Robert Simpson: Die 11 Sinfonien

  • Liebe Simpson-Freunde (es sind sicher wenige),


    der britische Musiker Robert Simpson (1921 - 1997) mit mütterlicherseits holländischer und väterlicherseits schottischer Herkunft hat über einen Zeitraum von 40Jahren 11 Sinfonien geschrieben, die heute große Beachtung verdient haben.


    Simpson ist großer Verehrer von Beethoven und Haydn und nennt Georges Enescu als sein Vorbild. Enescu hatte genau wie Simpson Studiensinfonien vorangestellt, die er seinerseits aber wieder vernichtete. Somit ist die Sinfonie Nr.1 eigendlich schon seine 5.Sinfonie. Eine der Studiensinfonien soll ein strenges 12-Ton-Werk gewesen sein.



    Wie komme ich auf Simpson ?
    Durch Empfehlung eines Tamino-Mitgliedes, der meine Richtung und Geschmack kennt.


    Womit fängt man ohne INFO an ?
    Natürlich chronologisch von der Sinfonie Nr.1 angefangen.


    Beim ersten Hören stellt man fest, dass da große Werke vorliegen, die sich aber lange nicht alle durch ihre teils dissonate Grundgebung nicht sofort erschließen. Mehrmaliges Hören und das lesen der Hintergründe im Textheft ist erforderlich.
    Ein Tamino meinte mal vor längerer Zeit, das sich jedes Werk von selbst musikalisch erschließen müsste und man nichts nachzulesen braucht --- das geht hier gar nicht !



    Hätte ich nun chronologisch weitergemacht, hätte es wegen dem nicht einfachen Zugangs lange gedauert hier richtig gefallen zu finden und auf die Sinfonien 8-10 zu stoßen, die mir sehr liegen und mir sofortigen Zugang boten. Hier werden zunächst ungeniesbare Dissonanzen vermieden, oder zumindest so effektvoll platziert, das sie (für mich) geschmacklich angebracht erscheinen.


    Die 11 Sinfonien sind sehr kontrastreich aufgebaut, jede hat eine andere Form, die sich nie wiederholt.
    Die Sinfonien sind oftmals Auftragswerke verschiedener britischer Orchester/Dirigenten:


    Sinfonie Nr. 1 für Kammerorchester (1951) .... 28:46
    - Einsätzig mit drei deutlich voneinander abgegrenzten Abschnitten


    Sinfonie Nr. 2 für Kammerorchester (1955/56) .... 28:37
    - 3 Sätze


    Sinfonie Nr. 3 für Orchester (1962) ....30:53
    - 2 Sätze


    Sinfonie Nr. 4 für Orchester (1970-72) .... 46:16
    - konventioneller Aufbau (aber nur der Aufbau) mit 4 Sätzen


    Sinfonie Nr.5 für Orchester (1972) .... 40:05
    - symetrische Bogenform in 5 Abschnitten


    Sinfonie Nr.6 für Orchester (1977) .... 31:03
    - zwei Teile


    Sinfonie Nr.7 für Kammerorchester (auch 1977) .... 29:02
    - Einsätzig in drei Teilen


    Sinfonie Nr.8 für Orchester (1981) .... 44:16
    - 2 Sätze mit je 2Teilen


    Sinfonie Nr.9 für großes Orchester (1985-87) ....49:55
    - Einsätzig in drei Teilen


    Sinfonie Nr.10 für Orchester (1988) ....54:40
    - 4 Sätze


    Sinfonie Nr. 11 für Kammerorchester (1990) ....29:07
    - 2 Sätze


    Durch einen telefonischen Gedankenaustausch mit meinem Tippgeber Johannes (gouercouer) ergab sich, das Johannes seine Simpson-Sinfonien-GA wegen der Ersthörsitzung der Sinfonie Nr.9 bei einem uns auch wohlbekannten Tamino erfolgte.


    Die :jubel:**** Sinfonie Nr.9 :jubel: war es denn auch die als Nächste bei mir dran kam.
    :yes: Und das war das Werk bei dem auch bei mir der „Megafunke“ der für Simpson übergesprungen ist.


    Die Sinfonienzahl Nr.9 bedeutet bei vielen Komponisten eine magische Zahl, die bei der Neunten zu einen bekenntnishaften Werk führt (so als wenn es das letzte wäre). So auch bei Simpson, der mit diesem monumentalen Werk einen genialen Über-Bruckner mit einem Schuß Mahler, Sibelius, Nielsen und Schostakowitsch schuf, die einzigartig ist und wahnsinning zu begeistern vermag. Simpson liefert eine Musik von beethovenscher rhythmischer Kraft und Zielgerichtetheit; ein wahnsinniger Kraftakt einer stürmischen Orchesterkomposition.


    Die Sinfonie Nr.9 ist mit ihren 50 Minuten Spieldauer das längste Werk, das nur in einem Tempo komponiert wurde. Dieser Angabe aus dem Textheft sollte man aber nicht allzu viel Bedeutung beimessen, da die 3Teile schon verschiedene Tempi aufweisen.
    Die dreiteilige Form hat in der Mitte einen Scherzo-Abschnitt, der von „kosmisch“ langsamen Außenabschnitten umrahmt wird. Das abschließende Adagio besteht aus 2Phasen - 1.Fuge 2. Variationen.


    Allerspätestens, wenn man die Sinfonie Nr.9 hört begreift man, das der Komponist Simpson wiedermal bei Handley (wem sonst ?) als Dirigent in den allerbesten Händen ist. Wie er dieses Werk bis zum geht nicht mehr an die Grenzen der CD-Aufnahmefähigkeit treibt, ist fabalhaft und kann wohlmöglich nicht mehr getoppt werden.
    Alleine diese Sinfonie würde die Anschaffung der Hyperion – Box, die klanglich absolut auf neustem Stand ist.



    Das Simpson nach seiner Sinfonie Nr.9 in Anlehnung an Beethoven, Bruckner, Mahler keine Neunte-Sinfonie-Sperre eingebaut hat, zeigt sich bei der Sinfonie Nr.10, die er für sich als Hammerklavieristisch ( in Anlehnung an Beethovens Hammerklaviersonate) beschrieb.
    Ein weiterer Kontrast zu der vorgegangenen Sinfonie, die ebenfalls begeistert.


    Seltsam das gerade bei Simpson die monumentalsten Sinfonien bei mir am besten ankommen, wo ich sonst doch eher knapperen Formen zugeneigt bin !
    Die Nielsen – Variationen gefallen mir auch sehr gut - :D ;) das Nielsen-Thema ist schließlich auch ein tonales Thema aus seiner Bühnenmusik Ebbe Skammelsen.



    11 Sinfonien +Nielsen-Variationen
    Royal PO, Bournemouth SO, Liverpool PO, London Sinfonia, Vernon Handley
    Hyperion , DDD, 1987-03

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    schön, daß Du einen thread zu diesem interessanten Symphonien-Kosmos eröffnet hast, den ich selbst noch nicht vollständig kenne.


    Ich darf vielleicht hinzufügen, daß es v.a. drei Komponisten waren, die Simpsons Schaffen wohl geprägt haben: als da wären Beethoven, Bruckner (architektonisch) als auch Nielsen (Orchestrierung). Über Bruckner und Nielsen hat Simpson kluge Texte verfasst, der Booklettext der alten EMI-Aufnahme der 4. von Nielsen unter Rattle und dem BSO stammt von Simpson.


    Eine lohnenswerte Entdeckung eines Komponisten, der einen ganz eigenen, dank dieser Einspielungen nicht mehr unbeachteten Seitenpfad beschritten hat.


    :hello:
    Wulf

  • Zum Hintergrund von Simpson sollte man wissen, daß er sich sehr für Bruckner und Nielsen einsetzte. Über beide Komponisten hat er Bücher geschrieben, die lesenswert sind, wobei man bei dem Bruckner-Buch natürlich den damaligen Stand der Forschung beachten muß.
    Ein weiterer Komponist, für den sich Simpson engagierte, war Havergal Brian. Daß der von der Öffentlichkeit praktisch ignorierte Brian zu BBC-Aufführungen kam, war ausschließlich Simpson zu verdanken.


    In Simpsons Achter und Neunter Symphonie merkt man übrigens starke Bruckner-Einflüsse. Eines seiner stärksten Werke scheint mir die Dritte Symphonie zu sein, die eine starke Ansage in Richtung eines britischen Modernismus ist, der zweifellos in der Tradition wurzelt, sich aber eines harmonisch avancierten Idioms bedient.
    :hello:


    :angry: :angry: :angry: P.S.: Dieser Wulf ist einfach immer einen Tick schneller beim
    Schreiben... :angry: :angry: :angry:
    :D :D :D

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    In Simpsons Achter und Neunter Symphonie merkt man übrigens starke Bruckner-Einflüsse. Eines seiner stärksten Werke scheint mir die Dritte Symphonie zu sein, die eine starke Ansage in Richtung eines britischen Modernismus ist, der zweifellos in der Tradition wurzelt, sich aber eines harmonisch avancierten Idioms bedient.
    :hello:


    Und in einer Einspielung unter Jascha Horenstein vorliegt! :yes:

  • Hallo,


    ich bin - wie vermutlich bekannt - auch ein erklärter Simpson-Begeisterter. Vielleicht erkläre ich kurz, wie ich auf diesen Komponisten gekommen bin: ich habe vor einigen Jahren, als ich noch dabei war, mir selbst das Internet quasi zu "erschließen", auf der Homepage von Hyperion Simpsons Elfte als Neuerscheinung gelistet gesehen. Damals war ich noch eher "Moderne-skeptisch" (was sich mittlerweile ja doch ein wenig gewandelt hat), aber ich habe einfach mal in die Hörprobe hereingehört. Es handelte sich um einen Ausschnitt aus dem Schlusssatz (die hymnische Steigerung kurz vor dem Ende), und ehrlich gesagt hat mich diese Musik völlig elektrisiert. Kurze Zeit später habe ich mir die CD gekauft. Danach wollte ich mir immer schon alle Sinfonien zulegen, bin aber darüber hinweggekommen. Erst, als ich im Herbst des Jahres 2006 mein Studium in Bielefeld aufgenommen habe, habe ich in einer der ersten Wochen einfach mal jpc einen Besuch abgestattet - als ich dort für 50 Euro die Gesamteinspielung herumliegen sah, musste ich sie mir einfach kaufen. Und die Box war wirklich jeden Cent wert...


    Wolfgang, deine Liste ist insofern leicht irreführend, als dass die Sinfonien, von denen du schreibst, sie seien für "Kammerorchester" komponiert, nicht wirklich für Kammerorchester geschrieben sind. Zum Teil hat Simpson hier eben die Beethovensche Orchesterbesetzung gewählt, was für modernere Verhältnisse vielleicht eher dezent erscheinen mag, aber unter dem Begriff "Kammerorchester" verstehe ich etwas anderes. Keine der Simpson-Sinfonien ist wirklich für Kammerorchester geschrieben, das möchte ich hier noch einmal nachdrücklich betonen.


    Ich finde eigentlich alle Simpson-Sinfonien sehr stark. Natürlich gibt es aber auch Werke unter ihnen, zu denen ich eine besondere Affinität besitze, vielleicht, weil ich mich mit ihnen intensiver beschäftigt habe als mit anderen. Die Elfte wäre so ein Fall - wie erwähnt mein erster Kontakt mit seiner Musik. Ich habe dieses Werk seinerzeit sehr, sehr oft gehört, und es ist mir daher schon besonders vertraut. Den Höhepunkt des Finales, wenn sich allmählich ein Thema aus dem ersten Satz wie eine Hymne ausbreitet, finde ich nach wie vor sehr eindrucksvoll.


    Die Neunte Sinfonie ist einfach monumental - übrigens zitiert Simpson in dieser Sinfonie Bruckner offenbar wörtlich. Ich muss an dieser Stelle ja zu meiner Schande gestehen, dass Bruckner nicht eben zu meinen Lieblingskomponisten gehört und ich seine Musik nicht besonders gut kenne. Es soll sich aber um eine Passage aus der Dritten Sinfonie handeln. Ich finde die Energie, die Simpson an den beiden großen Höhepunkten der Komposition auflädt - nämlich kurz vor Ende des 1. "Satzes" und der gigantische Höhepunkt im 3. Satz, bevor alles in sich zusammenbricht -, einfach umwerfend. Das hat fast schon kosmische Dimensionen... Über den Schluss, eine langsame, leise Coda, die aus Themenfragmenten und "leeren" Skalen zusammengesetzt ist, sagt Simpson ja selbst "and drifts away into space", was mir eine sehr angemessene Beschreibung zu sein scheint - ich persönlich habe bei dieser Musik auch immer das Gefühl, als verliere sich die Sinfonie in den unendlichen Weiten des Weltalls. Nun, ich gerate ein wenig ins Schwärmen, aber es ist einfach so, dass mir diese Musik unheimlich gut gefällt.


    Die "kosmischen" Eindrücke vermögen übrigens wenig zu verwundern, wenn man bedenkt, dass Simpson ein begeisterter Hobbyastronom war. Ich finde, das hört man seiner Musik durchaus an. Etwas anderes möchte ich auch noch thematisieren: und zwar die Rolle der Zitate in seiner Musik. Simpson hat sich in seinen Werken sehr oft auf andere Komponisten bezogen (unter den Streichquartetten gibt es sogar drei Werke, die sich auf Beethovens Rasumowski-Quartette beziehen). Das hört man z.B. auch in der Vierten Sinfonie (Scherzo - Beethoven, Haydn) oder in der Zehnten, zu der ich gleich noch ein paar Worte verlieren möchte. Man sollte sich allerdings davor hüten, Simpsons Zitate als bloße Einsprengsel oder dergleichen zu betrachten. Ich würde seine Art, sich auf ältere Werke zu beziehen, eher als Versuch betrachten, aus den jeweiligen Werken gewissermaßen die Essenz zu ziehen, sie auf ihre Charakteristika und Eigenart zu reduzieren. Diese stellt Simpson dann in den Kontext seiner ureigenen Tonsprache - völlig organisch und höchst selbstständig.


    Die Zehnte Sinfonie hat zum Beispiel einiges mit Beethovens Hammerklaviersonate gemeinsam - ihre Struktur, das regelrecht "auffahrende" Hauptthema... Nicht zu vergessen die gewaltige Fuge am Ende, die in elementarer Gewalt kulminiert. Auch dies eine meiner Lieblingssinfonien. Nennen möchte ich für mich persönlich noch die Siebte, ein besonders konfliktreiches Werk. Das Beiheft interpretiert den Schluss dieser Sinfonie wie folgt: "Hier findet kein abschließender Sieg statt, und negative Kräfte wird es immer in der Welt geben. Man muss sich ihnen stellen und sich mit ihnen auseinandersetzen." Es ist diese philosophische Komponente, die für mich die Beschäftigung mit Simpson besonders reizvoll macht.


    Übrigens finde ich, dass sich Simpsons Musik nicht besonders "englisch" anhört, vielleicht eher in Richtung Skandinavien. Ich selbst höre durchaus gern englische Musik, jedoch ist habe ich das Gefühl, dass das letzte Bisschen, was mir bei vielen englischen Komponisten letztlich öfters fehlt, weshalb ich ihre Musik manchmal eben "nur" nett finde, bei Simpson gerade vorhanden ist. Um Missverständnisse zu vermeiden: das ist natürlich eine höchst persönliche Aussage, die sich vor allem auf meinen eigenen Musikgeschmack bezieht.


    Vielleicht schreibe ich später noch ein wenig mehr...


    Viele Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,

    Zitat

    Es soll sich aber um eine Passage aus der Dritten Sinfonie handeln.


    ...was von Simpsons Brillanz im Zitieren zeugt, denn Bruckners "Dritte" ist, wie gerade Simpson natürlich genau weiß, selbst mit Zitaten (Wagners) angereichert. Simpson zitiert also aus dem zitierfreudigen Werk und stellt damit einen weiteren Konnex her.
    Übrigens gehört Simpson für mich zu den relativ wenigen Komponisten seiner Generation, die beweisen, daß auf dem Boden der Tradition kraft eines eigenen Idioms noch wirkliche Neuerungen möglich sind. (Abgesehen davon kenne ich manch Zwölftonwerk, das "zugänglicher" und "harmonischer" klingt als die oft schroffen, verästelten Symphonien Simpsons.)
    :hello:

    ...

  • Lieber Holger,


    Danke für deine ergänzenden Ausführungen zu Simpson - mit deinem Beitrag hatte ich auch gerechnet.
    :hello: Denn Du bist schließlich der Anstoßgeber bei Johannes und daraus folgend auch mir. Mit anderen Worten - ohne Dich und Johannes hätte ich Simpson vielleicht nie kennengelernt !


    Die damit verbundene Bereicherung des musikalischen Ouvre hat damit durch TAMINO wieder bestens funktioniert. Danke !



    Die Punkte mit dem Kammerorchester (das es tatsächlich keine kammerorchestrale Musik in dem Sinne ist) und das Simpsons Sinfonik nicht englisch klingt (er verwendet zudem nirgens folkloristische Themen), das wollte ich auch noch erwähnen.
    Das hast Du treffend erledigt:

    Zitat

    Wolfgang, deine Liste ist insofern leicht irreführend, als dass die Sinfonien, von denen du schreibst, sie seien für "Kammerorchester" komponiert, nicht wirklich für Kammerorchester geschrieben sind. Zum Teil hat Simpson hier eben die Beethovensche Orchesterbesetzung gewählt, was für modernere Verhältnisse vielleicht eher dezent erscheinen mag, aber unter dem Begriff "Kammerorchester" verstehe ich etwas anderes. Keine der Simpson-Sinfonien ist wirklich für Kammerorchester geschrieben, das möchte ich hier noch einmal nachdrücklich betonen.


    Zitat

    Übrigens finde ich, dass sich Simpsons Musik nicht besonders "englisch" anhört, vielleicht eher in Richtung Skandinavien.



    Zitat

    Zitat Edwin:
    Übrigens gehört Simpson für mich zu den relativ wenigen Komponisten seiner Generation, die beweisen, daß auf dem Boden der Tradition kraft eines eigenen Idioms noch wirkliche Neuerungen möglich sind. (Abgesehen davon kenne ich manch Zwölftonwerk, das "zugänglicher" und "harmonischer" klingt als die oft schroffen, verästelten Symphonien Simpsons.)


    Richtig, bis eine Zugänglichkeit für einige der Sinfonien aufgebaut werden kannn ist eine intensive Beschäftigung nötig an der so mancher scheiteren wird, wenn er mit genau den falschen Simpson-Sinfonien anfängt.
    **** Aus meiner derzeitigen Sicht für Simpson würde ich dem Simpson-Interessent nicht empfehlen chronologisch von Nr.1 angefangen zu beginnen, wie es ansonsten logisch wäre.
    Bei mit stehen die Sinfonien Nr. 8 - 10 an der Spitze, die ich als zugänglicher empfinde, in ihrer Klangsprache fastzinierend.
    :yes: Ganz oben steht (nicht nur bei mir) natürlich die durch Bruckner geprägte kosmische Sinfonie Nr.9.
    Das ist die beliebteste Sinfonie Simpsons (laut beiheft) und vermutlich sein bestes Werk.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,


    wie gesagt ich kenne noch nicht alle Simpson-Symphonien, aber gerade bei ihm kann ich mir durchaus noch bessere Interpretationen vorstellen: es fehlt manchmal etwas an Biss und Verve bei Handley.


    Übrigens halte ich die 9. - mein Höreindruck ist aber ne Weile her - nicht für seine beste Symphonie. Die 2. und v.a. die 3. ist sehr stark. Letztere gibt es in einer Interpretation von Horenstein, die soweit ich die Hörschnipsel bei jpc beurteilen kann, noch etwas stringenter, atmosphärischer und für mich somit spannender daherkommt. Aber Handley macht seine Sache schon nicht schlecht.


    :hello:
    Wulf

  • Lieber wulf,


    das Thema Handley hatten wir schonmal bei Moeran.


    Ich denke da bist Du mir Deiner Aussage allein auf weiter Flur:

    Zitat

    es fehlt manchmal etwas an Biss und Verve bei Handley


    :( Ich finde das diese Aussage überhaupt nicht zutrifft.


    ;) **** Man kennt mich bei TAMINO inzwischen --- ich bevorzuge nur Aufnahmen die Biss und Verve haben !



    Zur Sinfonie Nr.9:
    Ich habe inzwischen alle Simpson-Sinfonien gehört und habe sehr viele lohnende und interessante Momente dabei erlebt.
    #Die Sinfonie Nr.9 steht für mich eindeutig an der Spitze der Simpson-Sinfonien --- solch eine Aussagekraft habe ich bei anderen Sinfonien in dieser Form nie mehr erlebt. Es ist die eindrucksvollste Sinfonie.


    Auch sehr eindrucksvoll fand ich den letzten Satz der Sinfonie Nr.10.
    Dort findet (ähnlich wie bei Nielsen: Sinfonie Nr.4 im letzten Satz - wohlmöglich hat Simpson dieses von Nielsen abgeschaut/übernommen) eine effektvolle Zwiesprache von 2 Pauken statt.
    :D :yes: Da geht die Post ab - das ist Gänsehaut pur !


    Als nächstes werde ich mich der Sinfonie Nr.11 intensiver zuwenden, die bei Holger den Simpson-Anstoß gab --- es lohnt sich !



    :hello: Wir haben übrigens noch einen Simpson-Hörer unter uns:
    Rolo Betman hat heute in "Was hört ihr gerade jetzt" ebenfalls seine Begeisterung zur Sinfonie Nr.9 zum Ausdruck gebracht und wendet sich nun weiteren Sinfonien zu --- natürlich mit Handley (wem sonst ?).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von teleton
    natürlich mit Handley (wem sonst ?).


    Hab gerade mal in unserem Lieblingsversand nachgeschaut, was der aufgenommen hat, und ob ich was unter seiner Leitung habe.
    Offenbar gibt es da fast nur englisches Nischenrepertoire.
    :D
    Und: Ha, ich hab auch eine seiner CDs: Stanfords 7.
    Kein Wunder, dass mir die Zuordnung zu dem Stabschwinger nicht präsent war.
    :hello:

  • Lieber Wolfgang,


    deswegen wundert es mich ja, daß Du Handley derart favorisierst. V.a. ist Moeran mit Simpson ja so wundervoll vergleichbar. :rolleyes: Simpsons Symphonien sprühen vor Energie, ein Vergleich im englischsprachigen Raum - allein von der Wucht und der Energie - wären RVWs 4. und 6. und Waltons 1. In allen drei Werken hat Handley gute, aber nach landläufiger Meinung (so alleine bin ich nicht, auch wenn Du es gerne hättest :baeh01: ) nicht referenzwürdige Einspielungen vorgelegt.
    In der kräftigen 1. von Walton hat z.B. Rattle mit dem BSO ganze Arbeit geleistet.


    Hör mal in die ersten Takte der 3. unter Horenstein rein - der scheint mir gleich zu Beginn viel insistierender und stringenter als Handley zu sein, vielleicht täuscht mein Eindruck aber auch.


    Zur 9. Hab doch nicht gesagt, daß diese ein schlechtes Werk ist - um Gottes Willen. Klingt aber nicht so typisch nach dem Simpson, den ich kenne.


    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von teleton
    :hello: Wir haben übrigens noch einen Simpson-Hörer unter uns:


    Das ist richtig, auch ich bin stolzer Besitzer der oben abgebildeten Box, und es ist nicht das erste Mal, dass ich hier behaupte, dass Simpson (neben Ries) für mich die Entdeckung in 2007 (oder war es schon 2006 ?) war.


    Diese Musik hat mich von Anfang an fasziniert, und es waren insbesondere die Symphonien 5 bis 10, die mir gefielen. Am meisten im Gedächtnis blieb mir dabei die Nr 6 wegen ihres Programms - ein etwa halbstündiges Stück, aufgeteilt in 2 etwa gleich lange Abschnitte. Der erste Abschnitt beschreibt das Werden menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum Moment unmittelbar vor der Geburt, der zweite Teil beschreibt dann die Geburt und die Zeit danach. Zu Ende des ersten Abschnitts hört man richtig, wie sich das Orchester in Wehen und Krämpfen windet, es tut schon richtig weh - dann eine Sekunde Pause - und dann sprudelt es nur so heraus, man spürt regelrecht die Erleichterung, die dieser befreiende Ausbruch verursacht. Sehr beeindruckend.


    Den positiven Eindruck hat meine Simpson-Sitzung gestern wieder bestätigt.


    rolo :hello:

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Hallo kurzstückmeiuster,


    Handley ist tatsächlich hauptsächlich mit britischem Repertoire präsent - das ist eben sein "Fachgebiet".
    :yes: Nachdem ich die Simpson Sinfonie Nr.9 mit Handley genossen habe, bin ich mir aber sicher, das er auch für Bruckner ein guter Dirigent wäre.


    Jetzt mal kurz OT:
    Du erwähnst Stanfort ! Diese Stanford - Handley - Chandos - Box gehört auch noch zu meinen weitestgehend ungehörten CD-Neuzugängen.
    Der Zufall wollte es das ich gestern genau in diese Sinf.Nr.7 mal reingehört habe - mein erster Eindruck der Sinfonie: "Romantischer Einheitsbrei, der nichts Neues / Revolutionierendes auf die Beine stellt". Hoffendlich ist mein Ersturteil nicht zu hart - ich werde die anderen 6Sinfonien natürlich auch noch antesten - wenn sich der gleiche Eindruck einstellen sollte, steht die Chandos - Box zum Verkauf !



    Hallo wulf,


    wir sollten jetzt hier keine Diskiussion über Handley anfangen.
    Aber auch seine Aufnahmen, der RVW-Sinfonien (EMI) finde ich absolut referenzwürdig. Meine Zweitaufnahme mit Bryden Thomson habe ich inzwischen verkauft !


    Und --- ich habe Simpson nicht mit Moeran verglichen, sondern nur erwähnt, das wir dort auch chonmal eine Interpretionsauseinandersetzung in Bezug auf Handley hatten !


    Walton favorisiere ich mit Paul Daniel, da kenne ich Handley gar nicht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton


    Hallo wulf,


    wir sollten jetzt hier keine Diskiussion über Handley anfangen.


    Warum denn nicht? Er ist der Dirigent der Symphonien 1-9. Bin ich OT, wenn ich die Interpretationen der Symphonien anschneide?? :(


    Zitat


    Und --- ich habe Simpson nicht mit Moeran verglichen, sondern nur erwähnt, das wir dort auch chonmal eine Interpretionsauseinandersetzung in Bezug auf Handley hatten !


    Ist ja gut. Ruhig Blut. :angel:


    Zitat


    Walton favorisiere ich mit Paul Daniel, da kenne ich Handley gar nicht.


    Finde ich auch sehr gut :yes:


    :hello:
    Wulf

  • Seit zwei Tagen besitze ich jetzt auch die Integrale mit Vernon Handley. Schuld war ein Hunderter der Schwiegermutter, der augenblicklich und gezielt anzulegen war. Dank der Empfehlungen einiger Mitstreiter hier im Forum war ich auf den Komponisten, den man beileibe nicht in jedem Lexikon zu finden scheint, schon länger aufmerksam geworden.


    Gehört habe ich bisher die Nummern 5, 3 und 8 - in dieser Reihenfolge.


    Strenges Formbewusstsein scheinen mir maßgeblich, eine gewisse Terrassenstruktur bei extrem breiter Anlage - Bruckner wurde ja genannt - Beethoven'sche Schlusswirkungen fallen mir auf - abgesehen davon, dass Simpson offensichtlich langsame Rahmen bezüglich Kopf- und Finalsatz liebt.


    Stilistisch und emotional geht die Fünfte schon gen Allan Pettersson, während die Dritte wohl am stärksten bei Nielsen wurzelt. Ansonsten dürfte Simpson die Klangsprache eines Schostakowitsch kennen, vielleicht auch eines Karl Amadeus Hartmann. Warum er nicht bekannter ist, erschließt sich mir jedenfalls nicht. Verglichen mit anderen großen unbekannten Sinfonienzyklikern (z.B. Atterberg, Brian, Miaskowsky, Tubin) des 20. Jahrhunderts könnte ich mir - bei spärlicher Werkkenntnis! - vorstellen, dass er zu den besonders interessanten Neubelebern dieser Königsgattung gehört, wobei mich Pettersson mehr fasziniert, es sei denn, es gibt für mich beim weiteren Vorstoß in der Box noch exquisite Aha-Erlebnisse.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Mittlerweile kenne ich alle Sinfonien vom einmaligen Hören. Ein chronologischer Durchgang wird sich gewiss bald anschließen und ich danke den diversen Mitforianern, die ich mich auf Robert Simpson aufmerksam gemacht haben.


    Wann immer Simpson im Konzept oder auch in der Harmonik moderner ist, ziehe ich ihn eigentlich vor. Insofern ist für mich die Neunte jetzt nicht unbedingt der Gipfel, das hat mir auch zu viel Mystik und Mythos im Ansatz der Deuter. Auf Simpsons stets strengen Konstruktivismus verwiesen zu werden, bereichert meine Hörerfahrung zwar zweifellos. Es erscheint mir dennoch weniger relevant, die strukturelle Parallele zu Beethovens "Hammerklaviersonate" nachzuvollziehen, als etwa die auffällige Nähe zur Tonsprache Nielsens zu erkennen. Denn einmal mehr beweist dies die Bedeutung jenes skandinavischen Klassikers, der vielleicht doch noch unterschätzt wird.


    Wie Simpson nun in den meisten seiner Sinfonien gerade Nielsen auch formal für sich weiterentwickelt, indem er dessen Klüfte und Abgründe einem strengeren Formprinzip unterwirft, macht sein Gesamtwerk für mich unverwechselbarer und geschlossener. Gewiss gehört auch Bruckner dazu und bisweilen wohl ein individueller Umgang mit der Zwölftontechnik. Deren strikte Einhaltung ist aber bekannterweise nicht leicht nachzuhören. :yes::D


    Bezüglich meines letzten Beitrags bleibe ich dabei: Pettersson interessiert mich stärker. Ein detaillierter Vergleich wäre vielleicht ganz interessant, und man könnte ihn biographisch fundieren. Der Schwede ist als vorletzter (oder von mir aus einer der vorletzten) Sinfoniker der Gegenwart der große Pessimist, Simpson als letzter Optimist. Wahrer Engländer ist er in der Tat nicht in seiner Musik, das bleibt, denke ich, Vaughan Williams vorbehalten.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    ...die auffällige Nähe zur Tonsprache Nielsens zu erkennen. Denn einmal mehr beweist dies die Bedeutung jenes skandinavischen Klassikers, der vielleicht doch noch unterschätzt wird.


    Lieber Wolfgang,


    absolut Deiner Meinung :yes: Im ertsen Hörprozess finde ich die Nähe zu Beethoven und Nielsen evidenter als die zu Bruckner, muß aber gestehen, noch nicht alle Symphonien zu kennen.


    Ich besitze eine alte EMI-Einspielung der 4. Symphonie von Nielsen unter Rattle und dem BSO. Verfasser des Booklettextes: Robert Simpson. Und was für einer - nicht das übliche aufs Biographische, mit wenigen Worten die Musik beschreibende Beschränkte, nein, Simspon geht gleich in media res und gibt eben mal eine Kurzanalyse der Symphonie, die er mit den Worten: "At every level the drama and organic structure are one; this is true of any great symphony" beschließt.


    Ein Beispiel für Simpson Bewunderung des Dänen.


    :hello:
    Wulf

  • Lieber Wulf, hallo, miteinander!


    Ich habe mir auch die Selbstinterpretation Simpsons zu seiner Neunten mal angehört, die sich auf der Handley-CD findet. Dort betont er konstruktivistische Prinzipien im Detail (mit Klangbeispielen), wie sie sich verallgemeinert auch im CD-Booklet nachlesen lassen, und es fällt des Öfteren der Name Bruckner. Von Quart-Fortschreitungen ist außerdem die Rede, von der Keilform, von einer Zwölftönigkeit, die sich minutenlang als solche entwickelt.


    Aber ähnlich wie schon oben im Zusammenhang mit der "Hammerklaviersonate" gesagt: Das ist interessant zu wissen, aber beim subjektiven Hören mit stilistischem Erfahrungshintergrund ist das weniger relevant, schließlich "klingt" Simpson ganz einfach nicht nach Beethoven, und auch nach Bruckner tut dies nicht einmal die Neunte.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Lieber Wolfgang, da muss ich zumindest anhand eines Beispieles widersprechen. Höre Dir mal das Scherzo aus seiner 4. an - wenn Dich das nicht an den 2. Satz aus Beethovens 9. erinnert, weiß ich auch nicht. ;)


    :hello:
    Wulf

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Lieber Wulf!


    Zwei Schlussfolgerungen:
    1. Der zweite Durchgang der Simpson-Sinfonien wird rasch in Angriff genommen!
    2. Die vierte Sinfonie muss ich besonders oberflächlich gehört haben (habe ich bei einigen der Sinfonien mit Sicherheit, da wegen formalistischer Begleitarbeit dann doch zu unkonzentriert).


    In der Tat: eine verblüffende Inspiration, zu der sich Simpson gewiss bekannt hat, wie ich ihn mittlerweile einschätze. Von daher nehme ich die obige Behauptung, nach Beethoven würde Simpson gewiss nicht "klingen", gnadenlos zurück :D und danke Dir für diesen Hinweis.


    Interessanterweise klingt aber auch dieser von Beethoven beeinflusste Simpson ebenso sehr nach Nielsen!


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo,


    ich stimme Wolfgang insofern zu, als dass ich bei meiner ersten Begegnung mit Simpson (wie oben erwähnt, es war die Elfte) auch vor allem an Carl Nielsen denken musste. Zum Thema Beethoven hat sich Wulf ja schon geäußert - ich persönlich finde, dass man einen gewissen beethovenesken Einschlag in Simpsons Musik nicht leugnen kann. Zum Beispiel gibt es zwischen Simpsons Zehnter und der Hammerklaviersonate ja nicht nur strukturelle, formale Paralellen, sondern sogar das Hauptthema des ersten Satzes nimmt offenbar Bezug auf Beethovens Opus 106. Was genau das Beethovensche dieser Musik ausmacht, ist für mich schwierig zu sagen. Ich müsste mich noch intensiver damit auseinandersetzen, um zu einer schlüssigen Antwort zu gelangen.


    Ich halte den Hinweis auf Inspirationsquellen bei Simpsons Musik für sehr wichtig, denn es scheint mir so, als wäre Simpsons Musik ohne diesen Hintergrund überhaupt nicht denkbar. Sein Schaffen ist meiner Ansicht nach stark von der Beschäftigung mit "älterer" Musik geprägt, reflektiert diese, betrachtet einzelne markante Aspekte wie durch ein Prisma. Dass man dies nicht in jedem Falle sofort bemerkt, spricht eben dafür, dass Simpson eine eigenständige kreative Persönlichkeit war mit einem bemerkenswerten kompositorischen Profil, sodass die genannten Einflüsse letztlich wirklich integriert, in die Musik Simpsons eingeschmolzen werden und keine Fremdkörper aus anderen musikalischen Welten bleiben. Für mich ist das eine sehr "gebildete", kluge Musik.


    Ich wüsste nicht, dass Simpson Zwölftontechnik im Schönberg'schen Sinne anwendet, z.B. ist der Hinweis auf die chromatische Skala zu Beginn der Neunten Sinfonie ja auch nicht im reihentechnischen Sinne zu verstehen. Simpson geht eben vom anfänglichen dis aus in Quartabständen die chromatische Skala in den Grundtönen durch, um beim erneuten Erreichen des "dis" zu einem ersten Höhepunkt zu gelangen. Das ist eine Art Evolution, die für Simpsons Musik sehr charakterisch ist - nach und nach setzen sich die Motivfragmente zu einem großen Komplex zusammen. Die umgekehrte Vorgehensweise findet man übrigens genau so - etwa am Schluss der Neunten Sinfonie. Manchmal verwendet Simpson auch Zwölftonakkorde, aber wie gesagt: davon, dass er sich an echter Reihentechnik orientiert, weiß ich nichts. Mir scheint die Handhabung seiner motivischen Partikel jedenfalls recht frei zu sein.


    Speziell zu der Neunten Sinfonie: ich glaube nicht, dass die allgemeine Wertschätzung gerade dieser Sinfonie unbedingt etwas mit "Zahlenmystik" oder dergleichen zu tun hat. Ich möchte folgende Aspekte einmal herausstellen: zunächst ist diese Sinfonie ein für Simpson sehr charakteristisches Werk - die Grundzüge seiner Musik kann man hier sehr gut nachvollziehen - in Ansätzen habe ich das ja schon dargestellt. Zweitens ist die Sinfonie ein emotional ungemein ansprechendes Werk, etwa durch die beiden großen Klangballungen im ersten und letzten Satz und die finale Leere, "als starre man in die Weite des Weltalls" (so ähnlich wird es ja im Beiheft beschrieben). Wie ich bereits erwähnt habe, halte ich überhaupt diese kosmischen Assoziationen für sehr charakterisch für Simpsons Musik. Das geht übrigens wieder in die Richtung dessen, was ich mit "intelligenter Musik" meine - Musik, die vom geistigen Horizont ihres Schöpfers geprägt ist.


    Schlussendlich noch ein paar Worte zum Thema Pettersson und Co. Erstens muss ich sagen, dass ich persönlich wenig von Thesen wie "der letzte Sinfoniker" et al. halte - die Sinfonie an und für sich ist sicherlich eine der Musikgattungen, die mich besonders interessieren, und ich kenne wirklich etliche (sehr gute) Sinfonien auch nach Pettersson und Simpson. Von einer These à la "Die Sinfonie ist tot" kann meiner Ansicht nach einfach keine Rede sein.


    Mir liegt der Vergleich Simpson - Pettersson allerdings auch ohne diesen Hintergrund schwer im Magen. Das hat mehrere Gründe: zum einen leuchtet es mir einfach nicht ein, warum ich mich im Sinne eines Vergleichs festlegen sollte auf einen Komponisten oder dergleichen - lieber versuche ich, einen Komponisten wie Simpson als bemerkenswerte Erscheinung wahrzunehmen und zu versuchen, seine Eigenheiten zu ergründen. Das gleiche mache ich auch mit Pettersson (dessen Sinfonien ich derzeit erkunde). Was mich an der Musik des 20. Jahrhunderts besonders fasziniert, ist eben die Vielfalt. Warum einen Favoriten benennen, wenn man so viele verschiedene Sachen hören kann, die alle ihren eigenen Reiz haben...


    Ich glaube aber auch, dass Pettersson und Simpson ganz unterschiedlich an Musik herangehen, vielleicht zu unterschiedlich, um sie miteinander zu vergleichen. Zumindest im Falle von Pettersson bin ich vielleicht noch nicht hinreichend mit seiner Musik vertraut, aber es scheint mir doch etwas in die folgende Richtung zu gehen: Petterssons Musik handelt offensichtlich viel vom Leiden, ist wohl von seiner persönlichen Krankheit geprägt, spricht vielleicht sogar die Probleme der Menschheit an (ich meine, ein derartigen Zitat Petterssons im Hinterkopf zu haben).


    Das ist aber nicht das, was Simpson motiviert: seine Musik geht von einer objektiveren Position aus, bewegt sich auf einer abstrakteren Ebene. Nicht der Mensch, sondern der Kosmos ist das Thema dieser Musik, könnte man wohl etwas plakativ formulieren. Man betrachte nur einmal die Sechste und Siebte Sinfonie: in der Sechsten setzt sich Simpson ja bekanntlich mit der Entstehung eines menschlichen Lebens auseinander - aber wie er das tut, mit der "DNA"-Musik, ist eben eine andere Ebene, als sich mit einem Menschen als emotionalem Wesen zu beschäftigen. Selbst der "optimistische" Schluss (in D-Dur) ist irgendwie vor allem eine Apotheose auf die elementare Energie, die Lebenskraft an und für sich, und kaum die Darstellung eines glücklichen Werdegangs oder dergleichen, wie ich finde. Thema ist nicht der Mensch in seinen Gefühlen und als Privatperson, sondern das elementare Leben.


    Die Siebte Sinfonie ist viel dunkler und konfliktbeladener. Aber ist es nicht so, dass Simpson hier vor allem die Konflikte und Antagonismen an und für sich schildert und weniger die Probleme oder das Leiden des Menschen (wie es Pettersson vielleicht tut)? Ich denke, ein Trauermarsch wie in Petterssons Sechster Sinfonie wäre in Simpsons Musikverständnis einfach nicht möglich. Jemand schrieb mir einmal, Simpsons Musik sei "Architektur" - nun ja, auf jeden Fall (auch) ein Spiel mit Formen, mit Motiven und Ideen. Subjektives ist hier jedenfalls kaum von Belang. Deswegen tue ich mich auch schwer damit, Simpson als "optimistischen" Sinfoniker zu begreifen; ich glaube, das sind nicht die Kategorien, die diese Musik nun unbedingt begreifbar machen.


    So weit meine Gedanken zu dieser Thematik! Schade, dass ich derzeit so wenig Zeit habe, eigentlich müsste ich ein paar Gedanken noch näher ausführen... Habe mich schon kurz gefasst, ist aber doch alles ziemlich umfänglich geworden.


    Viele Grüße
    Holger

  • :)Hallo, Holger!


    Kurz (1) möchte ich auf Deinen höchst interessanten Beitrag antworten. Leider brauche auch ich nur auf den Schreibtisch zu schauen ...


    Was Simpson anbelangt, müsste ich mit Behauptungen aller Art nach einem im Wesentlichen einzigen und unterschiedlich konzentrierten Hördurchgang vorsichtiger sein, als ich es möglicherweise war, das wird mir jetzt klar. Vielleicht nicht vorsichtiger mit vorhandenen Eigenschaften bei dieser genialen Musik, die jetzt gewiss allgemach bekannter wird, aber vorsichtig bei der Konstatierung nicht vorhandener ... :D


    Mit der Konstatierung der Zwölftontechnik wollte ich aber vorsichtig sein. Für Detailerkenntnisse fehlt mir nun wirklich noch die Hörerfahrung. Dennoch: Simpson selbst verwendet den Begriff; er hat mit ihm konzeptuell gearbeitet, was er auch immer darunter verstanden hat oder haben will.


    Was die "Zahlenystik" anbelangt:
    Abgesehen davon, dass mir die neunte Sinfonie, die ich jetzt zum zweiten Mal gehört habe, tatsächlich als untypischer erscheint und ich 2, 3 und 4 als besonders typisch erachte - vielleicht auch einfach nur als mir selbst besonders nahegehend (stets unter dem Vorbehalt weiterer Hörerfahrung) -
    was ich meinte, war schlicht die Verklärung der Zahl aus ihrer musikgeschichtlichen Zufallshäufigkeit heraus ... als das (vermeintliche) opus summum bei Beethoven (manche mögen sie überhaupt nicht ...), bei Schubert (die Neunte ist die Siebte ist die Neunte ...), bei Bruckner (einverstanden), bei Mahler (der hätte aber gerne eine zehnte geschrieben ...). Was soll's eigentlich? Was soll's ... wenn selbst das Booklet schreibt: Simpson hörte bei der Neunten nicht auf, mit der Zehnten fand er einen ganz anderen Weg (der mir übrigens ganz subjektiv besser gefällt). Das ist es, was ich mit "Mystik und Mythos" gemeint hatte und was mir eigentlich ein wenig auf die Nerven geht. Ansonsten stimme ich Dir gerne zu, würde nur die Wirkung der Neunten gerne etwas tiefer hängen, aber das siehst Du anders und sieht Teleton anders und darüber könnten wir lange streiten, brauchen es aber nicht zu tun, weil es sich, denke ich, nicht wirklich lohnt.


    Einer "Die Sinfonie ist tot"-Theorie hänge ich gewiss nicht an. Freilich dürfte es einem Spezialisten wie Dir bei Weitem leichter fallen als dem breit gestreuten Quantitätsliebhaber, in der Gegenwartssinfonik Namen zu nennen, die sich rein chronologisch an Pettersson und Simpson anschließen und auch deren Bedeutung erreichen. (Auch habe ich ja dezent "von mir aus einer der vorletzten Sinfoniker" geschrieben. ;) :)). Kannst Du mir welche nennen? (ganz ernst und ohne jede Häme gemeint ... ich weiß mittlerweile, was ich von Dir lernen kann :))


    Noch kurz zum Vergleich Pettersson / Simpson. Allem, was Du da schreibst, stimme ich gerne zu. Und ich bin der allerletzte, der nicht fest davon überzeugt ist, dass sich alles lohnt in der Musik, was anspricht, Freude macht, zum Nachdenken und Nachfühlen inspiriert, zum Nachmachen, wenn und wo man's kann. Wir alle haben aber doch das Vergleichen in unsere intellektuelle Wiege gelegt bekommen. So wie ich jeden Vergleich abtun kann als Reduzierung der ganz unverwechselbaren Intention der Künstlerpersönlichkeit, so lohnt doch auch jeder Vergleich, da er neue Perspektiven in sich birgt. Der übernächste Schritt mag dann wieder der einer bloß subjektiven, wenn nicht geschmäcklerischen Eimschätzung sein. Und da kommt für mich als Literaturliebhaber Kafka vor Thomas Mann, als Musikliebhaber eben Pettersson vor Simpson, der Leidende vor dem analytischen Schöngeist. Hören werde ich sie aber so lange gerne beide, solange es nicht wieder neue Schwerpunkte für mich gibt! :yes:


    Ich hoffe, Du kannst meiner Antwort entnehmen, dass sich meine Motivation, Musik zu hören, meine Liebe zur Musik und letztlich auch meine Auffassung von ihr sich vermutlich in fast gar nichts von Deiner unterscheidet. :D Dass ich nicht exakt Deine Schwerpunkte und Deine Einschätzungen mittragen kann, hat einen grauenvoll einfachen Grund: die voraussichtliche Länge des irdischen Daseins!


    (1) :hahahaha:


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo Wolfgang!


    Kannst du mir sagen, wo genau Simpson den Begriff Zwölftontechnik oder Reihe verwendet? Ich weiß, dass er in seinen Erläuterungen zur Neunten darauf hinweist, dass er zu Beginn durch die gesamte chromatische Skala moduliert, aber wo er explizit auf Reihentechnik verweist, weiß ich gerade nicht. Ist mir bisher auch nicht aufgefallen... Ich habe eher eine Aussage (des Booklets) im Kopf, dass Simpson noch ein paar frühe Sinfonien geschrieben haben soll, von denen wohl mindestens eine in Reihentechnik komponiert worden sein, diese aber vernichtet habe. Diese Aussage wird dort mit einem Tenor getätigt, der suggeriert, dass Reihentechnik für Simpson letztlich untypisch ist (was meine Höreindrücke bestätigt).


    Deine Aussage mit der Zahlenmystik habe ich so verstanden, wie du es jetzt noch mal erläutert hast - sicherlich ist deine Skepsis per se berechtigt, aber wie gesagt: ich bin der Meinung, dass in diesem Falle die besondere Beachtung gerade dieser Sinfonie ihre Berechtigung hat oder zumindest plausibel ist. Das impliziert aber kein negatives Urteil über die übrigen Sinfonien, bei Weitem nicht! Ich finde ja auch die Elfte sehr ansprechend, die Zehnte sowieso... Es ist eben ein rundum interessanter Werkzyklus.


    Was die Sinfonie in der Gegenwart betrifft: ich habe deinen Beitrag schon heute mittag kurz überflogen und ein wenig darüber nachgedacht. Wenn ich alles aufschreiben würde, was mir dazu einfällt, würde es jetzt doch sehr lang werden und vor allem vom Thema Simpson völlig abweichen. Daher nur ein paar ganz kurze Bemerkungen: wenn ich einen lebenden Sinfoniker von Format benennen sollte, dann vielleicht vor allem Boris Tischtschenko. Der kommt nun aus der Schostakowitsch-Tradition und somit wiederum aus einem anderen Umfeld.


    Die Anzahl seiner nummerierten Sinfonien beträgt zwar "nur" sieben, aber er hat noch (mindestens) neun weitere programmatische Sinfonien komponiert, und sein zweites Violinkonzert trägt den (angesichts des Gehalts dieser Komposition ungemein gerechtfertigten) Untertitel "Violinsinfonie", sodass hier insgesamt siebzehn Werke zu Buche stehen, die ich ungemein spannend finde. Die Siebte gibt's zum Beispiel bei Naxos zu kaufen, die Sechste habe ich kürzlich kennengelernt und fand sie hervorragend. Leider nicht auf CD erhältlich ist die Vierte - vielleicht sein Opus Magnum, ein monströses Werk von 93 Minuten Spieldauer, das ein riesiges Orchester erfordert (unter anderem mit elf Schlagzeugern) und die Rezitation eines Turgenjew-Gedichts mit einbezieht. Ganz aktuell ist sein Zyklus von fünf Sinfonien nach Dantes Göttlicher Komödie; die letzte davon hat er erst 2005 fertig gestellt. Große, kraftvolle Werke, die vielleicht an den späten Schostakowitsch anknüpfen; auf jeden Fall eine ganz eigene, unverwechselbare Stimme. Vielleicht werde ich demnächst mehr zu ihm schreiben, er wird im März nämlich siebzig Jahre alt.


    Überhaupt gibt es besonders ein Russland und Skandinavien eine Reihe von profilierten Sinfonikern - um eine differenzierte Bewertung abzugeben, bräuchte ich aber wirklich mehr Raum. Es scheint aber einen generellen Trend hin zur Sinfonie zu geben, zumindest in einer bestimmten Gruppe von Komponisten. Jemand wie Peteris Vasks hatte vor 1990 keine einzige Sinfonie geschrieben, mittlerweile sind's drei; Arvo Pärt hat letztes Jahr eine neue Sinfonie komponiert (37 Jahre nach seiner Dritten) und so weiter. Es gibt derzeit viel, nur ist es nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten und vor allem eine Einordnung, eine Relevanz zu erkennen. In Finnland wäre z.B. Kalevi Aho zu nennen, der einige sehr gute Sinfonien komponiert hat (ich nenne mal seine Achte, mit solistischer Orgel, oder seine naturinspirierte Zwölfte), in anderen dagegen leider etwas arg in Routine verfällt. (Obwohl, speziell zum Thema Routine gibt es ja noch Leif Segerstam, der Sinfonien wie Sand am Meer produziert und mitterweile bei der schier unglaublichen Zahl von 215 Sinfonien (sicherlich schon wieder veraltet) angelangt ist... Zwei davon habe ich sogar, tue mich mit einer definitiven Einschätzung aber schwer.)


    Ich persönlich habe mittlerweile wenigstens die 1980er Jahre etwas besser im Blickfeld; was sich derzeit abspielt, ist durchaus aufregend und spannend zu verfolgen, aber für eine echte Bewertung der Lage fehlt wohl noch etwas die Distanz.


    Eine subjektive Wertung, wie du sie im Falle Pettersson / Simpson beschreibst, ist natürlich völlig legitim. Mir persönlich geht es ehrlich gesagt so, dass ich sehr viel Musik sehr gern mag: mal ist es eben Simpsons abstrahierte Weltsicht, die ich hören möchte, mal Petterssons Leidensweg... Ich kann mich da nicht festlegen. Ich bin offen gestanden auch ein ziemlich begeisterungsfähiger Hörer, dem ganz oft das am besten gefällt, was er gerade hört. Eine gewisse Präferenz habe ich für Musik, die in irgendeiner Weise zum Nachdenken anregt, sei es durch ihren Aufbau oder ihren emotionalen, vielleicht sogar philosophischen Gehalt.


    Viele Grüße
    Holger

  • Hallo, Holger!


    Jetzt wirklich nur eine kurze Replik.


    Simpson erwähnt ein zwölftöniges Prinzip in seinem Vortrag, der sich an die Neunte auf der Integrale mit Handley anschließt. Ich müsste es noch einmal nachhören, ist ja auch auf Englisch, habe aber ein in Quarten fortschreitendes Prinzip in der motivischen Entwicklung verstanden (oder glaube es verstanden zu haben), das sich als letztlich zwölftönig entpuppt (würde ja auch funktionieren und ist ja eigentlich nichts Besonderes).


    An anderer Stelle ist im Booklet die Rede davon, dass sich Simpsons Personalstil auch dadurch auszeichnet, dass unterschiedliche Akkorde im Quintabstand und in gänzlich anderer Tonlage verdoppelt werden, was angeblich zu einem Flageolett-Effekt führt. Letzeres kann ich eventuell nachvollziehen - vielleicht ist etwas Ähnliches gemeint wie in einer der späteren Variationen im Ravel'schen Bolero - bei Ersterem hat klanglich wohl Nielsen Pate gestanden.


    Ansonsten: Danke für den Hinweis auf Tischtschenko! Den Namen habe ich ja durchaus bereits gehört.


    Selbst könnte ich als einen weiteren "letzten" ( ;) ) Sinfoniker Rautavaara nennen, dessen postmoderne Nummern um das Jahr 2000 aber doch einem gefällig-esoterischen Klangideal hinterherjagen. Da möchte ich nicht mit Simpson und Pettersson vergleichen, so wenig wie etwa vorher bei dem platten Vielschreiber Hovhaness. (Segerstam hast Du genannt! :D)


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ich bin heute auf Robert Simpson gestoßen, weil in einem anderen Thread , wo es um Brucknerähnliche Sinfonien ging, auch sein Name genannt wurde, ich glaube es wurde die Sinfonie Nr neun als Beispiel genannt. Ich persönlich konnte diese Ähnlichkeit anhand der Tonbeispiele nicht nachvollziehen, sondern fühlte mich - wie auch in anderen Sinfonien - aktuell höre ich grade die Dritte. (ja staunt nur - sowas hab ich auch in meiner Sammliung) eher an Holsts "Planeten" erinnert. Vielleicht hat mich auch das Coverbild in dieser Meinung bestärkt (?)



    Scheinbar habe ich recht, denn ich finde bei Wikipedia folgende Stelle:


    Zitat

    Abgesehen von der Musik galt seine große Leidenschaft der Astronomie; er war Mitglied der British Astronomical Association und der Royal Astronomical Society.


    Alles klar ?
    Anscheinend doch nicht - denn ein paar Zeilen weiter finde ich:


    Zitat

    In seinen Sinfonien sind Einflüsse von Anton Bruckner spürbar (besonders in architektonischer Hinsicht), vor allem in den früheren wird man zuweilen an Carl Nielsen erinnert. Die Tonsprache ist freitonal und oft dissonant, beruht aber immer auf einem tonalen Kern


    Also doch ein Komponist in der Nachfolge Bruckners ?


    Man wird sehen.


    Dieser Thread sit SCHEINBAR weit gediehen . aber eine Auseinandersetzung mit den einzelnen Sinfonien findet nicht statt, ich meine in der Form von Hörerlebnissen , bzw deren Schilderung. Das mag zum Teil auch daran liegen, daß nur wenige Simpsons Werke kennen, bzw gehört haben.
    Was istr generell von einem Komponisten zu halten, der in der Bruckhaus-Enzyklopädie (24 Bände 19. Auflage) mit keinem Satz erwähnt wird?


    Großer Symphoniker oder Komponist von spektakulärer und zugegebenermaßen beeindruckender Filmmusik?


    Über Simpson gäbe es noch viel zu schreben - aber zuerst muß man natürlich etwas von ihm hören, wpbei ich vorschlagen würde, daß man nicht zu allgemein bleiben sollte. Da es vermutlich eine Illusion ist anzunehmen, man könne jeder Sinfonie Simpsons einen eigenen Thread spendieren, wie dies bei Beethoven üblich ist, wird es von Vorteil sein, nach und nach die einzelnen Sinfonien hier in diesem Thread zu besprechen....


    Sicher - es gibt lieblichere Werke, aber irgendwie ist das was ich bisher gehört habe zumindest interessant - um nicht zu sagen faszinierend - auf eine eigene Art.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    auf der von Dir abgebildeten CD mit den Sinfonien Nr. 3 und 5 ist auch wirklich wenig bis gar keine Bruckner-Nähe vorhanden. Von daher kann man deinen Ersteindruck, der bei diesen Sinfonien tatsächlich nicht an Bruckner denken läßt, absolut nachvollziehen.


    Die Simpson - Sinfonien sind ohnehin sehr kontrastreich in ihrer Art, sodaß man bei Hören der Sinfonien Nr.3 und 5 überhaupt nicht auf absolut Gleiches in einigen anderen Sinfonien schließen kann.



    Die Sinfonie Nr.9 (1985-87) ist es dann tatsächlich (neben der Sinfonie Nr.8) auch, bei der man eindeutig Bruckner-Einflüsse vermerken kann. Die Neunte könnte man als eine auf die Spitze getriebene gigantische Sinfonie mit "Bruckner-Klangorgien" beschreiben. Ich empfinde sie auch als eingängiger als viele andere Sinfonien Simpsons und letztendlich ist sie für mich auch die schätzenswerteste Sinfonie (ohne die Anderen jetzt im geringsten vernachlässigen zu wollen).
    Sie besteht aus einem großen Satz (49:55) eingeteilt in drei Abschnitte Part I - III mit den Längen 19:49 - 7.47 - 22-19, die stufenlos ineinander übergehen.
    :angel: Es ist wohl eines der packensten Werke der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts - da fallen mir auch keine weiteren Worte zu ein, sondern nur noch dieses Smilie: :jubel:
    Auf der Hyperion-CD der Sinfonie Nr.9 ist auch eine Interessante Erläuterung vom Werk von Vernon Handley (natürlich in Englisch) mit Klangbeispielen enthalten - vorbildlich.



    Ob sich pro Sinfonie ein Thread (wie bei Beehoven) lohnen würde wage ich schwer zu bezweifeln, da diese Theads mangels Kenntnis und Gesamtinteresse ohne große Reaktion bleiben würden. Man sollte dies für einige Sinfonien vielleicht hier in diesem Thread vornehmen.
    Es gibt auch nur eine GA der Simpson-Sinfonien, die mit Vernon Handley und die ist wirklich fabelhaft gelungen. Interpretatorisch von höchstem Niveau und klanglich herausragend (Hyperion, 1988-2003, DDD).
    Das hört und spürt man auch ohne jeglichen Vergleich anderer Aufnahmen (wenn es sie dann gäbe).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Liebe Taminoianer,


    ich bin mit der Hörlektüre der Simpson-Sinfonien-GA bei Hyperion nun fertig.


    Ich muss gestehen, dass ich mir nach Lektüre dieses Threads etwas mehr von diesen Werken erhofft hatte. Die vielbeschworene Bruckner-Nähe konnte ich nicht feststellen (am ehesten in der gigantischen 9.), ansonsten scheinen mir Nielsen und Schostakowitsch nach einmaligem Hören doch deutlich näher als der Linzer Meister.


    Irgendwann werde ich die Box mal wieder aus dem Regal nehmen, aber jetzt meine ich, dass Boulez, Ligeti, Penderecki, Stockhausen u. a. Jahre vor Simpson Interessanteres und Hörenswerteres abgeliefert haben.

  • Zitat

    Wie ist denn Simpson im Vergleich zu Bax? Oder kann man das nicht vergleichen?


    Vielleicht ein paar Zeilen dazu – evt. im entsprechenden Thread …

    Hallo, Maurice!


    Darf ich Dir zunächst eine Zwischenfrage stellen? Kennst Du Bax? Genauer? Ich schreib auch gern ein paar Zeilen mehr.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose