Khatchaturian, Klavierkonzert Des-Dur: Singende Säge im Orchester?

  • Moin moin,


    ich höre gerade zum ersten Mal das Des-Dur-Klavierkonzert von Aram Khatchaturian und werde den Eindruck nicht los, daß im langsamen Satz ein Soloinstrument im Orchester auftaucht, das wie eine sog. "Singende Säge" klingt - ein ätherisch-pfeifender Klang mit einem sehr starken Vibrato.


    Kann man diesen Klang mit einem konventionellen Orchesterinstrument "emulieren"? Oder spielt da wahrhaftig ein Sägist/Fuchsschwanzist/whatever mit?


    Neugierige Grüße, Ralf

  • Hallo Ralf,


    was du da hörst ist ein Flexaton (Bild und Beschreibung dazu findest du z.B. bei Wikipedia). Wird Zeit, dass ich das Konzert auch mal anhöre! CD habe ich neu gekauft - werde ich mir jetzt direkt vornehmen!


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Ah, danke! Wenn man nach "Khatchaturian Flexaton" googelt, findet man tatsächlich entsprechende Belege. Wieder was gelernt!


    Gruß aus dem Norden, Ralf

  • Ich besitze mehrere Aufnahmen dieses attraktiven Konzerts; leider wird das Flexaton vorwiegend gar nicht in ihnen eingesetzt. Verwendet wird es aber zumindest in der Einspielung mit Alicia de Larrocha.


    Welche Aufnahme(n) besitzt ihr, Ralf und Frank?


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo Wolfgang,


    ich besitze folgende Aufnahme:


    Aram Khachaturian ( 1903-1978 )
    Klavierkonzert + Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1
    Erscheinungstermin: 16.6.2006
    Künstler: Boris Berezowsky, Ural PO, Dmitri Liss
    Label: Warner , DDD/LA, 2005


    Gestern beim ersten Anhören habe ich dann einen auffälligen Flexaton-Einsatz im zweiten Satz erwartet, der aber ausblieb. Eine kurze Zeit war da mal ein Instrument, bei dem ich mich gefragt habe, ob es dies ist - dann wäre es aber sehr dezent eingesetzt gewesen. Oder fehlt auch bei dieser Aufnahme das Flexaton, obwohl es im Booklet genannt wird? Hoffe jetzt ich war nicht einfach eingenickt! ;) Beim mitreißenden letzten Satz war ich auf jeden Fall hellwach! :)


    Wann und wie lange ist das Flexaton denn genau im Einsatz? Dann höre ich heute am späten Abend noch mal nach!


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Moin zusammen,


    die Einspielung, die ich gestern gehört habe, stammt aus einem mitgeschnittenen Stream des Tschechischen Rundfunks. Der Solist ist Peter Jablonski, er wird begleitet vom Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks. Ein Dirigent ist nicht angegeben, deshalb gehe ich davon aus, daß der Solist selbst das Orchester leitet.


    In dieser Aufnahme hört man das Flexaton sehr deutlich, deshalb ist es mir ja aufgefallen (wenn auch als singende Säge :pfeif:). Überhaupt ist das Konzert als solches zu schade, um der Vergessenheit anheimzufallen - ich beginne gerade damit, mir einen Zugang zum sinfonischen Werk Schostakowitschs zu verschaffen, und da paßt dieses Konzert, obwohl nicht von ihm, ganz wunderbar hinein.


    Gruß aus dem Norden, Ralf

  • Hallo Khatchaturian-Freunde,


    zu Khatchturian´s Klavierkonzert einen eigenen Thread zu eröffnen finde ich höchst angemessen.
    Allerdings enthält der allgemeine [EMAIL=http://www.tamino-klassikforum.at/thread.php?threadid=1545]Khatchaturian-Thread [/EMAIL]auch schon eine Diskussion über das Flexaton im zweiten Satz des KK.


    :D :yes: @Frank
    Wenn man das Flexaton im zweiten Satz nicht hört, dann ist auch keines in der Aufnahme verwendet worden. Der Klang ist unverwechselbar und keinesfalls zu überhören.
    Ich muß allerdings sagen, dass ich gar keine Aufnahme kenne in der das Flexaton einfach weggelassen wird.
    Offenbar sind meine fünf Aufnahmen dieses von mir hochgeschätzten KK (es gehört zu meinen Lieblingsklavierkonzerten) "anständige" Interpretationen, denn das Flexaton ist von Khatchaturin klar vorgeschrieben.


    Ich wiederhole mich zwar, aber im letzten Jahr habe ich
    "die" Aufnahme des KK kennen und schätzen gelernt, nachdem sich über die Jahre
    Entremont/Ozawa (CBS 1966)
    Alica de Larachocha / Burgos (Decca, ADD, 70er)
    Orebillan / Järvi (Chandos, DDD, 1886)
    Oxana Yablonskaya, Moskau SO, Yablonsky (Naxos, DDD, 1995)
    angesammelt haben.
    Ich habe ewig nach eine vernünftigen Alternative zu meiner CBS-LP mit Entremont gesucht.
    :yes: Nun ist sie da - hier:



    Aram Khachaturian (1903-1978...)
    Symphonie Nr. 3 für Orgel und Orchester
    Klavierkonzert Des-Dur

    Yakov Flier, Moskow Philharmonic SO, Kirill Kondrashin
    Melodiya , ADD, 1969 (Aufnahmen 1963 und 1966)



    Die ersten Takte erscheinen klangtechnisch etwas historisch, doch was man dann zu hören bekommt läßt einem den Atem stocken. Das Klavier ist klangtechnisch gut, das Orchester wirkt in nicht so vollen Passagen manchmal etwas dünn, doch was Kondraschin und Flier zaubern ist einfach als großartig zu bezeichnen. Kondraschin mit seinen Moskauer PH ist eine Wucht und bringt den richtigen emotionalen Druck, dem der mir unbekannte Y.Flier höchst angemessen folgt.
    :jubel: Das ist wieder das, was ich bei den Russen so mag, die ein Werk auf Siedehitze bringen können (gilt für beide Werke auf der Melodyia-CD).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo, Frank, hallo, Ralf!


    Es scheint nicht wenige Aufnahmen dieses Konzerts zu geben (bzw. gegeben zu haben). Ich besitze außer der Larrocha einen Rundfunkmitschnitt mit Alexander Jenner und eine CD mit Mirka Pokorna. Außerdem bin ich mir sicher, das Werk auch schon in anderen Aufnahmen gehört zu haben. Das Flexaton wird bei Jenner und Pokorna nicht verwendet. Die beiden von Euch genannten Einspielungen kenne ich nicht. Mal schauen ... :D



    In der besonders bedeutenden Einspielung mit Alicia de Larrocha hört man das Flexaton nach etwa zweieinhalb Minuten bei der Wiederkehr des Hauptthemas aus dem langsamen Satz (der wohl tendenziell monothematisch ist). Es hat dann, wenn auch nicht allein, eine tragende melodische Funktion, für fast zwei Minuten, und sollte eigentlich nicht zu überhören sein.


    Besten Gruß, Wolfgang


    PS: Teleton war schneller, aber er sagt ja nicht genau das Gleiche wie ich. ;)

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Bisher kenne ich nur die Aufnahme mit der Dresdner Philharmonie unter Förster, die ich in den nächsten Tagen mal wieder hören muss:


  • Schön. dass diesem Klavierkonzert die Ehre eines eigenen Threads zuteil wird. Der zweite Satz mit dem Flexaton ist natürlich der Clou, aber auch ohne diesen wäre das Konzert zweifelsohne hörenswert.


    Ich habe eine Aufnahme aus dem Jahre 1987 mit der aus Südafrika stammenden Pianistin Annette Servadei und dem London Philharmonic Orchestra, dirigiert von Joseph Giunta. Die CD ist damals bei Hyperion erschienen und heute offensichtlich nicht mehr erhältlich.


    Das Flexaton ist in dieser Einspielung diskret in den Hintergrund gerückt worden, es klingt also nicht allzu aufdringlich. Auch sonst gefällt mir die Aufnahme recht gut. Aber ich denke, bei dieser publikumswirksamen Musik können die Interpreten nicht viel falsch machen...


    Viele Grüße
    Frank

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo Frank, Ralf, andyr, WolfgangZ und alle Interessierten,


    wenn ich alle INFO´s zusammentrage, dann fällt mir auf, dass offenbar nur auf der CD mit Mirka Pokorna und der Dresdner Philharmonie unter Horst Förster das Flexton nicht vorhanden ist.


    Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass auf Deiner russischen Aufnahme mit Berezowsky, Ural PO, Dmitri Liss so gehuddelt wird - oder die hatten einfach keines zur Verfügung !?!
    Wie gefällt Dir die Aufnahme und das KK ?



    An anderer Stelle habe ich über diese Aufnahme folgendes gelesen:


    Zitat

    Zufrieden stellend finde ich die Aufnahme mit Boris Berezovsky / Dmitri Liss. Ein bisschen mehr Biss wäre vielleicht nicht schlecht.
    „zufrieden stellend“: Ich bin zufrieden mit der Aufnahme, aber sie begeistert mich nicht, obwohl ich das Klavierkonzert an sich sehr gut finde. Ich glaube, man kann aus der Musik noch mehr herausholen, als Berezovsky das tut (seine manual-technischen Fähigkeiten zweifele ich ja gar nicht an). Aber um das beurteilen zu können, müsste ich eine entsprechende Aufnahme finden.
    Kapell spielt IMO mit mehr Biss und Elan als Berezovsky, was mir grundsätzlich bei dieser kraftvollen Musik gut gefällt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo zusammen,


    Zitat

    Original von teleton
    Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass auf Deiner russischen Aufnahme mit Berezowsky, Ural PO, Dmitri Liss so gehuddelt wird - oder die hatten einfach keines zur Verfügung !?!


    Bin erst eben zum noch mal Anhören gekommen. Also das Flexaton ist schon dabei und setzt im zweiten Satz bei etwa 2:20 ein. Ist aber so dezent und auch so bald schon wieder weg, dass es wirklich nicht stark auffällt in dieser Aufnahme.


    Zitat

    Original von teleton
    Wie gefällt Dir die Aufnahme und das KK ?


    Dass KK gefällt mir nach dem ersten Anhören gut. Im Vergleich mit den anderen in letzter Zeit neu gehörten Klavierkonzerten - Medtner 1. und Tschaikowsky 2. - sogar am besten. Allerdings noch nicht ganz die Begeisterung wie für Merikantos 2. vor kurzem.


    Zur Aufnahme etwas zu sagen, fiele mir leichter, wenn ich eine Vergleichseinspielung hätte. Das Werk gefällt mir aber gut genug, dass diese bald bei mir eintrudeln könnte.


    Aufnahmetechnisch finde ich die CD sehr gut und interpretatorisch scheint sie mir ohne Vergleichsmöglichkeit auch sehr gut. Den Klavierpart könnte ich mir noch etwas akzentuierter vorstellen - sehe da also noch ein wenig Luft nach oben - dies aber auf einem sehr hohen Niveau.


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Hallo teleton,


    zufälliger Weise habe ich Chatschaturians Klavierkonzert gestern erst wieder gehört. Die Decca Aufnahem mit de Larrocha als Solistin und dem London Philharmonic Orchestra unter Frühbeck de Burgos.
    Es erinnert mich immer an einen einen alten Cinemascope-Technicolor-Film, der gleichsam seine damals noch absolut neuen Fähigkeiten und Möglichkeiten darstellt.


    Und genau das führt mich zur folgenden Frage:
    Im 2. Satz dieses Konzertes, Andante con anima, hat ein Instrument ein kleines Solo, das sich anhört wie eine singende Säge. Liege ich da richtig damit, oder handelt es sich dabei um elektronisches Instrument und wenn ja, um welches?


    Viele Grüße
    John Doe
    :hello:

  • Hallo Jon Doe


    Das Teil heisst Flexaton und wurde schon im Thread über Khatchaturians Klavierkonzert Des-Dur ausführlich besprochen

  • Hallo andythr,


    danke für das Flexaton und den Hinweis zum entsprechenden Thread.


    Hallo Johannes Röhl,


    du sagst:

    Zitat

    Das sehe ich in letzterem Falle anders; ich finde allein den "Sound" von 4 Cembali ziemlich abstoßend.


    Ich persönlich finde dieses Konzert toll und hab es nur deswegen nicht angeführt, weil es ein Gruppenkonzert ist. Besonders heiß wird es, wenn es solistisch aufgeführt wird, also mehr Cembali als Streicher auf der Bühne sind. :jubel:


    Und selbstverständlich wären auch die anderen Cembalo- bzw. Klavierkonzerte von Bach zu nennen, wobei aber manche mit dem Cembalo besser wirken. :jubel:
    BWV 1052 dagegen kommt auch ebenso gut mit einem Klavier rüber (und auch mit der Violine), außerdem hat es Dank Busoni auch diese Aufführungstradition.


    Und ob die ursprüngliche Musik von Bach ist oder nicht, ist letztendlich irrelevant, denn in der Form, wie sie überliefert ist, ist sie von Bach.


    Viele Grüße
    John Doe
    :hello:


  • Hallo John Doe,


    es ist schon manchmal seltsam mit welchen Umständen Klassikhörer ein gehörtes Werk verbinden. Auf solche Gedanken wäre ich hier nie kommen.


    Mit der ganz guten Larocha-Aufnahme hast Du ausgerechnet die Aufnahme des KK getroffen, bei der das Flexaton im 2.Satz sehr übertrieben dagestellt wird und damit weniger überzeugt. Eigendlich verwunderlich bei Burgos ? Alicia de Larocha ist in langsamen Passagen gut, aber manchmal merkt man, dass sie mit dem Werk gekennzeichneten folkloristisch armenischen Kolorit als Spanierein doch aus einer anderen Welt kommt. Sie fühlt gewisse Kompositionsstrukturen anders als Khatchaturian es gemeint hat.


    TOP-Aufnahmen, die Khatchaturian´s spätromantisches KK mit angemessen folkloristischen Zügen interpretieren, sind Entremont/Ozawa (CBS), Flier/Kondraschin (Melodiya) und auch ohne Flexaton in Ordnung mit Pokorna/Förster aus Dresden (Berlin classics). Wer MONO abkann, der ist mit Kaplan auch gut bedient - ich nicht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo teleton,


    die Larocha-Aufnahme von Chatschaturians KK befindet sich auf einer Doppel-CD aus dem Hause London (Decca), deren 2. CD die 3. Sinfonie unter der Leitung des Komponisten selbst enthält und wegen der ich mir eigentlich diese CDs zugelegt habe.
    Dass mich das Flexaton gar so sehr ins Ohr gestochen hat, liegt wohl am Abspielgerät, meinem Autoradio, und der Umwandlung in eine MP3, denn auf meiner Hauptanlage ist es nicht umgewandelt eigentlich gar nicht so auffällig.


    Irgendwie scheint mich dieses KK aber z.Z. zu verfolgen, denn heute sollte mit der Post die Flier/Kondraschin-Aufnahme kommen, auch wiederum primär nicht wegen dem KK sondern der 3. Sinfonie, dem Sinfonie-Poem, erworben.
    Ich werd mich also wohl die nächste Zeit näher damit befassen.


    Und das mit dem Cinemascope-Technicolor war übrigens nicht abwertend gemeint, sondern sollte den Spaß an der Freude, den Spaß an den neuen Möglichkeiten zum Ausdruck bringen, die der Komponist zur damaligen Zeit gehabt und auch eingesetzt hat und den man in dieser Form bei einem derart großen KK des 20. Jhdt. eher selten findet.


    Viele Grüße
    John Doe
    :hello:

  • Hallo John Doe,


    die Decca-Doppel-CD mit den Khatchaturian-Werken habe ich natürlich auch.
    Auf der zweiten Decca-CD befindet sich aber die Sinfonie Nr. 2 e-moll (Die Glocke). Eine Wahnsinnsaufnahme unter dem Komponisten selbst (die hatte ich schon vorher auf einer Decca-LP ( :D der Anfang sprang fast aus der Rille, weil die Vertiefungen der Decca-SXL-LP so krass waren) .
    Das VC unter Ricci auf der Decca-Doppel-CD finde ich aber auch von allen beteiligten "nicht so doll" gespielt (Thomas Pape - der Ricci-Fan möge mir das verzeihen).


    Mit der Melodiya-CD der Sinfonie Nr.3 erhälst Du etwas umwerfendes.
    :hello: Ich wünsche Dir auch viel Hörspaß und Hörfreude beim Khatchaturian - KK mit Flier ebendort --- die wirst Du haben.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo teleton!


    Wie erwartet ist heute die Melodiya-Scheibe eingetroffen und angehört hab ich sie mir auch schon und kann dir nur beipflichten: Die Flier/Kondraschin-Aufnahme klingt wesentlich orientalischer.


    Und die 3. Sinfonie: umwerfend! :yes: :yes: :yes:


    Viele Grüße
    John Doe

  • Zitat

    Original von teleton
    Wer MONO abkann, der ist mit Kaplan auch gut bedient - ich nicht.


    Ich möchte jetzt nicht in Grundsatzdiskussionen einsteigen, aber trotzdem meine Position darlegen. Ob mono oder stereo, ob High End-Aufnahmequalität oder nicht, ist mir so etwas von piepegal. Die Interpretation zählt, sonst nichts. Wenn der Künstler, der die mit Abstand beste Interpretation von allen vorgelegt hat, vor Einführung der Stereophonie verstarb, höre ich mir eben seine Mono-Aufnahme an. Im Bereich Dirigierkunst ist nun einmal Furtwängler das Maß aller Dinge, und der verstarb 1954. Ähnliches gilt für den absoluten Meister des Khatchaturian-Klavierkonzerts: William Kapell, der 1953 verstarb. Seine Aufnahme dieses Werks von 1946 mit dem Boston Symphony Orchestra unter Leitung von Sergej Koussevitzky



    ist so dermaßen überirdisch gut, dass ich die These wage, dass nie ein Mensch besser Klavier gespielt hat als hier. Darauf zu verzichten mit dem Argument, dass das ja nur Mono-Klangqualität hat, will ehrlich gesagt nicht in meinen Kopf. Und dass irgendwelche singenden Sägen im 2. Satz - seien sie vorhanden, seien sie weggelassen worden - irgendwelche Bedeutung neben diesem berauschenden Klavierpart haben sollen, vermag ich auch nicht nachzuvollziehen.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo Swjatoslaw,


    ich kann ja deine "Aufregung" verstehen und möchte Dir zustimmen, dass Wilhelm Kapell (ich hatte jetzt den Namen verwechselt) eine der besten Aufnahmen hinterlassen hat.
    Aber Du solltest auch meine Meinung akzeptieren. Ich bin eben beim Hören stärker klangorientiert als Du und habe eben an der Flier/Kondrschin-Aufnahme mehr Interesse/Hörspaß, da diese mit guter Räumlichkeit ausgestattet, mir das Konzerterlebnis für dieses unter meinen 3 Lieblingsklavierkonzerten eben besser nahebringen kann. Diese ist nebenbei gesagt auch klanglich nicht absolute Spitzenklasse, da von 1963. Zu einer Zeit als in Russland die Aufnahmegeräte bei weitem noch keinen Weststandard hatten.


    **** Ich möchte noch eine Aufnahme ansprechen, die ich pianistisch auch absolut umwerfend finde. Das ist meine erste Aufnahme (auf CBS-LP) und hier finde ich jeden Anschlag, jede Phrase absolut perfekt. Du wirst es nicht nachvollziehen können, aber ich finde für mich - auch so perfekt wie Kapell bei Dir ankommt. Leider kann man die Aufnahme derzeit nicht auf CD bekommen. Ich suche seit Jahrzehnten danach.
    Es handelt sich um die Einspielung mit Phillipe Entremont, Philharmonia Orchestra, Seiji Ozawa (CBS) aus den 70er-Jahren.


    :hello: Es wäre Klasse, wenn mir jemand eine unentdeckte CD-Quelle für diese CBS-Aufnahme nennen könnte.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Aber Du solltest auch meine Meinung akzeptieren. Ich bin eben beim Hören stärker klangorientiert als Du und habe eben an der Flier/Kondrschin-Aufnahme mehr Interesse/Hörspaß, da diese mit guter Räumlichkeit ausgestattet, mir das Konzerterlebnis für dieses unter meinen 3 Lieblingsklavierkonzerten eben besser nahebringen kann.


    Hallo teleton,
    aber selbstverständlich akzeptiere ich Deine Meinung und ich wollte auch niemanden vom Gegenteil überzeugen, sondern allein meine (ganz subjektive) Position darlegen. Vielleicht habe ich das etwas zu pointiert getan, aber in puncto Kapell/Khatchaturian bin ich nun mal voller Leidenschaft :D


    Übrigens: wenn ich gestern schrieb

    Zitat

    Darauf zu verzichten mit dem Argument, dass das ja nur Mono-Klangqualität hat, will ehrlich gesagt nicht in meinen Kopf.


    meinte ich auch nur, dass man sich Kapell meiner Meinung nach auch anhören und auf diese interpretatorisch herausragende Aufnahme nicht verzichten sollte. Man sollte sich also nicht nur auf die späteren Einspielungen in Stereo-Qualität beschränken. Diese "Kritik" (die auch gar nicht als solche gemeint war, s.o.) trifft Dich überhaupt nicht, denn Du hast ja Kapell (neben Entremont, Flier und anderen) in Deiner Sammlung.


    Wegen Entremont/Ozawa habe ich mal nachgesehen: als LP ist die Aufnahme in den USA erhältlich. Als CD finde ich sie auch nirgends

  • Hallo zusammen,

    Zitat

    Original von SwjatoslawWegen Entremont/Ozawa habe ich mal nachgesehen: als LP ist die Aufnahme in den USA erhältlich. Als CD finde ich sie auch nirgends


    Ich hatte auch mal nachgeschaut. Was ich gefunden habe, waren Angebote, bei denen zusätzlich zur LP eine CDR beigelegt war mit "remasterten" Sound. Schien aber mehr eine Art Eigenproduktion zu sein mit entfernten Knacken und so. Preise waren dann ab 50 US$ aufwärts. Fast schon ein Schnäppchen, wenn man sieht, was die LP alleine bei amazon.com kostet! ;)


    Habe somit aber den Eindruck, dass es eine kommerzielle CD-Ausgabe eines größeren Labels nie gegeben hat. Kann dies sein. Oder hast du Wolfgang dafür vielleicht Anhaltspunkte?


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Hallo Frank,


    ja, es gibt auch eine CBS-CD, die vor Jahren für einen nicht akzeptablen Preis mal bei amazon-marketplace angeboten wurde.


    Ich muß also noch warten. Der Tag wird kommen....

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    In der besonders bedeutenden Einspielung mit Alicia de Larrocha hört man das Flexaton nach etwa zweieinhalb Minuten bei der Wiederkehr des Hauptthemas aus dem langsamen Satz (der wohl tendenziell monothematisch ist). Es hat dann, wenn auch nicht allein, eine tragende melodische Funktion, für fast zwei Minuten, und sollte eigentlich nicht zu überhören sein.


    Zitat

    Original von Frank1970
    Bin erst eben zum noch mal Anhören gekommen. Also das Flexaton ist schon dabei und setzt im zweiten Satz bei etwa 2:20 ein. Ist aber so dezent und auch so bald schon wieder weg, dass es wirklich nicht stark auffällt in dieser Aufnahme.


    Ich habe mir, weil ich mich nun auch mal auf die Suche nach diesem mysteriösen Flexaton machen wollte, die Berezovsky/Liss-CD gekauft und das Khatchaturian-Konzert nun dreimal durchgehört. Ich zweifele mittlerweile an meinen Ohren: wo soll da etwas von einer singenden Säge zu hören sein? Im Booklet der CD heißt es, dass der langsame Satz "an einer Stelle durch die Hinzufügung eines surrenden Flexatons eine unheimliche Färbung annimmt". Frank hat diese "eine Stelle" bei etwa 2:20 min. verortet; das Flexaton sei dann aber auch ganz schnell wieder weg. Ich habe mir diese Passage jetzt mehrfach angehört - und höre beim besten Willen nichts, was irgendwie surrt oder eine "unheimliche Färbung" herbeiführt bzw. auch nur irgendwie der Rede wert wäre. Man hört im linken Kanal die Streicher und zusätzlich zu den Begleitakkorden des Klaviers zahlreiche solistisch spielende Bläser. Aber ein Flexaton?


    Wolfgang hat die Stelle bei Frau de Larrocha in fast exakter Übereinstimmung mit Franks Verortung (2:20 min.) "nach etwa zweieinhalb Minuten bei der Wiederkehr des Hauptthemas" ausgemacht; nach seiner Darstellung habe das Flexaton "eine tragende melodische Funktion, für fast zwei Minuten, und sollte eigentlich nicht zu überhören sein". Ja, und wieso überhöre ich es dann? Und wieso meint Frank, das Flexaton sei dann "aber auch ganz schnell wieder weg"? Wenn es sogar zwei Minuten lang melodieführend sein soll? Wenn letzteres zutrifft, wäre das Booklet der Berezovsky-CD wiederum falsch, nach welchem das Flexaton ja nur "an einer Stelle" mal kurz eine bestimmte Orchesterfärbung bewirken soll, nicht aber minutenlange tragende Funktionen haben soll.


    Ich fürchte, ich kann dieses Rätsel allein nicht lösen. Hilft mir jemand dabei?

  • Hallo, Swjatoslaw!


    Ich kenne die Berezowsky-Aufnahme nicht, aber es ist durchaus möglich, dass das Flexaton dort fehlt. Denn überhören kann man es eigentlich nicht. Weiter oben hier war genau von diesem Problem - dass keineswegs alle Einspielungen jenes Volksinstrument berücksichtigen, was meines Erachtens ärgerlich ist - die Rede. Aber das müsstest Du ja gelesen haben.


    Die Kapell-Einspielung, welche Du heute in einem anderen Zusammenhang benannt hast, enthält das Flexaton auch nicht? ?( Vielleicht kaufe ich mir diese hier und verschiedentlich an anderem Ort als hochbedeutend deklarierte Aufnahme noch. =)


    Herzliche Grüße, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Die Kapell-Einspielung, welche Du heute in einem anderen Zusammenhang benannt hast, enthält das Flexaton auch nicht? ?( Vielleicht kaufe ich mir diese hier und verschiedentlich an anderem Ort als hochbedeutend deklarierte Aufnahme noch.


    Lieber Wolfgang,
    ich werde das Flexaton in der Kapell-Aufnahme aufzuspüren versuchen.

    Einmal editiert, zuletzt von Swjatoslaw ()

  • Hallo Swjatoslaw,


    das gleiche "Problem" das Flexaton im 2.Satz in der Berezowsky/Liss-Aufmahme (Warner) nicht zu hören hatte Frank1970 bereits.
    Wenn Du hier zurückblätterst kannst Du dies bei seinem Beitrag vom 30.04.2008 nachlesen.


    Ich kann Dir nur die gleiche Antwort darauf geben wie vor 2Jahren hier:

    Zitat

    Wenn man das Flexaton im zweiten Satz nicht hört, dann ist auch keines in der Aufnahme verwendet worden. Der Klang ist unverwechselbar und keinesfalls zu überhören.


    Eine Suche danach, oder ein besonderes Hinhören ist gar nicht nötig, weil es Melodietragend und wie WolfgangZ schon schrieb für mindestens 2Minuten auffallend gegenwärtig ist.
    ?( Dehalb kann ich bis heute nicht verstehen, was Frank in seinem Antwortbeitrag schrieb: Auch in dieser Aufnahme hat er das Flexaton gehört hat. Es soll ganz leise im Hintergrund sein.
    ?????? Seltsame Interpretation, dieses Folkloreelement so zu verwischen !??!


    *** Ich kenne neben meinen Favoriten Flier/Kondraschin (Melodiya, Entremont/Ozawa (CBS) insgesamt 5Aufnahmen die das Flexaton gemäß den Komponistenangaben auch einsetzen nur eine Aufnahme, die das Fexaton nicht verwendet: Pokorna/Förster aus Dresden (Berlin classics).


    Diese Aufnahme gefällt mit aber auch ohne das Flexaton ganz ausgezeichnet, weil die Ossis es verstanden den russischen Ton zu finden. Pokorna liefert einen glänzenden Klavierpart ab.


    Übermäßig auffällig, beinahe schon in Richtung Kitsch wirkend, wird das Flexaton in der Larrocha/Burgos-Aufnahme (Decca) verwendet, obwohl gerade diese Aufnahme insgesamt nicht so ganz das russische Flair versprüht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • So, ich höre mir jetzt die Kapell/Koussevitzky-Aufnahme an. Die Stelle im 2. Satz, die Ihr meint, beginnt hier bei 2:41 min. Melodieführend sind die Streicher, vom Klavier kommen Begleitfiguren und das Ganze wird ergänzt durch ein Geflecht von solistisch spielenden, ineinander verwobenen Bläsern. Nichts von "singender Säge" zu hören. Nullkommanull.


    Ich gebe jetzt die Suche auf (obwohl mich natürlich Flier schon reizt, weniger wegen des Pianisten, den ich nicht kenne, aber wegen Kondrashin), zumal die von teleton so empfohlene Aufnahme mit Entremont offenbar nicht greifbar ist. Eines werde ich aber machen: ich bestelle mir den etwas früheren (1944er) Mitschnitt von Kapell mit Ormandy

    Wenn da eine Säge singt, melde ich mich hier wieder *schmunzel*.
    Und bis dahin berausche ich mich weiter am Klavierspiel Kapells, das man gut und gern als "von einem anderen Stern" bezeichnen kann.

    2 Mal editiert, zuletzt von Swjatoslaw ()

  • Ich habe die oben schon erwähnte Aufnahme von Naxos mit den Jablonskijs (Oxana Jablonskaja am Klavier):



    Das Flexaton ist zu hören, aber man muss schon SEHR genau hinhören, eigentlich ist es nur eine Klangfarbennouance zu den ersten Geigen, mit denen es offenbar unisono spielt.


    Wenn ich ehrlich sein soll: die ausgedehnten Baßklarinetten-Soli finde ich viel bewegender.


    Ich finde das Konzert grandios, mit oder ohne Flexaton. ***** auf meinem iPod.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose