Die spannendsten Durchführungen

  • Bei manchen Komponisten sind die das Zentrum des Werkes, andere wiederum wissen nur mit dem Expositionsmaterial ein wenig herumzuspielen, ohne wirklich zu überzeugen.
    Gute Durchführungen müssen (für mich) auch neue Einfälle bringen und die Motivverarbeitungen dürfen nicht gezwungen und trocken wirken.
    Wenn man fragt, welcher Komponist die überzeugendsten Durchführungen schrieb, denkt man natürlich gleich an Ludwig van Beethoven. Mit dem möchte ich meine "Hitliste" der spannendsten Durchführungen auf beginnen!


    1. Beethoven, Sonate Op. 106 "Hammerklavier", 1. Satz - vor allem wegen dem phänomenalen Fugato


    An die zweite Stelle setze ich jemanden ganz anderes:


    2. Tschaikowsky, 6. Sinfonie, 1. Satz - gibt es emotional ergreifenderes?


    Nun muss ich natürlich noch Brahms nennen, auch ein Spezialist auf diesem Gebiet. In Frage kommt mehreres, doch ich entscheide mich für:


    3. Brahms, 1. Klavierkonzert, 1. Satz - mit einer äußerst spannungsgeladenen Durchführung, die 20 Minuten des Satzes fühlen sich an wie 10.


    So, jetzt bin ich aber auch auf eure Favouriten gespannt. Ich habe jetzt einfach mal drei Beispiele gegeben, aber ich möchte es zahlenmäßig nicht unbedingt begrenzen... oder doch? Lasst uns wenigstens bei einer einstelligen Zahl bleiben :D


    lg

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Hallo rappy,


    ich bin auch ein großer Liebhaber von Durchführungen. Das ist auch wichtiger Grund, warum ich Beethoven besonders mag.
    Es gibt von ihm sogar eine derart routinierte Standard-Durchführung, dass ich vermute, sie müsse als Scherz gemeint gewesen sein: der 1. Satz der vorletzten Klaviersonate op. 110.


    Eine meiner Favoritinnen: im 2. (!) Satz des Streichquartetts op. 59 Nr. 1.


    Viele Grüße


    :hello:

  • Haydn: Sinfonie Nr. 102, i außergewöhnlich lang und dramatisch, inkl. Scheinreprise.
    Nicht alle sind so dramatisch, aber Haydn ist der absolute Meister darin, aus den winzigsten unscheinbaren Motiven erstaunlich umfangreiche und spannende Durchführungen zu stricken. Zwei Favoriten dieser Art sind die Kopfsätze von 99 (hier ist das Material schon vorher eigentlich völlig banal) und 104 (hier nimmt er aus dem wunderbaren Thema die nichtssagendsten Takte: ta-ta-ta-ta-taam-taam


    Mozart: Prager Sinfonie, i grandiose Verdichtung in einem ohnehin schon hochdramatischen und vielschichtigen Satz


    Beethoven: Quartett op.95,i zwar eigentlich viel zu kurz, um "spannend" zu sein, aber wie hier die Energie dessen, was vorher schon kam, noch einmal gesteigert wird, ist ziemlich ungeheuerlich. Und natürlich 8. Sinfonie, Kopfsatz!


    Schubert: 8. Sinfonie (Unvollendete) Schubert lahmt häufig in der Durchführung, hier aber nicht! Gemeinsam mit der "Katastrophe" in D 944, ii ist das wohl meine Lieblingsstelle in Schuberts Sinfonien.


    Aus der späteren Romantik habe ich anscheinend die Stücke nicht genügend präzise im Kopf...


    Brahms 3. Sinfonie, Finale wäre aber jedenfalls noch zu nennen


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo!


    Das erste, was mir zu diesem Thema einfällt, ist der Kopfsatz der Prager Symphonie von Mozart. Die Durchführung zieht alle Register.


    Obwohl es wahrscheinlich nicht das einfallsreichste Vorgehen ist, mag auch ich sehr Kanons und Fugatos in Durchführungen: Im Kopfsatz der 2. Brahms zum Beispiel, oder, wenn ich das Durchführung nennen darf, im zweiten Satz der Eroica. Oder, nochmal Mozart, im Finale der g-moll-Symphonie Nr. 40, wo die Fuge erst nicht so recht in die Gänge kommen will, dann aber richtig losbricht.


    Ganz großartig finde ich auch die Durchführung der akademischen Festouvertüre. Während die Exposition noch etwas verhalten ist, steigert sich die Durchführung in einen wahren Rausch - der im Kater endet.



    Gruß,
    Spradow.