• Liebe Leute,


    heute zu einem - kürzlich bei den Wunschbesetzungen aufgetauchten - ganz Großen des Baritonfachs: Giuseppe de Luca (1876-1950)







    Nur sehr selten ist ein kultivierterer, stilvollerer Baritonvortrag aufgezeichnet worden, weniger spektakulär als die noble Beweglichkeit Battistinis, die Stimmgewalt Ruffos, die Grandeur von Joseph Schwarz. Die Kunst des Phrasierens, des eloquenten Vortrags ohne zuviel Espressivo-Exklamation, der Atemkontrolle und der Registerverblendung bis in tenorale Regionen - das zeichnet de Lucas unaufdringliche Kunst aus. Als Verdi-Bariton zählt er zu den größten, aber auch Rossini (Barbiere, Guglielmo Tell), Donizetti (Don Pasquale, Elisir) und Bellini (Puritani) liefern die Vorlage für brillante Interpretationen.


    Welche Aufnahmen schätzt Ihr besonders? Welchen Rang nimmt de Luca für Euch ein?


    Auf spannende Debatten freut sich



    Christian

  • Er gehört leider aus Altersgründen nicht zu den von mir gezielt gesammelten Sängern, also ist meine Auswahl auf einige Aufnahmen beschränkt, z.B.:



    Giuseppe de Luca - Vol. 1
    2 CDs
    Arien & Lieder von Cilea, Massenet, Donizetti,
    Verdi, Thomas, Meyerbeer, Mozart, Giordano,
    Berlioz, Leoncavallo, Gounod, Tschaikowsky,
    Rossini, Ponchielli, Ruggi, Franchetti, Wagner
    Label: IDIS , ADD/m, 02-07


    Bei Preiser gibt es in der Reihe "Lebendige Vegangenheit" eine ganze Serie mit Aufnahmen des Baritons.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Christian,
    auf spannende Debatten wirst Du wohl vergebens warten, weil dieser großartige Sänger heute den meisten Gesangsfreunden schon entschwunden ist. Für mich war er unter anderem, einer der bedeutensten Interpreten des Rigoletto , ein Sänger, der mit Caruso und mit Gigli Duette aufgenommen hat. Er sang die Titelpartie, in der Urauffürung einer meiner Lieblingsopern "Gianni Schicchi" und, last but not least , weil er der Freund, Mentor und Lehrer meines Lieblingssängers Lenni Warren war.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Na ganz so vergessen ist er nicht, der gute Guiseppe di Luca.
    Gerade bei diesem Sänger zweigt sich aber wie unterschiedlich die Aufnahmen der Frühzeit ausfallen konnten - wenn ich richtig unterrichtet bin sang er sogar (zeitweise unter Pseudonym) auf phonographische Wachswalzen.
    Die als Beispiel angeführten Aufnahmen , die er 1902-1902 für die fonotipia machte klingen zumindest in der von Harald gezeigten Überspielung grausig. Allein schon der Klavierton irritiert mich derart, daß ich unter keinen Umständen an der Stimme gefallen finden kann - Historisch aber äusserst interessant.....


    Welche Verfärbungen in tonaler Hinsischt solch ein Aufnahmetrichter verursachen konnte, wird offensichtlich, wenn wir die selbe Stimme erneut hören, nämlich in "elektrischen Aufnahmen" (so bezeichnete man damals die neue Technik mittels Mikrophon anstelle des Trichters die Schallwellen einzufangen)aus den Jahren 1927-1930.



    Hier offenbaren sich dann jene Vorzüge, die Christian in seinem Eröffnungsbeitrag anreisst - und wie wenig "historisch" klingen dann jene Einspielungen !!!
    Im Gegensatz zu den erstgenannten Aufnahmen kann ich mir hier schon vorstellen, daß jemand von der Stimme so gefangen ist, daß er hierüber die veraltete Tontechnik vergisst, die aber für ihr Alter sogar tadellos ist....



    Mittels Klick auf das Cover landet man bei den Hörbeispielen dieser gut zusammengestellten Preiser-Record -Überspielung.



    De Luca scheint auch ein guter Schauspieler gewesen zu sein, zumindest vermitteln dies seine Bilder von diversen Covern.



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und er hat wunderbare Duett-Aufnahmen hinterlassen!


    mit Caruso aus dem "Liebestrank"
    mit Gigli und Martinelli: aus "La forza del destino"
    mit Amelita Galli-Curci aus dem "Rigoletto"
    und - mein ganz persönlicher Favorit - mit Elisabeth Rethberg aus der "Aida".


    Er passt sich seinen Partnern an, ohne sich selbst dabei aufzugeben; seine Stärke ist für mich das, was ein Kritiker - war es Steane? Ich weiß es nicht mehr genau - einmal als dramatische "Implosion" bezeichnet hat:
    Mit Rethberg zelebriert er kein extravertiertes Drama, sondern ein Kammerspiel, was meiner Meinung nach zu dem Personenverhältnbis in der "Aida" hervorragend passt.


    Im Duett mit Gilda zeigt er sich zunächst sanft-väterlich, aber man spürt die latente Bedrohlichkeit dieser Umklammerung in seinem Singen.
    Weniger gelungen ist meiner Meinung nach allerdings das Schluss-Duett:
    sehr gut gesungen, aber es fehlt mir hier der Ton der Verzweiflung, der ja auch ganz inwendig klingen kann, sich hier aber irgendwie - zumindest für mein Empfinden - nicht recht mitteilt.


    Dafür wird er in dem Racheduett aus der "Forza" von dem großartigen Giovanni Martinelli richtiggehend "befeuert" - da entlädt sich zum Schluss eine wirkliche Explosion!


    Wie bei so vielen Sängern aus dieser Zeit stört mich bei seinen Aufnahmen die veraltete Tontechnik überhaupt nicht - wenn es so gesungen wird ... :faint:


    :hello: Petra

  • Zum Schauspieler de Luca:


    Ich habe eine TV-Aufnahme mit ihm in der Auftrittscavatina des Figaro, da beweist er einige Bühnenpräsenz; zudem geht ihm das rasante Tempo leicht und klar akzentuiert von der Zunge, ein Figaro, der damals an der Met Furore machte!


    Es gibt übrigens durchaus Aufnahmen vor 1927, die exzellent klingen (für die Maßstäbe von Schellack-Hörern zumindest): Etwa "Ah! Per sempre io ti perdei" (Puritani, 1922), "Resta immobile" (Tell, 1923), "Vision fugitive" (Herodiade, 1919), "Eri tu che macchiavi" (Ballo, 1917). Allesamt seien wärmstens empfohlen, ebenso wie der großartige Rigoletto, den Herbert ins Spiel gebracht hat.


    LG,


    Christian

  • Hallo!


    Da ich am Wochenende mal wieder einige Schellacks hörte, konnte ich auch Caruso mit seinem "Standardpartner" Giuseppe de Luca hören. Neugierig geworden, lege ich nun eine CD mit dem Bariton ein. Ich wollte etwas über ihn in einem Thread schreiben, doch vorsichtig geworden, verzichte ich lieber. Sonst heißt es mal wieder: Der Thread existiert schon! Nichts desto Trotz: Eine wunderbare Bariton-Stimme, zwar vom Volumen her kein Tibbett, aber trotzdem wunderschön.


    W.S.

  • auf spannende Debatten wirst Du wohl vergebens warten, weil dieser großartige Sänger heute den meisten Gesangsfreunden schon entschwunden ist.


    ... und die, denen er ein Begriff ist, sind sich ohnehin einig, daß er zu den ganz großen Sängern gehört.


    Für mich der Tito Schipa unter den Baritonen, aber mit mehr Stimme. Er konnte aber auch "aufdrehen", wie seine Duette mit Caruso oder Gigli hören lassen.

  • Er konnte aber auch "aufdrehen", wie seine Duette mit Caruso oder Gigli hören lassen


    Stimmt. Nicht zu vergessen das Klosterduett aus "La forza del destino" mit Giovanni Martiinelli. Jürgen Kesting schreibt hierzu: " Daneben verblassen selbst die Aufnahmen mit Caruso und Amato, Pertile und Franci, Lauri-Volpi und Bechi."


    Ganz so sehe ich das zwar nicht, aber diese Duettszene zählt für mich zweifellos zu den Sternstunden des Verdi-Gesangs.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • "Dio che nell´alma infondere" ebenfalls mit Martinelli. Großartig!!!


    Absolut! Vorhin habe ich mir noch die Szene "Troncar suoi di" aus "Guglielmo Tell" (Rossini) angehört. Neben dem superben Martinelli singen José Mardones und Giuseppe de Luca (Aufnahme: 1923). Grandiose Stimmen, da gerate ich stets ins Schwärmen!

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Ja, Gott sei Dank habe ich meine große Schellacksammlung nach meinem Umzug behalten. Da gibt es noch einige schöne Aufnahmen mit de Luca in Duetten mit Caruso und Martinelli. Faszinierend!

    W.S.