Wolfgang Amadeus Mozart: Die Dame Kobold

  • Hallo Taminoianer,


    Wer von Euch kennt „Die Dame Kobold“ eine Bearbeitung von Cosi fan tutte?


    Der erfolgreiche deutsche Bühnen- und Konzertsänger Carl Scheidemantel , Bariton , u. a. Stammgast als Wagner- Sänger in Beyreut, war über die Qualität des Librettos Da Ponte für die Mozart- Oper Cosi fan tutte derart aufgebracht, dass er ein neues verfasste (nach dem Lustspiel von Pedro Calderon de la Barca). Diese Neufassung brachte er im Jahre 1909 beim Verlag Breitkopf und Härtel heraus. In seinem sehr langen Vorwort hieß es u. a , das die Oper Cosi fan tutte nicht ebenso oft aufgeführt wird, wie die anderen Meisteropern Mozarts, so ist das der Oper zugrunde liegende Textbuch von Da Ponte verantwortlich zu machen, das einen ungestörten Genuss der himmlischen Musik nicht aufkommen lässt . Von jeher ist man sich dieses Umstandes bewusst gewesen und hat es nicht an Versuchen fehlen lassen , die Dichtung Da Ponte`s genießbarer zu machen , und die Oper auf diese Weise der Vergessenheit zu entreißen. Die Oper musste scheitern, weil die Bearbeiter in dem Wahn befangen waren, daß die Dichtung Da Ponte`s verbesserungswürdig sei, daß sie entwicklungsfähige Keime enthält. Aber es bedarf gar keiner Untersuchung, um festzustellen, daß die Handlung auf unmöglichen Voraussetzungen aufgebaut, daß Da Ponte keine Menschen, sondern willenlose Drahtpuppen konstruiert hat, denen nachträglich Leben einzuhauchen eine ewige Liebesmüh bleiben muss... „usw“.


    „Die Dame Kobold“, Komische Oper in drei Akten, Musik von W.A. Mozart (Cosi fan tutte), Verlag Breitkopf & Härtel .


    Was haltet Ihr davon?


    Liebe Grüße und Vivat Mozart


    Bettina und Wilfried

  • Hallo


    Über "Cosi fan futte " gibt es allerlei Gerüchte.
    Das angeblich so schwache Libretto von Da Ponte war des halb so angefeindet, weil es nach Meinung einiger Spießer "unmoralisch" war.
    Es gab das Gerücht (derzeit gilt es als unwahr, aber wer weiß ?), daß es sich bei "Cosi fan tutte" um eine wahre Begebenheit am Wiener Hof gehandelt haben soll, von Da Ponte mit veränderten Namen, und dramaturgisch umgestaltet auf die Bühne gebracht.
    Egal ob an dieser Geschichte nun was dran ist oder nicht, das Gerücht wollte jedenfalls nicht verstummen.
    Das Thema soll übrigens von Joseph II (auch ein Gerücht) persönlich vorgegeben worden sein (vielleicht als subtile Bestrafung der "Sünderinnen"), jedenfalls war er es , der den Auftrag zu dieser Oper gab. Mozarts Gage, (der damals in ziemlichen finanziellen Nöten war) betrug 200 Dukaten, das Doppelte des damals üblichen.


    Ich kannte den Titel "Dame Kobold" für diese Oper nicht, wiewohl mir andere Vertoniungen dieses Stoffes (nur namentlich) bekannt sind.
    So vertonten unter anderem Felix von Weingartner, Gerhard Wimberger und Joachim Raff jeweils diese Komödie von Calderon de la Barca, man sieht es herrscht hier wahrlich kein Mangel.


    "Cosi fan Tutte" wurde nicht nur einmal, textlich geändert, es gab etliche Rettungsversuche, Titeländerungen, Kürzungen und bearbeitungen bis hinein ins frühe 20. Jahrhundert.


    Titel solcher Bearbeitungen waren beispielsweise "Die verfängliche Wette", Mädchen sind Mädchen" und "Weibertreue"


    Dio Oper hatte übrigens bei ihrem Erscheinen großen Erfolg, sie wurde jedoch sofort abgesetzt, als Joseph II starb.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    zunächst einmal Schluss mit dem von Alfred dankenswerter Weise angebrachten Gerücht. Es handelt sich um eine pure Anekdote von freier Erfindung. Dies kam so, wie Faye Ferguson in der Übersetzung von Wolfgang Rehm in der NMA zu „Cosí fan tutte“ berichtet [NMA, Band 8, Bühnenwerke V, Seite 569ff.]


    Zitat


    […]
    Schon die frühe Mozart-Biographik (F. X. Niemetschek und G. N. Nissen) beklagte, dass Mozart seine „himmlisch süßen Melodien“ an „so ein elendes Machwerk von Text“ verschwendet habe; erklärend wurde darauf hingewiesen, dass es nicht in Mozarts Gewalt gestanden habe, den „Auftrag abzulehnen […] der Text wurde ihm ausdrücklich aufgetragen. Sowohl Niemetschek als auch Nissen nennen den Auftraggeber nicht. Erst durch Friedrich Heinse wurde 1837 die Legende, Mozart sei der Text zu Cosí fan tutte aufgezwungen worden, dahingehend erweitert, dass Kaiser Joseph II selbst den Auftrag zu einer Oper gegeben habe, die eine in Wien zwischen zwei Offizieren und ihren Geliebten wirklich vorgefallene Geschichte zum Vorwurf haben sollte. Der Gesundheitszustand Josephs II. fesselte ihn jedoch schon Ende des Jahres 1789 an das Krankenbett – ein kaisersicher Auftrag an Mozart und Da Ponte mit Vorgabe eines Sujets ist daher auszuschließen, ganz abgesehen davon, dass Da Ponte in den Momoire diesen ungewöhnlichen Sachverhalt in seiner sonstigen geschwätzigen Art sicher nicht ausgelassen hätte. […]


    Zu den Bearbeitungen und deren Hintergründen erfahren wir weiter auf Seite 570 folgendes:


    Zitat


    […]
    Neuerdings ist das Cosí fan tutte-Libretto – literarisch sicherlich Da Pontes bestes Buch für Mozart – in die Nähe der Dramen von Pierre de Marivaux (1688-1763), die Mozart wenigstens teilweise nicht unbekannt gewesen sein dürften, aber auch zu Choderlos de Laclos’ Briefroman „Les liaisons dangereuses“ von 1782 gestellt worden. Wie auch immer diese Konstruktionen beurteilt werden mögen, so darf heute doch mit einiger Sicherheit behauptet werden: Die Fehleinschätzung von Mozarts Cosí fan tutte, speziell des unmoralischen, von Da Ponte (und Mozart) zum Libretto gestalteten Vorwurfs, die zu einer Bearbeitungsflut der Oper, vornehmlich im 19. Jahrhundert (bis hin zu einem völlig neuen, auf Pedro Caldéron de la Barcas „Dame duende“ basierenden Text [sic!]) geführt hat mit dem einzigen Ziel, der „kraftvoll erhabenen Musik“ Mozarts gerecht zu werden – diese Einschätzung ist eindeutig in den Bereich der klassischen Fehlurteile zu verweisen!


    Mozart selbst muss von der Qualität seiner Oper und damit von Da Pontes Libretto überzeugt gewesen sein: Wie anders wäre es denkbar, dass er Joseph Haydn zur „Oper=Probe“ nach Hause bittet und den älteren Freund dann offenbar auch noch aufgefordert hat, ihn zur Probe ins Theater zu begleiten. Wie die Nachwelt erst sehr spät, so hat Mozart Ironie und bitteren Ernst des Vorwurfes richtig erkannt und den Text Lorenzo Da Pontes in die wohl genialste Musik umgesetzt. […]


    Dieser letzte Absatz hätte von mir sein können!


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hi, onlinies!!


    a) ist er aber nicht, ist leider noch Zitat :(
    b) nein :( (deswegen sollte ich leigentlich lieber nicht mitreden).


    Grüße, Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Hallo,


    Ich bin nicht mit allem einverstanden.


    Beginnen wir mal bei der Güte des Libretto:


    Einer meiner zahlreichen Opernführer (1978) schreribt dazu:


    ....so ist Cosi fan tutte ein vollkommen schematisches Opern-Libretto ohne den geringsten originellen Zug...........bla bal...
    ...geadelt durch die Musik Mozarts.....bla bla


    Persönlich finde ich das Liibretto nicht schlechter als jenes der Zauberflöte oder der "Entführung" von andern Werken ganz zu schweigen. Ich finds witzig, dem damaligen Zeitgeist entsprechend mit zahlreichen feinen Anspielungen, die heute nur mehr wenige verstehen, so zum Beispiel auf den mesmerschen Magnetismus.. :D


    Daß die Story auf einer wahren Begebenheit beruht, mag eine Legende sein, ich weiß es nicht, es ist auch nicht bedeutend. Tatsache ist, daß diese Legende über 200 Jahre durch die gesamte Fachliteratur geisterte. Was aber IMO als erwiesen anzusehen ist, ist daß die Oper im Auftrag Joseph II geschreiben wurde. Wie krank er zu jenem Zeitpunt war, spiel keine Rolle, der Papst übt ja auch seine Amtsgeschäft mehr oder weniger aus, bzw gibt Order, wie zu entscheiden sei.....


    Wie dem auch sein, der Langzeiterfolg des Werkes spricht wohl für sich,
    Da Ponte war ein kongenialer Partner Mozarts, ein Theatermann von echtem Schrot und Korn, seine Libretti waren gesucht..
    Über die Musik selbst erübrigt sich jede Diskussion..


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut, Alfred,


    jetzt haben wir den Salat…


    meine Zitate bezüglich Cosí fan tutte entstammen im Prinzip genau derselben Quelle, wie Deine Behauptungen zur C-Dur-Sonate… das sind eben die Manifesten der aktuellen Mozartforschung… und wir wissen doch genau, dass es so nicht gewesen sein kann (jedenfalls spüre ich das…).


    Gemäß folgendem Uraufführungsplakat der Cosí fan tutte muss der Kaiser zwingend Auftraggeber gewesen sein, sonst hätte das Werk unmöglich am k.u.k Hoftheater in Szene gehen können..



    So, nun kann ich schlafen!


    Viele Grüße, Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)