Joschi Krakhofer: Unverzichtbare Klassikaufnahmen-Reloaded

  • Hallo alle zusammen!


    Wie euch vielleicht (eher nicht, ich weiß ;) ) aufgefallen ist, war dieser Thread auf einmal verschwunden. Hier ist er nun wieder, diesmal aber gründlich überarbeitet. "Reloaded" "Directors Cut" oder wie immer man es neudeutsch so schön nennen kann.


    Warum dieser Schritt:
    Der Klassikkanon soll Aufnahmen von Werken enthalten, von denen man nie genug kriegen kann, die einem immer Freude bereiten. Dies ist bei vielen der früheren Aufnahmen nicht mehr gegeben, darum müssen sie weg (aus den Unverzichtbaren, im Regal stehen sie immer noch!).
    Weiters hat sich mein Musikverständnis in den letzten Jahren um vieles vergrößert, ebenso auch der CD-Bestand, sodass es mir nun besser möglich ist mich zu artikulieren. :D


    Schwerpunkte werde ich setzen, vor allem im Bereich der Oper, aber beinahe in jeglichen Bereich der Vokalmusik werde ich mitreden (außer im Liedgesang). Symphonien, Konzerte und ähnliches werde ich auch vorstellen und vergleichen, allerdings nicht in diesem Ausmaß wie die Vokalmusik.


    "DIE STIMME DES MENSCHEN IST DAS SCHÖNSTE MUSIKINSTRUMENT",
    hat mal ein gescheiter Mensch gesagt und das möchte ich auch als das Motto dieses Klassikkanons setzen.


    Der Zweck des Klassikkanons ist meiner Meinung nach nicht unbedingt, eine spezielle Aufnahme vorzustellen, sondern gleich ein ganzes Werk, idealerweise mit mehreren Aufnahmen.Wo vorhanden, werde ich die Aufnahmen vergleichen und versuchen einen kleinen Führer durch mein CD-Regal zu erstellen.
    Weiters werde ich hier auch Aufnahmen "zerreissen", die meiner Meinung nach ungenießbar, grausam oder ähnliches sind.
    Den Klassikkanon sehe ich als meinen persönlichen Kritiker-Thread, wo ich mich austoben kann.


    Für Diskussionen stehe ich gerne zur Verfügung, allerdings nicht hier im Thread, bitte per PN oder Werk/Komponisten/Interpreten-Thread.


    In diesem Sinne viel Spaß mit dem reloadeden Directors Cut meines Klassikkanons!


    LG Joschi

  • Vincenzo Bellini- I PURITANI


    LUCIANO PAVAROTTI
    MIRELLA FRENI
    SESTO BRUSCANTINI


    Live, Rom 1969 RICCARDO MUTI


    Da diese Aufnahme mein erster Kontakt mit Bellini, Pavarotti und Freni war, war es für mich ein Erlebnis sondergleichen, diese Kombination zu erleben.


    "A te o cara" Einfach nur wunderschön, wie Pavarotti dahinschmilzt und Freni später hinzukommt. Oh Gott das wunderschönste Duett überhaupt. Frenis 12 Sekunden (2 mal) am Ende des Duettes sind grandios. Da hab ich angefangen, sie zu lieben!!


    Auch sonst hat die Aufnahme alles, was man sich von Bellini wünschen kann, außer der Aversion des Dirigenten gegen Spitzentöne, was bei den virtuosen Stücken schon störend wirken kann, weil einfach was fehlt, net immer aber meistens. Das Gänsehautfeeling stellt sich hier nicht mit den Spitzentönen am Ende ein, sondern entwickelt sich aus der prickelnden Athmosphäre zwischen Freni & Big P.
    Muti muss man allerdings zu Gute halten, dass er es perfekt versteht ein Orchester auf die Bellini´sche Partitur einzustellen. Note 1 für die Orchesterbehandlung Mutis, Note 4- für die fehlenden Spitzentöne! :boese2:


    Trotzdem sollte man diese Meisteraufnahme unbedingt kennenlernen, eine bessere der Puritani gibt es nicht, obwohl die Auswahl nicht gerade gering ist:


    Zum Vergleich am Besten eignet sich wahrscheinlich diese hier, da auch hier der Herr Muti das Staberl in den Händen hatte:

    Alfredo Kraus
    Montserrat Caballe
    Matteo Manguerra
    Studio 1979


    Hier lässt sich die persönliche Weiterentwicklung des Dirigenten Muti schön erkennen, das Orchester klingt noch nuancierter und reiner (nicht nur aufgrund der Tatsache, dass es eine Studioaufnahme ist), ebenso „malt“ er schöner mit den Tönen, es klingt alles noch einfühlsamer. Die Wahl der Sänger war aber gelinde gesagt ein Griff ins Klo. Alfredo Kraus wirkt kalt und lieblos, Caballe scheint überfordert und Manguerra nichtssagend. Auch hier fehlen wiederum die Spitzentöne, was den Hauptdarstellern die Möglichkeit nimmt zu glänzen.
    Fazit: Zu dem Preis nicht empfehlenswert, ansonsten nur eine ganz nette Vergleichsaufnahme.


    Belcanto-Spezialist Richard Bonynge darf natürlich auch bei dieser Oper nicht fehlen:

    Mariella Devia
    William Matteuzzi
    Paolo Washington
    Live, Catania 1989
    Eine sehr solide Aufnahme, die extrem davon profitiert, dass mit Richard Bonynge ein ausgewiesener Kenner der Materie am Pult steht. Spitzentöne werden (mehr oder weniger schön) gesungen, allerdings die „alte Bonynge-Krankheit“ findet man auch hier wieder.
    Ansonsten sehr schön anzuhören und sehr preisgünstig, daher ein guter Einstieg ins Werk.


    Die 4. und neueste Aufnahme in meinem Regal ist zugleich auch die älteste:

    Maria Callas
    Giuseppe di Stefano
    Piero Campolonghi
    Dir: Guido Picco
    Live, Mexico City 1952


    Eine Live-Aufnahme vom anderen Ende der Welt. Die Aufnahme ist beinahe nicht zu verstehen, da das Rauschen teilweise überlaut wird und man kaum was versteht. Einen kleinen Eindruck vom Gesang der Protagonisten, die mir bis auf die beiden Hauptdarsteller, völlig unbekannt waren, kann man sich dennoch machen.
    Die Callas souverän wie immer, lebt die Elvira. Di Stefano ist bemüht, kommt aber bei Weitem nicht an Pavarotti heran. Die Callas ist der Freni ebenbürtig, die „Chemie“ zwischen ihr und di Stefano stimmt hier nicht so ganz. Gesanglich eine sehr gute Aufnahme, wenn man mal was versteht.



    LG Joschi

  • Hallo!


    Das ich Belcanto-Fan bin hat sich hoffentlich schon herumgesprochen. Falls ich jemandem Lust gemacht haben sollte, die Kunst des Belcanto kennenzulernen, dieser aber noch vor einer kompletten Oper zurückschreckt, hier folgende großartige Scheiben:



    JUAN DIEGO FLOREZ – ROSSINI ARIAS


    Orchestra Sinfonica Milano „Giuseppe Verdi“
    Coro Sinfonico di Milano “Giuseppe Verdi”
    Dirigent – RICCARDO CHAILLY


    Diese CD besitze ich erst seit kurzem (1 Woche) aber ich hab sie inzwischen 4 oder 5 mal gehört, sodass sie für mich schon unverzichtbar geworden ist!! Gekauft habe ich sie, weil ich vor langem eine Dokumentation über Florez gesehen, in der er Ausschnitte aus Semiramide, der Regimentstochter (von Donizetti) und aus La Cenerentola gesungen hat!!
    Ich mochte diese Stimme sofort!! Als ich hörte, dass es Gesamtaufnahmen von Rossini Opern, machte ich mich auf die Suche! Als ich die Preise sah, wurde mir anders, und ich verschob das Duo Rossini/Florez auf später!!


    Aber als ich an einem sonnigen, heißen Freitag im DaCaruso in Wien stöberte fand ich diese CD! Ich nahm sie mit und wusste, dass ich was gutes gekauft hatte!!


    Als es nun ans Hören ging, war ich SOFORT HIN UND WEG!! SOOO EINE GENIALE MUSIK, SO EINE GENIALE STIMME!!!
    Florez singt Rossini mit Leidenschaft, Hingabe und Verstand!! Er brüllt nicht wie manch anderer, er heult nicht wie ein Wolf den Mond an (Alva) sondern er singt weich, aber mit Nachdruck, lässt seinen warm timbrierten, lyrischen Tenor mit seiner ganzen Kraft strahlen!!!
    Zu Chailly bleibt nicht viel zu sagen, Rossini at his best!!


    Kurzum: Eine geniale Scheibe, die jeder Opernfan haben MUSS!!!


    Tracklist:
    1 Ah dov´e, dov´e il cimento (Semiramide)
    2 Che ascolto (Otello)
    3 Cessa di piu resistere (Il barbiere di Siviglia, wird aber so gut wie immer gestrichen, weil so schwer, Melodie ist besser bekannt als “Non piu mesta” (Finale La Cenerentola”))
    4 Vieni fra queste braccia (La gazza ladra)
    5 Concedi, amor pietoso (L´ Italiana in Algieri, sie ersetzte “Oh come il cor giubilo bei der Premiere in Mailand 1814)
    6 Si intessano agli allori…Terra amica (Zelmira)
    7 Oh fiamma soave (La donna del lago)
    8 Si ritrovaria in giubilo (La Cenerentola)


    Wenn man diese Liste gelesen hat, findet man schon den ersten Kritikpunkt!! Nur 8 Arien, das könnten ruhig mehr sein!!! Das ist aber auch das einzige Manko!


    Weiters äußerst empfehlenswert ist folgende CD:



    DUETS – VESSELINA KASSAROVA, JUAN DIEGO FLOREZ, RAMON VARGAS, EVA MEI


    Gesungen werden Belcanto-Duette von Rossini und Bellini!!
    Diese CD ist eine Pflichtaufnahme für alle Gesangsliebhaber, die auf virtuose Duette mit atemberaubenden Koloraturen, gefühlvolle, sanfte Stimmführung und auf die Opern von Rossini und Bellini stehen. Ich hatte sie mir vor cirka 3 Monaten gekl.. äh gekauft!!! :D :D :D :D
    Seitdem läuft sie regelmäßig in meinem Player, wenn ich Zeit finde, leider viel zu selten, aber zurück zur Aufnahme!!


    Vesselina Kassarova ist bei jedem der 9 Duette dabei, darum ist sie auch auf dem Titelbild!! :D :D
    Ich kannte sie nur als Händel-Sängerin und da gefiel sie mir gut, jetzt ist sie eine meiner Lieblingssängerinnen, denn so wie sie mit ihrer Stimme umgeht, das ist einmalig!! Sie erreicht mit ihrem Mezzo Höhen, die ich nicht gedacht hätte, dass man erreichen kann!! Aber es ist von Rossini auch gemein, von einem Mezzo solche Höhen zu verlangen!!! 8o
    Eva Mei, die in 2 Duetten aus Rossinis Tancredi ihre Partnerin ist, ist ebenfalls sehr gut.


    Juan Diego Florez, dessen Rossini Album ich schon empfohlen habe, singt auch hier wieder in 3 Duetten mit!! Er singt traumhaft und erreicht traumhafte Höhen, allerdings kommt es mir manchmal sehr gequält vor, da hört es sich leicht kreischend an!!


    Ramon Vargas, der mir vor dieser CD gar nix sagte, ist für mich der bessere der beiden Tenöre! Er ist in 2 Rossini Duetten und den beiden Bellini Duetten Kassarovas Partner und gefällt mir vom Timbre und von der Intensität der Stimme weitaus besser als Florez!! Aber die wahren Helden der CD sind andere, nämlich:


    GIOACCHINO ROSSINI & VINCENZO BELLINI



    Diese beiden Herren sind für mich die großen “HELDEN” der CD!!! Ihre traumhafte Musik gepaart mit so großen Stimmen ist einfach nur umwerfend und zum Dahinschmelzen!!! Zuerst beginnt jedes Duett langsam und steigert sich bis zu rasendem Tempo!! Für jeden Liebhaber großer Stimmen eine unbedingte Empfehlung!!!!! :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Hier die Tracklist:
    1 Amor possente nome! aus Rossinis Armida (Kassarova/Florez)
    2 L´aura che intorjo spiri aus Tancredi (Kassarova/Mei)
    3 M´abraccia, Argirio aus Tancredi (Kassarova/Vargas)
    4 Deserto il luogo
    5 Arresta! Qual mesto suon echeggia? Beide aus Bellinis I Capuleti e I Montecchi (Kassarova/Vargas)
    6 In questo estremi istanti aus Maometto II (Kassarova/Vargas)
    7 Lasciami: - non t´ascolto aus Tancredi (Kassarova/Mei)
    8 Ah, vieni, nel tuo sangue aus Otello (Kassarova/Florez)
    9 Tutto e deserto…Una volta c´era…Un soave non che aus La Cenerentola(Kassarova/Florez)


    Auch hier hättens noch 1-2 Duette sein können, aber was solls! :boese2:


    LG joschi

  • Hallo!!


    Wie ihr wisst, kann ich seit dem ominösen Jahr 2006 Mozart aus verschiedenen Gründen, die mir manchmal selber fremd sind, nicht mehr so genießen wie früher. Auf die Musik der Epoche, den Orchesterklang uä, wollte ich nicht verzichten, also habe ich das "Sakrileg" begangen, seinen Rivalen näher kennenzulernen. Und das hatte fatale Folgen!


    Schuld war diese Aufnahme:


    Antonio Salieri- Ouvertüren
    Slowakisches RSO Bratislava
    Michael Dittrich


    Diese CD zu bekommen war nicht einfach, es dauerte genau 2 Jahre, bis ich sie endlich zu hören bekam und es ist schade, dass ich sie nicht gleich bekommen hab, denn sonst wäre mein Mozartfieber auf keinen Fall so stark aufgebrochen. Die Musik des Herrn Salieri ist um wesentliches besser als Mozarts. Dieses Urteil ist vielleicht durch die Übersättigung aufgrund des Mozartjahres gefärbt, aber ich verstehe zur Zeit nicht, was ich an den Ouvertüren Mozarts (außer der Figaro-Ouvertüre) soooooo toll fand.
    Salieris Ouvertüren sind viel pompöser, intensiver und charakterisieren die Thematik viel eindringlicher als viele andere Komponisten. Die Melodien sind meist einfach, aber wirksam.
    Auch sind mir Passagen in ähnlicher Weise schon mal untergekommen. Das Gewitter in der Ouvertüre zu CESARE IN FARMACUSA ähnlet stark dem aus Beethovens Pastorale (er war ja sein Schüler)


    Mein Fazit. Diese CD ist für alle Freunde der Orchestermusik ein Muss!!


    Man kann hier einen kleinen Eindruck erhalten, warum Salieri damals alles beherrscht hat!! (Wenn seine Opern so gut sind, wie die Ouvertüren dazu)


    Tracklist:
    Il Talismano Eine Gouverneutstochter wird entführt, hat aber einen Talisman mit Zauberkräften bei sich
    Eraclito e Democrito (Heraklit und Demokrit, Opera buffa, die die Philisophen als Zeitgenossen und Rivalen auftreten lässt)
    Cesare in Farmacusa (erzählt von der Gefangennahme Cäsars durch kilikische Piraten, das oben genannte Gewitter führt zum Schiffbruch, geschieht also vor der Handlung der Oper)
    Il ricco d´un giorno (Reich für einen Tag) Salieris erste Oper mit da Ponte
    La secchia rapita (der gestohlene Kübel) der für mich witzigste Operntitel überhaupt. Es geht um die Rivalität zwischen Modena und Bologna wegen eines gestohlenen Kübles, die sogar soweit geht, dass die Götter vom Olymp aus eingreifen müssen
    Axur, re d´Ormus, Italienische Fassung von Tarare
    Les Danaides, eine tragische Racheoper
    Don Chisciotte alle nozze di Gamace (Don Quichotte auf der Hochzeit des Gamaco) nach einer Episode aus dem Roman von Cervantes
    La grotta di Trionfonio (Die Grotte des Trionfonio) Trionfonio ist Zauberer der einen Lebemann zum Philosophen macht, sehr zum Leidwesen seiner Frau
    Il Moro (der Mohr) eine Opera buffa, in der ein Mohr eine Italienerin heiraten will, um andere neidisch zu machen. Aber dann kommt seine richtige Frau mit seinen elf Kindern (überhaupt kein Klischee :stumm: :stumm: :D :D
    Armida, die Geschichte sollte bekannt sein (Händel, Haydn, Rossini, Lully, Cimarosa, Dvorak uvm haben den Armidastoff schon vertont)
    L´Angiolina ossia Il matrimonio per sussuro (Angelina oder die Heirat dürch Flüstern) Die Hauptfigut liebt den Neffen eines reichen Alten, ist aber dem versprochen. Sie bringt ihn aber von den Heiratsplänen ab und heiratet den Neffen. Typische Opera buffa!


    Die 2. Salieri-Orchestermusik CD in meiner Sammlung ist folgende:

    London Mozart Players
    Mathias Bamert


    Darauf enthalten sind:
    Sinfonia "Il giorno onomastico"
    Sinfonia Veneziana
    Die "La Follia d´Espagna"-Variationen
    Cublai, gran kan de' Tatari" (bemerkenswertes Sujet)
    "Angiolina, ossia Il matrimonio per sussuro" (siehe oben)
    "La locandiera" (Opera buffa)
    "Falstaff" (Opera buffa)


    Ich will es kurz machen, denn lange Lobhudeleien liegen mir nicht: SALIERI ROCKT!


    Der Zauber,die Magie, alles das, was man auch Mozart nachsagt, trifft auch auf Salieri zu (außer der frühe Tod und das Wunderkind vielleicht). Die Melodien, die Salieri erdacht hat, wirken viel schmissiger, weniger revolutionär als Mozart, zeitgemäßer. Dennoch bezaubern sie den Hörer immer wieder aufs Neue und entwickeln ungeahntes Ohrwurmpotential.


    Beide CDs sollte man unbedingt haben!!


    LG Joschi

  • Hallo!!


    Nun möchte ich euch eine großartige Aufnahme eines geistlichen Werkes vorstellen:

    JEAN BAPTISTE LULLY
    Te Deum
    Dies irae


    Jennifer Smith-Sopran
    Francine Bessac- Sopran
    Zeger Vandersteene-Countertenor
    Louis Devos-Tenor
    Philippe Huttenlocher-Bass


    L´Ensemble vocal " A Coeur Joie" de Valence
    Orchestra de Chambre Jean Francois Paillard
    Jean Francois Paillard-Dirigent


    Aufnahmejahr 1975


    Zu allererst möchte ich mich bei Matthias (Lullist) bedanken, der mir die herrliche Musik Lullys nähergebracht hat! :jubel: :jubel:


    Nun aber zu der CD selbst:
    Sie enthält Lullys Te Deum und das Dies irae


    Das Te Deum ist Pomp, Pracht und Prunk pur. Das Te Deum laudamus beginnt mit lauten Fanfarenstößen und einem prachtvollen Chor. Das geht die ersten 10 Minuten so weiter, bis ein prachtvolles Basssolo "Patrem immensem majestatis" beginnt.


    Das Werk wird in der Mitte besinnlicher, aber nur um gegen Ende mit vollem Trara "zurückzuschlagen". Mich lässt es immer wieder atemlos werden, wie prachtvoll geistliche Musik sein kann. So stelle ich mir Musik für den Sonnenkönig vor.


    Geniale Stellen gibt es zuhauf, der ganze erste Teil vom Te Deum Laudamus bis zum Patrem immensem majestatis sind ein einziger Traum.


    Was würde ich geben, um eine Aufführung der damaligen Zeit sehen zu dürfen!!! :jubel: :jubel:
    (Wahrscheinlich alles) :D
    Aber auf den Fussstich kann ich verzichten! :D :stumm:


    Die Interpretation ist hervorragend. Der Chor und das Orchester klingen perfekt aufeinander abgestimmt und bringen so eine Top-Leistung.


    Von den Solisten ist Philippe Huttenlocher herausragend. Sein wunderschöner und kräftiger Bass beherrscht die "Szene", wann immer er was zu singen hat. Vor allem das "Patrem Immensem majestatis", dieses wundervolle Basssolo singt er einfach traumhaft.


    Die andern Solisten sind in Ordnung, aber nicht herausragend.


    Aber vor allem ist das Te Deum an sich ein wunderschönes Werk geistlicher Musik, dass für mich an oberster Stelle in meinem "Olymp der Geistlichen Musik" steht.


    Jedes Mal, wenn ich es höre (ziemlich oft) bleibt mir der Mund vor Staunen offen stehen, da es so prachtvoll ist. Ich schließe bei diesen Passagen die Augen und verstetze mich in die Versailler Schlosskirche und höre nur gebannt und fassungslos vor Staunen zu. Wenn ich die Augen wieder öffne, meist viel zu früh, fühle ich mich als besserer Mensch. [Beim Autofahren allerdings nicht ratsam :D ]


    So viel bewirkt dieses Werk bei mir. Ich bin wahrlich kein bekennender Christ, aber dieses Werke kann ich nur anbeten, ebenso natürlich Lullys Genie.


    Fazit: eine traumhaft schöne Aufnahme, die ich jedem ans Herz legen will, der sich nur irgendwie mit geistlicher Musik beschäftigt!




    Die Alternativ-Aufnahme, die ich besitze, stinkt gegen die obengenannte ordentlich ab, trotzdem will ich sie kurz vorstellen:

    Le Concert Spirituel
    Herve Niquet


    Herr Niquet ist, diese Info möchte ich vorausschicken, nicht unbedingt mein Freund, da ich seine geistlichen Aufnahmen aufgrund einer Tatsache nicht hören kann:


    Beispiel für Ratefüchse:
    Te Deum Laudamus.....et unum Deum (oben gezeigte Aufnahme)
    Te Deüm Laudamüs.....et ünüm Deüm (Niquet) [hat nix mit Dürüm oder anderen türkischen "Spezialitäten" zu tun]


    Die französische Betonung der latein-gesungenen Messtexte :kotz: mich einfach an, da es meiner Meinung nach primitiv und beinahe lächerlich klingt. Ich könnte mich jetzt noch Stundenlang über diesen Faktor aufregen, daher zur Musik.


    Die Niquet-Aufnahme ist durchaus reizvoll, da sie schlanker und intimer klingt. Zu Beginn meint man, wenn man die Paillard-Aufnahme gehört hat, in einem komplett anderen Werk zu sein. Alles hört sich gut an, bis sie singen! :angry:
    Beim Hören der Niquet-Aufnahme stellt man sich nicht die Versailler Schloßkapelle in ihrem Festgewand vor, sondern eher einen kleinen, beinahe heimlich anberaumten Gottesdienst.


    Ich asoziiere mit Versailles einfach Pracht, Prunk, Luxus-daher entspricht mir die Paillardaufnahme mehr.


    LG joschi

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  • Hallo liebe Taminos und Paminas!


    Nach dem Neustart meines Klassikkanons habe ich länger nichts mehr hören lassen, nun aber, da ich schon lange an der Listung meiner CDs arbeite, hab ich beschlossen ein paar "Schmankerln" meiner Sammlung hier vorzustellen, Beginnen möchte ich mit ein paar "kleinen" Meisterwerken der Orchestermusik in einer mehr als anständigen Interpretation.


    Rossini-Frühe Orchesterwerke

    Haydn Orchestra Bolzano
    Alun Francis
    Aufgenommen im Teatro Cristallo Bolzano im August 1992 bzw. im März 1993


    Die hier abgebildete CD enthält viele der Jugendwerke des Herrn Rossini, die alle vor dem Jahr 1814 (als vor seinem 22. Geburtstag) entstanden. Obwohl Jugendwerke beinahe schon übertrieben wäre, Frühwerke, passt hier sicherlich besser.
    Die ersten Kompositionen aus der Feder Rossinis sind die 1804 entstandenen "Sonate a quattro", während seines Studiums entstand dann schon die hier zu hörende Sinfonia scritto al Conventello (per il Signor Agostino Triossi). Signore Triossi war Rossinis erster Gönner. Bei genauerem Hinhören hört man in diesem Werk schon die späteren Charakteristika Rossinis heraus, vor allem der Solo-Einsatz von Oboe und Cello, ist hier schon ausgeprägt. Wenn man dann noch genauer hinhört (bzw. sich beim Hören von Track 4 zurückerinnert), hört man auch ein Thema heraus, das Rossini so gut gefiel, dass er es für die Sinfonia zum "Signor Bruschino" [eine der 5 1-aktigen Farsa, die er für das Teatro San Moise in Venedig komponierte].


    Ebenfalls aus der Studienzeit stammt die Sinfonia in D-Dur (Sinfonia di Bologna), aus der Rossini wiederum Teile für die Sinfonia für die Farsa "L´inganno felice" wiederverwendete - vor allem die Streicherbegleitung.


    Neben den Ouvertüren der Farsa für das schon erwähnte Teatro San Moise und für die dazwischen entstandene Opera buffa "La pietra del paragone" sind noch die "Grand overtura obbligato a contrabasso" (die aufgrund ihres verstärkten Kontrabasseinsatzes ihren Namen trägt) und die etwas umstrittene Sinfonia di Odense.


    Das Manuskript der Sinfonia di Odense wurde 1946 in der dänischen Stadt Odense entdeckt und ist bis heute Streitthema unter Musikwissenschaftlern. Denn nicht alle Musikwissenschaftler halten Rossini für den wahren Komponisten, denn die konzertierend eingesetzten Bläser (Fagott in der Introduzione und Klarinette im eigentlichen Tema) erinnern stark an den Komponisten des Freischütz und des Oberon. Allerdings ist das irrsinnig flotte und sehr witzige Thema deutlich Rossinis "Handschrift"


    Womit wir auch schon beim Thema Interpretation wären:
    Die Interpretation ist durchwegs sehr gut, allerdings nimmt der Dirigent ein wenig die Kontraste in den schnellen Passagen, sodass alles ein wenig "plätschert". Ein bisschen mehr Kantigkeit wäre hier wünschenswert gewesen. Vor allem in den Sinfonias ist er mir ein wenig zu langsam, aber das ist eher zu vernachlässigen... :wacky:
    Sehr positiv zu erwähnen ist das sehr schlank und sauber klingende Orchester. Ein toller Klangkörper, zu dem dieses Repertoire sehr gut passt. :jubel:


    Im Großen und Ganzen eine überaus genießenswerte CD, deren Anschaffung ich jedem rate, der ein wenig Rossini-Raritäten kennenlernen will.


    Hier noch die Tracklist:
    Sinfonia scritta al conventello - 3.58
    Sinfonia "L´occasione fa il ladro" - 4.39
    Sinfonia "La cambiale di matrimonio" - 5.40
    Sinfonia "Il Signor Bruschino" - 4.38
    Sinfonia "L´inganno felice" - 6.16
    Sinfonia "La Pietra del Paragone" - 6.25
    Sinfonia di Odense - 7.09
    Grand´overtura obbligato a contrabbasso - 7.27
    Sinfonia di Bologna - 4.47



    LG joschi


    PS: Hier noch ein Link für die Interessierten. Im Übrigen harrt der Thread auf Fortsetzung. :D
    Rossini Biografie Teil 1