Orgelfantasie von Bach in Halle entdeckt!!

  • Hallo Stefan,


    die Nachricht habe ich auch auf meinem Tisch liegen, danke für deine Schnelligkeit.
    Es ist doch wunderbar, dass bei aufgefundenen Abschriften genauer hingesehen wird, dadurch konnte eine weitere Orgelkomposition von J.S. Bach, der Choral „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ vor der Weitergabe gerettet werden.


    Nähere Informationen hier:



    Gruss
    Volker

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo,


    Die Ersteinspielung des Bach-Orgelwerks erscheint bei cpo
    (Partner von jpc)


    Die Rechte an der Ersteinspielung konnte sich das jpc-eigene Klassiklabel cpo sichern. Die Aufnahme wird im Spätsommer erscheinen, als 21. Teil der Einspielungen der Bach-Orgelwerke von Gerhard Weinberger.


    Gruss
    Volker

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Guten Tag




    Zwischenzeitlich kann man sie bereits " Hier " vorbestellen:



    Johann Sebastian Bach


    Orgelwerke Vol. 21


    Hier noch eine Pressestimme aus "Die Welt" vom 17.4.2008:


    "'Wo Gott der Herr nicht bei uns hält' bereichert den Werkkatalog Bachs nicht nur um die BWV-Nummer 1128, sondern um die wohl bedeutendste Choralfantasie des Komponisten. Sie zeigt Bach als einen Komponisten, der über höchste Kunstfertigkeit verfügt. Getreu der norddeutschen Tradition eines Franz Tunder oder Dieterich Buxtehude spielt Bach hier mit Echo-Effekten, der Organist muss zwischen den Manualen hin- und herwechseln. Bach zerlegt dafür die Melodie des Kirchenlieds in einzelne Teile, verfremdet sie bis zur Unkenntlichkeit, umspielt, vergrößert und verkleinert die Motive."


    Bach scheint für Überraschungen immer noch gut zu sein :angel:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Na, das ist ja endgültig ein Grund, meine Weinberger-CDs zu komplettieren.


    Schön, dass zusammen mit der von Jean-Claude Zehnder bei Christophorus eingespielten Weimarer Orgeltabulatur ein wenig mehr Licht in die unterbelichteten frühen Jahre von Bachs Tätigkeit kommt. Ein mir bekannter Organist nannte den jungen Bach mal treffend einen "schwer von Genius geplagten jungen Mann" - das wird hier bestätigt, wenn er in diesem Alter seine bedeutendste (auf uns gekommene) Choralfantasie geschrieben hat.

  • also ich find das Ding schon sehr schön nach dem ersten Durchspielen. Da kann man offensichtlich eine schöne Zunge (gut intoniert und gestimmt ;) ) über den gesamten Manualumfang vorführen (und so den unterschiedl. Klang über den Umfang hören lassen --andere Solostimmen wären unsinnig, man stelle sich nur mal vor wie eine Terz da unten klingt...)


    PS Spielen mit überkreuzten Händen lernt man auch ;)

  • na, vom Verlag: http://www.ortus.de
    Erhältlich seit Mitte der Woche.


    Ich gönne diesem kleinen 2 Mann-Unternehmen (endlich mal ein "üblich Unverdächtiger" ;) ) auch den Ertrag. Übrigens schön qualitätvoll gemacht - dickes Papier, schöner Druck, stabiler Einband - Notenseiten sind aber nur 9, der Rest ist Vorwort (Schulze), Faksimiles etc.

  • oh, bin kein Jurist. Vorne ist was von §71 Urheberrechtsgesetz zu lesen (http://www.bundesrecht.juris.de/urhg/__71.html)
    Es handelt sich um ein "nicht erschienenes Werk nach Erlöschen des Urheberrechts" (Bach ist ja schon länger tot).


    Nutzungsrechte gebe es bei der VG Musikedition Kassel zu erwerben, die großen Kirchen haben ja die Pauschalverträge mit der GEMA, da muss es dann wohl nur gemeldet, alles andere, auch Einspielungen muss wohl "erkauft" werden.


    Ich weiß allerdings nicht, wie es aussieht, wenn man anderweitig an die Noten käme und sie selbst setzt oder abschreibt...
    Dass der Inhalt selbst geschützt ist (nicht gemeinfrei wäre), kann ich mir nicht so recht vorstellen (die Einzelnachweise/Errata gehen allerdings auch über 1 Seite, 2 Quellen sind angegeben).


    Ob man hier von "nicht veröffentlicht" sprechen kann? Auch "öffentliche Wiedergaben" dürfte es gegeben haben....

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  • Hallo zusammen,


    nicht erst im Spätsommer, sondern schon jetzt erhältlich ist die Weltersteinspielung dieser Choralfantasie (wie JPC gerade eben per Newsletter verkündet hat):


    Johann Sebastian Bach (1685-1750)
    Orgelwerke Vol. 21
    Choralfantasie "Wo Gott der Herr nicht bei uns hält" BWV 1128 (Weltersteinspielung des kürzlich neuentdeckten Werks Johann Sebastian Bachs);
    Die Kunst der Fuge BWV 1080 (Orgelversion)
    Künstler: Gerhard Weinberger / Creuzburg-Orgel (1732-35) St. Cyriakus Duderstadt
    Label: CPO , DDD, 2008


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Zitat

    Original von observator
    zumindest amfortas und ich haben sie schon in der dose, gespielt von martin haselböck.


    Und zumindest Bernhard und ich besitzen die Weinberger-Einspielung schon ein paar Tage, aber unter "Was hört ihr gerade..." guckt ja kein Schwein. :D
    Angekündigt war sie bei jpc seit Monaten. Als Zugabe gibt es die Kunst der Fuge.
    Ein schönes Stück, noch mit einem gehörigen Schuss Buxtehude.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Und zumindest Bernhard und ich besitzen die Weinberger-Einspielung schon ein paar Tage, aber unter "Was hört ihr gerade..." guckt ja kein Schwein. :D
    Angekündigt war sie bei jpc seit Monaten. Als Zugabe gibt es die Kunst der Fuge.
    Ein schönes Stück, noch mit einem gehörigen Schuss Buxtehude.


    Und wieso schreibt dann kein Schwein hier etwas dazu!? :P


    Also wenn ich wenig Zeit für Tamino habe, dann gehört "Was hört ihr gerade..." zu den Threads, welche als erstes dran glauben müssen - obwohl ich gerade an diesem Thread auch meinen Spaß habe, wenn ich mehr Zeit habe...


    So - jetzt wieder etwas weniger Off-Topic: Freut mich, dass dir das Stück gefällt. Mich interessiert die Aufnahme natürlich auch. Allerdings will ich vorher noch etliche bisher ungehörte Bach-Orgel-CDs von Knud Vad und Weinberger hören, bevor ich mich weiter mit Nachschub versorge...


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
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  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Und zumindest Bernhard und ich besitzen die Weinberger-Einspielung schon ein paar Tage, aber unter "Was hört ihr gerade..." guckt ja kein Schwein. :D


    Wieso sollten die Orgel-Schweine dort schauen, wenn sie doch diesen Thread haben? (Nur da postet ja kein Schwein...)


    Gruß
    Karsten


    P.S. Ein Linktipp für alle, die die Weinberger-Aufnahme der Choralfantasie noch nicht haben...

  • Zitat

    Original von Karsten
    Wieso sollten die Orgel-Schweine dort schauen, wenn sie doch diesen Thread haben? (Nur da postet ja kein Schwein...)


    Weil ich diesen Thread nicht nur überflüssig finde, sondern auch etwas gegen Ghettobildung habe.
    Demnächst gibt es noch die Abteilung "Welche Maultrommelmusik hört ihr gerade?" :wacky:

  • Hildebrandt:


    Zitat

    aber unter "Was hört ihr gerade..." guckt ja kein Schwein.


    Also jetzt versteh ich endlich, warum Du überwiegend GENAU DA postest ! :hahahaha: :hahahaha:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Hildebrandt:



    Also jetzt versteh ich endlich, warum Du überwiegend GENAU DA postest ! :hahahaha: :hahahaha:


    Ein wunderbarer Beitrag zum Thema. :stumm:


    Und was willst Du uns damit sagen?


    Oder willst Du behaupten, dass Du nicht verstanden hast, wie es gemeint war? ?(

  • Wie Du sicher schon bemerkt hast, suche ich mir immer aus, ob ich etwas verstehen will, oder ob ich es missverstehe. Aber dahinter steht immer eine Absicht, dem Zufall bleibt nichts überlassen ! :D


    Nach Einsichtnahme in die Noten gehöre ich offenbar zu den wenigen , welche die Euphorie, diesen Fund betreffend, NICHT teilen. Ist das Stück wirklich besser oder beeindruckender als die Fanatsien von Tunder, Buxtehude, Böhm ?


    Meine Antwort ist ein klares "Nein". Ein unbekanntes "freies" Bach-Werk oder gar ein Buxtehude-Stück NACH 1685 komponiert wäre sensationell gewesen, aber da das Leben bekanntlich kein Wunschkonzert ist, muss man das eben nehmen wie es ist.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Wie Du sicher schon bemerkt hast, suche ich mir immer aus, ob ich etwas verstehen will, oder ob ich es missverstehe. Aber dahinter steht immer eine Absicht, dem Zufall bleibt nichts überlassen !


    Manchmal bin ich ganz froh, dass Du nicht den Posten des Außenministers anstrebst. :D


    Zitat

    Nach Einsichtnahme in die Noten gehöre ich offenbar zu den wenigen , welche die Euphorie, diesen Fund betreffend, NICHT teilen. Ist das Stück wirklich besser oder beeindruckender als die Fanatsien von Tunder, Buxtehude, Böhm ?


    Meine Antwort ist ein klares "Nein". Ein unbekanntes "freies" Bach-Werk oder gar ein Buxtehude-Stück NACH 1685 komponiert wäre sensationell gewesen, aber da das Leben bekanntlich kein Wunschkonzert ist, muss man das eben nehmen wie es ist.


    Dir fehlt bestimmt der "Funke". :D


    Ein bisschen mehr zu BWV 1128 sollte nicht schaden:
    Der Text stammt von dem Wittenberger Professor und Luther-Freund Justus Jonas (1493-1555, eigtl. Jodokus Koch; sah nach dem Bild Cranachs Luther sogar ähnlich) und ist eine Nachdichtung des 124. Psalms.


    Hier die erste Strophe:
    „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält,
    Wenn unsre Feinde toben,
    Und er unser Sach nicht zufällt
    Im Himmel hoch dort oben,
    Wo er Israel Schutz nicht ist
    Und selber bricht der Feinde List,
    So ist's mit uns verloren.“


    Von wem die ursprüngliche Melodie stammt, ist nicht ganz klar; angegeben wird immer „Wittenberg, 1529“.
    Ob die anfängliche Sinnstiftung als protestantischer Mutmacher und Abgrenzer gegen die kath. Kirche zu Bachs Zeiten noch vorherrschend war?


    Der Text (Psalm oder Nachdichtung) wurde häufig vertont, die Melodie des Kirchenliedes ebenfalls oft verwendet.
    Bachs Kantate BWV 178 gehört ebenfalls hierhin.
    Das dazu.


    BWV 1128 ist eine 85-taktige Choralfantasie „pro Organo à 2 Clav. e Pedale“ und dauert bei Weinberger knappe sechseinhalb Minuten. Der c. f. wird durch die Strophen hindurch einer Horde vor- und nachimitierender Kontrapunkte zum Fraß vorgeworfen und nur durch die Sonderstellung auf dem eigenen Manual vor dem Untergang bewahrt – meistens jedenfalls. :D


    Im Beiheft zur Weinberger-Einspielung heißt es:
    „Der Vergleich von Buxtehudes Choralfantasien mit BWV 1128 lässt einen direkten Einfluss der Kompositionsweise des Lübecker Marienorganisten auf den jungen Bach erkennen. Trotzdem zeigt sich in dessen Fantasie bereits die hohe, von keinem seiner Zeitgenossen erreichte Kunst der umschichtigen Kombination aller Stimmen bei intensiver Durchdringung von Textinhalt und musikalischem Material.“
    Der Verfasser obiger Zeilen ist zugleich der Entdecker von BWV 1128. Man kann also schlecht verlangen, dass er es bei einem „so what?“ als Kommentar belässt.


    Als Entstehungszeit des BWV 1128 habe ich „zwischen 1705 und 1710“ gelesen. Das wären die fünf auf den Aufenthalt in Lübeck bei Buxtehude folgenden Jahre. Damit wird das Stück als Teil der künstlerischen Verarbeitung dieser Zeit interessant.
    Eine zweite Kunst der Fuge ist es nicht, so griesgrämig abtun wie die Berliner Deutung muss man es aber auch nicht. Immerhin kann man hören, was Bach in Lübeck begriffen und für sich genutzt hat.

  • Zitat

    Der Verfasser obiger Zeilen ist zugleich der Entdecker von BWV 1128. Man kann also schlecht verlangen, dass er es bei einem „so what?“ als Kommentar belässt.


    Natürlich geb ich unumwunden zu, wenn ICH das Ding gefunden hätte, wär keine Steigerung zu hochgegriffen gewesen, um es sensationsheischend an den Mann zu bringen.


    Bedenklicher stimmt mich allerdings dieses:


    Zitat

    Trotzdem zeigt sich in dessen Fantasie bereits die hohe, von keinem seiner Zeitgenossen erreichte Kunst der umschichtigen Kombination aller Stimmen bei intensiver Durchdringung von Textinhalt und musikalischem Material.“


    Das halte ich für eine unbewiesene Behauptung denn genau das können Böhm und mehr noch Buxtehude auch, die Bach in dieser Hinsicht um nichts nachstehen. HIER steht Bach noch ganz im Schatten seiner Vorbilder und das vermutete Entstehungsjahr 1705 halte ich für verglechsweise spät angesetzt.


    Schade, daß ich Anfang Juli zum "Fest Alter Musik im Erzgebirge" bin und Martins Konzert in Berlin nicht hören kann, aber die Weinberger-CD steht auf meinem Merkzettel.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ein paar Jahre nach seiner Entdeckung ist BWV 1128 anscheinend nicht der große Hit geworden.


    Habt Ihr eine Meinung dazu?