Labelvorstellung: Hamburger Archiv für Gesangskunst-Ein Paradies für Stimmfexe

  • Nach Glen Armstrong und seinem Label „Coup d’archet“ stelle ich heute einen weiteren Überzeugungstäter vor: Joachim Leufgen und sein „Hamburger Archiv für Gesangskultur“. Das Label ist erreichbar unter vocal-classics.com. Leufgen verteibt ebensowenig wie Armstrong über den normalen Handel.


    Wer sich durch den Katalog klickt, wir dem ganzen who is who der Gesangskunst des frühen und mittleren 20. Jh. begegnen. Will heißen, daß das Label Tonaufzeichnungen wieder zugänglich macht, die mittlerweile rechtefrei sind und von den Majors nicht beachtet werden. Ausgangspunkt war eine immense, überkommene Schallplattensammlung. Im Zusammenhang mit Hans Hopf hat Harald Kral bereits auf das Label hingewiesen. Neben Überspielungen von Schellacks erscheinen auch Editionen, die sich gezielt mit einem Sänger auseinandersetzen und das Schallplattenmaterial um private Mitschnitte und solche von Rundfunkanstalten ergänzen.


    Hier daher der Hinweis auf die Joseph Traxel Edition, die gegenwärtig 10 CD’s umfasst. Diese Edition ist umso verdienstvoller, als Traxel heute kaum mehr bekannt ist, zu seiner Zeit zu den wichtigsten deutschen Tenören zählte, sängerisch –ich muss es leider zugestehen- auch dem guten Rudolf Schock überlegen war (wer die Einspielungen beider Herren von „Freunde vernehmet die Geschichte“ miteinander vergleicht, die übrigens fast zeitgleich entstanden sind, der versteht, was ich meine), sehr früh allerdings vom Sänger zum Gesangslehrer wechselte und leider auch sehr früh verstarb.


    So ruhte er nun in den Archiven; dank der neuen Edition des HAFG (das Label sollte sich tunlichst einen griffigen Namen einfallen lassen) kann man sich nun wieder in eine beeindruckende Stimme hineinhören.


    Daß Leufgen auch noch die Bachkantaten mit Maureen Forrester ausgegraben hat freut mich ebenso wie die Trötschel-CD, die die Preiser-CD offensichtlich dadurch ergänzt, daß sie ältere Aufnahmen dieser bemerkenswerten Sängerin vorstellt.


    Tamino und das HAFG sind übrigens wechselseitig miteinander verlinkt; umso wichtiger, daß das Label nun auch einmal explizit vorgestellt wird.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Lieber Thomas Pape,


    ich darf aus gegebenem Anlaß Deine "Labelvorstellung" wieder aus der Versenkung hervorholen. Nach längerer Beschäftigung mit der "Marcel-Cordes-Edition" kann ich dem HAfG nicht genug danken.


    Es sind hier Aufnahmen ans Licht gekommen, die weltweit sonst nirgends greifbar und überdies a) teils noch niemals, b) seit 50 Jahren niemans mehr zu Ohren gekommen sind. Einmal in der CD 3 der zweiten Box - also "Die Nachtglocke", "Räuber" und "Tiefland" - live, extrem in Form, im Dramatisch-Exzessiven, wie auch im Komödiantischem-Virtuosem. Und dann noch die unveröffentlichten Tenorstücke aus Mannheim. Und dann noch viele unbekannte Lieder und Balladen wie etwa "Hinz-Kunz - der Vagant". Und dann noch die italienischen Lieder und altbekannte Schmachtstücke wie "Granada".


    Vor längerer Zeit habe ich mich schon als Fan von Marcel Cordes geoutet und bin mit dieser Edition im siebentem Himmel daheim.


    Liebe Grüße vom
    Operngernhörer :hello:



    P.S.: Das HAfG hat aber noch eine Menge anderer Schätze, die gehoben werden wollen !