Wie viel PR verträgt die klassische Musik?

  • Zitat


    Heute in der Welt-online gesehen:


    "Simone Young: Über ein Aufmerksamkeitsdefizit in der Stadt brauchte Simone Young noch nie zu klagen. Doch in diesem Jahr setzt sie ihrer Präsenz die (vorläufige) Krone auf: vom Turm des Michels aus will sie am 2. März Brahms Zweite Sinfonie dirigieren. Ihr Philharmonisches Staatsorchester sitzt auf die ganze Stadt verteilt vor den Pulten."


    Das finde ich zum :kotz:


    Liebe ForianerInnen,


    Na ja: Was uns ein besorgter und angewiderter Tamino mitteilt, klingt auf den ersten Horcher tatsächlich etwas bescheuert. Aber seien wir doch nicht päpstlicher als der Papst: Wenn die auf den Michel hinaufkletternde Stabführerin und die (aus dem Elfenbeinturm herabsteigenden) Staatsphilharmoniker durch diese classic-PR Übung auch nur ein Dutzend Menschen (die den Weg in die Laeisz-Halle für gewöhnlich nicht finden) berührt, und damit ein Interesse weckt für die klassische Musik, dann hat sich diese Aktion doch allemal gelohnt.
    Wer sonst soll denn künftig die himmelstrotzend-herzogdemeuronsche Elbphilharmonie füllen, wenn nicht die Neo-Classics aus der Juppie-Szene, und Brahms wird es allemal überleben! (wobei ich mir tatsächlich Gedanken machen darüber, ob es für eine solche Aktion nicht geeignetere Werke gäbe...)


    Ich erinnere mich an eine vergleichbare „Uebung“ des Jugendsinfonieorchesters des Konservatoriums Bern auf dem Thunersee:


    4 Passagierschiffe näherten sich bug-voran zu einem „4-Zack-Stern“: Das Orchester (gevierteilt) verteilt auf den 4 Schiffen, tapfer Tschaikowskis Schwanensee executierend, mutig und verzweifelt- gestikulierend (knapp) zusammengehalten durch den trefflichen Dirigenten.


    Musikalisch war das Happening verständlicherweise ein ziemliches Desaster. Aber ich kenne einige Musikschüler, für welche dieser Event der Höhepunkt ihrer musikalischen Karriere war, und es gibt viele (das Happening begleitende) Eltern musizierender Sprösslinge (meine Wenigkeit eingeschlossen), die dem damaligen Konservatoriumsdirektor durchaus dankbar sind für dieses unvergessliche "nautisch-musikalische" Erlebnis.


    Aus diesen Gründen finde ich die geplante Aktion in Hamburg nicht zum K... Ich finde sie (Michels-)Spitze!


    Ich bin der Meinung, es stünde uns gut an, jegliche Art von Promotion unserer geliebten Musik mit Wohlwollen zu betrachten: Die grosse Musik wird die scheinbare Banalisierung allemal überstehen, aber die Musiker brauchen Menschen, die sich für ihre Arbeit interessieren, und das geht oft nur über den Weg der Boulevardisierung, was nicht per se schlecht sein muss!


    Was sagt ihr dazu?


    Herzlich grüsst aus Bern


    Walter

  • Nun ja, ich bin der Meinung, da Klassik heute ja nicht nur einer elitären Schicht vorbehalten ist, somit also für jedermann zugänglich, braucht es darum auch nicht solch einen übertriebenen Aufwand! :no:
    Zudem denke ich, dass sich dadurch nur jene Newcomer der Klassik zuwenden werden, die sich früher oder später ohnehin der Klassik gewidmet hätten.
    Es ist wie mit den Kirchgängern. So sehr auch die Krchengemeinden durch vielseitige Kursangebote und Aktivitäten versuchen den Mitgliederschwund zu bremsen, es macht sich kaum bemerkbar. :rolleyes:
    Aber möglicherweise reicht Simone Young die ihr bisher entgegengebrachte Aufmerksamkeit nicht mehr so ganz. Und ein Dirigat vom Turm des Hamburger Michels ist doch allemal recht spektakulär.


    Vom Fuße des Herkules
    herzlich grüßend, :D
    Diotima. :hello:

  • Meine Meinung dazu: Schwachsinn! Wer glaubt denn, dass durch so ein Happening auch nur bei einer einzigen Person das Interesse an klassischer Musik geweckt wird? Allenfalls finden viele Leute das Spektakel recht lustig, aber in die Musikhalle oder in die spätere Elbphilharmonie (meine Meinung zu der? Ebenfalls... :stumm: ) gehen die dann trotzdem nicht.


    maticus

  • Im Grunde ein Thema, das uns nichts angeht. Grundsätzlich habe ich gegen PR- und Werbung absolut nichts einzuwenden. Und jede Aktion wird an ihrer Wirkung gemessen werden. Wernung kostet Geld und das gibt man nur dann aus, wenn mehr dafür wieder rein kommt. Ist klar, oder? Oder Bekanntheit gesteigert wird. Oder Image verändert, angeglichen.


    Daß wir nicht die Zielgruppe der ganzen Aktion sind, sollte einleuchtend sein.


    Und mal am Rande bemerkt: da wir hier im öffentlichen Raum diskutieren, ist dieses ganze Forum nicht zuletzt eine Form von Public Relation.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:
    (der das Bulimie-Emoticon am liebsten hier verbannt sehen würde, so ekelhaft ist das!!!)

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo zusammen,


    bei der letzten Last of the Proms gab es doch auch dieses Experiment mit dem "ferngesteuerten" Orchester, das über diverse Orte hinweg gemeinsam musizierte.
    Für mich war das grandios gescheitert.
    Ähnliches sehe ich für Hamburg voraus, wobei zumindest für publicity gesorgt sein dürfte.
    Für die Klassik selbst wird es nix bringen.


    Grüsse
    Achim :hello:

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo Achim,


    neu ist das übrigens nicht: ich glaube zu wissen, daß der Dirigent Nikisch sich bei einem Dirigat von Honeggers Tondichtung "Pacific 231" hat frontal filmen lassen, in der Annahme, daß dieser Film ein Orchester dirigieren könne. Gefilmt wurde das -auch beziehe ich mich auf mündliche Übermittlung- von Otto Messter (Jeiahrsekkend ist hier ausdrücklich um helfende Korrektur gebeten, wenn vonnöten). Da kommen wir dann ganz schnell in eine Grauzone von Begeisterung für ein neues Medium (der Film war damals in dieser Form nur wenige Jahre alt) und das Bedürfnis, dieses Medium in die Kunst einzubeziehen.


    Als die Kölner Philharmonie 10 Jahre alt wurde, gab es am Rheinufer in der Altstadt auch einen räumlichen Musikevent, gesteuert von Markus Stockhausen, der in dieser Form nur erlebt werden konnte (es war technisch sehr ausgeklügelt), wenn man mitten drin stand.


    Ich kann freilich nicht alles missbilligen, was nicht einer Umwidmung auf herkömmliche Tonträger statthält. Da muss ich immer an meine Oma denken, für die Caruso besser war als alle in meiner Kindheit lebenden Sänger, weil der ja noch in den Trichter gesungen hat. Die andern singen ja alle ins Mikrophon und werden augfgehübscht. Also, dann wollen wir mal die Schellackplattentauglichkeit von AN überprüfen, gell? :D


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ich glaube die oben erwähnte PR wurde eher aus dem Grund eingesetzt Simone Young zu promoten als die Klassische Musik aufzuwerten. Ich finde, das richtet sich selbst, das muß ich nicht kommentieren


    Im Gegensatz zu einigen anderen Forianern stehe ich einerseits auf dem Standpunkt, daß "Klassische Musik" eben NICHT für alle da sein kann und soll. Wollte man diesen Status erreichen wäre das mit einem erheblichen Imageverlust bei jenen verbunden, die sich DERZEIT für klassische Musik interessieren. Zur Klassischen Musik gehört eben auch das Umfeld, wie zahlreiche prunkvolle Konzert- und Opernhäuser des 19 Jahrhunderts beweisen. Wäre ich zynisch (was ja glücklicherweise nicht der Falli st :P würde ich sagen, auch die Betonklötze von heute beweisen das - auf ihre Art.


    Aber es darf natürlich PR gemacht werden.
    Ich meine, Tamino ist hier ein guter gangbarer Weg.
    Dennoch finden einige unseren Meinungsaustausch zu wenig "ungezwungen" - was immer das heisen mag - und bleiben dem Forum fern. Damit werden wir leben müssen - und leben können.....


    PR sollte sich von einfacher Werbung unterscheiden (tut si aber zumeist nicht - im Gegenteil), in der Form, daß sie irgendwie unaufdringlich ist.


    Das Anbiedern an nicht kompatible Zielgruppen halte ich für kontraproduktiv, wenn man lärmende und desinteressierte Schulklassen quasi zwangsweise ins Konzerthaus führt.
    Klassik in der Fabrikshalle , im Gefangenenhaus oder in der U-Bahnstation - das ist etwas womit ich nichts anfangen kann und will.


    Die Ausrede, die Bekleidungsvorschriften seine schuld am Mangel an Klassikinteressenten, die lasse ich nicht gelten, weil jedermann ist in der Lage Klassik-CDs zu erwerben - aber auch hier herrscht eine Barriere.


    Die Verwendung von Klassik-Schnippseln in Werbung und als Handykennung sehe ich als verborgene Referenz der Gesellschaft vor der Klassik. Zumindest die PR-Industrie ist sich dessen - wenn vielleicht auch unterschwellig - bewusst, daß Klassik etwas Besonderes, etwas Kostbares ist. (und man versucht sie mit Edelprodukten zu verknüpfen)


    Daß Frißkonter-Ketten KEINE klassische Musik zur Bewerbung ihrer Produkte verwenden - das adelt diese Musik zusätzlich...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Im Gegensatz zu einigen anderen Forianern stehe ich einerseits auf dem Standpunkt, daß "Klassische Musik" eben NICHT für alle da sein kann und soll. Wollte man diesen Status erreichen wäre das mit einem erheblichen Imageverlust bei jenen verbunden, die sich DERZEIT für klassische Musik interessieren.
    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred


    Nun, lieber Alfred, das ist gewiss ein Standpunkt, der allerdings durch die Qualität des größten Teiles dessen obsolet wird, was wir denn so als klassische Musik bezeichnen.


    In unserer medial bestimmten Zeit ist eigentlich jedes Angebot an jeden Marktteilnehmer gerichtet, es ist alles für alle da. Das ist so wie beim Aktienkauf: entweder ich verstehe was davon oder ich lasse es bleiben.


    Sieh' es doch einfach so, als hätten wir es hier mit fernöstlichen Kampfsportarten zu tun: man fängt an mit dem weißen Gürtel, dann kommen gelb, orange usw.


    Mit unserer Milieuverortung sind wir uns ja weitestgehend einig. Unser Unterschied: Du sagst, daß es einen genetisch resp. sozial bedingten Zugang zur "klassichen" Musik gäbe, ich sage, daß er lernbar sei.


    Tatsächlich -und das ist wohl ein Generationsproblem- müssen wir wohl ertragen, dass selbst in Bayreuth während der Meistersinger-Ouvertüre einem Notzwang gehorchend eine Wasserflasche zischend geöffnet wird; mit links, weil in der rechten Hand zwar unhörbar aber gut sehbar das Mobile den Erhalt einer erxtrem wichtigen Nachricht verkündigt (selbst erlebt dortselbst).


    Die Sache ist doch eigentlich ganz einfach: wir meinen, Werte weiterzureichen zu haben. Nun, dann sollten wir Verkäufer werden und schauen, wie wir unsere Kunden vom Kauf überzeugen.


    Und ein Angebot haben die Klassikfreunde wohl zu machen, oder????


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.



  • Diesen Teil deines Statements verstehe ich nicht. Für mich klingt das so, als ob ein Teil der Klassikhörer nur Klassik hören weil sie eben elitär ist und nicht für alle da ist. Aber das kann doch keinen Klassikfreund am Herzen liegen, dass das "Ich-führe-mal-eben-meine-Abendgarderobe-aus"-Publikum erhalten bleibt.
    Was prachtvolle Konzerthäuser damit zu tun haben, geht mir auch nicht ganz ein: Sie tragen zwar entscheidend zum Flair eines Klassikkonzerts bei, aber warum soll nicht jeder in den Genuss desselben kommen? Oder wirkt der Musikverein plötzlich nicht mehr, wenn ich weiß, da neben mir ein Klassikneuling sitzt? Lieber ein ergriffener Neuling, als eine Abonnentin die den ersten Teil halb und den zweiten komplett verschläft (mir bereits passiert).



    Ansonsten ist mein Verhältnis zur PR im Klassikbereich ganz klar.
    Frau Young soll aufm Michl dirigieren, das ist ein netter Gag und vielleciht auch als Aktionskunst zu sehen, aber als PR FÜR klassische Musik ganz sicher nicht.
    Veranstaltungen wie die London-Proms oder das Konzert für Österreich (vorrausgesetzt es wird nicht wieder ein Best-of aus 250 Jahren gespielt) sind der richtige Weg um Leute auf Klassik neugierig zu machen (im Falle der Proms möchte ich unbedingt mal Live vor Ort sein).


    Auf keinen Fall, darf man Klassik als Mogelpackung präsentieren. Wenn ein Herr Garrett irgendwelche Stücke maltraitiert, dann ist das keine Klassik und man darf selbiges auch nicht behaupten. Jemand der Vanessa Mae liebt, wird dann mit dem 4.Abonnement-Konzert der Saison mit Strauss-Bruckner keine Freude haben. Damit will ich sagen, dass PR nicht dazu dienen darf, den wahren Kern der Sache zu verschleiern.



    LG
    Georg

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)



  • Bisher war ich ja der naiven Ansicht, der einzige Grund, sich für klassische Musik zu interessieren, wäre die Musik selbst. Welch ein dummer Irrtum - ich lerne dank Tamino, dass es nur um das Image geht, das gewisse (mir allerdings und gottlob unbekannte) Kreise dem Hörer klassischer Musik zugestehen und das ihn offenbar als einzig erstrebenswertes Ziel von der plebs misera abhebt. Inwiefern Snobismus Voraussetzung für wahre Kennerschaft sein soll, will sich mir zwar nicht ganz erschließen, aber das liegt wahrscheinlich an einem "Antielitedefekt" in meinen kleinen, grauen Zellen. :D Wäre das schön, wenn wirklich alle unter dem "Imageverlust" Leidenden der Oper fern blieben und sie damit endlich jenen gehört, für die sie eigentlich gedacht ist, nämlich Menschen, die klassische Musik schlicht und einfach lieben und nicht dazu missbrauchen, obskure gesellschaftliche Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren, indem sie sich das Mäntelchen des "Klassikkenners" umhängen.
    lg Severina :hello:

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Oder wirkt der Musikverein plötzlich nicht mehr, wenn ich weiß, da neben mir ein Klassikneuling sitzt?


    Nein ,das stört mich nicht.
    Hingegen stören mich Prolos, welche meinen sie seine nun in die "bürgerliche Welt" eingedrungen und würden sie nach ihren Wünschen umgestalten. Man sei ein "freier Mensch" und würde aus diesem Grunde auch mal zwischen den Sätzen applaudieren dürfen (wer will einem denn das schon verbieten?) oder das KH in Jeans betreten (für mich abstossend)


    Ich ging sicher nicht in Konzerte meine Garderobe auszuführen, aber wenn mir überraschend Karten angeboten wurden und ich mich ausserstande sah die entsprechende Kleidung bis Konzertbeginn anzulegen - dan verzichtete ich auf das Konzert.


    Konzerte sind nicht nur - aber auch - gesellschaftliche Ereignisse.


    Auch ich war einst "Klassikneuling" - aber ich habe stets darauf geachtet, daß dies nicht allzu offensichtlich zutage tritt.


    Zitat

    Du sagst, daß es einen genetisch resp. sozial bedingten Zugang zur "klassichen" Musik gäbe, ich sage, daß er lernbar sei.


    Ich will letzteres gar nicht in Frage stellen - (fast) alles ist lernbar - aber darum geht es mir gar nicht. Ich sehe in erster Linie ein Luxusgut vor mir, welches der Adel und das Bürgertum stets für sich reservierten.
    Nun da es "für alle" verfügbar wäre, will es ein Großteil der Bevölkerung nicht. Pech gehabt - fragt sich nur für wen.


    Bei mir ist der Ofen aus, wenn die Spielregeln geändert werden sollen - nur damit "alle" mitspielen können. Tamino ist ein relativ restriktiv geführtes Forum. Gerade das macht es begehrenswert und interessant.
    Angeblich waren Konzertkarten im kommunistischen Russland rar und sehr begehrt.........


    Ich sehe klassische Musik als Vergnügen.
    Vergnügen müssen nicht erlernt werden, bzw man erlernt sie von selbst, wenn man dafür prädestiniert ist, und man meidet sie wenn sie einem nicht liegen...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Jetzt weiß ich, warum ich nie ins Neujahrskonzert wollte: Weil dort lauter Prolos sitzen, die z.B. nicht einmal wissen, wann Haydns Abschiedssymphonie tatsächlich aus ist :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: Wem sie wohl den ganzen Klunker geklaut haben, mit dem sie vortäuschen, zur "bürgerlichen Welt" zu gehören??? :pfeif: Auch das ach so erlauchte Publikum der Salzburger Festspiele zeichnete sich (zumindest zu "meiner Zeit", also zwischen 1973-92) in erster Linie dadurch aus, dass es ständig an den falschen Stellen klatschte und dafür zum Ausgleich hinterher fast gar nicht, weil ja schon das noble Galadinner wartete und man möglichst schnell von dannen eilen wollte.
    Mit deinem zweiten Statement bestätigst du exakt meine obige Theorie, dass es vielen eben NICHT um die Musik geht, sondern nur um das lächerliche Spielchen des Sehen-und-Gesehen-Werdens, um einen Rahmen, in dem die Pfaue ihre Räder schlagen können, weil sie das für ihr armes Ego offensichtlich brauchen. Frag bitte einmal die Künstler, welches Publikum ihnen lieber ist, enthusiastische Musikliebhaber in Jeans oder blasierte Smokingträger. Aber klar: Die heutigen Sänger sind ja auch alle Prolos, welche die hehre Kunst profanieren. :wacky:
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    oder das KH in Jeans betreten (für mich abstossend)


    Als (Musik-)Student habe ich etliche Male das Konzerthaus und auch den Musikverein in Jeans betreten, solange man da nicht mit schmutziger oder zerfetzter Kleidung oder in der Badehose hingeht, sehe ich da kein Problem.


    Gruss


    Syrinx :hello:



  • Die hier beschriebenen Menschen erkenne ich wieder, würde sie aber nicht als "Prolos" bezeichnen. Prolos sind IMO jene, die gewissen Unarten an den Tag legen, das können aber auch Alteingesessene sein.


    Zum Applaudieren zwischen den Sätzen: Grundsätzlich nein, außer es wird eine Jahrhundertleistung vollbracht (wobei sich da kaum einer trauen wird anzufangen). Diejenigen, die es tun, kann man in jene einteilen, die es nicht besser wissen, weil Neulinge oder diejenigen, die es tun weil sie auffallen wollen. Letztere lehne ich auch ab.
    Noch weniger ausstehen kann ich jedoch die Konzertbesucher, die mitten im Applaus nach dem Konzert, wie die Lemminge zur Gardorbe stürmen. Ich kenne kein Konzerthaus, wo man länger als ein paar Minuten anstehen muss. Und Mäntel die nach den ersten 5 Minuten noch da sind, werden auch nicht verbrannt. :D Ebenso unterträglich sind Leute, die grundsätzlich in den Schlussakkord wie die Bescheuerten reinpatschen, um ihren großartige Musikkenntnis zu demonstieren. Sowohl bei das frühe Gehen als auch das Reinapplaudieren sind für mich Missachtungen der Künstler. Das sind die ecten "Prolos".


    Die Kleiderfrage ist wohl eine Glaubensfrage. Auf Stehplätzen ist man außer vielleicht beim Neujahrskonzert eher fehl am Platze, wenn man im Anzug erscheint. Auf Sitzplätzen ist, das so eine Sache. Logistische Probleme zwingen mich beispielsweise kommenden Donnerstag ohne Anzug in ein Konzert im KH zu gehen. Da es jedoch eine Jeunesse-Veranstaltung ist (also FÜR JUGENDLICHE) bei denen es oft etwas ungezwungener zugeht, meine ich, dass ich dort auch im Eleganten Pullover und einer eleganten Hose auftauchen kann. Und lieber im schönen Pulli und Jeans, als im verknitterten Anzug mit schlecht gebundener Krawatte (leider oft genug zu sehen).


    Fehlende Abendgarderobe wird mich nie vom Konzertbesuch abhalten. Mir ist jeder Jeanträger, der das Konzert genießt und sich dafür begeistert lieber, als die Anzug/Cocktail-Kleid-Fraktion, die die Musik als Hintergrund nutzt um seinen Gedanken nachzuhängen (oder auch Sätze wie "Was wird eigentlich heute gespielt? Schumann? Fesch!" von sich gibt, während das Orchester das Podium betritt).



    Im Theater ist der Dresscode z.B. wesentlich lockerer. Im Burgtheater oder im Akademietheater (bitte jetzt keine Polemik gegen diese beiden Bühnen) ist das Verhältnis oft sogar fast 50:50. Das hat sicher mit dem niedrigeren Altersdurchschnitt zu tun und ist auch ein Vorgeschmack wie sich das Bild in den Konzerthäusern in den kommenden Jahrzehnten wandeln wird.


    So jetzt sind wir heillos OT, aber was solls.


    LG
    Georg

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Die Redewendung "Kleider machen Leute" gilt heute meist nur noch im akkusativen Gebrauch des Wortes Kleider und nicht des Wortes Leute.


    Es gibt so viel neureiche Prolos, die mit Armani-Anzug etc. ihr Geltungsbedürfnis unter Beweis stellen müssen und die nach Society dürsten. Ihnen fehlt sowohl Kultiviertheit als auch Wissen - da ist mir (wenn es nicht zur Regel wird) ein Musikliebhaber mit einer schicken Jeans (wenn sie gut ist, sieht man nicht mal sonderlich, daß es eine Jeans ist) tausendmal lieber.


    Ich bin kein Society-Verächter, ich finde manchmal sogar Gefallen an den eitlen Nichtigkeiten und Wichtigtuereien. Aber wenn ich ins Konzert gehe, dann um Musik zu hören.


    :hello:
    Wulf

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich sehe in erster Linie ein Luxusgut vor mir, welches der Adel und das Bürgertum stets für sich reservierten.


    Wir schreiben das Jahr 2009, ich BIN Teil des heutigen Bürgertums und habe vor drei Generationen gar verarmten niederländischen Adel im Stambuch. Dennoch lande ich ab und an tatsächlich mit Jeans (gewaschen und gebügelt) im Konzert.


    Gerade erst unlängst: Es gab die "Carmen". In der Pause flanierte ich in meinem Aufzug durchs Foyer, verfolgte das Gespräch einiger junger, schätzungsweise 18-jähriger Opernbesucher. Deren Outfit würde ich als sportlich bezeichnen, gemessen an ihren Schlabberhosen und Turnschuhen. Und was machten diese Bengel? Diskutierten heftig über die ersten beiden Akte Bizets, stellten sich gegenseitig Fragen über die Figuren und die Musik, waren kurzum also voll bei der Sache.


    Kurz dahinter stand Gieslinde B. (nennen wir sie mal so) in feinem Chic und flötete ihrem Begleiter zu, dass Sigrun H. in nicht ganz so geschmackvollem Chic erschienen sei.


    Dreimal darf geraten werden, mit wem ich lieber einen Pausenschwatz gehalten hätte...


    Die Inszenierung war gut, hatte aber ihre Schwächen, wie die jungen Besucher messerscharf bemerkt hatten. Ob Gieslinde B. eine Meinung zur Aufführung hatte, ist nicht überliefert...


    LG
    B.

  • Ob Opernaufführung oder Konzert, so ist das für mich persönlich eine Verpflichtung, dementsprechend gekleidet dort zu erscheinen!
    Das soll nicht heissen, dass ich jedem Opern/KonzertbesucherIn eine Kleiderordnung aufoktroieren möchte, doch wenn jemand in all zu lässiger Garderobe erscheint, dann stört es mich schon.
    Neuling war auch ich einmal, allerdings war ich mir bez. der Kleidung dessen bewußt, denn Klassik ist und bleibt für mein Empfinden immer auch ein "festlicher Anlass"! Dazu bedarf es jedoch nicht unbedingt teurer Designerkleidung, aber knitterigen Schlabberlook halte ich für ebenso unangebracht, und das hat nichts mit elitär zu tun.


    Mit lieben Grüßen,
    Diotima. :hello:

  • Irgendwo hatten wir doch dieses Thema schon????? ?(


    Ich denke, man kann in jedem Aufzug ein leidenschaftlciher Musik um der Musik willen Konzertbesucher sein!
    Diskriminierungen sowohl nach der einen als auch der anderen Seite finde ich ziemlcih borniert.


    Ich ziehe mich selbst sehr gerne schön an und betrachte Konzerte als sehr guten Anlass dafür, weil eine solche Vorbereitung mein Gefühl der festlichen Sache unterstreicht, aber ich würde es mir verbitten, deswegen als oberflächliche Schicki-Micki Hörerin bezeichent zu werden.
    Genausowenig würde ich aber auf Jemanden im Schlabberlook (Jeans sind m.E. bereits lange gesellschaftfähig) herabsehen sondern mich eher freuen, dass er/sie den Weg ins Konzert gefunden hat.
    Schliesslich handelt es sich dabei nicht in jedem Fall um eine Protesthaltung gegen bürgerlches Denken(und selbst wenn- wer das SO ausleben möchte oder muss- bitte sehr!) sondern durchaus auch um Mangel an finanziellen Mittel, sich entsprechende Outfits zu leisten.
    Beidseitige Toleranz wäre da vielleicht nciht das Schlechteste.


    F.Q.

  • Zitat

    Original von georgius1988
    Zum Applaudieren zwischen den Sätzen: Grundsätzlich nein, außer es wird eine Jahrhundertleistung vollbracht (wobei sich da kaum einer trauen wird anzufangen). Diejenigen, die es tun, kann man in jene einteilen, die es nicht besser wissen, weil Neulinge oder diejenigen, die es tun weil sie auffallen wollen. Letztere lehne ich auch ab.


    Hmmmmmm... grundsätzlich schon... was ist mit jenen, die es aus Überzeugung tun?


    Applaus während des Konzertes


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Irgendwo hatten wir doch dieses Thema schon????? ?(


    Gut erinnert:


    Konzerte und Bekleidungsvorschriften


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich hab zwar einen schwarzen Anzug für die Fälle, wo ich selbst auftrete, aber ins Konzerte gehe ich immer mit Sweatshirt/Hemd und Jeans. Ich wüsste nicht, was daran verwerflich sein soll. Schließlich soll man ja auf die Bühne gucken und nicht auf seinen Nachbarn.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould


  • Der Dame dürfte ich mal im Akademietheater begegnet sein (Jelinek, Das Werk). Vor mir bei der Garderobe: betretenes Schweigen, dann "Na aber einmalig hams gespielt", was Sigrun H. mit "ganz glass" bestätigt hat. :stumm:

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Meine Lieben,


    In einer Oper oder einem Konzertsaal, der aus alter Zeit stammt, in der auch das Auditorium Teil des Gesamtkunstwerks war, wünsche ich mir auch von den Zuschauern, daß sie dies bezüglich ihrer Kleidung bedenken (Ausnahmen aus triftigen und verständlichen Gründen kann man selbstverständlich tolerieren).
    In modernerem oder anderem Ambiente kann man es selbstverständlich freier nehmen. Als konservativer alter Herr trachte ich aber, auch durch mein Äußeres den Künstlern gegenüber auszudrücken, daß der Anlaß für mich ein besonderer ist und ich Achtung empfinde, d.h. aber nicht, daß ich im Freiluftkonzert unbedingt im schwarzen Anzug erscheinen muß.


    LG


    Waldi

  • So gerät die PR der klassischen Musik zur Nabel- und Modenschau des Publikums.
    Ob Walter das gemeint hat?


    Was ist mit Turandot in der Verbotenen Stadt, Mahler II in Massada, Bach vor der Mauer oder Elgar im Hyde Park?


    Wo wird Klassik außerhalb der angedachten Wände zum Ereignis, wo zum Gag?



    audiamus



    .


  • Liebe Fairy,
    natürlich wollte ich niemanden diskriminieren - tut mir Leid, falls das so rübergekommen ist. Jeder soll die Kleidung tragen, in der er sich wohl fühlt, das ist doch selbstverständlich, ich wehre mich nur gegen den "Verkleidungszwang". Für mich wäre große Abendrobe eindeutig Verkleidung, ich investiere mein nicht eben üppig vorhandenes Geld lieber in Dinge, die mir wichtig sind, als in Klamotten, die ich außerhalb der Oper sicher nie tragen würde. Für mich ist ein Opern-oder Konzertbesuch ein wunderschönes, mein Herz berührendes Erlebnis, aber ganz sicher kein festlicher Anlass, und der Zweck meines Erscheinens dort besteht für mich bestimmt nicht darin, als ästhetisches Objekt für meine Sitznachbarn zu fungieren. Wir Rappy so richtig sagt: Das Schauspiel findet auf der Bühne statt, nicht im Zuschauerraum!! Selbstverständlich betrachte ich eine Frau in Abendkleid nicht automatisch als oberflächliche Tussie, aber wenn jemand allen Ernstes erklärt - und das war der Ausgangspunkt dieses OTs - er würde lieber auf einen tollen Konzertabend verzichten anstatt in unpassendem Outfit dort aufzukreuzen, dann fällt es mir wirklich schwer daran zu glauben, dass es sich dabei um einen Musikliebhaber handelt. Um nichts anderes geht es mir.
    lg Severina :hello:

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Nun versuche ich das Thema wieder auf Kurs zu bringen - notabene, da ich selbst für die Kursabweichung mitverantwortlich zeichne:


    Wie viel PR verträgt die Klassische Musik ?


    Ich meine es ist hier nicht eine Frage des WIEVIEL sondern des WIE überhaupt.


    Es gibt ja verschiedene Techniken des Marketing.


    Heute versucht man zumeist duch Dumpingpreis und Nivellierung auf ein allgemein zugängliches Niveau (hab ich das nicht schön und euphemistisch formuliert ?)ein Produkt (und auch die klassische Musik kann man, so man will, als solches betrachten) en masse zu vermarkten.
    Das gelingt bei manchen Dingen besser, bei manchen weniger....


    Eine alternative Methode ist (und war schon immer) ein Produkt als elitär anzupreisen - nur für ausgewählte Menschen.
    Auch diese Methode stösst (naturgemäß) an ihre Grenzen, schon von den Stückzahlen her. Sie ist aber in der Lage die gesamte Gesellschaft auf eine Sache aufmerksam zu machen - selbst wenn großen Teilen dieser Gesellschaft der Zugang zu diesem Produkt verwehrt bleibt.


    Im Klassikbereich waren beispielsweise Premieren an der Wiener Staatsoper oder bei den Salzburger Festspielen, ebenso wie in Bayreuth zu nennen. Man mag zu solchen Ereignissen stehen wie man will - sie zählen zu den Flaggschiffen der Klassischen Musik und sind daher unverzichtbar.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von severina
    Wie Rappy so richtig sagt: Das Schauspiel findet auf der Bühne statt, nicht im Zuschauerraum!! .


    Jetzt höre ich aber Richard Wagner im Sarg rotieren und die anderen Opernschöpfer des 19.Jahrhunderts dazu! Bitte immer auch die Entstehungszeit bedenken. Was für die eine Epoche richtig ist, bedeutet bei einer anderen das Gegenteil. :hello:


    LG


    Waldi


  • Lieber Waldi,
    nun besuche ich die Oper aber anno 2009, obwohl es sicher ganz spannend wäre, sich einmal 100 oder mehr Jahre zurückbeamen zu lassen. Für uns (oder zumindest mich) stehen sicher andere Aspekte im Vordergrund als für die Besucher einer Verdi-Uraufführung. Wenn du also das Ambiente der Entstehungszeit als maßgeblich betrachtest, dürftest du dich auch nicht über essende, trinkende oder munter plaudernde Sitznachbarn echauffieren, weil das zu Verdis Zeiten ja auch gang und gäbe war. Aber so viel historical correctness soll's dann doch nicht sein, oder? ;) :D
    lg Severina :hello:

  • "Simone Young: Über ein Aufmerksamkeitsdefizit in der Stadt brauchte Simone Young noch nie zu klagen. Doch in diesem Jahr setzt sie ihrer Präsenz die (vorläufige) Krone auf: vom Turm des Michels aus will sie am 2. März Brahms Zweite Sinfonie dirigieren. Ihr Philharmonisches Staatsorchester sitzt auf die ganze Stadt verteilt vor den Pulten."



    Ähem, hier liegt ein Mißverständnis vor. Es handelt sich mitnichten um eine PR-Aktion, sonderm um eine Huldigungsmusik anläßlich meines 43. Geburtstages am 2. März 2009 :yes:


    Zeitgleich werden zu Ehren Cassiodors Sir Simon Rattle und Christian Thielemann die Kuppel des Berliner Doms bzw. den Turm der Frauenkirche erklimmen, um von dort aus die Berliner bzw. Münchener Philharmoniker zu dirigieren. Thielemann dirigiert Bruckners 9. und Rattle gibt die Erotica. Riccardo Muti und Valeri Gergiev streiten noch darum, wer an diesem Tag auf den Wiener Stephansdom klettern und von dort aus Mahlers 8. leiten darf :beatnik:


  • Was daran schlecht sein soll, den Preise zu senken (von Dumpingpreisen kann man ja nun nicht sprechen), leuchtet mir nicht ein. Nur weil die Karte plötzlich nur mehr 15 statt 50 € kostet, werden jetzt trotzdem nicht die ungebildeten Horden einfallen, die glauben die Kleine Nachtmusik ist von Nokia komponiert worden.
    Und wie soll man ein klassisches Konzertprogramm auf ein allgemein zugängliches Niveau herunterbringen? Dauernd Beethoven, Schumann und Brahms? Das ist jetzt sowieso schon der Fall, allerdings nicht um irgendwelche Gelüste von Neulingen zu befriedigen, sondern um dem jetzigen Klassikpublikum, die Konzerte schmackhaft zu machen.


    Ich stoße mich zudem an der Forumulierung nur für ausgewählte Menschen. Was heißt das? Wer wählt die aus? Sollen nur die Frau Hofrat und der Herr Professor in die Staatsoper dürfen? Nur damit die Klassik die Aura des Besonderen behält?


    Seien wir mal ehrlich: Klassische Musik wird niemals ein Massenprodukt wie Sportveranstaltungen werden und immer etwas besonderes sein. Von daher kann man doch gerne die Preise senken oder Neulingen den Einstieg mit speziellen Programmen erleichtern. Dadurch werden trotzdem keine Fußballhorden einfallen, aber eine vielfältigeres Publikum sollte schon drin sein (auch im Interesse der Konzertveranstalter).



    Premieren in Bayreuth oder Salzburg sind nur dafür gut den Leuten zu zeigen, dass Klassik nur etwas für die Schönen und Reichen ist. Eine Welt in die man selber nicht passt. Wer das fördern will, erhält zwar den Sonderstatus der Klassik, ist aber gleichzeitig der Totengräber der lebendigen Klassikszene. Nur das was elitär ist zu vermarkten wäre deren Tod. Vom STOP-Salzburg-Bayreuth-Premierenpublikum alleine hätten beispielsweise die HIP-Ensembles nie leben können.



    LG
    Georg

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Interviebanner 1 Gelbe Rose