Gehörbildung mit EarMaster Pro

  • Wer besser hört, hat mehr vom Stück. Unter dieser Prämisse macht Gehörbildung auch für Nichtmusiker Sinn.


    Tatsächlich würde auch ich gerne, wenn ich ein bestimmtes Stück höre, sagen können: „Oh, Es-Dur.“ Kann ich aber nicht. Threads wie „Welches ist eure Lieblingstonart“ bleiben mir verschlossen.


    Abhilfe in solchen Fällen verspricht die Gehörbildung.


    Vor einigen Jahren habe ich mir das Buch „Gehörbildung“ von Ulrich Kaiser gekauft. Mit Freude gelesen habe ich es schon, nur gebracht hat es mir nichts.


    Nun bin ich zufällig auf das Programm „EarMaster Pro 5“ gestoßen. Die amazon-Kundenrezensionen verhießen Gutes. Auf der Homepage wewewe.earmaster.com kann man sich die Vollversion kostenlos für 21 Tage runterladen. „Nun gut, warum nicht?“, dachte ich mir und habe es getan.


    Seit zwei Tagen nutze ich das Programm – und bin überrascht, wie gut es ist.


    Die Übungsgebiete heißen:


    „Intervalle vergleichen, Intervalle erkennen,
    Akkorde erkennen, Akkordumkehrungen, Akkordverbindungen,
    Tonleitern bestimmen,
    Rhythmen lesen, Rhythmen nachspielen, Rhythmusdiktat, Rhythmen korrigieren,
    Melodiediktat“


    Die jeweiligen Tonbeispiele werden vorgespielt. Dann gibt es verschiedene Antwortmöglichkeiten. Zu jedem Übungsgebiet gibt es diverse Lektionen von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Beispielsweise beginnt das Übungsgebiet „Intervalle erkennen“ mit nacheinander nur aufsteigend gespielter Prim, gr. Sekund oder gr. Terz. Als nächstes werden die Intervalle bzw. die Töne abwärts gespielt – was für mich viel schwieriger ist – und anschließend zusammen. Quinten, Quarten, Oktaven kommen dazu usw.


    Die Übungen sind in hohem Maße individuell einstellbar.


    Das größte Handicap des Programms ist das Fehlen des Intrumentenklanges. Der Ton – man kann wählen zwischen Klavierton und Celloton – wirkt sehr synthetisch. Doch ist die Tonqualität absolut ausreichend, um mit dem Programm sehr gut üben zu können – klingt halt nur nicht so schön.


    Leider ist das Programm doch nicht gerade billig, so dass ich noch nicht weiß, ob ich es mir wirklich kaufen werde.


    Falls unter uns Nutzer des Programms sind: Für einen Erfahrungsbericht wäre ich dankbar.


    Viele Grüße
    Thomas

  • Zitat

    Tatsächlich würde auch ich gerne, wenn ich ein bestimmtes Stück höre, sagen können: „Oh, Es-Dur.“ Kann ich aber nicht. Threads wie „Welches ist eure Lieblingstonart“ bleiben mir verschlossen.


    Mach dir da mal keine große Hoffnung. Ein absolutes Gehör hat man, oder man hat es nicht. Wirklich lernen kann man das nicht...
    Viel wichtiger ist aber vermutlich sowieso die relative und nicht die absolute Tonhöhe. Und hier kann man einiges durch Gehörbildung lernen. Allerdings ist das Programm ja wirklich ziemlich teuer zu sein, gut also das man es vorher kostenlos testen darf.
    Gibt es Erfahrungen mit anderen Programmen?

  • Zitat

    Original von Jonathan Feller
    Mach dir da mal keine große Hoffnung. Ein absolutes Gehör hat man, oder man hat es nicht. Wirklich lernen kann man das nicht...


    Na schon, zumindest teilweise, durch jahre- bis jahrzehntelanges Instrumentaltraining. Dann hört man zumindest bei manchen Instrumentengruppen den wichtigsten Tonraum absolut.
    :hello:

  • leicht of topic, nur damit KSM nicht aufs falsche Gleis gelangt:


    Das absolute Gehör ist nichts anderes als ein Langzeitgedächtnis für Tonhöhen. Hat erst mal nichts mit Musikalität zu tun, erleichtert allerdings vieles im Leben eines Musikers und ist daher bei diesen etwas häufiger als im Durchschnitt anzutreffen.
    Ich halte es für völlig sinnlos, zu versuchen sich ein aG anzutrainieren. Das geht wenn überhaupt nur stark eingeschränkt und wäre auch nutzlos, denn das aG kann ein gutes relatives Gehör nicht esetzen.


    Absoluthörer meinen zwar häufig, sie könnten auf das Hören der Intervallbeziehungen (mitsamt der ihnen innewohnenden Spannungen) verzichten, aber wenn man einen Absoluthörer-Musiker mal bittet, ein simples Stück transponiert vorzuspielen, offenbart sich seine ganze Hilflosigkeit. Er wird bei der erstbesten komplizierteren Harmonieverbindung hoffnungslos ins Schlingern geraten.


    Woraus sich ergibt, daß Absoluthörer eine vollkommen anders geartete Gehörbildung nötig haben, die in erster Linie aus Transpositionsübungen besteht.


    Von einem selbst betroffenen
    Khampan

  • Zitat

    Original von Khampan
    leicht of topic, nur damit KSM nicht aufs falsche Gleis gelangt


    :D
    Das war nur eine Beobachtung, kein extra herbeigeführtes Trainingsresultat.


    Die Frage ist aber, wie man nur relativ hörend nach einer wilden Herummoduliererei die erreichte Tonart hören können soll?
    :hello:

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Die Frage ist aber, wie man nur relativ hörend nach einer wilden Herummoduliererei die erreichte Tonart hören können soll?


    wozu?
    Wichtiger ist, bei einer einzelnen (idealerweise natürlich jeder einzelnen) Modulation zu erkennen, auf welche Weise moduliert wurde, welche Spannungen sich lösen bzw. aufbauen. Um diese mehr emotionale Hörweise drücken sich Absoluthörer gerne, sie hören sozusagen mit unfairen Mitteln zwar die richtigen Ergebnisse, wissen aber nicht den Lösungsweg (was mit dem Transpositionstest unschwer zu beweisen ist).


    O weh, ich glaube wir brauchen einen Thread übers Absoluthören, oder gibt's den schon?


    Gruß,
    Khampan

  • Zitat

    Original von Khampan
    Wichtiger ist, bei einer einzelnen (idealerweise natürlich jeder einzelnen) Modulation zu erkennen, auf welche Weise moduliert wurde, welche Spannungen sich lösen bzw. aufbauen. Um diese mehr emotionale Hörweise drücken sich Absoluthörer gerne, sie hören sozusagen mit unfairen Mitteln zwar die richtigen Ergebnisse, wissen aber nicht den Lösungsweg (was mit dem Transpositionstest unschwer zu beweisen ist).


    Zumal:
    Absolut hörende Chorsänger sterben tausend Tode, wenn der Chor beim Singen eines Stückes absinkt oder höher wird. Der normale Chorsänger bemerkt das eher selten und singt einfach die Harmonien und Intervalle, die in den Noten stehen. Der Absoluthörer singt aber den Ton, der in den Noten steht. Ist der Chor tiefer geworden, steht da ein Fis, gesungen wird aber z.B. etwas, was zwischen F und Fis ist. Das macht jeden absolut hörenden Menschen fertig :D


    Insofern ist diese begabung nicht immer mit Angenehmen verbunden..


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Scheinreprise?


    ich kann das zwar nicht richtig beurteilen, dachte aber immer, daß dieser (leider nur vereinzelt auftretende) Haydn-Spaß umso lustiger ist, wenn man ihm auf den Leim geht. Das zunächst vage Gefühl daß da was nicht stimmt, (für Absoluthörer: die banale Gewißheit) wird meist kurz darauf bestätigt.


    Das Chorknaben-Problem kenne ich nur allzu gut :O :O :O :O


    Gruß,
    Khampan