Wie schon viel zu lange in dem Thread Ein impressionistischer Komet - Emmanuel Chabrier 1841 - 1894 versprochen, eröffne ich nun endlich den Thread zu Emmanuel Chabriers meisterhafter Opéra Comique LE ROI MALGRÉ LUI (KÖNIG WIDER WILLEN). Ich werde ihn auch jetzt nur stückweise vorantreiben können, aber das soll niemanden entmutigen, jederzeit Kommentare einzubringen, Fragen zu stellen etc.
Ich beginne mit einem Zitat von Edwin Baumgartner aus dem o. g. Thread, das sehr schön zusammenfasst, warum diese aus noch zu erläuternden Gründen leider viel zu unbekannte Oper einer intensiven Beschäftigung wert ist:
ZitatAlles anzeigenvon Edwin Baumgartner
Und dann kommt der Knüller:
Diese grandiose Aufnahme ist derzeit ebenfalls nur "antiquarisch" für ein Schweinegeld zu bekommen. Und sie ist jeden Cent wert! "Le Roi malgré lui" ist eine Komische Oper mit einer Überfülle an eleganter, witziger und glänzend formulierter melodik - aber was Chabrier damit harmonisch macht, ist atemberaubend: Da gibt es Stellen wie bei Ravel, Poulenc oder gar Honegger. Das Werk war ein Kultwerk der "Groupe des Six" - man merkt, weshalb. Alterierte Septimen- und Nonenakkorde in einem freien Wechselspiel, aber durch die Instrumentierung sind die Konturen schärfer als bei Debussy. Dieser "Roi" gehört für mich zu den außerordentlichsten Werken des 19. Jahrhunderts - weil er in seiner ganzen Haltung ganz klar in das 20. blickt.
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Sperrig sind die (Chabriers) Werke ganz und gar nicht! Sie sind, ganz im Gegenteil, ausgesprochen "süffig". Mich hat's schon in den Fingern gejuckt, Verdis "Otello" und "Falstaff" als nahe Verwandte auszugeben. Aber das wäre ein Irrtum, denn die motivische Arbeit Chabriers kommt eben doch von Wagner. Und die Eleganz der Melodik ist nicht italienisches Brio, sondern typisch französisch: Nobel und mit ungeheurem Geschmack veredelt.
Weshalb ein Meisterwerk wie der "Roi" heute nicht gespielt wird, hängt mit der prinzipiellen Aversion einiger Enggeister gegen französische Musik zusammen. Man traut französischen Komponisten einfach keine Erfolgsoper zu ...
Welche Schätze sich die Bühnen dabei entgehen lassen, zumal gerade Chabriers "Roi" eine der wenigen wirklich gelungenen Musikkomödien ist, deren Musik sich nicht in Platitüden verliert, ist wirklich unglaublich.
Natürlich kann ich hier nur jeden Satz unterschreiben, und deshalb habe ich das Zitat auch so ausführlich hierher übernommen und den letzten Satz fett gesetzt. Ich hoffe, dass Edwin Euch jetzt wieder einmal den Mund richtig wässrig gemacht hat.
Die ausführliche Inhaltsangabe, die ich gestern hier eingestellt habe, erlaubt es mir, in meinem ersten Beitrag etwas später oder morgen direkt den historischen Hintergrund anzugehen. Inzwischen empfiehlt es sich für alle Interessenten, den o. g. Thread über Chabrier und den Opernführer (noch einmal) durchzulesen, denn deren Kenntnis setze ich als bekannt voraus.
Jacques Rideamus