Wie eiskalt ist das Filmchen - LA BOHEME mit Anna Netrebko und Rolando Villazon

  • Hier scheint sich ein neuer Thread anzubahnen, der sicher noch wächst, je mehr Leute den Film sehen. Deshalb trenne ich den jetzt schon mal ab, bevor später zuviel mit anderen Opernfilmen durcheinander läuft. J.R. II


    Robert Dornhelm (Im TV lief unlängst seine "Krieg und Frieden"-Verfilmung, die ich aber nicht gesehen habe) dreht eben mit Netrebko & Villazon "La Boheme". Gestern brachte man einen Miniausschnitt von den Dreharbeiten - wow. Das war Dramtik pur in einem höchst stimmigen Ambiente, da dürften nicht nur die Herzen von Staubis, Netrebko-und Villazonfans höher schlagen. Auf der Opernbühne tendiere ich ja eher in Richtung Regietheater, aber im Film darf es ruhig "historisierend" sein.
    Das war jetzt nur eine Info, dass dieser Boheme-Film gedreht wird und in welchem Stil- bitte jetzt KEINE weitere Regiediskussion!!!!!
    lg Severina :hello:

  • Sagitt meint:


    Gestern gesehen.


    Netrebko als Mimi? Mit Lidschatten, fein, fein, und dann eine arme Näherin ?


    Unglaubwürdig,.


    Das ist der eine Begriff für den ganzen Film. Die Kulissen- der komplette Film wurde im Studio gedreht.


    Die Anschlüsse stimmen oft nicht. Eben hatte Mimi noch einen Schal, jetzt ist er weg. Eben hatte sie noch verschattete Augen, jetzt nicht mehr.


    Continuity- wo war die ?


    Die beiden, schmusen, und dann mit offenstem Mund für die hohen Töne.


    Neee,


    nicht glauibwürdig.


    Musikalisch- von den Sängern her, gibt es eindeutig bessere Aufnahmen.


  • Hallo sagitt,
    Lidschatten hat Mimi in der Oper auch, die Katastrophe besteht im konkreten Fall darin, dass sie eben genauso geschminkt wurde wie in der Oper, also übetrieben, weil auf Fernwirkung ausgerichtet. Speziell im 3. Bild schaut die Netrebko aus, als käme sie eben von einer Halloweenparty :wacky:
    Im übrigen stimme ich mit dir überein: Ich finde den Film auch ziemlich mies, die Regie teilweise absurd - Was soll der Quickie, bevor sie ins Cafe Momus gehen???? - , die Kameraführung schlecht, speziell Villazón so unnatürlich, wie ich ihn auf der Opernbühne noch nie erlebt habe.
    Hab jetzt keine Zeit für weitere Details, wenn's jemanden interessiert, später gern!
    lg Severina :hello:

  • komisch, mir hat der Film gut gefallen. Aber alles was Severina geschrieben hat, stimmt wirklich. Ich habe halt manchmal geschmunzelt, z. Bsp. bei der Schneeszene, so kitschig, wirklich "bühnenreif" aber für einen Film zu überzogen.
    Ob´s Absicht war?? oder unser Operndirektor als lüsterner Alter, er hat es sehr gut hingekriegt, wobei sein Gesinge ja wiederum synchronisiert war und wozu braucht das wer, ihn im Film dann zu sehen?
    Jetzt hab ich aber wieder Lust auf die echte Bohéme bekommen und werde mich um Karten in der Staatsoper mit dem Villazon bemühen. Freu mich schon drauf.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
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    (Maria Callas)

  • Hallo Nala,
    dann wünsche ich dir viel Glück, ich habe heute (Um 5 Uhr früh beim Vorverkauf) noch eine recht gute 11€-Karte erobert - che gioa!!!
    Was mich an dem Film am meisten stört, dass Dornhelm alle Andeutungen des Libretto ausinszeniert hat, der eigenen Phantasie kein Raum gelassen wird und er vor allem - meiner Meinung nach selbstverständlich! - die Poesie und die erotische Spannung des ersten Aktes total zerstört hat. Das beginnt schon damit, dass es eben nicht dem Betrachter überlassen wird, ob und wie weit Mimi das Kennenlernen mit Rodolfo bewusst inszeniert hat. Das ist für mich in der Oper immer das erste Kribbeln: Ist wirklich ihr Licht ausgegangen oder tut sie nur so? Jede Sängerin/Darstellerin setzte da andere Akzente, sodass man eher einer Variante zugeneigt ist - aber so ganz genau weiß man's eben nie. Ich will keine sich im Bett räkelnde Mimi sehen, die durch die Wand das lustige Treiben in der Künstler-WG belauscht und dann ganz entschlossen (und die Kerze ausblasend!) die Sache in die Hand nimmt.
    Aber am meisten hat mich frustriert, wie Dornhelm meine Lieblingsszene, das "O soava fanciulla" in den Sand setzt. Hier wagen Mimi und Rodolfo das erste schüchterne Eingeständnis ihrer Liebe, das ist die Stelle, wo nicht nur die beiden Schmetterlinge im Bauch haben, sondern auch das Publikum (Zumindest Teile davon, bevor jetzt der große Protest ausbricht: "Ich doch nicht!! Bei diesem Kitsch??" ;) :D ) In der ganzen folgenden Momusszene schwebt doch dieses verheißungsvolle "Al ritorno?" "Curioso!" im Raum, man spürt doch förmlich, dass Rodolfo wie auf Nadeln sitzt, er am liebsten schon daheim wäre, wo dann... ja, alles weitere ist wieder unserer Phantasie überlassen. Nicht so bei Dornhelm, denn da kommen die Verliebten zunächst gar nicht bis ins Cafe, weil sie vorher in Mimis Zimmer noch rasch eine schnelle Nummer schieben. Eine halbe Stunde nach dem Kennenlernen ... Das verschiebt zumindest für mich die Akzente ziemlich, vor allem ist aber aus der nächsten Szene die erotische Spannung völlig raus, weil die beiden ja bereits konsumiert haben, worauf sie eigentlich noch hinfiebern sollten. Auch der musikalisch so fein gesponnene Kontrast zwischen dem sich noch schüchtern aneinander herantastenden Liebespaar Mimi-Rodolfo und dem einander eher schon in Hassliebe zugetanen Paar Musetta-Marcello geht in einer solch plakativen Regie flöten. Von da an interessierte mich der Film eigentlich nicht mehr wirklich, deshalb fielen mir die vielen kleinen Albernheiten, die mich bei einer stimmigen Verfilmung wahrscheinlich gar nicht so gestört hätten, doppelt auf. Gelacht habe ich auch am Schluss, als Mimi halb erfroren (Kein Wunder, sie trägt auch nur ein Topp :wacky: ) hereinwankt, aber keiner auf die Idee kommt, ihr eine Decke überzuwerfen. Dafür kriegt sie dann den Pelzmuff, was bei ihrer sonstigen Aufmachung ziemlich lächerlich wirkt. Und die theatralisch fächerartig ausgebreiteten Haare Mimis auf dem Kopfpolster ... nein, also wirklich nicht!
    Zeffirellis "Traviata" war eine opulente Ausstattungsorgie, die man mögen konnte oder nicht (Ich mochte sie!), aber alles war aus einem Guß, nie wurde gegen die werkimanente Logik verstoßen. Bei Dornhelms "Bohéme" passt meiner Meinung nach vieles nicht zusamen, gibt es immer wieder Brüche (Nicht zuletzt "dank" der miserablen Kameraführung :wacky: ), und alles wirkte sehr, sehr billig, von den Kulissen angefangen.
    Holenders MItwirkung ist sicher entbehrlich, aber wirklich aufgeregt hat mich, dass Adrian Eröd zwar gespielt (Wie immer ausgezeichnet, er ist neben dem Marcello, der aber ein richtiger Schauspieler ist, der Einzige, der sich von A bis Z absolut natürlich bewegt.), aber nicht gesungen hat. Wieso lässt sich ein Sänger auf einen solchen Kuhhandel ein???? Ich kann mir gut vorstellen, dass es Leute gibt, die den Nachspann nicht so genau lesen und jetzt sagen: "Also, so toll ist der Eröd doch gar nicht wie die Kritiker immer tun!"
    So, Kontras erwünscht! :beatnik:
    lg Severina :hello:

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  • Severina,
    Du bekommst von mir kein contra.
    Genau so wie Du schreibst ist es!
    ich dachte nur immer ,ich würde nur so empfinden.


    Rita

  • Freut mich, dass du es auch so siehst, denn als ich mich heute um die "Bohéme"-Karte für Dezember an der WSO anstellte, schwärmten alle in derart hohen Tönen von dem Film, dass ich mir gar nichts zu sagen traute - womöglich hätten mich die Hardcore-Rolandofans hinaus in die Kälte gejagt ;)
    lg Severina :hello:

  • Severina, du hast mit jedem Wort recht. Auch ich stimme dir zu. Obwohl ich den Film viel naiver und unkritischer angeschaut habe - so irgendwie mit einem Achselzucken und der schlußendlichen Bestätigung "Ich mag halt sowieso keine Opernfilme." Meine naive und oberflächliche Betrachtungsweise haben zugelassen, dass mir manche Szenen dann doch gefallen haben. Das bunte Treiben im 2. Akt, ziemliche Teile des 3. Aktes... auch das Ende, trotz aller Unstimmigkeiten, war dann doch wieder ergreifend, was aber nicht Dornhelms Verdienst ist.


    Aber so wie das ganz groß angekündigt wurde und noch immer wird, ist nicht wirklich was dran.


    Muß einmal die DVD mit der Zefirelli-Boheme herauskramen, hab ich ewig nicht gesehen. Vor vielen Jahren zum ersten Mal im alten Wiener Hermann-Kino (gibts heut nicht mehr, glaub ich) haben im 3. Akt, wenn's schneit und die Freni gar so rührend ist, ich glaub wirklich alle im Kino derart geheult ;(
    Und der Gianni Raimondi ist erst vor ein paar Wochen gestorben. Schluchz.


    OK - der Dornhelm-Film ist verzichtbar.


    Euch einen schönen Abend bei der Boheme im Dezember mit Villazon. Ich glaub sogar, dass er auf der Bühne mehr rüberbringt als im Film. Ich war in Berlin in der umstrittenen Onegin-Produktion. Trotz all der Ablenkung durch die Inszenierung, war er derart präsent auf der Bühne und so irgendwie "hingebungsvoll" bei der Sache. Auch stimmlich! In der Höhe etwas zurückhaltender als früher - aber insges. seehr schön!

  • Hallo Brangäne,
    dann muss ich mir die Freni-Raimondi-Bohéme doch endlich zulegen, Caruso hat sie momentan im Sonderangebot. Ich gehe auch davon aus, dass Villazón im Dezember einen überzeugenderen Rodolfo abgibt als in diesem Film, und freu mich schon sehr darauf. Gehst du denn nicht hinein? Wien ist doch näher an Wiener Neustadt als Berlin ;)
    lg Severina :hello:

  • Sagitt meint:


    Wenn ich an Ponelle und seine Verfilmungen denke, dann gibt es schon bemerkenswerte Verfilmungen, auch Zefirelli auf seine Weise,Othello zum Beispiel.


    Diesen Film schätze ich nicht. Für mich ist das erst einmal eine Frage der Qualität. Wenn dies so wenig überzeugend insceniert ist, man überall die Kulisse förmlich riecht.


    Wenn die Anschlüsse fehlen, ist dies keine Frage des Geschmacks, sondern der Qualität.Da hat einer-mindestens einer- nicht aufgepasst und es kommt auf den Markt.


    Schon deswegen....

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  • Liebe Serverina,
    ich bin beim Lesen Deiner Zeilen draufgekommen, daß ich etwas (untertrieben) - kritischer werden muss. Ich lasse mich einlullen von der schönen Musik Puccinis, finde ein paar Dinge nicht so passend, alles in allem nicke ich aber und gehe zufrieden nach Hause. Das mit Eröd zum Beispiel ist mir auch nicht aufgefallen und ich wundere mich sehr.
    Wir waren zu dritt im Kino - vielleicht weil die andren so euphorisch über den Film dachten, habe ich mich anstecken lassen.
    Deine Kritik trifft genau zu - das erste Mal als ich kopfschüttelnd da saß, war auch, als die beiden in der Kiste landeten und die ganze Romanze war hin!

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    (Maria Callas)

  • Mal eine Verständnisfrage: ist dieser Film jetzt gerade im deutschen bzw österreichischem Kino angelaufen?


    Ich bin eine leidenschaftlcihe Cineastin, habe ihn hier aber noch nirgends angezeigt gesehen.


    F.Q.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Mal eine Verständnisfrage: ist dieser Film jetzt gerade im deutschen bzw österreichischem Kino angelaufen?


    Freilich, er wurde ja auch in den Wiener Rosenhügelstudios gedreht. Da läßt man die Wiener nicht lange warten.


    LG


    Waldi


  • Die Musik wurde aber schon viel früher in München aufgenommen.
    Es handelte sich dabei um eine konzertante Aufführung des Bayerischen Rundfunks (man muß ja heutzutage sparen wo man kann!):


    Puccini: "La Boheme"
    Konzertante Aufführung in italienischer Sprache


    Mimì - Anna Netrebko
    Rodolfo - Rolando Villazón
    Musetta - Nicole Cabell
    Marcello - Boaz Daniel
    Collin - Vitaly Kobaljow
    Schaunard - Thomas Laske
    und andere


    Chor und Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz
    Leitung: Bertrand de Billy


    Live aus der Philharmonie im Münchner Gasteig
    Bayern 4 Klassik - 14. April 2007 - (Multichannel)


    Ich weiß nicht, ob man damals schon vorhatte, einen Film daraus zu machen, aber es erklärt vielleicht, warum Boaz Daniel singt und Eröd spielt....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,
    kleine Korrektur:
    Adria Eröd spielt den Schaunard und wird stimmlich von XY (Fällt mir jetzt gerade nicht ein) gedoubled, Boaz Daniel singt den Marcello, der wiederum von einem richtigen Schauspieler dargestellt wird. Ganz schön verwirrend......
    Und ja, die konzertante "Bohéme" von München war von Anfang an als Soundtrack für den geplanten Film vorgesehen.
    lg Severina :hello:

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  • Danke, Severina!


    Ich habe den Film (noch) nicht gesehen, aber die Tonaufnahmen seinerzeit verfolgt.
    Die Aufnahme des Soundtrack stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Zunächst wurde im April 2007 die Audioeinspielung in München begonnen, im Rahmen von vier teuer verkauften Konzerten im Gasteig. Rolando Villazón, dessen stimmliche Ermüdungserscheinungen damals deutlich wurden, konnte die Generalprobe nicht singen, im ersten Konzert fiel der Bariton Thomas Laske nach der Hälfte aus.(Stephane Degout musste kurzfristig einspringen) Irgendwie wurde der Soundtrack zusammengestoppelt, der bereits im Mai vorab als Doppel-CD bei der Deutschen Grammophon erschienen ist.


    Wer genau jetzt welche Rolle singt und wer auf der Leinwand agiert, habe ich inzwischen recherchiert, es ist mir aber zu mühsam, das alles aufzudröseln. Wer es nachlesen will, klickt einfach mal hier (und dann auf "Cast").


    Da das ZDF mitproduziert hat, muß ich nicht ins Kino, ich kann in Ruhe abwarten, bis das ganze ins heimische Pantoffelkino kommt, den Ton habe ich ja eh schon...


    LG


    :pfeif: :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    Wer genau jetzt welche Rolle singt und wer auf der Leinwand agiert, habe ich inzwischen recherchiert, es ist mir aber zu mühsam, das alles aufzudröseln. Wer es nachlesen will, klickt einfach mal hier (und dann auf "Cast").


    Das sind ja echte Profis: mindestens zwei Tippfehler in der Castliste!

  • Also am 22.10.08 hatte ich die Gelegenheit dazu, mir die Vorpremiere des Bohème-Films in Berlin anzusehen.


    Alles was hier dazu schon geschrieben wurde ist schon richtig. Am meisten hat mich auch diese total überflüssige Bettszene gestört, sie hat den Ersten Akt irgendwie zerstört.
    Es gab noch so allerlei Dinge, die ich nicht so gut fand, die meisten wurden hier schon genannt.


    Aber da ich diese Oper besonders liebe, werde ich mir sicherlich auch die DVD dieses Films zulegen, obwohl er nur "durchschnittlich" ist.


    Folgendes noch aus der Veranstaltung:
    1. Für die Zuschauer hatte man sozusagen als "Gag" ein Taschentuch
    (kein Tempo) mit einem Werbeband zum Film auf den Sitz gelegt.
    2. Die Moderation hatten Peter Hahne (ZDF) übernommen. Er ist jeden-
    falls kein großer Opernkenner,
    3. Am Ende kamen Robert Dornhelm und Rolando Villazon vor die
    Leinwand. Unterhalten haben sich allerdings nur über den Film
    Peter Hahne und R. Dornhelm, Rolando Villanzon war heiser und
    bekam kein Wort heraus (er kam gerade sozusagen aus der Nach-
    barschaft, der Deutschen Staatsoper, dort hatte er gerade seinen
    Auftritt im "Eugen Onegin" gehabt.

  • Sagitt meint:


    Im making of erzählt der Regisseur, dass er Musik beim Verfilmen aufgenommen hat und es wird betont, welche technischen Schwierigkeiten dadurch entstehen.


    Was also nun: soundtrack aus München oder aus dem Studio ,in dem gedreht wurde oder eine Mischung von beidem ?

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  • La Boheme läuft in Frankfurt in einem kleineren Kino, täglich 1 Vorstellung um 15.30 Uhr. Da ich gestern ja ohnehin in Frankfurt war und ungewiss ist, wann und ob überhaupt er in Mainz oder Wiesbaden in Kinos kommt, musste ich ihn mir natürlich unbedingt ansehen, obwohl ich ja bereits durch das in der letzten Woche gezeigte Making of und Eure Berichte vorgewarnt war.


    Zunächst machte ich die Feststellung, dass insgesamt 6 Personen die Vorstellung besuchten. Es wäre interessant zu wissen, wie der Publikumsandrang in anderen Städten ist.


    Sämtliche in diesem Thread bisher geäußerten negativen Urteile kann ich nur unterstreichen. Ich hoffe, dass Herrr Dornhelm nicht auf die Idee kommt, Netrebko und Villazon ein weiteres "Denkmal" zu setzen.


    Was ich noch ausgesprochen deplatziert fand, war das Kostüm von A.N. im ersten und zweiten Akt. Dagegen war Musetta direkt bürgerlich gekleidet. Dann das Make up, anfangs total übertrieben für eine Mimi, im dritten Akt wirkte sie wie ein Zombie, im letzten Akt fand ich es dann ganz in Ordnung. Dort war es für mich wieder unverständlich, dass es keinem einfiel, der frierenden Mimi, die nur mit einem Rock und ärmellosen Top bekleidet war, die Stola, die gut sichtbar auf dem Sofa lag, umzulegen (Übrigens war das die Stola, die sie im ersten Akt genau an diesem Platz vergaß, um mit Rodolfo zu ihem Quickie zu eilen und die nach einem Jahr noch immer dort lag). Wenigstens hatte sie ja den Muff. Dann das Wegzoomen beim Schlussbild. Und zur Mimik der beiden kann ich nur sagen, was bei ihm zu viel war, war bei ihr zu wenig.


    Um bei diesem Film Rührung zu verspüren, hätte ich die Augen schließen müssen.
    Da hatte für mich der Uraltfilm mit Martha Eggert und Jan Kiepura mehr Atmosphäre.


    :hello:


    Emotione

  • heute 11h wäre in MS eine matinee,dafür gebe es sogar noch karten.
    anfang dez. läuft er dann nur 1 woche regulär.
    (da werde ich dann gehen,heute kann ich leider nicht,muss jetzt ins bett)
    lg yago

  • Mal abgesehen von den Kostümklamauk ist die Netrebko für mein Empfinden "bezaubernd schön"! Dagegen habe ich mit Rolando Villazon so meine Probleme, da er vom äußeren Erscheinungsbild meiner Vorstellung nach so gar nicht als Liebhaber an Netrobkos Seite passend erscheint.
    Allerldings weiss ich auch keinen "Ersatzpartner" anzubieten.
    Sicher gilt auch hier das Sprichwort:
    "Was dem Einen sein Uhl, das ist dem Andern sein Nachtigall!"


    Mit lieben Grüßen,


    diotima. :hello:

  • Lieber Emotione,
    leider plant Dornhelm schon seinen nächsten Streich, nämlich eine Carmen mit Garanca, Villazón und Netrebko :wacky: :no:
    Was den Besucherstrom betrifft: In meiner Vorstellung waren ca. 70 Leute, allerdings lief da der Film schon einen Monat lang, ich gehe also davon aus, dass der Ansturm in der ersten Zeit größer war.
    Von der Mimik her gefiel mir die Netrebko eigentlich recht gut, besser als mein Liebling, der eindeutig zu viel machte, um nur halbwegs glaubhaft zu sein.
    lg Severina :hello:


  • Hallo Diotima,
    ich wüsste einen: Jonas Kaufmann! Sieht aus wie ein Poet, spielt großartig, ohne die leider bei Villazón manchmal übertriebene Mimik, und stimmlich passt er auch hervorragend zu Netrebko. Auch die Chemie zwischen den beiden stimmt - also, wenn es um eine Opernverfilmung geht, wäre das mein Traumpaar!
    lg Severina :hello:

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  • Vielen Dank für Deinen interessanten Tipp, liebe Severina,

    Zitat

    Original von Severina:
    Hallo Diotima,
    ich wüsste einen: Jonas Kaufmann! Sieht aus wie ein Poet, spielt großartig, ohne die leider bei Villazón manchmal übertriebene Mimik, und stimmlich passt er auch hervorragend zu Netrebko. Auch die Chemie zwischen den beiden stimmt - also, wenn es um eine Opernverfilmung geht, wäre das mein Traumpaar!
    lg Severina gruss


    Jonas Kaufmann werde ich mir umgehend ansehen und anhören! :yes:
    Mit lieben Grüßen,


    diotima. :hello:

  • Liebe Severina,
    ich kann Deine Bedenken alle verstehen, aber soooo schlimm fand ich den Film letztendlich nicht, vor allem weil ich Schlimmeres erwartet hatte, nach den Kritiken im Vorfeld. Es gab auch 2 Dokumentarfilme zum Dreh von ORF und ZDF. Dort wurde das Regiekonzept erläutert und man bekam Aufschluss über manche Szenen, die hier, zu recht wie ich meine, kritisiert wurden. Zum Beispiel war es Anna's Idee mit dem offenen Kleid: Dornhelm meinte, dass Anna ihre Schwangeren-Brüste so toll fand, dass sie sie unbedingt zeigen wollte. Sie meinte, wenn sie am Anfang wie das blühende Leben aussehen würde, dann wäre der Kontrast zum Ende umso stärker. Ja, wenn das make-up nicht so schlecht gewesen wäre und sie nicht so prall! Im lezten Akt war sie so übertrieben blass geschminkt, dass es fast komisch wirkte im Kontrast mit ihrer doch etwas fülligen Figur. Und ja, ich habe mich auch gefragt, wenn sie so friert, warum tun sie ihr dann die Decke nur auf die Füße? ?(
    Weiterhin war es wieder Anna's Idee, vor dem Cafe Momus noch ein Schäferstündchen mit Rodolfo in ihrer Wohnung zu halten. Sie war auch der Meinung, Mimi würde es darauf anlegen, sich einen von den lustigen Gesellen in der Nachbarswohnung zu angeln und kommt unter dem Vorwand, ihr Licht sei ausgegangen, ja sie lässt die Schlüssel sogar mit Absicht fallen. Für mich zerstört das all die Voraussetzungen für das weitere Drama, aber dieser Film ist halt ein "Denkmal" für die Netrebko, an dem sie auch kräftig mitgearbeitet hat. X( und Dornhelm sie begeistert hat gewähren lassen. Um bei ihr zu bleiben, ich fand sie schauspielerisch gut, aber manchmal unglaubwürdig. Gesanglich bin ich eh kein Fan von ihr, es gibt so viele, die das interpretativ besser und einfühlsamer können als sie.


    Adrian Eröd's Spiel hat mir ausnehmend gut gefallen und fand es schade, dass er nicht auch gesungen hat. Nicole Cabell fand ich sängerisch und schauspielerisch sehr gut.


    Nun bleibt noch Villazon... Obwohl ich ein großer Fan von ihm bin, muß ich gestehen, dass ich sein Spiel auch oft übertrieben fand. Seine sonst so gerühmte Chemie mit der Netrebko war kaum zu spüren. Es halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass die zwei etwas miteinander hatten und dass Villazon's crash vor einem Jahr auch damit zu tun hatte. Dornhelm selber verrät, dass es schwer für Rolando war, am ersten Drehtag zu erfahren, dass Netrebko "von einem anderen Sänger geschwängert wurde" und jetzt mit ihr eine Liebesgeschichte spielen musste. Ich will mich auf keine Spekulationen einlassen, aber wenn da etwas Wahres dran ist, dann lässt sich manches leicht erklären. Villazon ist immer übertrieben, wenn er die Rolle nicht richtig mitfühlen kann, so wie auch beim Romeo in Salzburg, zum Beispiel. Was mich noch arg gestört hat war, dass er wie ein Penner ausgesehen hat, unrasiert und mit verfilztem Haar. So "gestylt" musste ich mich ständig fragen, wass denn diese fesche Mimi an ihm wohl sieht (wahrscheinlich die inneren Werte ;)). OK, wenn alle der 4 Freunde so verlottert ausgesehen hätten, aber nur er wirkte so ungepflegt und das in allen Szenen gleich. X(


    Die Regie ist sehr Zefirelli-like, mit viel Liebe zum Detail, da mag man drauf stehen oder nicht, Sicher wirkt vieles künstlich, aber Dornhelm wollte es so (seinen eigenen Aussagen zufolge), weil Oper eine künstliche Gattung sei und er müsse das auch im Film beibehalten. Am gelungensten fand ich den dritten Akt, trotz des vielen Kunstschnees. Das Ende davon war die einzige Stelle, wo ich irgendwie gerührt war. Die Sterbeszene hat mich kalt gelassen, ich konnte Netrebko einfach nicht die sterbende Mimi abnehmen. Villazon war hier rührend, aber zu dieser Szene gehören immer zwei. Ich mußte lachen, als zum Ende des Films im Saal sich manche die Nase schnäuzten.


    Das gesagt, wünsche ich Dir mehr Vergnügen mit der La Boheme in der Staatsoper Wien. Ich habe Villazon im Oktober im Onegin erlebt und da war er in sehr guter stimmlicher Verfassung. Er scheint auch aktuell als Hoffmann in London gleichermaßen Kritiker und Zuschauer zu begeistern.

  • Hallo Fiordiligi,
    na, so weit liegen wir mit unseren Einschätzungen ohnehin nicht auseinander, bloß dass ich AN in etwas freundlicherem Lichte sehe als du. Sie ist absolut nicht meine Lieblingssängerin, aber ich mag sie. Ob sie nun mit RV was gehabt hat oder nicht, interessiert mich ehrlich gesagt nicht, allerdings hatte ich bei der Wiener Romeo-et-Juliette-Serie schon das Gefühl, dass die Liebesszenen nicht nur professionell waren. Ich saß in der Proszeniumsloge, also nur eine Armlänge von der Bühne entfernt, und da spürte man es mehr als deutlich knistern.... Aber sei es, wie es sei, was Rolando &Co abseits der Bühne treiben (und mit wem) beschäftigt mich nicht wirklich.
    Auf jeden Fall freue ich mich auf die Wiener "Bohéme"! (Und höre mir eben das Barockkonzert mit RV auf ARTE an, das um 19 Uhr gelaufen ist!)
    lg Severina :hello:

  • Wie schon in einem früheren Beitrag zu diesem Film zum Ausdruck gebracht, habe ich mir den Gang ins Kino gespart, da ohnehin feststand, dass der Mit-Produzent ZDF heißt und der Opernfilm irgendwann im Fernsehen ausgestrahlt wird....


    Nun ist der Termin bekannt:


    Freitag, 18. Dezember 2009 ZDF: "La Boheme"




    LG


    :pfeif: :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Also, da bin ich jetzt wirklich gespannt. Nach den BEsprechungen hier, hatte ich nicht so hohe Erwartungen. Sehe die Netrebko auch eher als Musette denn als Mimi. Doch dann habe ich auf Youtube ein paar Ausschnitte gesehen und die gefielen mir ganz gut.


    Erinnert sich noch jemand an den Bohème-Film mit B. Bonney?

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