Jean Benjamin de la Borde schrieb über Bodin de Boismortier, in seiner Theoretischen Schrift "Essai sur la Musique Ancienne et Moderne 1780:
Boismortier lebte in einer Zeit, in der man auschließlich einfache und leicht zugängliche Musik schätzte.
Dieser geschickte Musiker reizte diesen Zeitgeschmack bis zum äußersten aus und komponierte für die Menge zahllose Arien und Duos für Flöte, Violine, Oboe, Musette ...
( Anmerkung: etwa 102 Hefte, Arien, in Stimmen gedruckte Partituren, große Motetten, sowie ein Nachschlagewerk zur Harmonik, eine Lehrmethode zum Flötenspiel und eine für das Geigenspiel. Dann kamen noch Kantaten und Ballettopern hinzu (Les Voyages de l'Amour 1736 / Don Quijotte et la Duchesse 1743 / Daphnis et Cloé 1747 / Daphné 1748 / Les Quattre Parties du Monde 1752)
Er nutzte die Gutmütigkeit seiner Käufer derartig aus, daß es über ihn hieß:
Seliger Boismortier, dessen fruchtbare Feder
Jeden Monat, völlig mühelos, ein neues Buch zu gebärden vermag.
Er antwortete auf solche Spottlieder nur trocken:
"Na und, ich verdiene schließlich Geld!"
Weiter meinte La Borde:
Wer sich die Mühe macht in diesem Misthaufen zu stochern findet dort einige Goldspäne um daraus einen Barren zu formen (...)
Abbé Raynal urteilte härter:
"Dieser Musiker, eher überschwenglich als kunstvoll, mehr schlecht als recht - hat sich denselben Ruf erworben wie der Abbé Pellegrin. Der eine mußte Verse schmieden, um zu überleben und ist als Dichter gestorben. Der andere hat sich mit der Unmenge seiner publizierten Werke über Wassér gehalten. Man kaufte seine Stücke, ohne sie besonders zu schätzen, sie nützen bloß denen, die ein Instrument zu spielen beginnen, oder allenfalls den Spießbürgern"
Jean Joseph Bodin de Boismortier wurde am 23. Dezember 1689 in Thionville geboren. Er starb am 28. Oktober in Roissy-en Brie.
Er stammte aus einer eher bescheidenen Familie, sein Vater war Soldat, um 1713 verließ Boismortier die Lorraine um sich in Perpignan als Buchprüfer der Régie Royal de Tabacs, niederzulassen.
Dieses Amt hat absolut nichts musisches...
10 Jahre blieb er dort ohne die geringste Spur musikalischen Schaffens, aber höchstwahrscheinlich hat er in dieser Zeit das Komponieren und Musizieren für sich endeckt und Unterricht genommen.
Auf Anraten seiner Freunde ließ er sich mit seiner Familie an den schillernden Hof in Sceaux nieder, die Residenz des Herzogs und der Herzogin von Maine (der Herzog war ein unehelicher Sohn Louis XIV den er mit Madame de Montespan hatte).
Anschließend begab er sich nach Paris, dort erwarb er am 29. Februar 1724 das Recht zur Notenausgabe.
Lange war er erfolgreich, vor allem auch wegen seines Humors und seines "Esprits".
Doch der Buffonistenstreit vergraulte Boismortier das musikalische Schaffen zusehens und so zog er sich nach Roissy-en Brie zurück, dort hatte er ein kleines Anwesen, dort starb er auch im Alter von 65 Jahren.
Hervé Niquet hat sich die Mühe gemacht und den "Misthaufen" umgegraben, er legte in den letzten Jahren verschiedene Einspielungen vor die von der Fachpresse sehr gelobt wurden.
Viele dieser Aufnahme erschienen bei Naxos - sind deshalb auch recht günstig:
Boismortier - Don Quichotte chez la Duchesse
Le Concert Spirituel / Niquet
Naxos
Stern des Monats in Fono Forum - dem ist nichts hinzuzufügen!
Boismortier - Daphnis et Cloé
Le Concert Spirituel / Niquet
Glossa
Boismortier - Ballets de Village
Le Concert Spirizuel / Niquet
Naxos
dekadente Ballette mit Vielle und Musette, die man für höfische Schäferidyllen benutzte - genial!
Boismortier - Sérénades francaises
Le Concert Spirituel / Niquet
Naxos
Orchesterstücke, Orchestersuiten und Concertos - mit Sicherheit "Goldspäne"
Boismortier - Six Concertos for Five Flutes
The Soloists of Concert Spirituel
Naxos
Allein die reine Flötenbesetzung ist schon ein Grund diese CD zu endecken.
Boismortier - Motets avec Symphonies
Le Concert Spirituel / Niquet
Accord - Baroque (ebenfalls eine günstige Serie mit hervorragenden Aufnahmen frz. Kirchenmusik des Barock u.a.)
Neben dem pompösen "Exaudiat te Dominus" sind auch noch kleine Motetten mit dabei.