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Original von ThomasBernhard
Es gibt Aufnahmen von einer konzertanten Don Giovanni-Auffürhung mit Gardiner aus dem Concertgebouw
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Original von Alexander
Hier meine persönlichen Eindrücke - als Musikliebhaber, nicht als Spezialist für Opernstimmen.
„Don Giovanni“ ist ein großes Musikdrama, das von Menschen handelt – wenn Nikolaus Harnoncourt dirigiert und Jürgen Flimm inszeniert. 3sat sendete am 3.6.2006 die Oper von Wolfgang Amadeus Mozart nach einem Libretto von Lorenzo da Ponte in einer Aufzeichnung aus der Oper Zürich vom März 2001. Harnoncourts musikalisches Lebensmotto, Musik als „Klangrede“ zu dirigieren, erfüllt sich hier einmal mehr. Das ist Bekenntnismusik von unglaublichem psychologischem Tiefgang. Statt verharmlosender Ästhetisierung bietet Harnoncourt, verstärkt durch Jürgen Flimms menschelnd spielende Hauptfiguren, ein die Brüchigkeit der menschlichen Seelen offenbarendes, zeitlos aktuelles Musikdrama. Das Orchester der Oper Zürich hat die „Direktheit“ der Verführung, auch die vom Angesicht des Todes, fast brutal auszuspielen. Das geht total unter die Haut. Der Don Giovanni des Rodney Gílfry ist ein Spieler der Verführung. Er geht über Leichen (Komtur) und nimmt nur seine Lust auf Fraueneroberungen ernst. Sein Leporello László Polgár hat etwas von einem Landstreicher, mit seinem Dreitagebart. Während der Oper kommt er nicht los von seinem Herrn, aber man weiß, er wird sich am Ende auch ohne diesen so irgendwie durchschlagen. Die Donna Anna der Isabel Rey und die Donna Elvira der Cecilia Bartoli sind Charaktere vom Feinsten: zwischen Exaltiertheit der Enttäuschung und Beseeltheit des Schmerzes. Bei Cecilia Bartoli weiß Nikolaus Harnoncourt seine „Direktheit“ im Ausdruck am stärksten bestätigt. Interessant das Bauernmädchen Zerlina, die bodenständig feste Liliana Nikiteanu: wie sie sich, zuerst unschuldig verblüfft, dann gerne von Don Giovanni verführen lässt, das ist von Flimm und Harnoncourt sensationell gut eingefangen. Don Ottavio ist Roberto Saccà, er setzt seine rein geführte Stimme trotz einer gewissen Steifheit der Darstellung beseelt ein. Oliver Widmers Masetto bleibt der etwas tölpelhafte Bauernbursch, der er sein soll. Als Il Commandatore hat Matti Salminen die gewichtigsten Töne der Oper. Erich Wonders Bühne wird beherrscht von großteils dunkel gehaltenen gemalten Prospekten, die der Psychologie der Charakterzeichnungen dann doch eine gewisse Ästhetik unterstreichen. Im 2. Akt beherrscht ein Gerüst um das Standbild des Komturs (aus dem dieser auch herauskommt) die Szene. Don Giovanni fällt am Ende von diesem Gerüst ins Höllenfeuer. Jürgen Flimm liebt das menschelnde Spiel fast so wie Otto Schenk. Und er garniert die Inszenierung mit netten Einfällen. Die Zofe von Donna Elvira zeigt sich am Fenster als dunkelhaarige Schönheit, die den BH abstreift und zu Don Giovanni hinunterwirft. Sein Festmahl „garniert“ Don Giovanni mit einem Modell des Standbilds, und so provokant, wie er das Modell quasi als Puppe benutzt, beschwört er das eigene böse Ende nahezu inbrünstig herauf. Nett ist der Einfall, das Finalensemble als Lehrstück aus dem Büchlein vorgetragen zu bekommen. Eine schlüssige Aufführung eines großen Musikdramas der Musikgeschichte!
Herzlicher Gruß
Alexander
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im festen Glauben, dass es sich bei der gerstern, 3.2.2006 bei 3Sat ausgestrahlten Aufführung, um die selbe handelt, die sich auch auf der im Eingangsbeitrag angepriesenen DVD befindet,
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Original von GalloNero
Wäre einfach schade, wenn diese herrliche Einschätzung einfach so im Fernsehthread unterginge.
Liebe Grüße, GalloNero
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Original von Austria
...Sie ist darstellerisch, gesanglich und musikalisch (Harnoncourt!) ein Genuß.
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Ulm mit Zürich zu vergleichen, ist sicher so, als wenn der Tus Unter/oberhappelschwertd mit Bayern München verglichen wird.
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Original von Theophilus
Na, wenigstens redet ihr noch übers Internet miteinander!