Ludwig van Beethoven
Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bey Vittoria op. 91
Dieses Werk lässt sich keiner besonderen Kategorie in Beethovens Schaffen einordnen - es ist keine Ballettmusik, keine Schauspielmusik, keine Ouvertüre dazu, am ehesten noch eine kleine sinfonische Dichtung, daher im DG-Gesamtkatalog unter IV Tänze, Märsche und weitere Orchesterwerke ingeordnet. Dort ist es das einzige mit einer Opuszahl versehene Werk unter lauter WoOs. Komponiert wurde dieses Werk 1813, uraufgeführt am 8. Dezember desselben Jahres, Widmungsträger ist Georg IV., damaliger Regent von England.
"Wellingtons Sieg" wurde etwa parallel mit dem Ende der 7. Sinfonie op. 92 komponiert, die im gleichen Konzert am 8. Dezember erstmals öffentlichen Ohren vorgestellt wurde. Und ich empfinde, daß beide Werke einander ähneln: Besonders im letzten Teil der "Sieges Sinfonie" sind deutliche motivische Anklänge an die 7te Sinfonie zu hören. Als lustig und urkomisch empfinde ich die "Rule Britannia"-Verwurstung.
Das Werk gliedert sich wie folgt:
Erster Theil
Die Schlacht
Trommeln und Trompeten an der englischen Seite
Marcia: Rule Britania
Trommeln und Trompeten an der französischen Seite
Marcia: Marlborough
Trompete an der französischen Seite: Aufforderung
Trompete an der englischen Seite: Gegenruf
Schlacht. Allegro
Sturm-Marsch. Allegro assai
Zweyte Abtheilung
Sieges Sinfonie
Intrada: Allegro ma non troppo
Allegro con brio
Andante grazioso
Tempo di Menuetto moderato
Allegro
Im Juni 1813 besiegte Sir Arthur Wellesley, der spätere Herzog von Wllington, die napoleonische Armee nahe der baskischen Stast Vittoria. Hier erhielt der ehemalige Konsul, dem Beethoven anfangs seine "Eroica" gewidmet hatte, den Gnadnstoß. Jetzt huldigte er dem Besieger des Dspoten, der sich selbst zum Kaiser hatte krönen lassen. [Quelle: Pieter Andriessen]
Dieser "Zusammenhang" der Eroica zu op. 91 ist sehr interessant - schafft er mir doch die Möglichkeit, wegen der motivischen Nähe von op. 91 und 92 die 3. und 7. Sinfonie [welche ja auch eine Art marcia funébre als 2. Satz enthält] als ungleiche Zwillinge zu betrachten.
Zunächst wurde das Werk für ein Panharmonikon komponiert - eine Art mechanische Orgel, deren Erfinder Mälzel war [welcher auch das nach ihm benannte Mälzelsche Metronom erfand]. Für das Konzert am 8. Dezember 1813 schuf Beethoven eine Orchesterfassung des Werkes. Dieses Mammutkonzert stand unter Beethovens Generalleitung. Neben ihm dirigierte aber auch Antonio Salieri, weiters wirkten Giacomo Meyerbeer und Ignaz Moscheles mit.
Der große Erfolg von op. 91 lies das Werk alsbald in allen denkbaren Bearbeitungen kursieren: für beispielsweise Streichquintett, Klaviertrio, vierhändiges Klavier, Klaviersolo... und für sogenannte vollständige türkische Musik. Diese ist wie folgt besetzt:
2 Piccoloflöten [G/F], 2 Flöten, 2 Oboen, 6 Clarinetten [Es/D/C/C/B/B], 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner [Es/Es/C/C], 4 Trompeten [C/C/D/D], Bassposaune, Serpent, kleine [türkische] Trommel, große Trommel, Becken, türkische Triangel.
Ich kenne das Werk bisher nur in dieser von Beethoven offenbar genehmigten Version als "vollständige türkische Musik", gespielt vom Ensemble Octophorus unter Leitung von Paul Dombrecht [nicht: Dordrecht!]:
Diese Fassung hat mich schier vom Hocker gehauen - natürlich interessiert mich jetzt noch eine [möglichst HIPpe] Einspielung mit Sinfonieorchester.
Über das faszinierende Werk darf gerne diskutiert werden :]
Ulli