Dies ist keine polemische Frage zum Höhepunkt der diesjährigen Festspielsaison, sondern eine, die mich ernsthaft zu interessieren beginnt. Dabei muss ich vorausschicken, dass ich aus diversen Gründen (nicht abr aus Prinzip) kein Festspielbesucher war oder bin. Die Münchener "Opernfestspiele", die ja eigentlich keine waren, sondern nur Repertoirewochen mit besonders teurer Besetzung, waren für mich diesbezüglich schon das höchste der Gefühle, solange ich dort lebte. Das nicht nur aus finanziellen Gründen, die natürlich auch zählen, sondern weil ich den Nobelauftrieb nicht mag. Davon hatte ich schon bei meinen regelmäßigen Filmfestspielpflichtbesuchen mehr als genug.
Ich spreche also nicht aus eigener Erfahrung. De habe ich nur auf dem Umweg über Fernseh- und Rundfunkübertragungen sowie gelegentliche cds und DVDs - und natürlich Kritiken einschließlich der Tamino - Berichterstattung.
Wenn ich mir aber die diversen Reaktionen über, sagen wir, die letzten 2-3 Jahre hinweg vor Augen führe, fällt mir auf, dass man z. B. in Bayreuth seit Jahren das notorische Fehlen guter Sänger beklagt (den Nachfolge- und Inszenierungsstreit klammere ich mal aus) und in Salzburg immer wieder mittelprächtige bis ordentliche Aufführungen künstlich hochgejubelt werden, die dann um so schneller einem gnädigen Vergessen anheim fallen.
Dagegen gibt es aus den ganz "normalen" Betrieb der Opern von Wien, London, Berlin und sogar Zürich sowie zuweilen sogar der MET und etlichen kleineren Häusern immer wieder höchst Sehens- und Hörenswertes. Fällt nur nicht so auf, dass auch da manches daneben geht, weil es bei Festspielen fast schon notorisch der Fall zu sein scheint? Fehlt den Festspielen (oder den Redakteuren, die Übertragungen von dort auswählen) die glückliche Hand? Oder ist mein Eindruck doch nur eine verwackelte Momentaufnahme, die eine gloriose Realität verkennt?
Die Frage geht natürlich nicht nur, aber ganz besonders an alle, die aus erster Hand bericht(ig)en können. Wer kann und will zu der Hypothese, dass die Festspiele für den Opernliebhaber überflüssig zu werden scheinen, etwas beitragen?
Jacques Rideamus