Referenzen ab 2000

  • Liebe Forianer


    Wenn man die Einkäufe, aber auch die Hörgewohnheiten anschaut, so sind wir alle ein wenig rückwärtsgewandt, na ja ich vielleicht besonders. Daher habe ich mir einen Thread ausgedacht, der klären soll, welche Aufnahmen - ob Vokal oder instrumental ist egal, - ab 2000 erschienen sind die man als masstäblich bezeichnen kan (ich habe das Wort iReferenzen im Titel gebraucht, aber sooo streng ist das auch wieder nicht.)


    Jeder Mitspieler sollte 3, maximal aber 5 hervorragende Aufanhmen nennen, die mit den "großen der Vergangenheit" keinen Vergleich zu scheuen brauchen.


    Die Aufnahmen dürfen keine Wiederveröffentlichungen sein.


    Begründungen für Eure Wahl wären toll, sind aber keine Bedingung,


    Viel Spaß beim Tüfteln



    Vielleich gibts Kaufanregungen dabei.



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Harnoncourt als Strauß-Dirigent: Der beste seit Carlos Kleiber



    ein Beispiel für Gardiners phantsatische "frühe Spätphase". Egal ob Schubert oder Elgar oder vieles andere mit den Wiener Philharmonikern, sein Bachzyklus aus dem Jahr 2000, sein Berlioz in 2001 oder vieles vieles andere: Gardiner ist zu einem zeitlos überzeugenden unaufgeregten Stil gelangt.



    Auch wenn nicht alle Kritiker einghellig gejubelt haben: Die Darbietung der Schubertlieder mit Quasthoff/Abbado ist endgültig die Stabübergabe von Fischer-Dieskau an die (über-)nächste Generation.


    So, die weiteren zwei Aufnahmen spare ich mir auf, um nochmal drüber schlafeb zu können.

  • Hallo Alfred und Taminoaner,


    ein wirklich interessantes Thema, durch das man hier einige lohnende Neuaufnahmen kennen lernen wird.
    Aber es ist nicht einfach hier Aufnahmen der letzten Jahre zu finden, die gegen die großen alten Diriigenten standhalten können.
    Ich behaupte nun mal eiskalt: Die wirklich Großen sind derzeit einfach nicht da !


    :) Hier meine Referenzwürdigen Aufnahmen ab 2000:


    1.) Barber: Klavierkonzert op. 38
    +Die Natali op. 37; Medea's Meditation and
    Dance of Vengeance op. 29A; Commando March
    Steven Prutsman, Royal Scottish National
    Orchestra, Alsop
    Aufnahme: 2000 - 2002


    2.) Barber: Cellokonzert op. 22
    +Medea-Suite op. 23;Adagio for Strings
    Warner, Royal Scottish National Orchestra, Alsop
    Aufnahme: 2000



    Die Dirigentin Marin Alsop hat in den letzten Jahren einige maßstabsetzende Aufnahmen von amerikanischen Orchesterwerken auf NAXOS aufgenommen, eine gelungene Bereicherung auf dem CD-Markt.
    Die Barber-Sinfonien Nr.1+2 mit Alsop aud Naxos können hier nicht aufgeführt werden, da die Aufnahme von 1998 ist, gehören aber der Vollständigkeit halber erwähnt.
    Das Barber-Klavierkonzert habe ich mit dem Pianisten James Browning, der die Komposition zusammen mit Barber stark geprägt hat( ich weiß jetzt nicht ob es ihm sogar gewidtmet ist) mit Slatkin auf RCA. Die Aufnahme obwohl DDD klingt mulmig und reißt überhaupt nicht mit - die Naxos-Aufnahme mit Prutsmann ist einfach ungleich besser, reist einen mit und klanglich hervorragend.


    3.) Barber:
    Violinkonzert op. 14
    + Souvenirs op. 28;Streicherserenade op. 1;
    Music for a Scene from Shelley
    Buswell, Royal Scottish Orchestra, Alsop
    Aufnahme: 2001

    Auch wenn die Solisten, bei den drei Solokonzerten mal keine bekanneten Namen haben ist hier eine tolle Interpretation entstanden.


    4.) Leonard Bernstein:
    Chichester Psalms+On the Waterfront-Suite;
    3 Tanzepisoden aus "On the Town"
    Bournemouth SO, Alsop
    Aufnahme: 2003



    Als absoluter Fan der Werke von Leonard Bernstein muß ich diese Aufnahme erwähnen, die Bernstein´s eigener Aufnahme der Werke nicht nachsteht.


    5.) Leonard Bernstein:
    Symphonie Nr. 2 "The Age of Anxiety"
    +Candide-Overture;Symphonische Tänze aus West Side Story
    Steuerman, Florida PO, Judd
    Aufnahme: 2001

    Ein weiterer Naxos-Dirigent ist James Judd, der sich auch den amerikanischen Orchesterwerke verschrieben hat. Ebenfalls Aufnahmen, die Bernstein-like sind.


    ?( Wie man sieht sind hier Werke der amerikanischen Klassik des 20.Jahrhunderts als referenzwürdige Neuaufnahmen aufgeführt worden. Von großen europäischen Meistern des 19. oder 20.Jahrhunderts sind mir keine Glanzneuaufnahmen eingefallen.
    Woran das wohl liegt ??? Wo sind die Dirigenten geblieben ???


    ((Jetzt kommt mir bitte keiner und erzählt mir was von Simon Rattle :stumm: ))

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,
    ich finde, das folgende Werk zeigt durch die aktuell verfügbaren technischen Möglichkeiten sehr gut, daß es möglich ist, die Qualität gegenüber früher zu steigern:


    Bach, Johann Sebastian (1685-1750)
    Matthäus-Passion BWV 244
    Ennoch zu Guttenberg


    als DVD-Audio:


    mit vielen Grüßen
    J.

  • Hallo,


    die Einschränkungen, die der große Administrator uns hier auferlegt hat, haben mir gewisse Schwierigkeiten beschert, aber ich habe es dennoch versucht.


    Zunächst einmal steht bei mir diese Aufnahme ganz vorne:



    Über diese Einspielung ist im Forum schon soviel Gutes gesagt worden, daß ich mir die nähere Begründung sparen kann. Jacobs Aufnahme setzt sich mit an die Spitze eines ohnehin dichten Feldes an hervorragenden Aufnahmen dieser Oper.


    Dann gehört auch diese Aufnahme für mich zu den neuen "Referenzen":



    Gegenüber der alten Davis-Aufnahme (Philips) verfügt diese über das bessere Orchester. Davis dirigiert zudem konzentrierter und spannungsreicher. Das Ensemble ist ebenfalls ausgeglichener mit Petra Lang (Cassandre) an der Spitze. Heppner und de Young vermögen die Erinnerung an Vickers und Veasey allerdings nicht auszulöschen.


    Bei der nächsten CD habe ich etwas geschummelt (sie ist 1999 erschienen), sie gehört für mich aber einfach dazu:



    Die Antithese zu der Szell-Aufnahme mit Schwarzkopf/FiDi. Wurde dort die Künstlichkeit betont, ist es hier eine eher zurückhaltende Natürlichkeit, die den Stil der Aufnahme bestimmt. Besonders stark: Quasthoff in "Revelge" und "Tamboursg´sell".


    Dann noch eine DVD in für mich exotischem Repertoire:



    Ich hatte diesen Pariser Mitschnitt zuerst auf 3sat gesehen und war gar nicht mehr vom Fernseher weggekommen, so begeistert war ich. Eine Barockoper, die szenisch nicht in verstaubter Schönheit erstirbt, sondern witzig und modern, dabei immer passend und geschmackvoll daherkommt. Dazu noch hervorragende schauspielerische und gesangliche Leistungen der Sänger und des Chores. Bravo!



    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Zu meinen amerikanischen Orchesterwerken muß ich diese Aufnahme noch "nachschieben", denn ich habe gerade erst gesehen das diese aus dem Jahre2001 stammt:


    Prokofieff: Romeo und Julia-Gesamtaufnahme der
    Ballettmusik op. 46a
    Royal PO, Ashkenazy auf DECCA Doppel-CD
    Aufnahme: 2001



    Nach den zusammengestellten großen Orchestersuiten-Aufnahmen von Erich Leindorf/Boston SO (RCA-LP), nach der TOP-Solti-Fassung mit dem CSO (Decca-CD) und der Ozawa/Boston SO-Gesamtaufnahme habe ich mir 2004 diese hervorragende Ballettaufnahme mit Ashkenazy zugelegt, die alles bisher dagewesene sprengt.
    Auch eine wichtige Neuaufnahme mit referenzwürdigem Status mit dem hervorragenden Dirigenten Vladimir Ashkenazy, der schon vorher bei der Cinderella-Gesamtaufnahme gezeigt hat :jubel: "wo die Glocken hängen".

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    ich fange mal behutsam mit einer Aufnahme an,
    die aber für mich absoluten Referenzwert hat:



    Edward Elgar: Violinkonzert h-Moll, op. 61 + Vaughan Williams: The Lark Ascending
    Hilary Hahn, Violine
    London SO, Davis
    DGG (erschienen 2003)




    Gruß, Peter.

  • Hallo,


    als meine Referenzaufnahme 2000 die DVD von J.E.Gardiner, Weihnachtsoratorium von J.S.Bach:



    Wie von mir rezensiert:


    Die im Dezember 1999 in der Herderkirche in Weimar als Startort für die Pilgrimage des englischen Dirigenten John Eliot Gardiner mit dem Monteverdi Chor
    und dem Englischen Barockorchester zum Bachjahr 2000 aufgeführte Weihnachtsoratorium von J.S.Bach gelang in beeindruckender Weise.
    Der Monteverdi Chor, das Engl.Barockorchester sowie die Solisten
    beeindrucken durch ein hohes Können unter dem Dirigat von J.E. Gardiner. Hervorheben möchte ich die anschließende Dokumentation über die J.E.Gardiners Bach Cantata Pilgrimage und Bachs Wirkungsstätten in Sachsen und Thüringen.



    Als eine weitere nennenswerte DVD-Einspielung aus diesem Jahr von Vokalmusik:
    Himmelfahrtsoratorium von J.S. Bach durch Sigiswald Kuijken und La Petite Bande



    aufgenommen zum Bachjahr 2004 in der Nicolaikirche in Leipzig.
    sie wurde von mir im DVD-Thread wie folgt rezensiert:


    Trotz kleiner Schwächen, wie oben erwähnt, ein absoluter Hör- und Sehgenuss aufgrund der Interpretation und der barocken Klangpracht sowie seiner hervorragenden Wiedergabe, unbedingt als eine Spitzeneinspielung anzusehen.
    Wo bleiben die deutschen Interpreten mit ihren Orchestern und Sängern, meiner Ansicht nach nur noch 2. Wahl, das Ausland hat uns leider den Rang abgelaufen......


    und als eine weitere CD-Einspielung aus dem Jahr 2002 mit Orgelwerke und
    Transskriptionen von Wolfgang Amadeus Mozart:



    Wie in dem Orgelthread
    Mozart verhinderter Orgelkomponist?
    von mir zitiert:
    In der neuen Metzler-Orgel (gebaut 1998 durch Metzler-Orgelbau, Dietikon/Schweiz) der Pfarrkirche Hopfgarten/Tirol fand sich ein ideales Instrument
    um die Klangästhetik österreichischer Orgeln des Spätbarock mit Erweiterungen insbesondere des
    Silbermann'schen Orgelbaustils und dazu einigen Stimmen des frühen romantischen Orgelbaus -
    vorfinden zu können -....
    der Organist Martin Sander erfüllt mit dieser Einspielung alle Voraussetzungen, die man von einem grossen Organistenunserer Zeit erwarten kann...


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Ich tu' mich generell mit "Referenzen" immer recht schwer, da man verschiedensten Werken stark divergierende Blickwinkel abringen kann, die gleicher Maßen faszinierend sind.


    Deswegen, nicht ganz "Referenz", aber imo die beste Aufnahme seit 30 Jahren dieses Werkes:




    Die Sängerbesetzung für heutige Verhältnisse herausragend: René Pape (Landgraf Hermann) und vor allen Peter Seiffert in der Titelpartie brauchen keine Konkurrenz in der (mir bekannten) archivierten Geschichte dieser Oper zu scheuen.
    Waltraud Meier als Venus beherrscht die Partie stimmlich, kommt in der Intensität aber nicht an Christa Ludwig heran, Thomas Hampsons Vortrag als Wolfram erscheint mir zu reserviert und Jane Eaglen als Elisabeth kämpft hier und dort mit "schweres Deutsch" ;) , ist aber auch der Rolle stimmlich gewachsen.


    Barenboim, der die Dresdner Fassung mit der Pariser (2. Szene, 1. Akt) vermischt, treibt die Staatskapelle Berlin zu Höchstleitungen in Transparenz und Schönklang, ohne allerdings Soltis "Drive", Vorwärtsdrang ganz zu erreichen.


    Da auch die Chorstellen herausragend gut gelangen, ist die Aufnahme uneingeschränkt zu empfehlen. Und das ist -immerhin- fast Referenz ;) .

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo


    Vielleicht sollte ich mal den Begriff "Referenzen" so darstellen, wie ich ihn benutze:


    Eien Referenzaufnahme muß aus meiner Sicht, nicht, wie das oft getan wird, als die einzig seelihmachende betrachtet werden, sonder es ist eine Aufnahme ganz vorne an der Spitze, die jederzeiz zum Vergleich herangezogen werden kann. So meine ich, kann es von einem Werk durchaus m e h r e r e Referenzen geben. Einen Anspruch "Die BESTE" Aufnahme zu sein, würde ich kaum je einer zugestehen.




    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Für mich ist der H.Kupfer "Ring" 2004 aus dem Liceu in Barcelona, der im Moment Oper für Oper bei Opusarte auf DVD erscheint, eine neue "Referenz"! Es ist die Weiterentwicklung seines Bayreuther Ringes - das heisst für mich, noch mehr Tiefgang, keine Kinderkrankheiten mehr etc.
    Ich habe erst "Das Rheingold" in meinem Regal, weil die anderen mit Verspätung im Handel eintreffen. Das "Rheingold" macht aber bereits einen fantastischen Eindruck und ich kann es kaum erwarten bis ich mich endlich durch meinen Liebling "Die Walküre" wühlen darf. Wenn ich mehr über diesen Ring zu berichten weiss, melde ich mich wieder!



    Götterdämmerung erscheint erst im Juni


    Oder auch endlich ein Parsifal, der eine gute Alternative zum Met/Levine "Parsifal" ist, auf DVD von Baden-Badener Festspielen 2004, Kent Nagano dirigiert das Deutsche Sinfonieorchester Berlin; mit Matti Salminen, Waltraut Meier! u.a.

    alle DVD's mit Stereo oder dts


    Opusarte hat es sich auf die Flagge geschrieben, nur beste Qualität präsentieren zu wollen und so sind (in Hinblick auf neue DVD Tonträger) alle ihre Neu-Erscheinungen auf technisch höchstem Stand.


    Gruss Christoph

    Über Geschmack kann man - aber muss man nicht streiten!

  • Hier muss, so denke ich, unbedingt gewürdigt werden, was der französische Dirigent Marc Minkowski für Jacques Offenbach leistet. Ich erinnere mich gut an eine elektrisierende Radioübertragung von Offenbachs oft gequältem "Orphée aux enfers" (Orpheus in der Unterwelt), die mich baff zurückliess. Als 1998 die CD-Aufnahme erschien, war ich sicher einer der ersten Käufer ;)



    Hier ist eine Crew von exzellenten Sängern versammelt, justament für dieses Repertoire. Laurent Naouris prachtvoller Bariton als Jupiter, Patricia Petibons angenehm leichter Sopran als Cupidon, Etienne Lescroarts lockerer Tenor als Merkur: Die Krone gebührt so gut wie jedem Sänger dieser Produktion. Aber vorweg genannt werden muss natürlich die umwerfende Natalie Dessay als Euridice, die mit einer Erotik in der Stimme zu Werke gehen kann wie kaum eine Kollegin heutzutage. Dann die wunderbare, abgrundtiefe Ewa Podles in der Alt-Rolle der "Opinion publique", der "Öffentlichen Meinung" also, die in ihren Couplets des ersten Aktes über sich hinauswächst. Und dann das Duell der beiden Tenöre: Einerseits Yann Beuron als gutgläubiger, aber doch entschiedener Orphée und der ungeheuerlich begabte Jean Paul Fouchécourt als Aristée/Pluton - wie er schon in seinem Auftritts-Chanson alle Grenzen der Tenorstimme zu sprengen versteht und mit wunderbarem Kopfregister agiert, das muss man gehört haben. Minkowski leitet eine hellwache, pointierte und absolut knackige Aufnahme von Offenbachs Partitur (Urfassung von 1858, um einige unvermeidliche Hits der "opéra féerie" von 1874 ergänzt), das Orchestre National de L'Opéra Lyon und das Orchestre de Chambre de Grenobles folgen ihm mit hellwachem, sauberem Spiel - einen solchen Offenbach hat es noch nicht einmal in der legendären Einspielung unter Leibowitz gegeben. Nicht geringen Anteil am Erfolg der Einspielung hat auch der Regisseur Laurent Pelly, der nicht nur die Bühne in besagter Lyoner Produktion betreute, sondern auch die Dialogregie für die vorliegende Einspielung übernahm. Wie er aus dem Sängerensemble ein Komödiantenensemble ersten Ranges formen kann, ist einzigartig (freilich muss man Französisch können, um die Finessen der auch von Pelly eingerichteten Dialoge vollständig zu verstehen).


    Das allein wäre spektakulär genug gewesen, aber dem Team Minkowski/Pelly gelang es, an diesen Erfolg nahtlos anzuknüpfen und im Jahre 2000 (jetzt befinden wir uns streng genommen erst im Bereich dieses Threads) am Theatre du Chatelet in Paris eine Version von Offenbachs "La belle Hélène" ("Die schöne Helena") auf die Bühne zu bringen und (live) aufzunehmen, die sich genauso sehen lassen kann. Minkowski bemüht diesmal ausschliesslich sein eigenes Orchester, die "Musiciens du Louvre", die auf Originalinstrumenten zugange sind. Wie im "Orphée" ein ungemein knackiger, direkter Offenbach von fast Weill'schen Qualitäten. Da wird nichts sentimentalisiert, Offenbache beissende Gesellschaftskritik wird auch heute noch rein musikalisch hörbar. Die Sängerbesetzung: wiederum formidabel. Man versteht schlichtweg das Gejammere nicht, es gebe heute keine Sänger mehr. Laurent Naouri ist ein wunderhübsch aufgeblasener Agamemnon, trefflich assistiert von den anderen Königen Erich Huchet (Achille), Alain Gabrien (Ajax I) und Laurent Alvaro (Ajax II). Marie-Ange Todorovitch ist ein gewitzter Orest. Yann Beuron ist als Páris ganz in seinem Element und verströmt schon in der Erzählung der Paris-Legende puren Wohlklang (die letzte Strophe atemberaubend zurückgenommen!), Altmeister Francois Le Roux gibt einen rauhstimmigen, aber authentischen Calchas, der von zuvielen Blumen zum Opfer ebenso überfordert ist wie von der Menge der Könige, die in diesem Stück auftritt und dennoch irgendwie die Fäden in der Hand behält. Michel Sénéchal ist der jammernde König Ménélas, der schon bessere Zeiten gesehen hat - und über allem Felicity Lott als Héléne, die bessere Tage nicht nur gesehen hat, sondern mit dem vokal imponierenden Páris geradezu herbeizitiert. Regisseur Pelly hat die Dialoge erneut etwas aufbereitet und sorgt für eine ungeheuer gespannte Wiedergabe (man muss wieder Französisch können, dann macht es doppelt Spass!). Man kann sich als Offenbach-Freund nicht mehr wünschen als das:



    Aber: die Erfolgsstory geht weiter! Im letzten Jahr haben Minkowski und Pelly wiederum im Pariser Chatelet "La grande Duchesse de Gerolstein" zur Aufführung gebracht und aufgenommen. Den Mitschnitt erwartet mit Spannung:


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Man sollte dabei nicht auf die DVD-Fassungen vergessen, die die Aufführungen doppelt genießen lassen!


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • So,
    ein alter Thread aber 3 der 5 Aufnahmen seit 2000 die ich als Referenz ansehe möchte ich doch mal posten. (2 halte ich mir als eiserne Reserve!)



    Yevgeny Sudbin: Eine der besten Aufnahmen der Scarlatti Sonaten die ich kenne und IMO die beste seit 2000.



    Dirigent, Orchester, Werke und Solistin einfach alles vom Feinsten!



    Unglaublich diese Kreisleriana

  • Lieber Giselher ,
    Dank für die Erwähnung der Neuaufnahme vonn "Les Troyens" .
    Ich habe es an anderer Stelle erwähnt : Jürgen Kesting hat diese Einspielung 2002 in der FAZ ausführlich besprochen und ist zu dem nach der Gesamtlektüre unlogischen Ergebnis gekommen , dass diese neue Aufnahme besser ist .
    Ich bin der umgekehrten Meinung .
    Ergebnis : Wer diese wundervolle Oper liebt , der muss einfach beide Aufnahmen mit dem grandiosen Sir Coli ( Davis ) haben .
    Bei Vickers und Veasey stimmen wir absolut überein .
    Einen schönen Abend !
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Lieber Alfred ,
    auf jeden Fall die Kammermusikaufnahmen mit Daniel Hope , Violine , und Simon Mulligan, Flügel .
    Dies ist in beiden Aufnahmen beste Kammermusik .
    Hier müsste selbst der gegenüber seinen komponierenden LLandsleuten neuerdings soo überkritische Norman Lebrecht (2005 ) selbst bei Finzis "Elegie" einverstanden sein müssen / können .
    Und natürlich Hilary hahns neue Aufnahmen . Sie beweisen , wie man völlig uneitel - auch live ! - herrlich musizieren kann : Mit inniger , beseelter Leidenschaft .
    Und Renaud Capucons Neue Aufnahme ( leider in einer Höchtpreisfassung ) . Capucon ist darüber hinauis mit seinen jungen Kollegen ein exzellenter Kammermusiker . Ich darf nachdrücklich darauf hinweisen , dass wir wirklich einen exzellenten Nachwuchs an Geigern haben !
    Dies wird viel zu wenig beachtet . Schade .
    Einen schönen Abend nach Wien
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna


    Und natürlich Hilary hahns neue Aufnahmen . Sie beweisen , wie man völlig uneitel - auch live ! - herrlich musizieren kann : Mit inniger , beseelter Leidenschaft .


    Ist mir etwas entgangen? Welche Live Aufnahmen von Hilary Hahn sind hier gemeint?



    Zitat


    Ich darf nachdrücklich darauf hinweisen , dass wir wirklich einen exzellenten Nachwuchs an Geigern haben !


    Danke für den Hinweis, aber das ist den Forumsmitglieder durchaus bekannt! Es gibt ja bereits einige Therad über die jungen Geigen bzw. sogar Teilweise Threads zu einzelen Geigern wie Repin oder Hahn.

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    L i v e ist hier natürlich als Gegensatz zu Studioproduktionen gemeint .
    Sorgsamer lesen !
    FGB


    Entschuldigung, aber ihr Text lautete:

    Zitat


    Und natürlich Hilary hahns neue Aufnahmen . Sie beweisen , wie man völlig uneitel - auch live ! - herrlich musizieren kann : Mit inniger , beseelter Leidenschaft .


    Das "sie" am Beginn des zweiten Satzes weißt diesen als Relativsatz zu dem davor stehenden Satz aus. Somit wurde er, wie geschrieben, bezugnehmend zu dem im ersten Satz genannten Aufnahmen verstanden.


    Somit stellte sich erst die Frage erst nach der entsprechenden Aufnahme!


    Sorgsamer schreiben bitte!

  • Da heute Martello den Neueinsteigen empfohlen hat, vorzugsweise Aufnahmen zu hören, die der heutigen Realität im Konzertsaal entsprechen, habe ich mich dieses Threads entsonnen und bringe ihn wieder nach vorne. Seit dem letzten Eitrag sind etliche Nutzer zu uns gestoßen


    Mit freundlichen Grüßen


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Monteverdi ist hier noch nicht genannt.


    Ab 2000 sehe ich hier zwei Referenzen. Und zwar zum 5. Madrigalbuch



    2000


    und zum 8. Madrigalbuch Rene Jacobs mit dem Concerto vocale (harmonia mundi 2002).




    Mit besten Grüssen


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Allgemein habe ich den Eindruck, dass sehr viele neue Einspielungen weniger bekannter Barock- oder älterer Musik hervorragend sind und oft ältere Konkurrenz, selbst wenn vorhanden, in den Schatten stellen. Da könnte man also sicher viel aus den letzten 5+ Jahren nennen, ich beschränke mich auf ein paar:


    Hagen Quartett, fast alles, was ich bisher von ihnen kenne, ist hervorragend, z.B.:



    Gielens Mahlerzyklus (zwar teils vor 2000 aufgenommen, aber erst seitdem veröffentlicht)



    Zwei Künstler, die ebenfalls regelmäßig hervorragende Sachen vorlegen (diese CDs sidn von '99):



    Die Vivaldi-Edition von opus111:



    oder auch :



    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo johannes,


    Gielens Mahler als Referenz zu bezeichnen, ist sehr ungewöhnlich, aber im Falle der 2. würde ich glattweg zustimmen.


    Man wirft Gielen oft vor, zu nüchtern und sachlich zu dirigieren, aber bei Mahlers 2., insbesondere im Schlußsatz, entdecke ich persönlich viel Gefühl und überall eine spielerische Präzision, die selten zu hören ist.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Absolut Spitze: Garridos Aufnahmen der Monteverdi-Opern:



    L'incoronazione di Poppea & Il ritorno d'Ulisse in patria, beide 2000 erschienen.


    und natürlich zählt auch der Orfeo dazu, aber der erschien ja schon 1997. :rolleyes:


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

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  • Zitat

    Original von Norbert


    Gielens Mahler als Referenz zu bezeichnen, ist sehr ungewöhnlich, aber im Falle der 2. würde ich glattweg zustimmen.


    Man wirft Gielen oft vor, zu nüchtern und sachlich zu dirigieren, aber bei Mahlers 2., insbesondere im Schlußsatz, entdecke ich persönlich viel Gefühl und überall eine spielerische Präzision, die selten zu hören ist.


    Ich habe die 2. nur zufällig genommen, weil das das Bild war, was ich am schnellsten gefunden habe... :D Die zweite ist in der Tat vielleicht ein bißchen kühl, von der 6. und der 3. gab es keine Bilder.
    Ich sehe nicht, was hier ungewöhnlich sein soll; ich bin gewiß kein Mahler-Spezialist, aber Hurwitz hat den Zyklus ebenfalls mit 10/10 bewertet und als aktuelle "Referenz" bezeichnet (er hat allerdings einige der exzellenten Beitexte für die CDs verfaßt, ist daher vielleicht nicht ganz neutral, ich halte ihn aber bei diesem Repertoire für sehr kompetent)
    Was ich von "Referenz" halte, habe ich anderswo geschrieben. Ich verwende das nun auch so, dass ich hochgradig Empfehlenswertes meine. Es ist völlig klar, dass bei Beethovenquartetten und Mahlersinfonien die Konkurrenz so dicht ist, dass es sehr viel hochklassige Einspielungen gibt, anders als bei Vivaldi.
    Was wäre denn eine Alternative aus den letzten 10 Jahren zu Gielens Mahler Boulez, Rattle? Die scheinen mir sehr viel umstrittener zu sein...Nagano und Tilson Thomas haben so weit ich weiß noch keine näherungsweise kompletten Zyklen.
    Wenn ich weiter unten die Fräuleins Hahn und Fischer als Referenzen sehe, weise ich allerbesten Gewissens auf einen alten Kämpen wie Gielen hin.
    Ich habe noch kaum eine Einspielung von Gielen gehört, die ich nicht hervorragend fand, auch sein Bruckner und Beethoven sind IMO außerordentlich gut. Er ist ein Moderner in der Nachfolge Scherchens, Leibowitz' und Rosbauds, glücklicherweise in meist erstklassigem Sound vom SWR/SWF, das tut diesen Werken allemal besser als Bombastifizierung.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von salisburgensis
    Absolut Spitze: Garridos Aufnahmen der Monteverdi-Opern:



    L'incoronazione di Poppea & Il ritorno d'Ulisse in patria, beide 2000 erschienen.


    und natürlich zählt auch der Orfeo dazu, aber der erschien ja schon 1997. :rolleyes:


    Ich bin ziemlich ahnungslos bei Monteverdi; hatte mir den Garridoschen Orfeo , aber Harnoncourts Poppea und Ulisse geholt (wiel irgendwelche Koryphäen letztere besser fanden). Kennst Du Harnoncourts Monteverdi aus den 70ern?


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich sehe nicht, was hier ungewöhnlich sein soll; ich bin gewiß kein Mahler-Spezialist, aber Hurwitz hat den Zyklus ebenfalls mit 10/10 bewertet und als aktuelle "Referenz" bezeichnet (er hat allerdings einige der exzellenten Beitexte für die CDs verfaßt, ist daher vielleicht nicht ganz neutral, ich halte ihn aber bei diesem Repertoire für sehr kompetent)


    Ungewöhnlich deswegen, weil etliche Kritiker die von mir beschriebene Nüchternheit und Sachlichkeit kritisieren. Diese vertretene Meinung entspricht allerdings nicht meiner.



    Zitat

    Ich habe noch kaum eine Einspielung von Gielen gehört, die ich nicht hervorragend fand, auch sein Bruckner und Beethoven sind IMO außerordentlich gut. Er ist ein Moderner in der Nachfolge Scherchens, Leibowitz' und Rosbauds, glücklicherweise in meist erstklassigem Sound vom SWR/SWF, das tut diesen Werken allemal besser als Bombastifizierung.


    Volle Zustimmung.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo JR,


    ich kenne von Harnoncourts Aufnahmen der Monteverdi-Opern nur den Orfeo, aufgenommen 1968. Bei diesem Orfeo jedenfalls waren die historischen Instrumente und auch die Spielweise noch weit von dem entfernt, wie das inzwischen praktiziert wird. Vor allem die Bläser klingen schon sehr seltsam. Wenn in der einleitenden Toccata in der Wiederholung die Trompeten einsetzten, muß man zweimal hinhören, um die auch als Trompeten zu erkennen. Das vibratoarme Spiel bei den Streichern hatte sich auch noch nicht durchgesetzt. Wie man lesen kann, war es überhaupt schwierig, die benötigten Instrumente zusammen zu kriegen, bzw. die Musiker, die darauf spielen können. Nichtsdestotrotz ist diese Aufnahme ein Meilenstein gewesen, der ganz stark dazu beigetragen hat, dass Monteverdis Opern inzwischen fast zum Standardrepertoire gehören.


    Ich habe mich bisher mit Harnoncourts Aufnahmen barocker Werke nicht anfreunden können. Irgendwie finde ich sie zwar technisch gut ausgeführt, aber ohne Leben. Deshalb stehen die auch nicht gerade weit oben auf meiner Wunschliste. Ich habe in etliches reingehört, einiges besitze ich auch (ein paar Händel-Oratorien, einige Telemannsche Werke, ein bissel Bachsche Instrumentalmusik, Purcells Fairy Queen) aber wurde nie richtig warm damit. Ich hab jedenfalls immer Aufnahmen gefunden, die mir wesentlich besser zusagten.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • "Referenzen" nach 2000 erschienen und in dem Sinne, dass Sie aus meiner Sicht keinen historischen Qualitätsvergleich zu scheuen brauchen und darüberhinaus bei Beschäftigung mit der Diskographie des Werkes Beachtung finden sollten:





    Leider ist Zimermans gradiose Einspielung von Chopins Klavierkonzerten um 2 Monate zu früh erschienen und deshalb nach den unbarmherzigen Regeln des Threads nicht einlassberechtigt - obwohl ich Sie für eine der wirklich bedeutenden Veröffentlichungen unserer Tage halte...




    Gruß
    Sascha

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