Nur ein Seufzer in Ballettschuhen? - Für und wider Vincenzo Bellini

  • Die ersten Postings dieses neuen Threads wurden wunschgemäß aus dem Thread "Was hörche ich gerade jetzt" hier gesammelt. Wer neu auf diesen stößt, möge sich bitte nicht wundern, dass die eigentliche Diskussion erst etwas später in Gang kommt, denn hier sortiert sich immer alles chronologisch ein. J.R. II


    Eben erst mit der Geschenkepost gekommen und ich kann nicht widerstehen:




    Alle Pavarotti-Kritiker sollen bitte DAS hören- sein Arturo sucht wahrlich seinesgleichen. Da es sich um eine Live-Aufnahme handelt, gebührt ihm gleich die dreifache Lorbeerkrone.


    Dass Mirella Freni später ins jung-dramatische Fach abgewandert ist, wird man, wenn man diese Elvira hört, noch mehr bedauern.
    Ich bin mehr als angenehm überrascht über ihr Beweglichkeit und Höhe bei allem bekannten lyrischen Schmelz der Stimme.


    Nicht nur als Rodolfo und Mimi sind diese beiden Sänger eine Sensation, nein, für mich nun auch als Elvira und Arturo .


    Wieder einmal ein heisser Dank an die Tamina die immer genau weiss, was bei mir ins Schwarze trifft :lips:


  • Hallo!


    hab ich doch schon lange gesagt :boese2: und zwar hier.


    LG joschi



  • Lieber Joschi, da gab's mich hier doch noch gar nciht, als du das gesagt hast!!!!!!


    Aber Recht hast du tausendmal. :yes:
    Wobei für mich "O rendetemi la speme" der noch höhere (so möglich)Seligkeitsgipfel als "A te o cara" ist. Einfach nur noch Wolke 7 mit Sternchen sehen :angel:


    In keiner einzigen mir bisher bekannten Belcanto-Oper gibt es so herrliche Ensembles wie in den Puritani. Dei fallen auf den Arien-Samplern ledier immer weg und wer nur die Arien kennt, weiss nicht, was ihm entgeht.
    Man könnte heulen und zähneknirschn, dass Bellini danach schon sterben musste-was hätte uns da noch in den späteren Reifejahren erwartet?

  • Zitat

    Dei fallen auf den Arien-Samplern ledier immer weg und wer nur die Arien kennt, weiss nicht, was ihm entgeht.


    Das unterschreib ich sofort! :yes:


    Zitat

    Man könnte heulen und zähneknirschn, dass Bellini danach schon sterben musste-was hätte uns da noch in den späteren Reifejahren erwartet?


    Das Schicksal kann schon unbarmherzig sein. Wenn er sich so weiterentwickelt hätte wie bis hierhin, dann, bin ich mir sicher, würden wir von Verdi kaum mehr was auf den Spielplänen sehen.
    In meinem KK findest du noch weitere Puritani-Aufnahmen. Manche besser, manche schlechter, aber an die Muti-Aufnahme von 69 kommt keine ran! :jubel: :jubel:



    LG joschi

  • Zitat

    Original von DonBasilio


    Das Schicksal kann schon unbarmherzig sein. Wenn er sich so weiterentwickelt hätte wie bis hierhin, dann, bin ich mir sicher, würden wir von Verdi kaum mehr was auf den Spielplänen sehen.


    Jaja :D. Nur dass Verdi keine Fortsetzung von Bellini ist, sondern eine komplett andere Ästhetik verfolgt.


    Man muss aber zugeben, dass Bellini in I puritani zum erstenmal gemerkt hat, dass in der Oper auch ein Orchester mitspielt. Und mit fünfzig Jahren hätte er vielleicht sogar entdeckt, dass man nicht nur geradtaktig komponieren kann und dass es so etwas wie Rhythmus gibt... :stumm:



    Viele Grüße


    Bernd

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  • Kann man so interessante Dinge eigentlich nicht in spezifischeren Threads besprchen? Hier gehen sie leider wie die Socken in der Waschmaschine im schwarzen Loch des Kosmos verloren..... :(
    Verdi ist wirklch keine Fortsetzung von Bellini und man würde ihn sicher auch kennen, wenn Bellii 100 Jahre komponiert hätte.
    Aber lieber Bernd- falls als das, was du hier beschwörst in Bellinis späteren Opern so eingetroffen wäre, hätte er ganz sicher vergessen, was eine Melodia lungha und eine aus reiner Schönheit bestehende und immer dominante Gesangscantilene ist. Und dann???? ;( ;( ;(
    Nee, dann kann ich wirklch besser Verdi hören!


    Mir reicht der Rhytmus bei Bellini übrigens vollkommen. Was braucht das Herz denn mehr als wiegende und arpeggiernde Dreier -Bewegungen?
    Und die Strette seiner Arien haben jede Menge 16tel Koloraturen, die muss man ja erstmal singen! :D


    F.Q.

  • Geschätzte Königin,


    ...außerdem müßtest Du dann heute noch mehr Sänger ertragen, die an den technischen Höchstanforderungen von Bellini live scheitern. Mir reichen ja schon die paar desillusionierenden Liveerlebnisse, die ich dahingehend hatte. Nicht auszudenken, wenn man jede Woche Bellini besetzen müßte... :untertauch:


    Und das Regietheater kann ja nicht alles an so einem Abend rausreißen. :pfeif::D

  • Bitte, bitte liebe Moderation, könnt ihr all die Posting zu Bellini und den Puritani in einen Fach-Thread verschieben? Die finde ich sonst mein Lebtag nciht wieder!


    Lieber Antracis- wo Du Recht hast , hast Du Recht! Bellini ist eben ncihts für jeden Dahergelaufenden!
    Eine kostbare Rarität soll auch eine solche bleiben! :yes:


    Mich hat bisher noch kein Tenor live befriedigt, die lyrischen Baritone schaffen das schon eher.
    Aber Soprane gibt es nun wirklich Einige, die Bellini richtig schön singen können. Für mich an erster Stelle Eva Mei und Nathalie Dessay.


    Wie fast immer hängt hier alles an der Unfäghigkeit der Tenöre...... :wacky:


    Hast du schonmal Bellini mit Regietheater gesehn?
    Ich kenne da nur die Sonnambula aus Zürich(Oren/Tiezzi) und die ist m.E gut gelungen. Bei den Purtiani kann man ja nur froh sein, überhaupt mal irgendwaswas zu sehen.....


    F.Q.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Kann man so interessante Dinge eigentlich nicht in spezifischeren Threads besprchen? Hier gehen sie leider wie die Socken in der Waschmaschine im schwarzen Loch des Kosmos verloren..... :(


    Liebe Fairy,


    das sehe ich eigentlich genauso. Aber mein Posting war ja nur ein kleiner polemischer Seitenhieb, weil mich das Ausspielen Bellinis gegen Verdi geärgert hatte... ;)



    Zitat

    Verdi ist wirklch keine Fortsetzung von Bellini und man würde ihn sicher auch kennen, wenn Bellii 100 Jahre komponiert hätte.
    Aber lieber Bernd- falls als das, was du hier beschwörst in Bellinis späteren Opern so eingetroffen wäre, hätte er ganz sicher vergessen, was eine Melodia lungha und eine aus reiner Schönheit bestehende und immer dominante Gesangscantilene ist. Und dann???? ;( ;( ;(
    Nee, dann kann ich wirklch besser Verdi hören!


    Klar, Bellinis Melodien sind einzigartig (ich kann mich auch dafür begeistern) - und die Fähigkeit, alle anderen musikalischen Parameter zugunsten der Melodik weitgehend zu ignorieren, ist wirklich bemerkenswert (ganz ernst gemeint). Hier erinnere ich wieder gerne daran, dass nicht nur Chopin, sondern auch Wagner Bellini dafür bewundert hat ;). Und die vernichtendste zeitgenössische Kritik an Bellinis Kompositionsstil nicht zufällig von Berlioz stammte, der Unregelmäßigkeit und Klangfarbe sehr hoch schätzte...



    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Hast du schonmal Bellini mit Regietheater gesehn?
    Ich kenne da nur die Sonnambula aus Zürich(Oren/Tiezzi) und die ist m.E gut gelungen. Bei den Purtiani kann man ja nur froh sein, überhaupt mal irgendwaswas zu sehen.....


    Du meinst die Sonnambula aus Florenz, oder? Das würde ich aber nicht als Regietheater bezeichnen... ;) Bellini eignet sich m.E. nicht für die schärferen Formen des "Regietheaters" - viel zu sehr Sängeroper.


    In München habe ich mal I puritani in einer laaaaangweiligen Jonathan-Miller-Inszenierung gesehen. Aber Edita Gruberova fand ich großartig - eine der Sängerinnen, die man nicht von Tonträgern, sondern nur im Theater hören darf (und dann muss sie auch noch einen guten Tag haben)...



    Zitat

    Original von DonBasilio
    Hallo Feenkönigin, Zwielicht, Antracis und andere!


    Wie wärs mit einem eigenen Thread im Opernforum: "Warum schätze ich Bellini" oder "Verdi vs.Bellini" oder einen einfachen Bellini-Überblicks-Thread, ich glaube, da haben wir, meines Wissens, eh keinen.


    Ja, mach doch mal und verschieb (oder kopier) dann die Beiträge! :)



    Viele Grüße


    Bernd

  • Liebe Bellini-Fans und Widersacher,
    druch eine en passant Diskussion im "Heute erst gehört Thread, deren Beiträge ich herzlich bitte, hierher zu verlegen, wurde der Wunsch nach einem Für und Wider-Bellini Thread wach. Wie ich gerade bei der Suche feststellte , gibt es zu diesem meinem (mit)geliebtesten Opernkomponisten hier in Tamino ohnehin noch keine oder kaum Diskussions und Porträtthreads und dem sollte dringendst Abhilfe geschaffen werden!


    Hier kann nun Alles rund um Bellinis Kompostionsstil , seine Wertung, seine Wirkung, seine Gegener und Liebhaber gepostet werden.
    Kotzmännchen sind natürlich genauso toleriert wie Wolken mit Engelchen.


    Duellforderungen auf eigene Gefahr. :boese2: :D


    Heinrich Heine machte sich über die in seinen Ohren asthenische, anämische und schwindsüchtige Musik des Sizilianers lustig und nannte sie


    "Ein Seufzer in Ballettschuhen"



    Den Opern wird zu Recht vorgehalten, die reine Gesangslinie und Melodie auf Kosten aller anderen Parameter zu bevorzugen.


    Warum darf ein Komponsit der für die Stimme schreibt das eigentlich nciht mit allerbesten Recht tun? ?(



    Fairy Queen

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  • In der Tat eine Affenschande, dass es zu diesem Komponisten noch keinen Thread gab.


    Immerhin gibt es schon zwei TMOO - Threads, in denen auf weitere verwiesen wird, nämlich
    TMOO - Norma und
    TMOO - Puritani, I .


    Die dürfen natürlich gerne auch weitergeführt werden.


    Außerdem gibt es noch dank Fairy und Don Basilio einige Opernführer zu Werken Bellinis, nämlich diese hier:
    BELLINI Vincenzo: ADELSON E SALVINI ,
    BELLINI Vincenzo: I CAPULETI E I MONTECCHI und
    BELLINI Vincenzo: ZAIRA-SZENENFOLGE .


    EDIT: sowie
    BELLINI Vincenzo: LA SONNAMBULA und
    BELLINI Vincenzo: I PURITANI


    Vielleicht sollten wir uns also in diesem Thread vor allem auf die besonderen Eigenheiten des Komponisten Bellini konzentrieren und weniger auf einzelne Werke, zu denen es natürlich auch noch mehr zu sagen gibt - in den jeweiligen Threads, die ggf. auch noch eröffnet werden können.


    @ Zwielicht
    Auch ich würde nicht gleich jede Inszenierung, die sich einer gewissen Abstraktion befleissigt, als Regietheater werten. Die Inszenierung der SONNAMBULA des Maggio Musicale Fiorentino würde ich jedenfalls auch nicht dazu rechnen.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Lieber JR, erstmal danke fürs Verschieben der Beiträge in diesen Thread! :]
    Um meinen Chou-Chou(frz. Kosewort im Sinne von Schnuckelchen- wörtlich "Köhlchen") zu promoten, hatte ich auch noch "La Sonnambula" und "I Purtiani" im Opernführer besprochen. :yes:

    Da es hier unglaublicherweise tatsächlich noch keinen eigenen Thread zu Bellini gibt, werde ich den Titel ändern.
    So fände ich es angemessen, wenn hier Alles zum Komponisten und seinem Werk gepostet werden könnte , ausser direkten Bewertungen der Aufnahmen, die gehören nach TMOO.


    Hat jemand Lust, einen biographischen Artikel zu Bellini zu schreiben?


    Ich selbst bin erst mal eine Woche unterwegs und könnte das ,wenn niemand anders möchte, frühestens nach dem 1. November in Angriff nehmen.


    Ich winke im Hinblick auf diesen Thread auch mal ganz aufmunternd dem BBB zu, der mir bei einem Taminotreffen in Berlin seine Bellini-Liebe gestand :angel:


    Liebeserklärungen, Hasstiraden- hier dürft ihr euch auf jedem tamnokompatiblen Niveau austoben :D


    Ich möchte insbesodnere auch auf Werke ausserhalb der Opern hinweisen!
    Wer kennt da etwas und hat Aufnahmen?


    Natürlich war Bellini in allererster Linie ein Gesangskomponist. Als Sizilianer war ihm die Oper bereits mit der Muttermiclh eigegeben.
    Sein Studium in Neapel hat das noch weiter befestigt-eine "singendere" Stadt wird es wohl kaum geben.


    Ein Komponist, der in Italien, und überhaupt zur damaligen Zeit in ganz Europa, reüssieren wollte, musste Opern schreiben.


    Es gibt aber neben den Opern noch wunderschöne kleine Vokalwerke von Bellini, die Composizioni da Camera.


    Das ist eine "Liedgattung" ,die speziell italiensiche Opernkomponisten bedient haben. Donizetti, Rossini und Verdi haben und auch damit beglückt. Eine Mischung zwischen Arie und Kunstlied kann man gazn grob sagen
    Kaum bekannt, als Vorstudien zum Wesentlichen deklassiert und ausser in gut informierten Belcantokreisen nicht gehört oder bekannt, sind das Perlen, die es zu entdecken gilt.
    Hier schonmal meine Lieblings-CD :


    [am]B000003FT[/am]



    Belliniselige Grûsse von Fairy Queen

  • Liebe Fairy,


    Deine beiden anderen Opernführer habe ich natürlich nicht übersehen, nur erst einmal darauf verzichtet, sie eigens zu erwähnen, weil sie bereits in den weiterführenden Links der beiden genannten TMOO-Threads aufgeführt sind.


    Ich habe sie aber der Vollständigkeit halber soeben auch in meinen o. g. Beitrag eingefügt.


    Zum Thread selbst kann ich selbst leider erst einmal nur wenig beitragen, denn ich höre Bellini zwar sehr gerne, kann das aber oft nie sehr lange aufmerksam tun, die PURITANI ausgenommen, die in der von Dir gelobten Aufnahme (mit anderem Cover) schon länger auch zu meinen besonderen Lieblingen gehört.


    Woran das liegt? Dazu würde ich gerne in diesem Thread mehr erfahren, denn so ganz erklärbar ist mir das selbst nicht - zumal, wenn ich bedenke, dass ich dieses Problem nur selten bei Donizetti und überhaupt nicht bei Verdi habe, um nur die prominentesten Konkurrenten zu nennen. Ist er vielleicht doch zu sehr Melodiker und zu wenig Musikdramatiker? Oder ist Zwielichts Vorwurf der standardisierten Rhythmik und Orchesterbehandlung der Schlüssel? Jedenfalls verliere ich da immer wieder die Konzentration, bis mich ein besonders schöner melodischer Einfall zurück holt.


    Fragt mich bitte nicht warum, sagt es mir, wenn möglich.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Das alles hört sich an, als ob hier im Forum Vincenzo Bellini bisher noch so gut wie keine Rolle gespielt hat!
    Soweit ich mich entsinnen kann, hat es doch bereits viele Beiträge zu Bellini gegeben, nicht nur über seine NORMA, die auch einen eigenen Thread hat, sondern auch über vieles andere (ich erinnere mich z.B. an sein Frühwerk Adelson & Salvini, über das ausführlich diskutiert wurde).


    LG


    :pfeif: :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Stimmt! Deswegen habe ich ja auch ein paar Postings weiter oben auf diese Threads und Beiträge verwiesen. :yes:


    Nur musste man bislang etwas zu ihm in den verschiedensten Threads suchen. Jetzt gibt es eine erste Anlaufstelle für alles, was nicht NORMA heißt. :D


    :hello: Jacques Rideamus

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  • Dann werde ich erst mal Fairy Queens Wunsch aufnehmen und einen kleinen Beitrag zur Biographie des Komponisten einstellen:


    Bellini, Vincenzo, italienischer Komponist, * 3.11.1801 Catania, † 23.9.1835 Puteaux/Frankreich.
    Bellini stammte aus einer alten Musikerfamilie: Vater und Großvater wirkten schon als Organisten, Kapellmeister und Musiklehrer in Catania (Sizilien)– kein Wunder, dass der junge Vincenzo schon mit sechs Jahren erste Kompositionen verfasste. 1819 wurde er Schüler des Konservatoriums in Neapel. Dort entstand als erste Oper „Adelson e Salvini“ (1825), deren Erfolg auf der Bühne der Musikschule ihm einen Auftrag für Neapels Teatro San Carlo einbrachte: „Bianca e Gernando“ (1826; in der Neufassung 1828 »Bianca e Fernando«).
    In den ihm verbleibenden knapp zehn Lebensjahren schuf Bellini dann, meist in enger Zusammenarbeit mit seinem Librettisten Felice Romani, seine Opern, die ihn zu einem Rivalen Donizettis machten.
    Bereits nach „Bianca e Gernando“ erreichte ihn ein Auftrag vom mächtigen Impresario Domenico Barbaja, ein Werk für die Mailänder Scala zu schreiben.
    Mit dieser dritten Oper, „Il pirata“ (1827), legte er den Grundstock zu seinem Ruhm. Es folgten La straniera (1829), Zaira (1829), I Capuleti e i Montecchi (1830), La sonnambula (1831), Norma (1831) und Beatrice di Tenda (1833). Neben seinem Textdichter Romani beeinflusste die Freundschaft mit dem berühmten Tenor Rubini wesentlich sein Schaffen. Dank hoher Honorare gelang es ihm, ausschließlich vom Erlös seiner Opernaufträge zu leben, ohne eine Lehrtätigkeiten annehmen zu müssen oder sich hetzen zu lassen.


    In Paris, wo er seit 1833 lebte und seine letzte Oper „I puritani di scozia“ (1835) schrieb, schloss er enge Bekanntschaft mit Rossini, Chopin und Heine, der in seinen „Florentinischen Nächten“ (1837) ein literarisches Porträt Bellinis zeichnete. Der frühe Tod am 23. September 1835 beendete eine glänzende Laufbahn.
    Bellini wird in Paris auf dem berühmten Friedhof Père Lachaise beerdigt, wo man 1849 seinen Freund Chopin nahe bei seinem Grab beisetzen wird. Später wurden seine Gebeine in die sizilianische Heimat überführt.


    Bellinis Musik ist von elegischer, schwermütiger Färbung und verstärkt diese Stimmung durch schlicht wirkende, lang ausgesponnene Gesangslinien. Diese gefühlvolle, manchmal ekstatisch gesteigerte Klangschwelgerei – bei genauer Berücksichtigung des Textes – machte Bellini zum Exponenten romantischer Kunstauffassung. Auch war er in die menschliche Stimme verliebt, wodurch ihm einige Arien von bleibender Schönheit gelangen („Casta Diva“)


    Die Wiederentdeckung der Belcanto-Oper und der Einsatz großer Sängerpersönlichkeiten (Callas, Sutherland, Caballé, Gencer) brachte auch eine weltweite Zunahme der Aufführungen seiner Opern, von denen einige inzwischen einen festen Platz im Repertoire erobert haben.


    LG


    :hello:


    Empfehlung weiterführende Literatur: THE NEW GROVE:
    Vincenzo Bellini von Friedrich Lippmann (Verlag Metzler, Stuttgart/Weimar 1993)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald, hab herzlichen Dank für diese gut lesbare und bereits das Wesentlich zeigende Kurzbiographie.
    Damit nimmst du mir eine Menge Arbeit ab, zu der ich eh erst übernächste Woche gekommen wäre :jubel:


    Kann evtl jemand Bilder einstellen?


    Es gibt tatsächlich bisher nur in vereinzelten Threads Artikel zu Bellins Werken, aber ncihts Zusammenhängendes und vor allem ncihts, was Biographie, Kompositionsstil, Rezeptionsgeschichte und Wirkung beschreibt. Das Alles soll hier einen Rahmen finden.
    Im Laufe dieses Threads können gerne weitere Aspekte zur Biographie ergänzt oder ausgeweitet werden- es gibt .B. etliche überlieferte Briefzeugnisse in meinen Malibran-Recherchen zur Persönlichkeit des Komponisten, die ich gerne einfliessen lasse.


    Im Mometn beschäftigt mich aber ein Mitglied der Academie Française, Dominique Frenandez, der in seinem hervorragenden Buch "Le voyage d'Italie-dictionnaure amoreux" (verliebtes Wörterbuch der Italienreise)


    Bellini einen mehrseitigen Essay widmet.
    Die Conclusio lautet:


    "Ce n'est que cela Bellini: une voix éthérée qui flotte, lambeaux de nuages à la dérive- à la dérive vers le paradis."


    Ich habe ein ziemliches Problem euch das so zu übersetzen, dass der eigentliche Sinn erhalten bleibt.... pardon im Vorraus.


    Bellini ist nichts als das: eine ätherische Stimme, die auf dem Wasser schwimmt, zerrissene Wolkengebilde, die getrieben werden- bis zum Paradies.


    In seinem Aufsatz beschreibt er vorher das siziliansiche Erbe Bellinis, das sich in seiner Musik und den Sujets und Personen seiner Opern genau widerspiegelt. deisen Gedanken will ich euch paraphrasieren, denn ich finde das hochinteressant und sehr originell.


    Fernandez sieht die "Sicilitude"(Sizilianertum) quasi als Verbindung zwischen Person und Werk.


    Sizilien wurde im Laufe seiner Geschichte ständig von Fremdherrschaft bedroht, besetzt, ausgeplündert, dem nächsten Eroberer in die Hände gespîelt, verlassen.
    Die Insel erlitt ohnmachtig ihr Schicksal und gehörte niemals sich selbst. Von den Griechen über die Araber bis zum italiensichen Nationalstaat zieht sich diese Reihe der Ausbeuter und Eroberer.


    Bellinis Frauegestalten erdulden dasselbe Schicksal. Ohnmächtig der Willkür der asusenwelt ausgeleifert bleibt ihnen ncihts als Sonnambulismus, Wahn, Verzweiflung, Tod.
    Die Passivität und Melancholie angescihts der äusseren Verhältnisse ist eine Konstante.
    Norma bildet eine einsame Ausnahme.
    Auch die typische Bellini-Cantilene wird von Fernandez in dieses Prinzip der Sicilitude eingereiht.
    Sie wird als Schwanengesang zum Tode hin charakterisiert
    Getragen von den melancholischen Arpeggi einer Harfe oder eines Blasinstrumentes, erhebt sie sich , wird zwischen Himmel und Erde ausgespannt, in einem Schwindel, der sich in einem sehnsüchtigen Ansturz aushaucht. Der Gesang ist unlösbar mit Schmerz und Agonie verbunden.




    Lieber Jacques, ich kann Dir natürlich nciht erklären warum du Bellini nur kurze Zeit intensiv hören kannst, obschon Du ihn liebst.
    Mir geht es ausserhalb der Opernbühne aber nicht anders und ich glaube zu spüren warum: ein Zuviel von dieser melancholischen Sehnsucht macht mich so matt und passiv, dass ich meist aufhöre, bevor ein solch schwindsüchtiger Zustand an Abgründe führt, in die ich lieber nur in Ausnahmesituationen schaue.


    Bonne nuit


    Fairy Queen

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    ...
    Bellinis Musik ist von elegischer, schwermütiger Färbung und verstärkt diese Stimmung durch schlicht wirkende, lang ausgesponnene Gesangslinien. Diese gefühlvolle, manchmal ekstatisch gesteigerte Klangschwelgerei – bei genauer Berücksichtigung des Textes – machte Bellini zum Exponenten romantischer Kunstauffassung. Auch war er in die menschliche Stimme verliebt, wodurch ihm einige Arien von bleibender Schönheit gelangen („Casta Diva“) ...


    Zu ergänzen ist allerdings, dass Bellini für "Norma" und "I Puritani" auch Musiknummern komponiert hat, bei denen der elegische Beginn fließend in eine Melodie übergeht, die ziemlich leidenschaftliche Aktzente zeigt:
    der Anfangschor in "Norma" bespielsweise oder die Duettszene Giorgio - Riccardo im 2. Akt von "I Puritani" (eine der seltenen Duettszenen übrigens für tiefere Männerstimmen und eine meiner Lieblingsszenen in dieser Oper, auch wenn es natürlich eine Oper ist, die vom Tenor und vor allem vom Sopran dominiert wird).


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Il mare, il mare! Quale in rimirarlo
    Di glorie e di sublimi rapimenti
    Mi si affaccian ricordi! Il mare, il mare!
    Percè in suo grembo non trovai la tomba?

  • Lieber Waltrada, m.E. gibt es nirgends schönere Ensembleszenen(ob Duett, Quartett, solo plus Chor oder was auch immer) als in den Puritani!


    Einfach nur zum Hinschmelzen!



    Hier noch ein paar weitere Ergänzungen zu Bellinis Persönlichkeit(paraphrasiert nach Briefen und der Malibran Biographie von April Fitzlyon):


    Bellini war zeitlebens ein Glückskind und Liebling der Menschen und Götter. Er wurde bereits vom Elternhaus in seinem musikalischen Weg und Werdegang aufs Beste gefödert und hatte mit seinen Opern nciht nur grossen Erfolg, sondern auch genug Einnahmen, um alleine von den Kompositions-Gewinnen leben zu können und nicht unterrichten zu müssen.


    Mit seiner zarten blonden blauäugigen Schönheit wurde er zum Idol der romantischen Generation und insbesondere auch der schmachtenden Damenwelt.
    Heine bezeichnete ihn als "zartgliedrigen Hirten, einer idyllischen Pastorale entsprungen"


    Er war eitel und kleidete sich gerne in roten Samt und weisse Seide, ausserordentlich hypochondrisch, fürchte den Neid und die Rivalität seiner Kollegen Donizetti und Rossini bis zum Paranoia, aber muss dennoch eine solch natürliche Naivität und Güte ausgestrahlt haben, dass alle Welt ihm wohlgesonnen war.
    An seiner genialen Begabung und dem Wert seiner Musik herrschte ohnehin kaum ein Zweifel.


    Ausser bei Heinrich Heine, dem er sehr häufig in den Pariser Salons begegnete und der dem sehr abergläubischen Sizilianer in seiner nciht immer liebenswürdigen Spottlust einredete, er sei wie alle Lieblinge der Götter zu einem frühen Tode bestimmt.
    Diese Prophezeihung verfolgte Bellini wie ein Menetekel und versetzte ihn in irrationale Furcht und Schrecken.
    Dass sie sich schliesslich bewahrheitete, ist wohl eine Ironie des Schicksals........


    Es wurde lange bezweifelt, dass Bellini eines natürlichen Todes starb, Vergiftungstheorien und ähnliche Schauergeschichten machten die Runde.


    Dass jemand gar den bösen Blick Heines für seinen Tod verantwortlich machte, ist mir aber noch nciht zu Ohren gekommen ........


    Fairy Queen


    Liebe Bildexperten- gibtes evtl Bilder die jemand copyrightfrei hier einstellen kann?

  • Zur Lektüre empfohlen:



    Vincenzo Bellini


    Verlag: Text&Kritik, 1985


    Hg.: Heinz-Klaus Metzger / Rainer Riehn Paperback, 120 Seiten, 14x23cm, mit Notenbeispielen.
    Das Buch enthält Beiträge über Bellini von Richard Wagner, Henri de Saussine, Johann Christian Lobe u. a. sowie ein Werkverzeichnis, eine Auswahlbibliographie und Auswahldiskographie


    Die Discographie ist nicht so ganz auf dem neuesten Stand, gerade in den letzten Jahren ist da doch noch einiges dazugekommen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Im Gegensatz zu seinen Opernaufnahmen ist Bellinis Liedschaffen auf Tonträgern eher unter-repräsentiert.
    Deswegen sollte man in jedem Fall auf diese Naxos-CD hinweisen:



    Vincenzo Bellini (1801-1835)
    Klavierlieder


    La ricordanza;La farfalletta;Sogno d'infanzia;Il fervido
    desiderio;Dolente immagine di Filla mia;Vaga luna che
    inargenti;L'allegro marinaro;Torna, vezzosa Fillide;
    Malinconia, ninfa gentile;Vanne, o rosa fortunata;Bella Nice,
    che d'amore;L'abbandono;Almen se non poss'io;Per pieta,
    bell'idol mio;Ma rendi pur contento;Quando inciso sul
    quel marmo


    Dennis O'Neill, Tenor,
    Ingrid Surgenor, p
    Label: Naxos , DDD, 1995


    Nun ist der walisische Allround-Tenor Dennis O'Neill (Jahrgang 1948 ) nicht gerade der geborene Experte für Kunstlieder, aber mangels Alternativen sollt man ihn sich zumindest mal anhören!


    Die Aufnahme ist bereits 1995 auf dem englischen Label "Collins" erschienen, jetzt ist sie preiswert bei Naxos zu haben.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald, danke für deisen Hinweis-de vorgestellte Cd kenne ich noch nciht.
    Ich habe Bellinis Compozoni da camera nur auf Samplern : gibt es noch mehr reine Bellini-Lied-Cds? Wobei "Lied" im Sinne unseres Kunstliedbegriffs wie oben gesagt, mit Vorsciht anzuwenden ist.


    Mich würde mal ganz allgemein interessieren, welche Werke von Bellini die Taminos überhaupt kennen und wie da das Ranking ist.
    Wenn möglich mit (kurzer oder langer) Begründung für die Vorlieben.


    F.Q

  • Hallo!



    Signore Bellini hat übrigens auch Geistliche Werke geschrieben.


    Auf dieser sehr empfehlenswerten CD kann man hören:

    Messa a quattro voce in A-Moll
    Credo a quattro voce
    Te Deum laudamaus


    Es dirigiert Massimo Peiretti
    Monica Tarone (S)
    Galina Tchernova (MS)
    Hyun-Jae Park (T)
    Alessandro Bianchini (B)


    Coro e Orchestra dell´Accademia Stefano Tempia
    Nuova Era-2002


    Die ca. 45 Minuten lange Messe ist ein großartiges Werk, auch wenn man manchmal meint in der Oper zu sitzen anstatt in der Kirche. Virtuose Orchesterpassagen und natürlich auch Spitzentöne zeichnen dieses Werk aus.


    Aber Bellini komponierte noch mehr Geistliches. Im Jahre 1807 (!) schrieb er ein Gallus cantavit für Sopran. Im Alter von 9 Jahren schrieb er eine Messe, die in der Kirche San Biagio in Catania uraufegführt wurde. Im Alter von 13 schrieb er eine Missa solemnis für das Kloster von San Benedetto.
    Ebenso sind zwei Messa di Gloria (in D-Dur und G-Dur) aus dem Jahre 1818 überliefert.
    Die oben genannte Messe entstand wahrscheinlich im Jahre 1821 während des Studiums in Neapel, wurde aber (meines Wissens nach) in Catania uraufgeführt.


    Zu den beiden Messa di Gloria habe ich keine Aufnahme gefunden, da wäre also noch Nachholbedarf. :]


    Soweit mal dazu... :D



    LG joschi

  • Ich glaube ich muss mich gleich am Anfang als Fan von Bellini outen, um von vorneherein klarzustellen, dass ich bei diesem Thema absolut nicht neutral oder objektiv bin. :D


    Dieser Komponist hat mich schon sehr lange in seinen Bann geschlagen, und ich habe mich schon oft gefragt, warum ich auf seine Musik so anspreche. So ganz eindeutig kann ich das immer noch nicht sagen, es hat vermutlich etwas mit ähnlichen Wellenlängen zu tun.


    Sicherlich, Bellini schrieb schöne Melodien, aber das taten andere auch. Der entscheidende Unterschied liegt für mich darin, dass er - man möge den etwas abgedroschenen Ausdruck entschuldigen, aber mir fällt da wirklich kein treffenderer ein - mit seinem Herzblut geschrieben hat. Sprich: er hatte meiner Meinung nach nicht den inneren Abstand zu seinen Figuren, wie andere Komponisten ihn hatten, sondern ich kann es mir gar nicht anders vorstellen, als dass er mit ihnen litt. Elviras "Qui la voce sua soave.., o rendete mi la speme, o lasciate mi morire..." aus den Puritanern nehme ich mal als Beispiel. So was schreibt keiner um möglichst schnell viel Geld zu verdienen, da bin ich mir ziemlich sicher. Nein, Bellinis Musik kommt vom Herzen und geht zum Herzen. Schon wieder so eine Phrase, aber ich weiß wirklich nicht, wie ich das anders schreiben sollte.


    Wenn wir mal das Dreigespann Rossini-Donizetti-Bellini nehmen, dann sehe ich ersteren als absoluten Gegenpol zu Bellini. Der gute Rossini schrieb ja doch einiges eher mit lockerer Hand, quasi vom Fließband(etwas pointiert ausgedrückt), bei Bellini kann ich mir das einfach nicht vorstellen. Ich bin sicher, dass er seine Arbeit sehr ernst nahm und nicht aus dem Handgelenk etwas hinfetzte, um noch schnell eine Oper zu vollenden.


    Deshalb glaube ich auch, dass Bellini viel stärker polarisiert als eben Rossini zum Beispiel. Wenn einen Bellini packt, dann richtig, oder eben nicht. So lauwarme Zwischenstufen dürften bei ihm eher selten sein.


    Eines klang ja schon in einem Beitrag an: Bellini ist nicht leicht zu singen, zumindest nicht, wenn es glaubwürdig wirken und gleichzeitig entfernt nach Belcanto klingen soll. :D


    Andererseits vermeine ich deutlich zu spüren, dass Bellini seine Sänger quasi virtuell an der Hand nimmt, mit ihnen "atmet", und nicht gegen ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten
    ankomponiert. Andere Komponisten haben/hatten da ja bekanntlich wesentlich weniger Hemmungen, so nach dem Motto: "Mögen sie sich ruhig ihre Stimme ruinieren, meine künstlerische Vorstellung ist mir wichtiger!"


    Im übrigen halte ich Bellini in gewisser Weise für ebenso "modern" wie Verdi, und zwar gerade durch seine Fähigkeit, klangschöne Melodien zu schreiben, die über den reinen Wohlklang hinausgehen und tiefe Gefühle ausdrücken. So tief, dass es in der Tat manchmal anstrengend sein kann, da mitzugehen. Und manchmal möglicherweise sogar schmerzhaft, nämlich dann, wenn die Musik einen Punkt berührt, der in irgendeiner Weise empfindlich ist, wie etwa eine noch nicht ausgeheilte (seelische) Wunde.


    Ich will da Bellinis Musik nicht automatisch einen psychotherapeutischen Heileffekt zuschreiben, aber in diese Richtung geht es meiner Meinung nach durchaus. Und wer sie partout (noch) nicht vertragen kann, wird ihr wohl instinktiv aus dem Weg gehen, da bin ich mir ziemlich sicher.


    Dass Bellini heute nicht den Bekanntheitsgrad besitzt, den er meiner Meinung nach verdient, dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass er mit seinen Libretti meist wenig Glück hatte, von den Puritanern mal abgesehen. Selbst Norma könnte durch ein glaubhafteres Textbuch noch einiges gewinnen, aber gerade auch darin zeigt sich für mich das Genie dieses Komponisten.Wer selbst aus solchen Schinken wie Norma oder der etwas läppischen Nachtwandlergeschichte noch halbwegs glaubwürdige Opernwerke stricken kann, ist mit Sicherheit kein kompositorischer Stümper. Und zumindest mir geht es so, dass ich die dramaturgischen Schwächen völlig vergesse, sobald Bellinis Melodien erklingen. Wen kümmert Glaubwürdigkeit, das klingt einfach nur zum Dahinschmelzen schön - falls es entsprechend gesungen wird. Aber das ist ja wieder ein eigenes Thema für sich... :D


    Beste Grüße
    Kurt

  • Lieber Kurt,
    da ich dich nicht weiter kenne, wage ich nicht, meine Begeisterung über deine Worte so auszudücken,wie ich es gewöhnlich tun würde.
    Aber diese Seelenverwandtschaft in Sachen Bellini hat mich sehr beglückt!!!!!


    Ich glaube, das Essential in Bellinis Melodien, ist die ganz und gar wahrhaftige Sehnsucht.


    Wer diese schmerzende Sehnsucht um ihrer selbst willen aushalten kann und das Sehnen nicht in ein Haben auflösen muss, kann mt dieser Musik glücklich werden.
    Ich sehe in diesem Geist nciht nur eine grosse Ähnlichkeit mit Chopin sondern auch mit Schubert.
    "Nur wer die Sehnsucht kennt"
    könnte als gemeinsames Motto über alledem stehen.
    Dass Heinrich Heine sich darüber so sarkastisch und zynisch erheben musste, verwundert in keinster Weise.


    Dass Bellini damit sehr wohl Erfolg hatte und auch viel Geld verdient hat,liegt daran, dass er zum Prototyp einerganzen Generation wurde und genau zur richtgien Zeit am richtigen Ort die richtige Musik geschrieben hat.


    Das heute morgen nur in aller eile. Zum Bellini-Gesang müssen wir unbedingt noch diskutieren
    Und was das Werke-Ranking angeht- kennt ihr Alle etwa nur die Norma???????? ?( :D


    Fairy Queen

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  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Und was das Werke-Ranking angeht- kennt ihr Alle etwa nur die Norma???????? ?( :D


    Fairy Queen


    Hallo Feenkönigin!


    Du musst das a wengal präzisieren: Nur Opern oder auch Geistliches bzw. Lieder oder das Oboenkonzert in Es-Dur?


    LG joschi


    PS: Das Oboenkonzert findet hier zB hier drauf:

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Lieber Kurt,
    da ich dich nicht weiter kenne, wage ich nicht, meine Begeisterung über deine Worte so auszudücken,wie ich es gewöhnlich tun würde.
    Aber diese Seelenverwandtschaft in Sachen Bellini hat mich sehr beglückt!!!!!


    Nur zu, liebe Fairy Queen. Ich bin ein ganz Lieber und beiße nicht. :D




    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Ich glaube, das Essential in Bellinis Melodien, ist die ganz und gar wahrhaftige Sehnsucht.


    Ja, so sehe ich das auch, und zwar mit der Betonung auf "wahrhaft". Falsche und geheuchelte Töne gab es schon damals und noch mehr heute in unserer materialistischen Star-Glitter-Kunstwelt, aber Bellini ist da aus einem anderen Holz geschnitzt.




    Zitat

    Original von Fairy Queen


    Wer diese schmerzende Sehnsucht um ihrer selbst willen aushalten kann und das Sehnen nicht in ein Haben auflösen muss, kann mt dieser Musik glücklich werden.
    Ich sehe in diesem Geist nciht nur eine grosse Ähnlichkeit mit Chopin sondern auch mit Schubert.
    "Nur wer die Sehnsucht kennt"
    könnte als gemeinsames Motto über alledem stehen.


    Sag ich ja, verwandte Seelen. :D
    Und dass kaum einem aus dieser Reihe ein besonders langes oder unbeschwertes Leben beschieden war, dürfte nicht weiter verwundern. Menschen dieses Schlages sind üblicherweise sehr sensibel und dünnhäutig, denn besäßen sie ein dickes Fell und einen "abgeschotteten" Charakter wären sie ja gar nicht zu den Leistungen fähig, die gerade sie auszeichnen.



    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Dass Heinrich Heine sich darüber so sarkastisch und zynisch erheben musste, verwundert in keinster Weise.


    Nun ja, so wie ich das sehe, gibt ein Zyniker zwar nach außen hin vor, die Hoffnung in die Menschen bereits aufgegeben zu haben, aber tief drinnen sieht es wohl doch oft anders aus, gerade auch in Heines Fall. Ich bin sicher, dass er diese Sehnsucht mindestens ebenso verspürte wie Bellini, er sich das aber nicht mehr (oder noch nicht) eingestehen konnte. Insofern waren Schubert oder Bellini schon weiter als er, doch wenn ich Heine lese, dann ist für mich eines klar: So schreibt kein Mensch, der die Menschheit bereits komplett abgeschrieben hat.



    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Dass Bellini damit sehr wohl Erfolg hatte und auch viel Geld verdient hat,liegt daran, dass er zum Prototyp einerganzen Generation wurde und genau zur richtgien Zeit am richtigen Ort die richtige Musik geschrieben hat.


    Richtig, aber ich bin eben der Ansicht, dass Bellini auch heutzutage größere Aufmerksamkeit verdient hat, auch wenn er vielleicht nicht ganz so "pflegeleicht" ist wie Rossini. :D

    Und zum Ranking: Ich schätze am meisten "I Puritani" mit der Freni und Pavarotti, dann "Norma" mit der Callas. Auch "Il Pirata" und der "Somnambula" kann ich etwas abgewinnen, an die unbekannteren Werke nähere ich mich erst allmählich an.



    Im Speziellen beziehe ich mich da auf sein Werk "I Capuleti e i Montecchi, eine Oper die mir zusehends ans Herz wächst. Leider besitze ich noch keine Gesamtaufnahme und muss mich deshalb vorerst mit YouTube-Schnipseln begnügen. Meine derzeitigen Lieblingsinterpretinnen sind Paola Gardina als Romeo und Valentina Farcas als Giulietta.


    http://www.youtube.com/watch?v=MjUGukkuG10


    In dieser Konstellation ziehe ich sie derzeit sämtlichen anderen Interpretinnen mit berühmteren Namen vor, mögen sie nun Baltsa, Gruberova, DiDonato oder Netrebko heißen. Bestenfalls die Paarung Mei/Kasarova kann für mich da noch mithalten. Ich denke da jetzt weniger an Stimmgewalt oder Klangschönheit, sondern mehr an die Art, wie sie ihre Rollen verkörpern und diese beiden jungen Sängerinnen rühren mich eben besonders an.


    Liebe Grüße
    Kurt

  • Zitat

    Im Speziellen beziehe ich mich da auf sein Werk "I Capuleti e i Montecchi, eine Oper die mir zusehends ans Herz wächst. Leider besitze ich noch keine Gesamtaufnahme


    Hallo Kurt!


    Ich hoffe du entschuldigst meine Einmischung. Die "Capuleti e I Montecchi" sind meine Lieblingsoper von Bellini (neben den Puritanern), ich möchte dir folgende Aufnahmen ans Herz legen bzw. dir zur näheren Begutachtung nahelegen.



    Baltsa, Gruberova, Raffanti, Howell, Tomlinson,
    Covent Garden Orchestra, Muti


    Sehr gute Gesangsleistung der beiden Hauptdarstellerinnen und auch des Tenors. Das Tempo wirkt etwas gestockt und es werden keine Spitzentöne gesungen.


    In dieser Box enthalten:

    Ricciarelli, Montague, Raffanti,
    La Fenice die Venezia Orchestra, Campanella


    Tempo viel besser. Solistinnen beinahe gleichgut, allerdings mit (nicht immer ganz sauberen) Spitzentönen.
    Ebenso möchte ich dir die in dieser Box enthaltene ZAIRA empfehlen. Ganz große Oper! :jubel: :jubel:



    Scotto, Aragall, Pavarotti, La Scala Orchestra, Abbado


    Schau dir die Besetzung an und du weißt Bescheid! :D
    Allerdings wird der Romeo hier von einem Tenor gesungen, was doch ein wenig Umgewöhnung bedeutet, wenn du das Stück mit einem Mezzo kennst.


    Viel Freude und ich hoffe ich konnte dich zu einem Kauf überreden! :D


    LG joschi

  • Zitat

    Original von Kurt Fischer


    Nur zu, liebe Fairy Queen. Ich bin ein ganz Lieber und beiße nicht. :D




    Lieber Kurt, das haben mir hier schon Etliche suggerieren wollen.... :pfeif: :angel:


    Ehe Du die ganze enthusiastische Ladung abbekommst, hier schonmal vorscihtig die Vorhut:
    Ah non giunge uman pensiero quel contento...... jubel jubel jubel :] :] :] :] :] :] :angel: :angel: :angel: :jubel: :jubel: :jubel:,
    dass hier ein waschechter und bekennender Bellini-Liebhaber und Sehnsuchts-Seelenverwandter auftaucht! Wo hast du dich bloss die letzten 1 1/2 Jahre verborgen, seit ich hier bin? ?(



    Was (den von mir sehr geschätzten!) Heine angeht, sehe ich einereits die psychologische ,andererseits aber auch die ästhetische Wurzel seiner romantischen Ironie und persönlichen Spottlust.
    Da wir ja hier nciht im leider brachiegenden Dcihterliebe-Thread sind,erlaube ich mir mal die ästheische Komponente aussen vor zu lassen und zu sagen, dass ich bei Zynikern fast immer eine enttäuschte Sehnsucht und ein Fass voll Frustration voraussetze.
    Die Angst vor Sentimentalität und die Furcht vor überbordenden Gefühlen schüttet nciht selten die Kinder mit dem Bade aus.
    Heine hat evtl Bellini sogar um seine romantisch- melancholische "Naivität"(seiner Ansicht nach war Bellini naiv) tief beneidet.




    Lieber Joschi, ich bin ja schon froh, wenn ein Teil der Taminos mehr als die Norma kennen und daher zählen natürlich alle Werke im Ranking!!!!!


    Ich gehe mal mit gutem Beispiel voran:




    Nummer 1: I Puritani ( mit Maria Callas als Elvira oder fast genausogut Freni und Pavarotti)


    Nummer 2: Vaga luna ch'inargenti (Gesungen von Eva Mei, Lied-Cd siehe oben)


    Nummer 3: I Capuleti ed i Montechi ( in der Einspielung mit Eva Mei und Vesselina Kasarova)



    Buona notte


    Fairy Queen

  • Hallo!


    Na dann will ich mal ranken:


    1. I Puritani (am liebsten:Freni, Pavarotti, Bruscantini-Muti Rom 1969)
    2. I Capuleti e I Montecchi (s.o)
    3. Zaira
    4. La sonnambula
    5. Beatrice di Tenda
    6. Norma (ich hab noch keine 8o Norma erwischt)
    7. Adelson e Salvini
    8. Te Deum laudamus
    9. Missa in A-Moll
    10. Oboenkonzert Es-Dur
    11. Credo


    Die restlichen 3 Opern kenn ich noch nicht! ;(


    LG joschi

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