Es ist mir unverständlich, daß dieser große Interpret bei den deutschen Bässen, die hier im Forum besprochen werden, wenn er überhaupt mal erwähnt wird, immer in der zweiten Reihe steht. Ich habe absichtlich Interpret geschrieben, weil Josef Greindl als Schauspieler gleichwertig neben dem Sänger steht. Die präzise Aussprache, die Mimik, die Bewegung auf der Bühne kann man sehr selten bei Opernsängern erleben.
Greindl studierte bei Paul Bender. Ohne dessen Anleitung wäre er vielleicht nicht der Liedersänger, z.B. der "Winterreise", oder der Lieder und Balladen von C. Loewe geworden. Er debütierte 1936 in Krefeld als Hunding. 1942 kam er an die Berliner Staatsoper. 1943 sang er zum erstenmal in Bayreuth den Pogner in den "Meistersingern". Über 20 Jahre blieb er der gefeierte Wagner-Bass auf dem "Grünen Hügel". Gastspiele führten in dann an alle großen Opernbühnen der Welt. Neben seinen Wagnerrollen sang er aber auch zahlreiche Partien in Uraufführungen neuer Musik. Dazu kam der Mozartsänger, auch im italienischen Fach(deutschsprachig) hat er einige Figuren auf seine Art mit Leben erfüllt, z.B. war er ein großartiger Philipp in Verdis Don Carlos. Er verstand es, diesem Tyrannen eisige Kälte und gleichzeitig Traurigkeit zu verleihen. Erwähnen möchte ich noch, daß er auch in vielen komischen Rollen auf der Bühne stand.
Greindl besaß eine ungewöhnlich resonanzreiche Stimme, vom tiefen C des Kardinal Brogni in "Die Jüdin" von Halévy bis zum hohen G des Mephisto in Gounod's "Faust". Alles weitere über diesen bedeutenden Sängerdarsteller kan man an anderer Stelle sicher nachlesen, oder bei YouTube hören.
Herbert