Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 27 G-Dur
entstand wahrscheinlich um 1760/61 noch vor der Anstellung bei Eszterhazy, ist also ziemlich verkehrt eingeordnet, wobei ältere Kommentatoren noch von einer Entstehungszeit um 1765 ausgegangen sind. (Nach meinem Höreindruck paßt sie aber wesentlich besser zu den um 1760 geschriebenen Stücken.)
Lessing hebt besonders den "italienischen Charakter" des Mittelsatzes hervor, aber das gesamte Werk hat Züge einer italienischen sinfonia. Auch der Kopfsatz erinnert mich mehr als andere Werke dieser Epoche an frühe Mozart-Sinfonien, die sich ihrerseits ja stark an den italienischen Stil, u.a. J.C. Bachs anlehnen.
Besetzung: je 2 Ob. und Hr., Streicher
1. Allegro
Beginnt mit einem schwungvollen, vom Dreiklang geprägten Hauptthema.
Eine lebhafte Überleitung mit einem rhythmisch prägnanten Motiv und Synkopen führt zum Seitensatz, der imitatorisch präsentiert wird.
Die kurze Durchführung beginnt mit dem Hauptthema, verarbeitet dann aber hauptsächlich das kleine Motiv und die Synkopenstelle aus der Überleitung.
In der Reprise kann ich keine signifikanten Veränderungen gegenüber der Exposition feststellen.
2. Andante. Siciliano
Alle heben die "italienische Cantabilität" (Lessing) diese Satzes besonders hervor. Er fällt jedenfalls sofort schon durch seine Klanglichkeit auf: Nur Streicher, die durchgehend mit Dämpfer spielen, dazu die pizzicato-Begleitung geben ihm den Charakter eines intimen Ständchens. (Angesichts eines solchen Satzes kann man gut verstehen, warum das "Serenadenquartett" op.3,5 Haydn zugeordnet werden konnte.) Das Stück lebt auch im Wesentlichen von dieser Klanglichkeit und der einschmeichelnden Melodik, die von den Geigen zu sehr schlichter Begleitung vorgetragen wird. Es gibt einen wenig kontrastierenden, ein wenig belebteren Gedanken als Seitensatz. Dieser A-Teil wird wiederholt. Es folgt dann eine Art "Durchführung", in der das Hauptthema in andere Tonarten ausweicht. Anschließend Reprise des A-Teils (vermutlich steht hier wieder ein Wiederholungszeichen).
3. Finale. Presto
Wie häufig in den frühen dreisätzigen Werken ein 3/8-Kehraus, aber kein Rondo, sondern in zweiteiliger (rudimentärer Sonaten-)Form /:A://:BA:/ Dabei fungiert als kontrastierender Teil (Durchführung) eine Mollvariante des Themas, die nur von den Streichern vorgetragen wird.
JR