Liebe Simpson-Freunde (es sind sicher wenige),
der britische Musiker Robert Simpson (1921 - 1997) mit mütterlicherseits holländischer und väterlicherseits schottischer Herkunft hat über einen Zeitraum von 40Jahren 11 Sinfonien geschrieben, die heute große Beachtung verdient haben.
Simpson ist großer Verehrer von Beethoven und Haydn und nennt Georges Enescu als sein Vorbild. Enescu hatte genau wie Simpson Studiensinfonien vorangestellt, die er seinerseits aber wieder vernichtete. Somit ist die Sinfonie Nr.1 eigendlich schon seine 5.Sinfonie. Eine der Studiensinfonien soll ein strenges 12-Ton-Werk gewesen sein.
Wie komme ich auf Simpson ?
Durch Empfehlung eines Tamino-Mitgliedes, der meine Richtung und Geschmack kennt.
Womit fängt man ohne INFO an ?
Natürlich chronologisch von der Sinfonie Nr.1 angefangen.
Beim ersten Hören stellt man fest, dass da große Werke vorliegen, die sich aber lange nicht alle durch ihre teils dissonate Grundgebung nicht sofort erschließen. Mehrmaliges Hören und das lesen der Hintergründe im Textheft ist erforderlich.
Ein Tamino meinte mal vor längerer Zeit, das sich jedes Werk von selbst musikalisch erschließen müsste und man nichts nachzulesen braucht --- das geht hier gar nicht !
Hätte ich nun chronologisch weitergemacht, hätte es wegen dem nicht einfachen Zugangs lange gedauert hier richtig gefallen zu finden und auf die Sinfonien 8-10 zu stoßen, die mir sehr liegen und mir sofortigen Zugang boten. Hier werden zunächst ungeniesbare Dissonanzen vermieden, oder zumindest so effektvoll platziert, das sie (für mich) geschmacklich angebracht erscheinen.
Die 11 Sinfonien sind sehr kontrastreich aufgebaut, jede hat eine andere Form, die sich nie wiederholt.
Die Sinfonien sind oftmals Auftragswerke verschiedener britischer Orchester/Dirigenten:
Sinfonie Nr. 1 für Kammerorchester (1951) .... 28:46
- Einsätzig mit drei deutlich voneinander abgegrenzten Abschnitten
Sinfonie Nr. 2 für Kammerorchester (1955/56) .... 28:37
- 3 Sätze
Sinfonie Nr. 3 für Orchester (1962) ....30:53
- 2 Sätze
Sinfonie Nr. 4 für Orchester (1970-72) .... 46:16
- konventioneller Aufbau (aber nur der Aufbau) mit 4 Sätzen
Sinfonie Nr.5 für Orchester (1972) .... 40:05
- symetrische Bogenform in 5 Abschnitten
Sinfonie Nr.6 für Orchester (1977) .... 31:03
- zwei Teile
Sinfonie Nr.7 für Kammerorchester (auch 1977) .... 29:02
- Einsätzig in drei Teilen
Sinfonie Nr.8 für Orchester (1981) .... 44:16
- 2 Sätze mit je 2Teilen
Sinfonie Nr.9 für großes Orchester (1985-87) ....49:55
- Einsätzig in drei Teilen
Sinfonie Nr.10 für Orchester (1988) ....54:40
- 4 Sätze
Sinfonie Nr. 11 für Kammerorchester (1990) ....29:07
- 2 Sätze
Durch einen telefonischen Gedankenaustausch mit meinem Tippgeber Johannes (gouercouer) ergab sich, das Johannes seine Simpson-Sinfonien-GA wegen der Ersthörsitzung der Sinfonie Nr.9 bei einem uns auch wohlbekannten Tamino erfolgte.
Die **** Sinfonie Nr.9 war es denn auch die als Nächste bei mir dran kam.
Und das war das Werk bei dem auch bei mir der „Megafunke“ der für Simpson übergesprungen ist.
Die Sinfonienzahl Nr.9 bedeutet bei vielen Komponisten eine magische Zahl, die bei der Neunten zu einen bekenntnishaften Werk führt (so als wenn es das letzte wäre). So auch bei Simpson, der mit diesem monumentalen Werk einen genialen Über-Bruckner mit einem Schuß Mahler, Sibelius, Nielsen und Schostakowitsch schuf, die einzigartig ist und wahnsinning zu begeistern vermag. Simpson liefert eine Musik von beethovenscher rhythmischer Kraft und Zielgerichtetheit; ein wahnsinniger Kraftakt einer stürmischen Orchesterkomposition.
Die Sinfonie Nr.9 ist mit ihren 50 Minuten Spieldauer das längste Werk, das nur in einem Tempo komponiert wurde. Dieser Angabe aus dem Textheft sollte man aber nicht allzu viel Bedeutung beimessen, da die 3Teile schon verschiedene Tempi aufweisen.
Die dreiteilige Form hat in der Mitte einen Scherzo-Abschnitt, der von „kosmisch“ langsamen Außenabschnitten umrahmt wird. Das abschließende Adagio besteht aus 2Phasen - 1.Fuge 2. Variationen.
Allerspätestens, wenn man die Sinfonie Nr.9 hört begreift man, das der Komponist Simpson wiedermal bei Handley (wem sonst ?) als Dirigent in den allerbesten Händen ist. Wie er dieses Werk bis zum geht nicht mehr an die Grenzen der CD-Aufnahmefähigkeit treibt, ist fabalhaft und kann wohlmöglich nicht mehr getoppt werden.
Alleine diese Sinfonie würde die Anschaffung der Hyperion – Box, die klanglich absolut auf neustem Stand ist.
Das Simpson nach seiner Sinfonie Nr.9 in Anlehnung an Beethoven, Bruckner, Mahler keine Neunte-Sinfonie-Sperre eingebaut hat, zeigt sich bei der Sinfonie Nr.10, die er für sich als Hammerklavieristisch ( in Anlehnung an Beethovens Hammerklaviersonate) beschrieb.
Ein weiterer Kontrast zu der vorgegangenen Sinfonie, die ebenfalls begeistert.
Seltsam das gerade bei Simpson die monumentalsten Sinfonien bei mir am besten ankommen, wo ich sonst doch eher knapperen Formen zugeneigt bin !
Die Nielsen – Variationen gefallen mir auch sehr gut - das Nielsen-Thema ist schließlich auch ein tonales Thema aus seiner Bühnenmusik Ebbe Skammelsen.
11 Sinfonien +Nielsen-Variationen
Royal PO, Bournemouth SO, Liverpool PO, London Sinfonia, Vernon Handley
Hyperion , DDD, 1987-03