme, die der Zeit etwa 100 Jahre früher entsprachen.


    Im Feber 2016 finden im Schloss Laxenburg (nahe Wien) einige Aufführungen statt, die der Originalproduktion nahe kommen sollen.


    Radiohören kann manchmal doch nützlich sein. :hello:

  • Ich möchte gerne auf ein paar aus meiner Sicht fragwürdige oder auch nachweisbar falsche Informationen eingehen.


    Die Gräfin, Rosina, hat Sehnsucht nach ihrem Gatten, dem sie treu in Liebe ergeben ist.

    Ich weiß nicht, ob das mit „treu ergeben“ so passt, speziell wenn man daran denkt, dass sie im dritten Teil der Figaro-Trilogie selbst fremdgeht, und zumindest auch im Theaterstück schon ein wenig anklingt, dass die Gräfin an Cherubino interessiert ist.



    Der Page singt der Gräfin die Canzonetta, die er für sie geschrieben hat

    Hmm, ich würde doch bezweifeln, dass er das Stück für die Gräfin alleine geschrieben hat; im ersten Akt bietet er Susanna im Austausch für das Band der Gräfin die Canzonetta an, und meint, sie solle es allen Frauen im Schloss vorlesen. (Rezitativ zw. Nr. 5 und Nr. 6, Takte 33-41)
    Zu Beginn der Canzonetta besingt Cherubino auch „die Frauen“, keine bestimmte Person.



    um sie um Gnade zu bitten. Sie gewährt ihm die Gnade und weiht ihn in den Plan ein.

    Ich sehe nirgendwo, dass er um Gnade bittet, oder die Gräfin ihm diese gewährt. Im Gegenteil, sie sieht nur das Patent, das Cherubino ihr gibt, und meint, dass sie in der Eile das Siegel vergessen haben. (Rezitativ zw. Nr. 11 und Nr. 12, Takte 15-19). Mehr wird darüber nicht gesprochen, im Gegenteil: im nachfolgenden Rezitativ, wenn sie und der Page allein sind, klagt er ihr sein Leid, wozu sie ebenfalls keine Gnade anbietet.


    Außerdem weiht sie ihn nicht in den Plan ein, das hat Figaro schon vorher getan. Susanna fragt ihn, ob Figaro ihn schon informiert hat, was Cherubino bejaht.
    (Rezitativ zw. Nr. 11 und Nr. 12, Takte 5-6; Susanna: "Figaro v'informò..." - Cherubino: "Tutto mi disse.")



    Susanna holt inzwischen alte Kleider der Gräfin, zieht Cherubino an und lernt ihm sich damenhaft zu bewegen und zu benehmen.

    Ersteres ist leider(!) völlig falsch, auch wenn es unverständlicherweise sogar in vielen käuflichen Opernführern und Booklets steht, und gängige Praxis bei Aufführungen ist. Aus den Regieanweisungen und dem Libretto geht klar hervor, dass Susanna ihm den Mantel abnimmt, um dann in der Arie Nr. 13 „Venite, inginocchiatevi“ seine Haare zu kämmen und eine Haube aufzusetzen, sowie ihm eine weibliche Haltung zu zeigen. Nach der Arie weist die Gräfin Susanna an, ihr Kleid zu holen, doch als der Page und die Gräfin alleine sind, klopft schon der Graf an die Tür. Sie MÖCHTEN ihn also als Frau verkleiden, doch daraus wird nichts mehr. Ich habe auch erwirkt, dass dieser in Opernführern weit verbreitete Fehler, diese Arie als „Verkleidungsarie“ zu sehen, auch in der deutschen und englischen Wikipedia verschwindet und korrigiert wird.



    LG,
    Hosenrolle1