Wann und Wie hört Ihr Kammermusik auf Konserve ??

  • Die Frage mag zwar ein wenig eigenartig klingen - aber es ist ja so, daß man bestimmte Musik bei bestimmten Gelegenheit hört - und auf ganz bestimmte Weise.


    So habe ich beispielsweise meinen (eher späten) Zugang durch ein Live-Konzert (Brahms op 8 ) erreicht. Erstmals hörte ich das harzige Knarren der Instrumente, und die Kombination von Durchhörbarkeit und Wärme gleichzeitig. Das kann eine CD nur in den seltensten Fällen bieten - es sei denn - man hört via (erstklassige) Kopfhörer...


    Kopfhörer haben IMO generell die Tendenz Klangfarben wesentlich naturnäher reproduzieren zu können als (auch gute !!) Lautsprecher.


    Ausserdem brauche ich, um Kammermusik geniesen zu können in der Regel eine ausgeruhte Seele (was leider bei mir selten der Fall ist).
    Un an diesen seltenen Tage bin ich in der Lage Kammermusik entspannt via Kopfhörer zu geniessen.....


    Aufnahmen, die via Lautsprecher oft belanglos oder spröde klingen offenbaren via Kopfhörer erst ihr ganzes Potenzial


    Vielleicht entdeckt auf diese Weise der eine oder andere "Kammermusikmuffel" seine Liebe zu diesem Bereich der "klassischen Musik"


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • ich antworte mal umgekehrt: morgens kann ich (als kammermusikfanatiker) z.b. keine kammermusik bzw. keine streichquartette hören. das macht mich wahnsinnig. (interessanterweise bringen sehr viele sender streichquartette am morgen ...merkwürdig..was ist da wohl der grund?) ich brauche morgens volles orchester und auch nichts modernes. das ändert sich dann ab 12.00 uhr :D

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Alfred!


    Ich habe große Probleme mit Kopfhörern, mein empfindliches Gehör verträgt sie nicht. Die Töne so nah am Ohr, auch wenn ich den Ton ganz leise stelle, verursachen mir Schmerzen. Daher höre ich meisten ohne Kopfhörer. Kammermusik am liebsten abends bei gedämpftem Licht auf dem Sofa liegend, meistens mit geschlossenen Augen ( aber ich schlafe dabei nicht ein!). Im Gegensatz zu Dir, höre ich diese Art von Musik auch gerne, wenn ich aufgewühlt bin, sie beruhigt und entspannt mich immer.

  • Lieber Alfred, lieber Klingsor


    Interessanterweise kann auch ich erst ab dem Mittag Musik hören. Vorher brauche ich absolute Ruhe (soweit das im Alltag eben möglich ist - wenn schon das knatternde Motorrad des Postboten zuviel ist ...) Ab 13 Uhr sind meine Sinne aufnahmefähig. Und oft beginne ich mit Kammermusik (zur Zeit die phänomenalen Streichquartette von Karl Weigl). Ich höre allerdings nie über Kopfhörer (Hyperakusis) sondern nur sehr gedämpft über Lautsprecher. Ich empfinde die übertriebene Präsenz der raspelnden Streicher über Kopfhörer eher als unnatürlich und ziehe eine Verwischung (a la Hamilton :D) vor.


    Mit liebem Gruss aus Bern von Walter

  • S'lü,


    also um Kammermusik genießen zu können, benötige ich sicherlich keine Köpföhrer, da ich ohnehin gegen diese Dinger höchstallergisch bin. 8)


    Kammermusik, in der richtigen Lautstärke und mit dem richtigen Ensemble, klingt auch [was heißt hier auch?] über Lautsprecher ganz fantastisch. Ich benötige immer ein reales Klangerlebnis. Dieses ist mit Kopfhörern für mich nicht möglich, da Kopfhörer unnatürlich sind und mich extrem stören.


    Zwar sind Boxen in dem Sinn auch nicht "natürlicher", aber das Klangempfinden ist näher dem eines Livekonzertes, denn im Konzert trägt man ja keine Ohrwärmer.


    Ich bin überzeugt, daß man das, was man über Kopfhörer gelegentlich "mehr" hört, gar nicht hören soll. Denn im Konzert hört man es ja auch nicht [was auch immer es ist].


    Das betrifft bei mir nicht nur die Kammermusik, sondern jegliche Musik, die ich höre - und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Mein Verlangen nach Musik macht da keinen Unterschied... und kennt keine Grenzen.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Grüß euch!


    Ich muss zugeben, relativ selten Kammermusik zu hören. Dafür dann mit ganzer Hingabe - so war das Streichquintett von Bruckner letzten Sommer für mich eine ganz besondere Entdeckung, auch sonst sind Kammermusikwerke immer wieder wie eine exquisite Praline für mich. Dabei höre ich diese Werke zumeist mit Kopfhörer und gehe dabei in einen der vielen umliegenden Wälder. Diese Verbindung von imtimer Musik und Natur (ich hoffe immer, möglichst wenig Mitmenschen zu begegnen) hat für mich einen unbeschreiblichen Reiz. Die manchmal etwas hämischen Gesichter von Spaziergängern ("Schöne Ohrenwärmer!") bin ich ansonsten mittlerweile gewohnt. Wen kümmert's...?
    Zu Hause genieße ich Kammermusik gerne mit Partitur. Aber, wie gesagt, alles mit Maß und Ziel!



    Ulli: Was ist denn aus den kabellosen Kopfhörern geworden? Hast du dich noch immer nicht angefreundet?


    Liebe Grüße,
    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Diese Vielfalt der individuellen Herangehensweisen ist ja hochinteressant.


    Ich meinerseits höre eigentlich jede Musik (ca. 95 %) zu jeder Zeit nur über Kopfhörer, wenn ich nicht gerade im Auto oder im Konzert etc. sitze. Es scheint was Neurotisches zu sein, ich muss für mich das Gefühl ausschließen können, irgendjemanden zu stören. Nur dann kann ich meine Musik genießen und mich darauf konzentrieren. Genau genommen hängt das auch damit zusammen, dass ich es nicht geschafft habe, meiner Frau "meine" Musik näher zu bringen, und die Augenblicke, in denen sie ganz ausgewählte Stücke hören mag, eben selten sind.


    Insofern macht es für mich keinen Unterschied, ob ich Kammermusik oder anderes höre. Zwar bringe auch ich eine ausgeruhte Seele selten mit, aber ich habe die gegenteilige Erfahrung gemacht: ich kann mich unausgeruht und vom Tag aufgewühlt hinsetzen und mir zum Beispiel Bachs Cellosuiten oder Beethovens Klaviertrios oder Mendelssohns Oktett ... auf die Ohren tun, und spüre wie die Seele heilt und sich erholt.


    Dabei erlebe ich die Reproduktion über den Kopfhörer im Vergleich zu meinen - allerdings eher schlechten als rechten - Boxen allerdings ganz ähnlich, wie Alfred dies schon beschrieben hat, nämlich als ausgesprochen "naturnah", als sehr nahe, intim und angenehm.


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Zitat

    Original von Gerald
    Ulli: Was ist denn aus den kabellosen Kopfhörern geworden? Hast du dich noch immer nicht angefreundet?


    Danke der Nachfrage!


    Kopfhörer sind für mich komplett passée - ich habe eine langfristig angelegte andere Lösung gefunden.


    :D


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    ...
    Aufnahmen, die via Lautsprecher oft belanglos oder spröde klingen offenbaren via Kopfhörer erst ihr ganzes Potenzial
    ...


    Dann ist der Lautsprecher zu schlecht oder der Verstärker zu lahm oder beides zusammen.


    Es gibt natürlich Hörer, die besonderes Ohrenmerk auf möglichst naturgetreue Reproduktion schwingender Gegenstände legen. Inklusive Husten der Holzwürmer und Fiepen der Fledermäuse, die in ihrem Gesundheitsschlaf gestört werden. Dann ist ein hochwertiger Kopfhörer eine gute Wahl (und es gibt auch ein paar weitere gute Gründe ;) ). Aber wenn man Musik genießen will, dann hat der Kopfhörer bei allen Qualitäten eine fehlende Dimension, die so mancher objektiv eher nur mittelmäßige Lautsprecher sehr überzeugend vermitteln kann. Das sehr sinnliche Element, Musik nicht nur zu hören sondern auch zu fühlen. Überhaupt dann, wenn man viel Musik in Natura hört, wird man dies nicht permanent missen wollen und den Kopfhörer eher als willkommene Ausweichmöglichkeit unter besonderen Umständen betrachten. Und Aufnahmen, die Alfreds Vorgabe erfüllen, dürften in der Mehrheit artifizielle Kunstprodukte sein, die musikalisch nicht sehr ergiebig sind...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus


    Dann ist der Lautsprecher zu schlecht oder der Verstärker zu lahm oder beides zusammen.


    Es gibt natürlich Hörer, die besonderes Ohrenmerk auf möglichst naturgetreue Reproduktion schwingender Gegenstände legen. Inklusive Husten der Holzwürmer und Fiepen der Fledermäuse, die in ihrem Gesundheitsschlaf gestört werden. Dann ist ein hochwertiger Kopfhörer eine gute Wahl (und es gibt auch ein paar weitere gute Gründe ;) ). Aber wenn man Musik genießen will, dann hat der Kopfhörer bei allen Qualitäten eine fehlende Dimension, die so mancher objektiv eher nur mittelmäßige Lautsprecher sehr überzeugend vermitteln kann.


    Dazu kommt, vielleicht hast Du das auch gemeint, dass bei guten Lautsprechern und normalem Hörabstand leichtes Rauschen, Nebengeräusche (Atmen, Knarzen) usw. eher untergehen oder nicht auffallen. Man hat ja auch normalerweise einen gewissen Hintergrundpegel im Hörraum. Beim KH (und ich habe mehr oder weniger zwangsläufig zwischendurch auch mal jahrelang fast nur KH gehört) besteht immer die Gefahr, dass diese Nebengeräusche in den Vordergrund geraten und man sich zu sehr auf diese konzentriert.


    Einen grundsätzlichen Unterschied zwischen verschiedenen Musiksorten sehe ich allerdings nicht. Bei entsprechenden Geräten kann sowohl ein Quartett unangenehm spitz klingen wie ein Sopran schrill und ein Orchester lärmig.


    Insgesamt bin ich wie fast immer nicht (oder nicht mehr, aber das war eigentlich schon als ziemlicher Anfänger so) in der Lage nachzuvollziehen, warum Kammermusik soviel speziellere Bedingungen, Höreinstellungen usw. erfordern sollte als andere Musik.
    Ich persönlich fand z.B. reine Klaviermusik viel länger "gewöhnungsbedürftig"(tendenziell langweilig) als Streichquartette und brauche auch heute noch eher spezielle/ideale innerliche und äußerliche Bedingungen, um einen Akt oder gar eine komplette Oper zu hören als für eine halbe Stunde Streichquartett. Es ist doch im Grunde dasselbe wie eine Sinfonie, nur halt mit 4 Musikern statt 80.


    Gewiß bin ich nicht immer in der Stimmung dieses und jenes Stück oder ein bestimmtes Genre zu hören, aber das gilt wirklich für alle Stücke und Gattungen (am stärksten für Oper und Chormusik, da fehlt mir am meisten gegenüber dem Live-Erlebnis).


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Hallo zusammen,


    ich mache bei Kammermusik nur eine Ausnahme, ich höre ähnlich wie Klingsor morgens keine Streichquartette. Ebenso kann ich morgens keine Violinenkonzerte hören. Für diese Musik muss ich richtig wach sein um sie geniessen zu können.


    Im allgemeinen höre ich Kammermusik genau wie jede andere Musik gern laut. (sehr laut) Da ich berufsbedingt stundenlang Kopfhörer trage, sind mir diese privat eher lästig. Ich höre nur mit Kopfhörern, um den familären Frieden nicht zu stören. Meine Lautsprecher sind sicher von keiner guten Qualität, aber sie sind mir um vieles lieber als Kopfhörer.


    LG


    Maggie

  • Ich höre nie mit Kopfhörern(ausser auf Bahnfahrten) und sehe das genauso wie Ulli.
    Wenn ich zu Hause nicht meine Musik hören könnte, wäre das nciht sehr lange mein Zuhause. :no:
    Kammermusik höre ich, wenn ich mich konzentrieren kann, also vorzugsweise ,wenn ich irgendwelche öden Beschäftigungen wie etwa bügeln oder Gemüse schneiden erledige und mein Hirn frei ist.
    Gerstern abend habe ich z.B. ein Streichquartett von Grieg gehört und lag dabei einfach nur auf dem Sofa-ohne weitere Tätigkeit, was ich als absoluten Luxus empfand.
    Aber um dieser Gattung etwas näher zu kommen, sprich Strukturen zu verstehen, muss ich richtig ZU-hören, anders geht das leider nicht.
    Opern können an mir "vorbeirauschen" , ich kann dabei schreiben, telefonieren usw usw und bekomme trotzdem Alles mit. Bei einem Streichquartett ist das keinesfalls so.
    Da mich das Hören von reienn Streicherbesetzunge serh anstrengt, nehme ich da immer nur Häppchen zu mir. Gemischte Besetzungen, oder Duos, insbesondere wenn Klavier dabei ist, kann ich viel länger hören, habe aber keine Ahnung, woran das liegt.


    In meinen Augen ist das Kunstlied übrigens auch Kammermusik , da hier zwei" gleichweritge Partner" , wie etwa Cello und Klavier, miteinander musizieren.
    Das mitgerechnet höre ich dann SEHR viel Kammermusik! :yes:


    Fairy Queen

  • Über Lautsprecher, wie alles andere auch. Der Klang steht bei mir bei Kammermusik nicht an allererster Stelle, und auch Lautsprecher können die Klangfarben für mich hinreichend erhalten. Auch uhrzeitabhängig ist es eigentlich nicht; ein bisschen Muße ist je nach Werk aber nicht schlecht, zum Beispiel höre ich Sonntagsmorgens recht häufig zwei oder drei Quartette.


    Zitat

    Vielleicht entdeckt auf diese Weise der eine oder andere "Kammermusikmuffel" seine Liebe zu diesem Bereich der "klassischen Musik"


    Hmm, ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass das im Wesentlichen eine Frage des Hörequipments ist, eher eine des Kennenlernens der richtigen Werke und der Höreinstellung wahrscheinlich.



    Gruß,
    Spradow.

  • Wie ich bereits mehrfach hinausposaunte, liebe ich meine Shure SE530 Kopfhörer sehr, und vielleicht wird Radagast das nach finanziell-psychosomatischer Rekonvaleszenz nachvollziehen können.
    Die In-Ears dichten Umweltgeräusche weitgehend ab, so dass zumindest keine Fledermäuse von außen mehr stören. Die auf den Aufnahmen verewigten dulde ich stillschweigend, denn protestierte ich lautstark gegen sie, würde ich mich selbst kaum hören.


    Die Shure mit ihrem Drei-Wege-System sind in der Lage, das meines Erachtens kniffligste Instrument für In-Ears und gleichzeitig meinen Oscar-Preisträger unter den Kammermusikprotagonisten, das Klavier, insbesondere in Kombination mit Cello plus Violine, verzerrungsfrei und ohne Klirren wiederzugeben.
    Da ich relativ viel Kammermusik höre und das auch in allen, oder doch den meisten, Lebenssituationen tue, spielen die Kopfhörer keine geringe Rolle, sei’s in der Bahn, im Café oder auf Schusters Rappen. Deshalb auch die nicht unbeträchtliche Investition.


    Im Auto, wo ich weder Oper noch große Symphonik ertrage, da einfach zu Vieles untergeht, wird fast ausschließlich Kammermusik, gelegentlich auch Kunstlied, gehört, vor allem, seit Bayern 4 schmalbandig zum besseren Klassik-Radio mit Jazz-Lastigkeit verkommen ist. (Aus dem Radio klingen großes Orchester oder Chor angenehmer, aber das mag an meiner Anlage und/oder meiner Karre liegen).
    Hier schlägt natürlich, was Durchhörbarkeit betrifft, das Streichquartett die Konkurrenten im Bande.


    Daheim verzichte ich auf Kopfhörer wie Autoradio, hier leisten Lautsprecher wie auch 4.1-Computerboxen Ordentliches und lassen, gerade bei Kammermusik, die Umgebung subtil mitschwingen. Da sind, gerade vor dem Rechner, die ollen Dielenbretter des Arbeitszimmers von nicht zu unterschätzendem Mitarbeitswert.



    Gruß,



    audiamus



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