verrissene Lieblingsaufnahmen

  • Hallo zusammen,


    bin diese Tage beim Hören einer sog. „Lieblingsplatte“ erinnert worden, daß diese Einspielung in der Kritik seinerzeit nicht allzu gut wegekommen war. Dennoch ists eine meiner favorisierten Einspielungen, konkret hier der 9. Sinfonie von Beethoven.



    Diese Aufnahme (Hanover Band, Goodwin) kam damals –so erinnere ich mich – nicht allzu gut weg in der Kritik, vor allem wegen des extrem halligen Klangs, der den Chor in weiten Passagen nahezu unhörbar macht sowie des „unsensiblen“ Spiels. Dennoch, ich liebe die Art, wie das Ensemble den Stoff angeht.
    Gibts bei Euch auch Einspielungen, die ebenfalls eher bescheiden beurteilt wurden (in Rezesionen oder natürlich hier im Forum), die Ihr aber dennoch liebt?
    Bin neugierig …
    Grüße aus München
    Thomas

  • Auch diese Aufnahme gehör in die gleiche Kategorie:


    Faurés Requiem mit der Oyford Camerata (Naxos)



    Damals in der Kritik als Leichtgewicht gewertet, gefällt mir gerade dieser leicht und unglaublich klare und "Ästhetische" Klang. So hat die Totenmesse war "beruhigende" und "versöhnliches". Ich liebe es....
    In diesem Sinne Grüße ans Forum
    Thomas

  • Lieber Thomas,


    der hallige Klang der Beethoven Sinfonien wurde auch hier im Forum schon bemängelt.
    Nichtsdestotrotz glaube ich, dass die Einspielungen der Sinfonien dennoch sehr gelungen ist. Ich gebe allerdings zu, dass ich hier im Forum von der HIPomanie angesteckt wurde. :D



    LG


    Maggie

  • :) Danke für die Zustimmung :)


    Ich bin schon seit den 80ern vom "Sound" der historischen Isntrumente und der zugehörigen Auführungspraxis infiziert worden. Hogwood, Gardiner, Pinnock, Goodwin, (weniger Harnoncourt) - das war damals schon was.... Und gerade die Hanover Band habens mir bei Beethoven irgendwie angetan; nicht so "formlich" wie Hogwood, nicht so "anders" wie Gardiner ... Ich mag den manchmal etwas "hemdsärmelien" Zugang zu Beethovens Musik (hemdsärmelig hat hier nichts mit unsauber oder schlampig gespielt zu tun!). Das mit dem Hall ist allerdings schon etwas schade; manchmal möchte man den Chor auch hören, und nicht nur aus dem Gedächtnis "hinzufügen". Anyway.....


    Liebe Grüße
    Thomas

  • immerhin scheint es auch Anhänger dieser Aufnahme gegeben haben:


    Zitat

    Klangbild: Außergewöhnlich plastisch, natürlich, räumlich; große, jedoch unaufdringliche Orchesterpräsenz."


    (S. Mikorey in FonoForum 2 / 89)



    Aber um die Kernfrage zu beantworten:


    Zitat

    Gibts bei Euch auch Einspielungen, die ebenfalls eher bescheiden beurteilt wurden (in Rezensionen oder natürlich hier im Forum), die Ihr aber dennoch liebt ?


    Ich würde sagen, meine Sammlung wiummelt geradezu davon.
    Ich liebe es, eine Aufnahme zu kaufen und NACHTRÄGLICH eine
    Rezension drüber zu lesen, um freudig feststellen zu dürfen, welch schlechten Geschmack ich eigentlich habe........


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo, Thomas!


    Die Beethoven-Aufnahmen mit diesem Ensemble unter Goodman - nicht "Goodwin"! - kenne ich nicht, aber Schubert:



    Auch hier wurde vor allem bezüglich der "Großen C-Dur-Sinfonie" eine gewisse Schroffheit und manche Unsauberkeit bemängelt. Die Amazon-Bewertung stört sich am Hall, was mich weniger berührt.


    Für die früheren Sinfonien scheint mir das hingegen weniger zu gelten.


    Goodman war bei Schubert mein Einstieg in die HIP-Kategorie; mittlerweile ziehe ich allerdings Immerseel als den etwas Transparenteren und Dezenteren vor:



    Entsprechende Diskussionen wirst Du hier im Forum ebenso finden.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!


  • Hallo Wolfgang,


    Asche auf mein Haupt - das war ne klassische Anfänger-Verwechslung. Roy Goodman heisst ganz richtig der Dirigent - Paul Goodwin ist ein Kollege, der viel mit der Academy of Ancient Musik und den London Classical Players zusammengearbeitet hat. Danke für den Hinweis.


    grüße
    Thomas


    Die Schubert-Aufnahme (9.) hab ich natürlich ebenfalls (mit der Hanover Band) und ich find auch diese hervorragend. Vor allem die Bläser im ersten Satz habens mir schwer angetan. Die Anregung Immerseel werd ich gern mal aufnehmen und weiterverfolgen.

  • das hatte ich noch nicht, zumindest fällt mir jetzt keine Einspielung ein, die von der Kritik verissen wurde, aber dann von mir in den Himmel gehoben würde.... naja ich guck noch mal.



    Aber mit umgekehrten Faktoren ist das gar kein Problem was zu finden :D


    ich bin halt verwöhnt :pfeif:



    aber ich könnte mir eine CD vorstellen, bei der die Kritik bestimmt schimpfen wird:





    ich liebe diese Aufnahme, richtig derbes HIP :D:jubel: :faint:


    ...nur habe ich darüber noch keine Kritiken gefunden

  • Diese Aufnahme ist seinerzeit bei der Kritik aber auch hier im Forum nicht gut weggekommen, was ich überhaupt nicht verstehen kann:



    Eine weitere Aufnahme, die ich bei weitem nicht so schlimm find wie alle immer schreiben:



    Vor allem das Largo ist für mich Referenz!

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Auch nicht immer die besten Kritiken erhielt diese Aufnahme, die ich aber sowohl beim Tschaikowski- als auch Schostakowitsch- Trio für DIE Referenz halte:



    :jubel: :jubel:

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  • Hallo,


    meines Wissens nach kam die Aufnahme:


    Georges Bizet
    Carmen
    van Dam, Corelli, NcDaniel, Cappuccilli, Benoit, Mercker, Moffo etc.
    Chor der Deutschen Oper Berlin
    Schöneberger Sängerknaben
    Orchester der Deutschen Oper Berlin
    Lorin Maazel


    in Kritikerkreisen nicht gut an.


    Ich allerdings schätze diese Aufnahme sehr.


    Bis dann.

  • Hallo Thomas!


    Zitat

    Original von Thomas Knöchel


    Faurés Requiem mit der Oyford Camerata (Naxos)



    Na, wer hatte die denn verrissen? :boese2:
    Da bin ich jedenfalls klar auf Deiner Seite!


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius


    Na, wer hatte die denn verrissen? :boese2:
    Da bin ich jedenfalls klar auf Deiner Seite!


    Und ich möchte der Dritte im Bunde sein.


    Das Bariton-solo libera me von Nicholas Gedge finde ich in dieser Aufnahme schöner als in allen meinen Alternativaufnahmen (und das sind einige, u.a. die beiden Herreweghe-Aufnahmen, Giulini, ...)


    p.s.: (hatte ich jedenfalls so in Erinnerung, Bonuspunkte auch desshalb, weil ich das Werk in dieser Aufnahme kennenlernte, da bleibt man etwas voreingenommen.... naja, es lebe die Subjektivität. Gut ist diese Aufnahme auf jeden Fall, freilich gibt es noch bessere.)


  • Dass Anna Moffo in dieser Aufnahme die Carmen singt, hast Du allerdings - verständlicherweise - gut getarnt. :D


  • Hallo Thomas, Hallo Pius,
    Danke für die Unterstützung ;-)
    Ich erinner mich vage, daß das Fono Forum seinerzeit diese Aufnahme eher als "dünnes Leichtgewicht" oder so eingestuft hatten. Dummerweise hab ich mir nicht alle Kritiken ausgeschnitten.
    Jedenfalls bis ich froh, mit meinem Geschmack nicht soooo daneben zu liegen ;-)
    Grüße

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  • [quote]Original von georgius1988
    Diese Aufnahme ist seinerzeit bei der Kritik aber auch hier im Forum nicht gut weggekommen, was ich überhaupt nicht verstehen kann:




    Hallo Georgius,


    da bin ich ja etwas beruhigt. Hab diese Aufnahme bislang nicht gehört, aber sie stand sofort nach Erscheinen irgendwie ganz oben auf meiner Wish-Lsite. Die Kritiken ahben mich dann aber doch irgendwie abgehalten. Traue gerade Harnoncourt bie diesem Stoff eine eigene - sicher excellente - Lesart zu. Werd mich gleich um eine "Testhörung" ;-)bemühen. Danke dafür.

  • Die Beethoven- und Schubert-Symphonien der Hanover-Band mit Goodman gefallen mir musikalisch auch ausgesprochen gut gerade wegen ihrer Lebendigkeit, aber den halligen Klang finde ich schon leider als Manko. Gerade in den so lebendig gespielten schnelleren Teilen hört man dadurch vieles nicht mehr ganz deutlich, obwohl die Band sehr gut ausbalanciert spielt. In der 9. verschwimmen dann die Chöre völlig. Sehr Schade.


    :hello: Matthias

  • Zitat

    Original von flotan
    Auch nicht immer die besten Kritiken erhielt diese Aufnahme, die ich aber sowohl beim Tschaikowski- als auch Schostakowitsch- Trio für DIE Referenz halte:



    :jubel: :jubel:


    Ja, diese CD hat tatsächlich ganz überwiegend schlechte Kritiken erhalten, siehe nur: "http://www.dschjournal.com/reviews/rvs13op8.htm"


    Obwohl sie derzeit bei 2001 für einen günstigen Preis angeboten wird, habe ich von einem Kauf abgesehen.


    Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Argerich, Kremer, Maisky besser spielen als z. B. Richter, Kagan, Gutman. Darf ich fragen, welche Vergleichsaufnahmen du besitzt?


    Klarstellend: Ich beziehe mich nur auf das Schostakowitsch-Trio.


    :hello:
    Thomas

  • Zitat

    Thomas Norderstedt
    Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Argerich, Kremer, Maisky besser spielen als z. B. Richter, Kagan, Gutman. Darf ich fragen, welche Vergleichsaufnahmen du besitzt?


    Tun sie. Unglaublich solistisch im besten kammermusikalische Sinne :D . Habe auch die RiKaGu, ebenso die mit Schostak am Klavier und das Beaux Art (alt). Natürlich kosten sie manche Stellen etwas mehr aus, spielen aber über wichtige Details nicht einfach drüber.
    :hello:

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  • Hallo Flotan und Thomas,


    ich würde nicht direkt von einem Kauf der Aufnahme mit Argerich, Kremer, Maisky (AKM) abraten, aber ich habe mit der Aufnahme auch so meine Probleme. (Auch ich beziehe mich nur auf das 2. Trio von Schostakowitsch.)


    Es gibt zwar den einen oder anderen netten (solistischen) Effekt, und es gibt auch sehr schöne Stellen, aber ich finde so richtig spielen die drei nicht zusammen. Deshalb kann ich dem folgenden Satz auch nicht zustimmen.


    Zitat

    Flotan
    Unglaublich solistisch im besten kammermusikalische Sinne


    Ich habe eben nochmal alle drei Aufnahmen gehört, die ich habe. Neben der genannten sind dies Leonskaja/Borodin Quartett und Beaux Arts Trio (2005). Diese beiden gefallen mir doch deutlich besser als AKM. Etwa im Finale, da kommt bei AKM m. E. überhaupt keine Spannung auf. Wieviel konzentrierter und spannender sind da doch die beiden anderen Aufnahmen! Auch in den anderen Sätzen kommen die beiden anderen Trios meist besser weg als AKM. Am gelungensten finde ich bei AKM noch den ersten Satz.


    Jetzt bin ich aber neugierig geworden auf Richter/Kagan/Gutman...


    maticus


  • Ich auch nicht, obwohl ich gerne welche gelesen hätte: mit dieser CD liebäugle ich schon eine Weile.
    Deine Einschätzung und die Klangbeispiele bei jottpeezee sind mir Anlaß zur berechtigten Hoffnung, daß mir diese Aufnahme auch gut gefallen wird ... :D


    :hello:

  • Zitat

    Original von Thomas Knöchel
    ...


    Diese Aufnahme (Hanover Band, Goodwin) kam damals –so erinnere ich mich – nicht allzu gut weg in der Kritik, vor allem wegen des extrem halligen Klangs, der den Chor in weiten Passagen nahezu unhörbar macht sowie des „unsensiblen“ Spiels. Dennoch, ich liebe die Art, wie das Ensemble den Stoff angeht.


    Diese Einschätzung teile ich - der hallige Klang kommt von der Kirche, die Nimbus für die Aufnahmen der Hanover Band wählte, der Transparenz nicht eben dienlich, egal, was sie spielten. Aber wie sie spielten ....


  • Kritik vom 7.6.2011 in klassic.com:


    http://magazin.klassik.com/rev…fm?TASK=review&REID=12532


    … dennoch kann diese Einspielung mit dem Minnesota Orchestra unter Osmo Vänskä aus dem Jahr 2010 nicht wirklich überzeugen … Musizieren sollte eine Art emotionaler Austausch mit den Zuhörern bedeuten; vom ersten Ton an, sollte eine Spannung aufgebaut werden, die bis zum letzten Ton anhält. … Insgesamt ist dies eine hörenswerte, wenn auch nicht erstklassige Einspielung von bekannten und oftmals eingespielten Werken.



    Ich finde diese Kritik recht einseitig und überzogen – gibts es dazu eventuell weitere (andere) Meinungen? :?:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Hallo Maurice,


    klar, guckst Du hier (<- interner Tamino-Link)
    und hier (<- interner Tamino-Link).


    Norberts Sichtweise auf diese Aufnahmen teile ich in jeder Hinsicht.


    Für seine Verhältnisse geradezu überschwänglich begeistert hat sich auch David Hurwitz auf classicstoday.com geäußert.

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  • Hallo Maurice,


    die Dame hat Erwartungen, die nicht erfüllt wurden.


    Vielleicht ist daran ja auch die überzogene Lobhudelei des Daily Telegraph schuld. Sowas schadet einem Künstler mehr als das es nützt.


    Viele Grüße Thomas