Komponierende (Groß-) Väter, Brüder und Söhne...

  • Daß die Familie Bach, wie auch die Familien Scarlatti, Mozart und Stamitz positiv beschlagen waren mit komponierenden Vätern, Brüdern und Söhnen ist definitiv nichts Neues. Franz Joseph Haydns sowie Franz Peter Schuberts Brüder waren ebenfalls Komponisten, die heute zumindest dem Namen nach noch bekannt sind.


    Eine größere Überraschung ohrte mich neulich in Klassikradio an: Da lief ein Klavierkonzert in B-Dur von Puccini. Ich hielt dies erst für einen Falschsprech und glaubte an Niccolo Piccini [1728-1800], doch belehrte mich die Playlist des Senders, daß es sich hierbei definitiv um Domenico Vincenzo Maria Puccini [1771-1825], seineszeichens Großvater des bekannten Opernkomponisten Giacomo Puccini [1858-1924] handelt.


    8o


    Et violá:



    Domenico Vincenzo Maria Puccini [1771-1825]
    Klavierkonzert B-Dur


    Hanny Schmid-Wyss, Klavier
    Strings of Zurich
    Howard Griffiths


    Von diesem Komponisten sind derweil noch zwei CDs am Markt:



    Das Klavierkonzert hat mich sehr stark an ebensolche Mozarts erinnert und ich werde mir sicher dieser drei CDs langfristig zulegen wollen.


    Nachfolgend dürfen weitere bisher unbekannte Väter, Großonkel, Cousins vierten Grades usw. von bekannten Komponisten genannt werden, deren Entdeckung sich lohnen könnte...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Spontan fällt mir dazu ein:


    Carl Friedrich Christian Fasch (1736-1800)


    Sohn von Johann Friedrich Fasch (1688-1758 )


    Beide sind auf dieser aktuellen Einspielung vereint:



    Johann Friedrich Fasch:
    Konzert D-Dur für Trompete, 2 Oboen, Streicher, Bc;
    Konzert c-moll für Fagott, 2 Oboen, Streicher, Bc;
    Oboenkonzert g-moll;
    Ouvertüre D-Dur für Trompete, 2 Oboen, Streicher, Bc


    Carl Friedrich Christian Fasch:
    Konzert E-Dur für Trompete,Oboe d'amore, Streicher, Bc

  • Zitat

    Original von Ulli
    Nachfolgend dürfen weitere bisher unbekannte Väter, Großonkel, Cousins vierten Grades usw. von bekannten Komponisten genannt werden, deren Entdeckung sich lohnen könnte...


    Hallo,


    mmh: "sich lohnen könnte" dürfte nicht immer leicht einzuschätzen sein...
    Zumindest fielen mir spontan Soulima STRAVINSKY und Julian SKRJABIN ein (die, glaube ich, beide sehr früh starben).
    Brüder waren ja z.B. auch Anton & Nikolai RUBINSTEIN ebenso wie Daniel & Henry PURCELL.
    Vermutlich ist es ja (besonders bei den Kindern) vorallem dem Umfeld geschuldet, dass man Komponist wurde, als einem großen innneren Drang (?)


    Gruß pt_concours


    SP: Wie sieht es mit dem "Einheiraten" aus, z.B. bei DVORAK - SUK ?

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Lieber Ulli!


    Die Puccinis waren eine ganze Dynastie von lucchesischen Kirchenmusikern und Komponisten, und in diesem Kontext ist auch etwa die frühe Messa di Gloria von Giacomo Puccini zu sehen.


    Mir fallen ad hoc noch Vater und Tochter Caccini aus der Renaissance ein


    Liebe Grüße,
    Martin

  • Das ist die Familie Hartmann aus Kopenhagen:


    1. Johann Peder Emilius Hartmann, Komponist, * 14.5.1805 Kopenhagen, † 10.3.1900 ebenda, Leiter des Konservatoriums Kopenhagen, schrieb Opern im nordisch-romantischen Stil.


    2. Emil Hartmann, Komponist, * 21.2.1836 Kopenhagen, † 18.7.1898 ebd., Sohn von Johann, Organist und Orchesterleiter, schrieb u.a. 4 Opern.


    3. Niels Gade, (1817-1890) Schwiegersohn von Johann Hartmann, Nachfolger Mendelssohns in Leipzig.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Hallo Ulli,


    da gibt's auch noch die hier, die ich habe und sehr schön finde:


    [amx=B00004YSH4]300[/amx]

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Die Familie Couperin darf man hier nicht vergessen:


    Louis Couperin (1626-1661)
    François Couperin (1631-1708 )
    Charles Couperin (1638 - 1679)
    Marc Roger Normand Couperin (1663-1734)
    François Couperin "Le Grand" (1668-1733)
    Nicolas Couperin (1680-1748 )
    Armand-Louis Couperin (1725-1789)
    Pierre Couperin (1755-1789)
    Gervais-François Couperin (1759 - 1826)


    Wie es in der Wikipedia rekordverdächtig steht:
    "Ab dem Ostersonntag im Jahre 1653, Louis Couperins Anstellung, hatten Mitglieder dieser Familie das Organistenamt an Saint Gervais in Paris für 174 Jahre inne."

  • Zu den bekanntesten Musik-Dynastien zählt sicher die Strauß-Familie: Vater Johann Strauß nebst seinen drei Söhnen Johann, Josef und Eduard.

    Im Sinne einer angeheirateten Verwandtschaft sei Josef Suk genannt, der Schwiegersohn Antonin Dvoraks.


    Bei der bereits erwähnten Puccini-Dynastie wird als Urvater der Orgelbauer Carlo Puccini erwähnt, dessen Lehrjahre um 1670 datiert werden.
    Die kompositorische Begabung wurde kontinuierlich von Generation zu Generation vererbt:
    1. Stammvater Giacomo Puccini (1712-1781)
    2. Antonio Puccini (1747-1832)
    3. Domenico Puccini (1771-1815)
    4. Michele Puccini (1813-1864)
    5. Giacomo Puccini der Jüngere (1858-1924)
    Mit Giacomo dem Jüngeren erreicht die kompositorische Begabung der Dynastie ihren Höhepunkt und Abschluß. Giacomos Sohn Tonio war ohne jegliches musikalische Talent und ergriff den Ingenieursberuf.

    Florian

  • Fehlen darf in dem Zusammenhang natürlich auch die Familie Wagner nicht, mit Richard (1813-1883) und Siegfried (1869-1930); letzterer war (mütterlicherseits) auch Enkel von Franz v. Liszt (1811-1886).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Eine kleine "Mini-Dynastie" bildet auch die Familie Halffter aus Spanien. Die Komponisten Ernesto Halffter und Rodolfo Halffter sind Söhne eines vormals Königsberger Juweliers, ihr Neffe Cristobal Halffter komponiert und dirigiert.


    Ernesto Halffter (1905-1989) war ein Ziehkind und grenzenloser Bewunderer Manuel de Fallas. Bereits mit 20 Jahren erhielt er für seine neoklassizistische Sinfonietta D-Dur den spanischen Musik-Nationalpreis. Im Zuge des spanischen Bürgerkriegs emigrierte Halffter nach Portugal, wo er bis bis Anfang der 60er Jahre blieb. Seine Rapsodia Portugueasa für Orchester und Klavier entstand beispielsweise dort 1940. Größte Aufmerksamkeit widmete er dem von de Falla unvollendet hinterlassenen Werk Atlantida, das er in jahrelanger Arbeit rekonstruierte und vollendete.


    Rodolfo Halffter (1900-1987) hingegen verschlug es nach dem Bürgerkrieg nach Mexiko. Auch er wurde sowohl in der alten wie auch in der neuen Heimat mit Nationalpreisen ausgezeichnet, wenn auch spät, quasi für die Lebensleistung. Seine Musik kenne ich bislang persönlich nicht. Es steht geschrieben, dass er sich erheblich deutlicher als sein jüngerer Bruder mit Strömungen des 20. Jahrhunderts, wie dem Serialismus, befasst habe.


    Womit wir bei Cristobal Halffter wären (*1930), ein echter Gegenwartskünstler, der mit Boulez und Berio gearbeitet hat, und ein hartnäckiger Streiter der Neuen Musik ist. Werke von ihm sind das 1960 entstandene Mikroformen oder Sequenzias (1964) sowie über 30 Filmmusiken und die Musik zum Gedenken der Bombardierung Dresdens (1995). Neben seinem kompositorischen Schaffen dirigiert er, vornehmlich in Spanien.


    LG
    B.


  • Hier wurde aber einer vergessen.


    Pedro Halffter
    * 1971 in Madrid


    Auszug aus einem Programmheft der Philharmonischen Konzerte Braunschweig


    Neben dem sinfonischen Bereich erarbeitete sich Halffter ein breites Opernrepertoire. Außerdem komponierte er bisher schon mehr als 20 Werke , die u.a vom Orquesta Sinfonica de Madrid , dem Massachusetts Symphony Orchestra, dem Stuttgarter Kammerorchester ( ... ) zur Uraufführung gebracht wurden.


    Im Konzert ( Spanischer Adel ) wurde als Zugabe das Werk " Battle Imperiale" von seinem Vater (Cristobal Halffter ? ) gespielt.Sehr imposantes Werk, dennoch für mich zu viel Xylophon im Kampf.


    Gruß Christian

  • Zitat

    Original von Christian Biskup


    Hier wurde aber einer vergessen.


    Pedro Halffter
    * 1971 in Madrid


    Stimmt.
    Danke, lieber Christian. Gehört hatte ich dem Namen nach auch schon einmal von diesem Spross des Halffter-Clans. Allerdings weiß ich nichts über ihn. Aber dafür gibt's ja Tamino... :hello:


    LG
    B.

  • Noch in der Kindheit und Jugend waren die Brüder Paul und Rudolf Hindemith (1900 - 1974) ein Herz und eine Seele. Der Vater wollte sie als Wunderkinder vermarkten, 1921 gehörten beide (Paul an der Viola, Rudolf am Cello) dem eben gegründeten "Amar-Quartett" (benannt nach dessen Primgeiger Licco Amar) an und führten Pauls Quartett op. 16 in Donaueschingen auf.
    Nachdem Rudolf Hindemith sich bald mehr und mehr im Schatten seines älteren Bruders sah, wechselte er das Genre zur Unterhaltungsmusik (im Amar-Quarterr wurde er durch Maurits Frank ersetzt) und blieb während des 2. Weltkriegs in Deutschland. Mit seinem in die USA emigrierten Bruder hatte er fortan nur noch wenig Kontakt. Rudolf Hindemith leitete das Sinfonieorchester des Generalgouvernements im südpolnischen Krakau, welches vom 1946 hingerichteten Gauleiter Hans Frank gefördert wurde.
    Nach dem 2. Weltkrieg lebte Rudolf Hindemith als Komponist, Dirigent und Pädagoge unter verschiedenen Synonymen in Deutschland. Er starb 1974 einsam in München - sein Grabstein trägt die Aufschrift "Hans Lofer".



    Mittlerweile wurden einige seiner Werke - besonders Klavier- und Kammermusik, aber auch eine "Suite für Klavier und Orchester" - wiederentdeckt. In der Skurrilität und Originalität seiner Musik sind diese Werke echter Hindemith - Rudolf Hindemith.

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Salü,


    wie stehts eigentlich um Aufnahmen der Werke von Ferdinand Schubert (1794-1859), dem Bruder von Franz?


    Die Suche bei Amazon und jpc ist hier ähnlich ineffizient wie z.B. die Suche nach Werken von Franz Xaver Mozart (es wird entweder W. A. Mozart oder F. X. Richter resp. Süßmayr gezeigt). Zum Suchwort 'Ferdinand Schubert' kommt natürlich jede Menge Schubert mit Interpreten, deren Vorname Ferdinand ist...


    X(


    Gibt es irgendwelche Tips zu Aufnahmen von Ferdinand-Schubert-Werken?


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Zitat

    Original von Ulli



    wie stehts eigentlich um Aufnahmen der Werke von Ferdinand Schubert (1794-1859), dem Bruder von Franz?


    Das Requiem von Ferdinand Schubert (opus 9) wurde in unserer Stadt kürzlich aufgeführt, aber es existieren davon wohl keine Aufnahmen.


    :hello:


    Jolanthe

  • Zitat

    Gibt es irgendwelche Tips zu Aufnahmen von Ferdinand-Schubert-Werken?


    Lieber Ulli,


    der "Bielefelder Katalog" kennt eine CD, auf der ein Werk von Ferdinand Schubert zu hören ist. Die Platte ist von EMI und heißt:
    Musik zu Sissi´s Hochzeit 1854
    EMI Classics # 5578262
    EAN 0724355782625


    Track 7/8: Schubert, Ferdinand (1794-1859)
    Gebeth (für Klavier) Text: Johann Gabriel Seidl
    Wiener Kammerchor, Ltg. Grohotolsky, Michael


    das war alles.


    LG


    Harald :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Danke, das ist nicht wirklich viel und auch nicht besonders reizvoll... das Requiem tät mich hingegen durchaus interessieren, da ich es auch einst einstudiert hatte.


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)