Hallo liebe Gemeinde,
vor längerer Zeit hab ich diese CD aus Neugier, da mir Chormusik aus Schuberts Feder gänzlich unbekannt war und aufgrund ihres unwiderstehlich günstigen Preises gekauft:
Charmant im Übrigen die Tatsache, dass diese CD inzwischen für 247€
gehandelt wird, was eine Wertsteigerung von 240€ bedeutet.
Sie steht übrigens zum Verkauf...da wir hier unter Freunden sind, würde
ich sie zum sagenhaften Sonderpreis von 200€ in gute Hände abgeben
Nach erstem Reinhören auf der Heimfahrt, war die Enttäuschung jedoch groß. Die schwülstige Interpretation empfand ich als dermaßen abtörnend, dass die CD im hohen Bogen aus dem Player und ins hinterletzte Eck meines Handschuhfachs flog.
Nachdem ich kürzlich jedoch 4h auf der vollgesperrten A5 (Ironie: 1km Luftlinie von meinem Zuhause entfernt! :O ) zubringen durfte, hatte ich hinreichend Zeit und Leidensdruck um selbst die allerletzten CD-Reste in meinem Auto zusammen zu kratzen.
Dabei räumte ich dann vor lauter Langeweile auch der Schubert-CD eine zweite Chance ein.
Dabei haben mich zwei Werke so sehr beeindruckt, dass ich inzwischen gerne bereit bin, ein Ohr zuzudrücken und das vibratöse Getöse der Interpreten zu erdulden.
Meine absoluten Favoriten sind "Das Ständchen" sowie der "Gesang der Geister über den Wassern".
In beiden Stücken bleibt Schubert bei der Vertonung extrem nahe am Text, was ersteres besonders amüsant und letzteres besonders bewegend macht.
D.714 ist die letzte von insgesamt 5 Vertonungen, die Schubert von diesem Goethe-Gedicht erdachte:
Gesang der Geister über den Wassern
Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.
Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen,
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.
Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.
Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.
Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!*
Wenn der Chor bei der Phrase "zum Himmel steigt es" zu einem triumphalen Strahlen anschwillt, dann möchte man auf die Knie fallen (oder sich totlachen, wenn vom Beifahrersitz aus der Kommentar kommt: "genau so hätte ich es auch gemacht" )
Da es ihn allem Anschein nach noch nicht gibt, sei der Thread zu Schubert's weltlichen Chorwerken mit der Frage nach alternativen empfehlenswerten Einspielungen eröffnet.
Violoncellchen
*Copyright expired, da Dichter inzwischen rückstandslos verwest