Muse, Mythos,Mega-Star-Maria Malibran
« Beauté, amour, génie furent son nom de femme
Ecrit dans son régard, dans son cœur, dans sa voix
Sous trois formes au ciel appartenait cette âme,
Pleurez terre, et vous cieux, accueillez-la trois fois !
Alphonse de Lamartine
Diese beispielhaften Huldigungsverse des romantischen französischen Dichters sind in Maria Garcia Malibran de Bériots Statue an ihrer letzten Ruhestätte in Ixelles bei Brüssel eingraviert.
„ Schönheit, Liebe und Genie“ hatten der Himmel ihr geschenkt und dass ihre Zeit auf Erden nur 28 Jahre währen sollte, in denen sie in geradezu unglaublicher und fieberhafter Intensität
zur romantischen Divinissima Europas(und der neuen Welt!) wurde-formten einen Mythos, dem im Jahrhundert vor ihr nur Farinelli und im Jahrhundert nach ihr nur Maria Callas gleichkamen.
Maria Malibran war Idealbild, Inkarnation und Apotheose der romantischen Diva schechthin .
Fréderic Chopin sagte:
„Die Malibran unterwirft durch ihre wunderbare Stimme und begeistert als Persönlichkeit. Wunder aller Wunder!“
Die zahllosen Verse, die auf sie geschrieben wurden, die Huldigungen, Lobeshymnen, Gefühlsdausbrüche, die sie bei ihren Zeitgenossen und Bewunderern provozierte, würde man heute als hysterischen Starkult bezeichnen.
Die Malibran wurde mit horrenden Gagen, kostbarsten Geschenken und Würdigungen aller Arten überschüttet.
Wo sie auftrat, gab es Volksfeste und Manifestationen einer emotionalen Massenhysterie ohne Beispiel.
Die Sängerin wurde von ihrem Publikum im wahren Wortsinne auf Händen durch die Städte getragen, unter ihren Fenstern fanden alltäglich Serenaden und Ehrenkonzerte statt. Sie fand nächtlich nur wenige Stunden Schlaf und musste / wollte bis zur völligen Erschöpfung dem Publikum und ihrem Mythos zu Willen sein .
Maria Malibran sang sich, wenn man es genau nehmen will, regelrecht zu Tode.
Man kommt aus dem Staunen und Erschrecken nicht heraus, wenn man sich das Lebenstempo dieser jungen Frau ansieht.
In den 28 Jahren ihres Dasein legte sie per Schiff, Postkutsche und Pferd Tausende von Kilometer unter teilweise unsäglichen Bedungungen zurück. Sie lebte und arbeitete in Amerika, Italien, England, Belgien und Frankreich.
Kaum an einem Ort angekommen absolvierte sie ein Arbeitsprogramm , das heute nciht nur als Sklaverei sondern als regelrecht un-machbar gewertet würde.
Ein normaler Tagesablauf sah nach zahllosen authentischen Briefen und „Zeitzeugenberichten“ folgendermassen aus
Am Morgen ab 10 Uhr war sie in Opern oder Konzertproben eingespannt. Am Nachmittag gab sie ein Konzert mit gemischtem Arienprogramm. Am Abend sang und spielte sie eine tragende Rolle in einer Opernvorstellung. Nach allen Zugaben und Huldigungen des Publikums, die manchmal eine Ewigkeit dauerten musste/wollte sie sehr oft noch mitten in der Nacht einem der erfolgreichen privaten Salons das Glanzlicht aufsetzen und dort eine Probe ihres Könnens geben.
In den frühen Morgenstunden fand sie wenige Stunden Schlaf, um dann wieder vor ihren morgendlcihen Proben sportlich aktiv zu sein. Sie schwamm, ritt , wanderte , war Bergsteigerin und ging keiner physischen Anstrengung aus dem Weg.
Damit war ihr Hyper-Aktivismus aber noch keineswegs erschöpft.
Maria komponierte, arrangierte Stûcke für ihre Bedürfnisse um, lernte Sprachen , nähte ihre Kostüme selbst, sorgte oft genug auch für die Garderobe ihrer Mitsänger und war nciht zuletzt für eine umfassende Wohltätigkeit und grosses soziales Engagement bekannt.
Einen nicht geringen Teil ihrer horrenden Gagen verschenkte sie an Bedürftige und unterstützte ihre Familie (inclusive des verschuldeteten ersten Ehemannes Eugène Malibran und dessen Schwestern) und Freunde mit regelmässigen grossen Geldsummen.
Daneben war sie auch Frau, Geliebte und Mutter. Sie brachte zwei Kinder zur Welt, von denen ein Sohn, Charles-Wilfrid de Bériot, überlebte (er wurde ebenfalls Musiker(Pianist und Komponist) und Professor am Pariser Conservatoire).
Es gab aber darüber hinaus noch einige Fehlgeburten.
Mir ist ein solcher Lebensrytmus vollkommen unbegreiflich und ich finde es erstaunlich genug, dass sie überhaupt 28 Jahre alt geworden ist.
Dieses „energetische Weltwunder“ wurde am 24.3.1808 als Maria Felicia Garcia in die berühmte spansiche Sängerfamile Garcia hieingeboren.
Der Geburtsort Paris ist hier eher ein Zufall, denn die Garcias waren als Operntruppe in ganz Europa unterwegs.(siehe auch im Thread zu ihrer schwester Pauline Viardot).
Maria wurde von ihrem Vater Manuel Garcia unterrichtet, um nicht zu sagen: gedrillt.
Sie besass von Natur aus eine Mezzostimme(damals noch umfassend und pauschalisierend Contralto genannt), der die harte Schule des Vaters alle Biegsamkeiten und Höhenexpansionen eines Koloratursoprans abrang.
Nach zahlreichen Zeugenaussagen hatte die Malibran während ihrer gesamten Karriere zunehmende Probleme mit der Höhe und nciht umsonst hat Rossini ihr die Mezzopartien in die Kehle geschrieben und Bellini seine Puritani-Elvira für sie nach unten transponiert.
Wäre sie nicht nur 28 Jahre alt geworden, hätte ihr höchstwahrscheinlich nur ein Stimmfach-Wechsel (aus heutiger Sicht) wie ihrer Schwester und eine eingehende Beratung des gesangspädagogisch genialenBruders die Stimme retten können.
Dass sie neben Bellinis Norma und Sonnambula auch Beethovens Fidelio und Rossinis Tancredi interpretierte rückt sie sehr in die Nähe ihrer Schwester Pauline.
Die beiden Stimmen sollen sich nach Berichten u.A. von Alfred de Musset zeitweise zum Verwechseln ähnlich gewesen sein.
Fortsetzungen und Photos folgen