Joseph Bonnet (1884 - 1944)
Die Orgelwerke
Joseph Bonnet gehörte zur ersten Garde der französischen Organisten. Er wurde am 17.03.1884 in Bordeaux geboren. Von seinem Vater, der ebenfalls Organist war, bekam er den ersten musikalischen Unterricht. Mit 14 Jahren bekleidete er bereits zwei kleinere Organistenstellen in den Kirchen St. Nicholas und St. Michel. Am berühmten „Conservatoire de Paris“ wurde Bonnet später dann Schüler von Alexander Guilmant (1837 - 1911). Das Studium beendete er 1906 mit dem "Premiere Prix d'Orgue", der ihm vom "Ministère de l'Instruction publique et des Beaux-Arts" des "Conservatoire national de musique et de déclamation" verliehen wurde (In der Jury saßen Alexander Guilmant, Louis Vierne, Charles Widor; der Präsident war Gabriel Faure).
Im selben Jahr wurde Bonnet Organist an der St. Eustache in Paris. Nach dem Tod seines Lehrers Guilmant wurde ihm die Ehre zuteil, die Position als Konzertorganist am „Conservatoire de Paris“ zu übernehmen. Während einer zweijährigen Amerikareise (1917- 1919) gab er über 100 Konzerte und wurde in Boston von der "Phi Mu Alpha Sinfonia of the New England Conservatory“ zum Ehrenmitglied ernannt. 1921 gründete er eine Orgelklasse an der "Eastman School of Music of the University Rochester, NY". Nach seiner Rückkehr nach Paris übernahm er die Orgelklasse von Louis Vierne und unterrichtete an der erst 1935 gegründeten Musikschule "L'École César-Franck". Kurz nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs ging er nach Nordamerika zurück und wurde Organist am "Worcester Art Museum" im Bundesstaat Massachusetts. Dieser Anstellung folgte 1943 eine Berufung als Professor an das "Conservatoire musique du Québec à Montréal".
Während eines Urlaubs in St. Luce-sur-Mer in Rimouski, Quebec, starb Joseph Bonnet am 02.08.1944. Er wurde in der „Benedictine Abbey of Saint-Benoît-du-Lac“, in der Nähe von Montreal, beigesetzt.
Joseph Bonnet (undatierte Photographie)
Das Œuvres Joseph Bonnets besteht aus überschaubaren 10 Opusnummern (andere Quellen geben zwar eine Vielzahl an Kompositionen an, aber das Werkverzeichnis der „L'Association Joseph Bonnet“ gibt nur die unten aufgelisteten Kompositionen an). Im Mittelpunkt seines Schaffens stehen eindeutig die drei großen Zyklen „Douze piéces pour grand-orgue“. In diesen Werken nutzt Bonnet alle Möglichkeiten der Orgel um seine abwechslungsreichen und sehr unterhaltsamen Stücke auszuschmücken. Vom bombastischen Klangbild der „Rhapsodie catalane“ bis zum tief empfunden „In Memoriam Titanic“ bedient Bonnet alle Stimmungen. Virtuos geht es in seinen „Variations de concert pour orgue“ zu. Hier werden höchste Ansprüche an den ausführenden Organisten geltend gemacht. Im dreiteiligen „Poèmes d’automne pour grand-orgue“ entfaltet sich ein wahrer Klangzauber der Orgel. Man spürt geradezu wie die Sonne das bunte Laub leuchten lässt. Ebenfalls sehr reizvoll sind die Werke für Chor und Orgel. Allerdings fallen sie weniger spektakulär aus als die solistischen Werke. Der besondere Reitz in diesen Stücken ist die Vielfalt der wunderbaren Melodien und die friedliche Stimmung, die den kleinen Kompositionen inne wohnt.
Alles in allem sind die Werke von Joseph Bonnet eine lohnenswerte Entdeckung und eine Bereicherung für die Orgelliteratur.
Werke für Orgel:
Variations de concert pour orgue op. 1 (1908 )
Edition Leduc, P. Bertrand & cie
Poèmes d’automne pour orgue op. 3 (1908 )
Edition Leduc, P. Bertrand & cie
01. Lied des chrysanthèmes
02. Matin provençal
03. Poème du soir
Douze pièces pour grand-orgue op. 5 (1909)
Edition Leduc, P. Bertrand & cie
01. Prélude
02. Lamento
03. Toccata
04. Nocturne
05. Ave Maris Stella
06. Rêverie
07. Intermezzo
08. Fantaisie sur deux Noëls
09. Épithalame
10. Légende symphonique
11. Canzona
12. Rhapsodie catalane
Douze pièces nouvelles pour grand-orgue op. 7 (1910)
Edition Leduc, P. Bertrand & cie
01. Dédicace
02. Étude de concert
03. Clair de lune
04. Stella Matutina
05. Songe d’enfant
06. Chant du printemps
07. Prélude au Salve Regina
08. Romance sans paroles
09. Pastorale
10. Deuxième légende
11. Elfes
12. Caprice héroique
Douze pièces pour grand-orgue op. 10 (1913)
Edition Leduc, P. Bertrand & cie
01. In Memoriam Titanic
02. Ariel
03. Méditation
04. Moment musical
05. Consolation
06. Berceuse
07. Magnificat
08. Chaconne
09. Paysage
10. Angelus du soir
11. Interludes
12. Pisen Ceskeho Naroda poème tchèque
Chant triste pour orgue WoO. (1925)
Edition Leduc, P. Bertrand & cie
Zu Opus 4 und 9 macht das Werkverzeichnis keine Angaben
Werke für Chor und Orgel:
Ave Marie - Pour 4 voix mixtes avec acc. d’orgue op. 2 (1908 )
Editions Mutuelles (Répertoire de la Schola Cantorum)
Agnus Dei - Pour 3 voix, solo de baryton, acc. d’orgue op. 6 Nr. 1 (1910)
Edition Leduc, P. Bertrand & cie
Ave Maria - Pour chant et acc. d’orgue op. 6 Nr. 2 (1910)
Edition Leduc, P. Bertrand & cie
O salutaris - Motet pour toutes voix avec acc. d'orgue op. 6 Nr. 3 (1910)
Edition Leduc, P. Bertrand & cie
Pater Noster - Pour tenor solo avec acc. d’orgue op. 8 Nr. 1
Pie Jesu - Pour solo voix avec acc. d’orgue op. 8 Nr. 2
Empfohlene Einspielungen:
Œuvres Complètes I
Frédéric Ledroit
Grandes orgues de la Cathédrale d' Angoulême
Skarbo
Œuvres Complètes II
Frédéric Ledroit
Grandes orgues de la Cathédrale d' Angoulême
Skarbo
Œuvres Complètes III
Frédéric Ledroit
Grandes orgues de la Cathédrale d' Angoulême et orgue de la Chapelle du collège Sainte Marie d'Antony
Maîtrise Saint Louis de Gonzague de Paris
Rémi Rousseau
Skarbo
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Davidoff