Hallo
Der Titel ist natürlich etwas sehr hochtrabend, Messvertonungen hätte es ja schliesslich auch getan...
Das Ordinarium Missae ist der feststehende Text, der in jeder regulären Messe zu normalen Sonntagen gesprochen bzw. gesungen werden muß. Es gibt freilich ausnahmen, so entfällt beispielsweise in der Fastenzeit das Gloria, es gibt der Ausnahmen noch einige mehr, Am Ostersonntag beispielsweise wird üblicherweise auf das Credo verzichtet... In einer normalen "Messe" wird vertont das:
Kyrie (Herr erbarme dich)
Gloria
Credo (Glaubensbekenntnis)
Sanctus / Benedictus
Agnus Dei
Auf die konkrete Idee, diesen Thread zu starten, hat mich jetzt der "Spatzenmessethread" gebracht, aber eigentlich wäre er längst fällig gewesen, da ich Messen aus mehreren Gründen unheimlich interessant finde. (Wir wollen hier in diesem Thread von den mehr oder weniger Verwandten Themen wie Requiem, andere Formen katholischer Kirchenmusik und gar ausserkatholischer Kirchenmusik einmal absehen.)
Messvertonungen sollten auch für nichtkirchliche Musikfreunde hochinteressant sein: erstens gibt es Gipfelwerke der Musikgeschichte in dieser Gattung, Bachs h-moll-Messe, Beethovens Missa Solemnis und Mozarts c-moll-Messe haben zu Recht auch schon ihren eigenen Thread.
Zweitens haben wir das einmalige Phänomen, daß über ein Jahrtausend lang Komponisten sich an der selben Vorlage versucht haben und bis heute immer wieder neu der selbe Text vertont wird. Zudem ist der Text reich an Bildern, Affekten, Stimmungen, daß anhand der Messvertonungen geradezu ein historisch-musikalisches Wörterbuch erstellt werden kann, welche Bilder wann wie vertont wurden.
Es ist also ein Thread für alle hier, von den Freunden der Gregorianik, über die Renaissancefreunde, die Barockfreunde, bis hin zu den Verehrern von Bruckner, Strawinsky, Pendercki und vielen anderen.
Und die Textvorlage hat allerlei zu bieten: Eher meditative Teile, flehentliche Teile, Prunkvolle Teile, ausdruck der Dankbarkeit und geradezu musikdramatische Teile, wie der Part zwischen Krufifixus und et resurrexit.
Messen gibt es in allen musikalischen Stilen: die volkstümlich gehaltenen kleinen messen Mozart und Haydns, die prunkvollen großen Orchestermessen Haydns, es gibt den philosophischen Kosmos der Missa Solemnis Beethovens, Bachs "theologisches Hauptwerk", die h-moll-Messe, es gibt verschwenderische und bescheidene Messen, alle Epochen der Musikgeschichte haben interessante Messvertonungen herausgebracht.
Wie gesagt, das faszinierende ist, daß über 1000 Jahre lang der selbe Text jeweils relativ zeitgemäß (oder auch historisierend oder unnötig kitschig) vertont wurde.
Wollt Ihr Euere Lieblingsmessen vorstellen und ein bisschen erklären, was Euch daran besonders gefällt und was ihr an neuen kompositorischen Lösungen des alten Textes besonders hervorhebenswert findet.
Gruß, Markus