Lotte Rysanek

  • Wenn man an Rysanek denkt, dann fällt dem Musikliebhaber zuerst Leonie ein,
    doch es gab noch eine Rysanek, und das war die ältere Schwester Lotte Rysanek.


    Lotte Rysanek wurde am 18.3.1923 in Wien geboren und studierte gleichfalls Gesang.


    Ich selbst habe Lotte Rysanek zuerst auch in der Oper, im Theater an der Wien, als Liu und Cio Cio San geschätzt, auch als Marzelline im "Fidelio".


    Jedoch später dann, nach dem Ausscheiden von Esther Réthy als Diva der Volksoper, kam man auf Mimi Coertse und eben auch auf Lotte Rysanek.


    Sie hat hier von der Rosalinde und Saffi, von der Glawari und Mariza das das ganze Operetten - Diva - Programm bestritten und sie brachte alles mit, eine wunderbare noble Erscheinung eine traumhafte Stimme und sie hatte die Gabe mit ihrer strahlender Stimme, für die Volksoper ein vollgültiger Ersatz für Hilde Güden als Rosalinde zu sein, die ja nur mehr, ab 1960, an der Staatsoper, die Partie kreierte.


    Ihr Auftreten als Glawari war gekennzeichnet durch ein, von ihr selbst ausgesuchtes Abendkleid, das ihre Erscheinung, noch toll herausstrich.


    As Saffi im "Zigeunerbaron" war sie ein rassiges Zigeunermädchen und als "Mariza" eine verwöhnte Gutsbesitzerin.



    Doch mit dem Engagement von Adele Leigh und dann später mit Sigrid Martikke und Mirjana Irosch, kam die Zeit,


    dass Lotte Rysanek wieder zurück an die Wiener Staatsoper zurückging und auch in zwei Partien mit ihrer Schwester Leonie auf der Bühne stand als Marzelline im "Fidelio" und dann, in einer wunderbaren Aufführung von Smetanas "Dalibor"unter Josef Krips.



    Das jetzige Cover nennt nur Leonie Rysanek, hat doch, das frühere, sehr wohl auch Lotte Rysanek angegeben.


    Auch trat sie 1957 in Bayreuth als fünftes Blumenmädchen im "Parsifal" und gemeinsam mit ihrer Schester Leonie 1958 als Helmwiege in "Die Walküre" auf.


    Sie wurde österreichische Kammersängerin und sang wieder die Liu in der "Turandot", die Cio Cio San in der "Butterfly", die erste Dame und die Pamina in der "Zauberflöte", zwar sehr selten, das Evchen in den "Meistersingern" etc.


    Übrigens hatte sich Leonie bei der Karl Böhm Produktion der "Elektra" verletzt und konnte nicht singen, da kam Karl Böhm drauf, dass es ja noch eine Rysanek gab und Lotte Rysanek, hat dann die wenigen Takte die noch fehlten, für ihre Schwester, gesungen.
    Kein Scherz sondern Wahrheit, Karl Böhm hat das immer wieder erzählt.
    Und so singen die beiden Schwestern, in der selben Partie, d.h. Aufnahme, heute noch.


    Aber noch etwas hatten die Schwester, außer dem Familiennamen, gemeinsam:
    auch Leonie wurde, durch die Operette, entdeckt, als sie in Innsbruck, gleich nach dem 2. Weltkrieg, die Giuditta in Franz Lehárs gleichnamiger Operette sang.


    Lotte Rysank lebt im 13. Bezirk in Wien, hat sich aber, nach dem Tod ihrer Schwester, die wohl bekannter war, ziemlich zurückgezogen.

  • Lotte Rysanek dürfte wohl nur eine österreichische Größe gewesen sein?


    Ich habe sie als Diva in der Volksoper geliebt, aber auch vorher ihre Liu, Marzellina und Butterfly, die sie nach dem Abgang von der Operette, wieder an der Wiener Staatsoper sang.


    Harald hat bei Gertrude Grob-Prandl da ein Cover reingegeben.


    Leider habe ich es weder bei der einen, noch bei der anderen Firma gefunden.


    Wahrscheinlich ist sie nur durch ihre Operetten LPs oder CDs in Deutschland bekannt geworden.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Lieber Peter,


    die Operetten sind nach wie vor lieferbar, Dirigent war meist Franz Bauer-Theussl, man findet sie manchmal auf den Restetischen der großen Kaufhäuser, so wie diese, die ich für 1 EURO gekauft habe:



    Zauber der Operette [CD]
    Emmerich Kalman - Gräfin Mariza
    mit Lotte Rysanek, Else Liebesberg, Rudolf Christ, Herbert Prikopa,
    Chor & Orchester der Wiener Volksoper,
    Dirigent: Franz Bauer-Theussl (ZYX)


    ************************************************************


    Im Grob-Prandl-Thread habe ich eine deutsche "Turandot" vorgestellt, in der die Lotte Rysanek die Liu singt:



    Die Besetzung damals:


    Aufnahme 1956, Wien, deutsch
    Dirigent: Mario Rossi
    Orchester der Wiener Staatsoper
    Chor der Wiener Staatsoper


    Calaf: Karl Terkal
    L'imperatore Altoum: Hugo Meyer-Welfing
    Liù: Lotte Rysanek
    Pang: Peter Klein
    Ping: Eberhard Wächter
    Pong: Murray Dickie
    Timur: Richard Greager
    Turandot: Gertrud Grobl-Prandl


    Man findet ihren Namen ab und zu auch in den unteren Rängen der Besetzungslisten; so bekannt zu werden wie ihre 2 Jahre ältere Schwester hat sie nicht geschafft. Hier in Düsseldorf erinnert man sich an ihre Gastspiele an der Rheinoper, man spekulierte mit ihren berühmten Nachnamen (während die Leonie an der MET sang!)


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Das war ja, das, womit manche Opernhäuser , handelten. Lotte Rysanek, das hört sich schon durch Vornamensbeginn, auch ein L, wie ihre Schwester Leonie an.


    Erst durch den Staatsoperndirektor Egon Seefehllner (-1976) hat sich das geändert.


    Er setze beide Schwestern Rysanek an mehreren Abenden ein, wie schon erwähnt im "Fidelio" und im "Dalibor".


    Beide Sängerinnen waren so gut und Karl Böhm hat, wie ich schon bemerkt habe, sich sehr um Lotte Rysanek bemühmt, natürlich auch um Leonie.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Lieber Peter,


    wie schön, dass Du mit Lotte Rysanek-Dörler an eine der liebenwürdigsten Sängerinnen mit einer zauberhaften, leichten Sopranstimme erinnerst. In den Partien, die Du nanntest war sie erste Wahl und optimal besetzt. Natürlich stand sie immer im Schatten der großen Schwester Leonie. Laut Gottlob Frick, der mt Dörlers eng befreundet war, hat Lotte darunter nicht gelitten. Zumal sie überhaupt nicht gerne reiste. Sie war glücklich in ihrem Wien und mit der Anerkennung, ja Verehrung, die sie beim Wiener-Publikum genossen hat. Ich durfte Lotte Rysanek 2004 bei der Gedenkveranstaltung zum 100. Geburtstag von Gottlob Frick - veranstaltet von den "Freunden der Wiener Staatsoper" mit Dr. Peter Dusek als geradezu fabelhaftem Moderator - persönlich kennenlernen. Eine sehr beeindruckende Begegnung.
    Für die Lebe und Wertschätzung die Sänger in Wien, wie nirgends auf der Welt, genießen ist die Ernennung von Lotte Rysanek zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper ein beeindruckender Beweis. Hier wurde Treue und Menschliichkeit belohnt.
    Herzlichst
    Operus
    :hello:

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Danke, dass du an die zwar ältere aber "kleinere" der Rysanek-Schwestern erinnerst. Als zum (zwar nicht ganz engsten) Kreis der Leonie-Fans gehörend, habe ich auch viele Abende mit Lotte Rysanek an der STOP erlebt - auch in manch großen Verdi-Rollen (zB. Leonora in Trovatore oder Forza).
    Stimmlich war sie vielen berühmteren Kolleginnen durchaus gleichwertig. Was ihr sicher fehlte, war Glamour und schon auch eine gewisse Ausstrahlung und Bühnenpräsenz. Was sie aber ganz sicher war - ein Mensch und eine der Stützen der STOP, die immer da war, wenn andere ausgefallen sind. Auch wenn sie nie als eine wirklich bedeutende Künstlerin galt, war sie ein nicht unwesentliches Mitglied des legendären Ensembles der Wiener Statsoper (und die Qualität dieses Ensembles beweist jener oben erwähnte Mitschnitt der Premiere von "Dalibor", die ganz ohne Gastsänger ausgekommen ist !)


    Michael 2

  • Lieber Michael 2!


    Die große Ausstrahlung hatte sie für mich auf alle Fälle in der klassischen Operette,


    ich werde sie nie als Glawari oder Rosalinde vergessen, und wenn ich schrieb, sie wäre als Rosalinde gleichwertig mit einer Hilde Güden gewesen, so entspricht das der Wahrheit!


    Wie ich auch geschrieben habe ist sie, dann nach dem Zugang der neuen Diven, Mirjana Irosch und Sigrid Martikke,


    wieder zu ihrem vorherigen Fach, das sie an der STOP hatte, zurückgegekehrt, die Partien habe ich ja genannt, und Du hast Recht beim Dalibor, da wurde nur vom "Haus aus" besetzt, eben mit ihrer Schwester Leonie.


    Ihre Stimme war so sicher geführt, dasss man keine Angst haben brauchte, es würde etwas schief gehen.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Eigebntlich wollte ich an dieser Stelle der lieben Lotte Rysanek zum 80. Geburtstag gratulieren. Würde man ihren eigenen Angaben glauben, wäre sie nämlich im Jahr 1929 geboren.


    Der heutige Tag 18. März scheint ja zu stimmen!


    Was das Geburtsjahr betrifft, so bewegen sich die Angaben zwischen 1923 bis 1928. 1928 ist auch das Jahr im offiziellen Österreich-Lexikon Austria-Forum.


    Trotzdem: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! :jubel:


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Da will ich mich anschließen, dieser großen Dame und Sopranistin, zu gratulieren. :hello: :hello:


    Ihre Glawari und Rosalinde wie Saffi an der Volksoper und dann später ihre Butterfly und Liú an der Staatsoper, bleiben mir immer in Erinnerung.


    Herzlichen Glückwunsch meine lieben Lotte Rysanek. Übrigens dürfte das Geburtsdatum stimmen. :yes::yes:


    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :hello: :hello:

  • So steht es bei wiki-Austria:


    Zitat

    Lotte Rysanek (* 18. März 1923 in Wien) ist eine Kammersängerin (Sopran).


    Demnach würde sie heute ihren 90. Geburtstag feiern.
    Andere Biografien nennen die Geburtsjahre 1929 oder - meistens 1928 - dann wäre sie heute 85.
    Wie dem auch sei, der Tag 18. März scheint zu stimmen - also hat sie heute Geburtstag.
    Dazu herzlichen Glückwusch!




    :jubel::jubel::jubel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Lotte Rysanek ist auch mir ein Begriff. Ich besitze von ihr einge Operetten-Aufnahmen auf LP und CD, u. A. auch diese:



    Dann auch von mir herzliche Glückwünsche!

    W.S.

  • Ebenfalls ganz herzlichen Glückwunsch an diese ausgezeichnete Sängerin und liebenswürdige Persönlichkeit, die in lyrischen Opernpartien und im Operettenfach eine ganz Große war und ihr Wirken ganz bewußt auf ihr geliebtes Wien konzentrierte.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ja, ja, die Lotte Rysanek. Ich lese hier sehr gern, dass ihrer gedacht wird. Sie war wirklich mehr als nur die Schwester der Leonie. Beide dürften sich wohl so gut nicht verstanden haben, oder weiß es wer anders? Ich habe in meiner Sammlung einen Porträtfilm über Leonie Rysanek, darin wird die Schwester mit keiner Silbe erwähnt obwohl reichlich Gelegenheit gewesen wäre. Das ist schon seltsam, und es war auffällig und sollte wohl auch auffallen.


    Ich habe mal in der Chronik der "Wiener Staatsoper" geblättert. Was die Zahl der Rollen angeht, hat Lotte die Schwester, die es auf dreißig brachte, deutlich überholt. Dabei hat sie nicht nur Wurzen gesungen. Sie trat auch als Antonia, Musetta, Micaela, Donna Elvira, Rosalinde, Leonora (Forza und Trovatore), Agathe, Butterfly, Nedda und Marie (Verkaufte Braut) auf. Eine der tüchtigen Sängerinnen, ohne die kein Opernhaus bestehen konnte. Ihre Stimme ist ausgezeichnet geführt, etwas allgemein aber von großem Ausdruck.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Also von Konflikten zwischen den Rysanek-Schwestern ist mir nichts bekannt. Sie waren halt nur in ihren Persönlichkeiten grundverschieden. Leonie der reisefreudige Weltstar und Lotte, die heimatverbundene, ihrer Staatsoper als künstlerische Heimat eng verbundene, treue Wienerin.
    Vielleicht wissen die Insider der Wiener Opernszene, wie Milletre und Erich näheres und können unsere Neugier bedienen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Von irgendeinem Zwist der Schwestern Rysanek habe ich nie etwas vernommen. Im Gegenteil - als die beiden im "Trovatore" zusammentrafen (Leonore und Ines) war es für beide eine Freude, miteinander auf der Bühne zu stehen.

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  • Liebe Forianer,


    gestern war der 20. Todestag von Leonie Rysanek und das hat mich bewogen, den Thread über ihre Schwester Lotte, die eigentlich Charlotte hieß, zu ergänzen.


    Geboren wurde Lotte Rysanek am 18. 3. 1924 in Wien-Erdberg und sie wuchs in einfachsten Verhältnissen auf. Der Vater war ein Kunststeinmetz aus Mähren, der zeitweise als Chauffeur für die Schwechater Brauerei arbeitete, während die Mutter Wäscherin war. Lotte und Leonie (richtig: Leopoldine, geboren 1926) hatten vier Brüder, von denen aber drei im Krieg fielen. Die Musik war in der Familie Rysanek ein Ausgleich zu der wirtschaftlichen Not in jener Zeit und es gelang den Schwestern 1946, Gratis-Gesangsunterricht bei einer pensionierten Professorin des Wiener Konservatoriums zu bekommen. Dank eines Stipendiums war es ihnen möglich, ein Jahr später an dieses Konservatorium zu wechseln, wo beide bei Alfred Jerger und Erich von Wymetal dramatischen Unterricht erhielten. Leonie ging noch während des Studiums (ohne Erlaubnis) in's Engagement nach Innsbruck. Lotte wurde nach ihrer Abschlussprüfung 1950 vom Stadttheater Klagenfurt - Leonie war hier im März 1950 die Elisabeth im "Tannhäuser" in einer Neuinszenierung - verpflichtet und hatte in der Titelrolle von "Manon" ihr Debüt. Von 1951 bis 1953 gehörte Lotte Rysanek dann zum Ensemble des Theaters der Stadt Freiburg im Breisgau, bevor sie ab 1956 Mitglied der Wiener Wiener Staatsoper wurde, wo sie bereits im November 1954 als 'Madame Butterfly' debütierte.


    Der Wiener Staatsoper gehörte Lotte Rysanek bis zu ihrem Bühnenabschied (als Helmwige in der "Walküre") im Dezember 1987 an - die Statistik verzeichnet 939 Auftritte in 46 Rollen. Ende der 50er Jahre war sie auch an die Wiener Volksoper verpflichtet und hatte Gastauftritte an vielen österreichischen und deutschen Bühnen, so auch an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, die in der Intendanz von Hermann Juch - früher Intendant der Volksoper Wien - von 1956 bis 1964 als 'Ableger' der Wiener Staatsoper galt. Nachdem Lotte Rysanek den Wiener Kaufmann Herbert Dörler geheiratet hatte und eine Familie gründete, stellte sie ihre Gastiertätigkeit ein und blieb dem 'Haus am Ring' treu - sehr häufig auch als kurzfristige Einspringerin. Im Laufe der Jahre hatte sich ihre Stimme vom leichten, lyrischen Sopran in Richtung des dramatischeren Faches entwickelt; vor allem als 'Cho-Cho-San' hatte sie lediglich in Sena Jurinac ernsthafte Konkurrenz.


    So etwas wie Neid oder Konkurrenz scheint es zwischen den Schwestern nie gegeben zu haben, ganz im Gegenteil! Die 'kleine' Schwester nahm Lotte öfter zu Auftritten ins Ausland mit, z. B. 1954/1955 für eine "Fidelio"-Tournee nach Toulouse, Marseille, Bordeaux und Nizza (mit Ludwig Suthaus, Heinz Rehfuss und Ludwig Weber unter Otto Ackermann und in der Regie von Leonies Ehemann Rudolf Grossmann - auf dem Theaterzettel aus Marseille wird aber Lotte als Leonore und Leonie als Marzelline genannt; die Beiden dürften darüber herzlich gelacht haben!). Im Februar 1957 sangen sie Helmwige und Sieglinde in der "Walküre" an der Römischen Oper (mit Birgit Nilsson, Ira Malaniuk, Hans Beirer, Sigurd Björling und Ludwig Weber / Dirigent: Heinrich Schmidt) und die gleichen Rollen sangen sie auch im April 1958 an der Mailänder Scala, hier mit Birgit Nilsson, Jean Madeira, Ludwig Suthaus, Hans Hotter und Gottlob Frick - Herbert von Karajan dirigierte in seiner eigenen Inszenierung. Und auch die Verpflichtung nach Bayreuth als 5. Blumenmädchen (1957) und Helmwige (1958) dürfte Lotte der Leonie zu verdanken haben. In der 'Hör Zu' wurde in der "Parsifal"-Besetzung prompt Leonie genannt, die aber 1957 wegen Terminschwierigkeiten gar nicht in Bayreuth auftrat und das 'Blumenmädchen' nie gesungen hat. (Die drei zuletzt genannten Aufführungen sind auf CD erhalten.)


    Wann imer es möglich war - und ausgerichtet auf Leonies Repertoire - sind die Rysanek-Schwestern gemeinsam an der Wiener Staatsoper aufgetreten, z. B. in "Fidelio", "Die Walküre", "Dalibor", "Elektra" oder "Die Frau ohne Schatten", wobei sich Lotte nicht zu schade war, in Kleinstrollen mitzuwirken. Und so habe ich sie auch am 30. 4. 1978 in einer Vorstellung der "Elektra" gesehen (Lotte Rysanek als 5. Magd), zusammen mit Birgit Nilsson, Christa Ludwig, Walter Berry und James King unter Horst Stein. Es war eine ungeplante Aufführung: ursprünglich war "Die Frau ohne Schatten" vorgesehen mit Karl Böhm am Dirigentenpult. Da er aber erkrankte - und ein Monopol auf das Dirigat dieser Oper hatte - wurde innerhalb von zwei Tagen umdisponiert! In dem TV-Film "Wie du warst, wie du bist" (ein Leonie-Rysanek-Portrait von Otto Anton Eder aus dem Jahre 1986) sind die Schwestern zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder beim Heurigen in Wien zu sehen. Und Leonie ließ Anfang der 60er Jahre sogar Fotoreporter von "Hör Zu" und "Gong" in ihr Haus in Altenbeuern bei Rosenheim, wobei auch Lotte mit auf's Bild kam. Das waren noch Zeiten, als Opernsänger für 'Home-Stories' interessant genug waren...


    Hervorzuheben ist, dass sich die Stimmen der Beiden (von Freunden 'Lo' und 'Li' genannt) im Timbre ähnelten, aber Leonie hatte das größere Volumen und den größeren Radius, auch war ihre Farbe etwas dunkler. Leider sind von Lotte Rysanek im Studio nur Operetten-Aufnahmen eingespielt worden: "Der Opernball" (Heuberger / mit Else Liebesberg, Margit Opawsky, Christine Spierenburg, Karl Terkal und Horst Heinrich Braun unter Kurt Richter / Philips), "Die Csardasfürstin" (Kálmán / mit Rudolf Christ und Herbert Prikopa unter Franz Bauer-Theussl / Westminster), "Gräfin Mariza" (Kálmán / mit Else Liebesberg, Rudolf Christ, Herbert Prikopa unter Franz Bauer-Theussl / Westminster), "Paganini" (Lehár / mit Else Liebesberg, Karl Terkal, Herbert Prikopa unter Franz Bauer-Theussl / Westminster), "Schön ist die Welt" (Lehár / mit Christine Spierenburg, Margit Opawsky, Karl Terkal, Horst Heinrich Braun und Leo Heppe unter Kurt Richter / Philips) "Der Bettelstudent" (Millöcker / mit Herta Staal, Sonja Draksler, Karl Terkal, Hans Strohbauer, Leo Heppe unter Kurt Richter / Philips) "Gasparone" (Millöcker / mit Herta Staal, Hans Strohbauer, Horst Heinrich Braun und Friedrich Nidetzky unter Kurt Richter / Philips). Alle diese Aufnahmen sind in den 50er Jahren in Wien entstanden und - auch in anderen Kopplungen - auf diversen Labels erschienen. 1960 nahm Lotte Rysanek für eine Operetten-Sammelplatte Arien und Duette mit Emmy Loose, Karl Terkal, Murray Dickie und den Wiener Philharmonikern unter Wilhelm Loibner für HMV auf. Eine 'späte' Lotte-Rysanek-Platte ist der Querschnitt aus "Paganini" mit Monique Lobasa, Adolf Dallapozza und Erich Kuchar - eingespielt 1969 in München unter Franz Bauer-Theussl für die Philips und bisher nicht auf CD erhältlich.


    Zusätzlich zu den in den anderen Beiträgen genannten Opernaufnahmen befinden sich im Tonarchiv des ORF bestimmt noch mehr Einspielungen. Auch zwei TV-Übertragungen aus der Volksoper Wien hat es gegeben: "Der Evangelimann" (1958) mit Lotte Rysanek als Martha sowie mit Sonja Draksler, Julius Patzak und Theo Baylé / Dirigent: Paul Walter / Regie: Christian Mueller - "Die lustigen Weiber von Windsor" (1959) mit Endré Koréh (Falstaff), Theo Baylé (Fluth), Friedrich Nidetzky (Reich), Karl Terkal (Fenton), August Jaresch (Spärlich), Marjan Rus (Cajus), Lotte Rysanek (Frau Fluth), Hilde Rössel-Majdan (Frau Reich), Else Liebesberg (Anna) / Dirigent: Franz Bauer-Theussl / Regie: Herbert Waniek. In einer Semi-Inszenierung wurde Silvester 1959 aus dem Theater an der Wien eine Kurzfassung von "Die Fledermaus" in der ARD übertragen: Lotte Rysanek sang die Rosalinde, Hanny Steffek war die Adele; ferner sangen Fred Liewehr (Eisenstein), Richard Holm (Alfred) und Erich Kunz (Frank). Wilhelm Loibner leitete die Wiener Symphoniker.


    Nachdem sie 1987 in Pension ging, hat sich Lotte Rysanek in's Privatleben zurückgezogen. Am 14. 12. 2016 ist sie mit 92 Jahren in Wien gestorben und wurde auf dem Hietzinger Friedhof zu Grabe getragen.


    Viele Grüße!


    Carlo

    2 Mal editiert, zuletzt von Carlo () aus folgendem Grund: Zeilenkorrektur

  • Ich erinnere mich gerne an eine "Troubadur" -Vorstellung der Staatsoper, wo die Schwestern als Leonore und Ines auf der Bühne standen.


    Lieber Erich, und wer sang was?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Also, wenn Leonie unter Böhn im Fr-o-Sch die Kaiserin sang und Lotte den Falken, dann vermute ich mal sehr stark, dass Leonie im "Troubadour" die Leonora sang und Lotte die Ines. Alles andere würde mich sehr überraschen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Leonie Rysanek hat die Rolle der Leonora im "Troubadour" nie gesungen! Lt. Werkestatistik der Wiener Staatsoper sang aber Lotte Rysanek diese Partie 24 Mal (in italienischer Sprache) - die Ines wurde meistens von Laurence Dutoit interpretiert.


    Die 'andere' Leonora ("Die Macht des Schicksals") hat Leonie Rysanek nur 2 Mal in Wien gesungen (1954) und auch nur 2 Mal an der 'Met' (1960), während Lotte Rysanek damit 'im Haus am Ring' 9 Mal aufgetreten ist.


    Als man 'die Leonie' fragte, warum sie nie die "Madame Butterfly" gesungen hat, antwortete sie: "Das hätte ich sehr gern getan. Aber die hat meine Schwester in Wien so schön gesungen, da wollte ich ihr diese Rolle nicht auch noch wegnehmen." Die 'Lotte' sang in 44 Aufführungen diese Partie - das ist der Rekord in Wien!


    Soviel zu der angeblichen Rivalität zwischen den Rysanek-Schwestern!


    Carlo

    Einmal editiert, zuletzt von Carlo () aus folgendem Grund: Zeilenkorrektur

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