Cavalleria Rusticana CD-Empfehlung?

Liebe Musika,

nachdem Du Dich neulich auch für Julia Varady interessiert hast, sei Dir diese Aufnahme empfohlen, in der Julia Varady eine sehr beeindruckende Santuzza singt:

Pietro Mascagni (1863-1945)
Cavalleria Rusticana

Pavarotti, Varady, Bormida, Cappuccilli,
National PO, Gavazzeni
Label: Decca , ADD, 76

erhältlich auch gekoppelt mit dem Bajazzo

Daneben besitze ich noch den gleichfalls empfehlenswerten Soundtrack zum Film von Franco Zeffirelli - hier gleichfalls wieder als Kopplung mit dem Bajazzo:

Pietro Mascagni (1863-1945)
Cavalleria Rusticana
+Leoncavallo:I Pagliacci

Obraztsova, Domingo, Bruson (Mascagni),
Domingo, Stratas, Pons (Leoncavallo),
La Scala Orchestra, Pretre
Label: Philips , ADD, 83/84

bzw als Film (DVD):

LG, Elisabeth

Hallo musika,

"Cavalleria"-Aufnahmen gibt es reichlich, es findet sich sozusagen für jeden Geschmack das passende. Die erste Einspielung, die ich besass, war jene, die Herbert von Karajan 1965 mit dem Orchester der Mailänder Scala, gekoppelt mit "Pagliacci", aufgenommen hat. Mittlerweile gibt es beide Opern getrennt auf jeweils einer CD.

Nach-wie-vor gefällt mir diese Aufnahme gut, das Orchester ist hervorragend, das Dirigat dramatisch und spannend, für mich eine der hörenswerten Operneinspielungen des Dirigenten von Karajan.

Die Sängerinnen und Sänger sind engagiert bei der Sache - und Einwendungen verlieren in der Gesamtbetrachtung etwas an Bedeutung. Carlo Bergonzi ist auch hier kein draufgängerischer Stimmprotz, sondern zeigt einmal mehr die Qualitäten seines technischen Könnens, Fiorenza Cossotto mit üppiger Mezzostimme, die auch in der Höhe präsent bleibt und Giangiacomo Guelfi mit seinem Stentorbariton überzeugen.

Zum Einstieg würde ich diese Aufnahme problemlos empfehlen, aber sicher gibt es da auch andere Meinungen.

Hallo Musika,

die Empfehlungen von Elisabeth sind ja nicht schlecht, aber es gibt bessere:

Herzliche Grüße
von LT

jpg

Das sind für mich die weitaus bedeutensten Aufnahmen dieser Oper.

Herbert.

Hi

Wenn es doch von allen Opern so viele empfehlenswerte Aufnahmen gäbe! Hier noch eine Ergänzung. Wenn man Domingo haben will, ist das genannte Video empfehlenswert. Bei der CD würde ich jedoch eine andere Version nehmen:

Als Zweitaufnahme kann man gleich eine günstige historische Aufnahme dazunehmen. Ich garantiere aber, dass man beim Zuhören völlig darauf vergisst:

Schließlich hat man hier noch die Möglichkeit, den Komponisten persönlich zu hören, dazu noch eine erstklassige Besetzung, die von Benjamino Gigli angeführt wird:

Hallo Theophilus,

bei der CD-Empfehlung mit Scotto / Domingo muss ich dir unbedingt recht geben. Sie ist mir nicht so schnell eingefallen!

Herzliche Grüße
von LT

Liebe Musika,

Dr.Ommer listet in seinem Gesamtverzeichnis 125 verschiedene Einspielungen der "Cavalleria" auf.

Da die richtige zu finden, dürfte nicht so ganz einfach sein.

Ist natürlich auch eine Frage des persönlichen Geschmacks, bei mir ist es z.B.

Aufnahme: 1.–7.9.1957, Studio
Dirigent: Alberto Erede
Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino
Coro del Maggio Musicale Fiorentino
Chorleitung: Andrea Morosini
DECCA CD: 425 985 2

Alfio: Ettore Bastianini
Lola: Lucia Danieli
Mamma Lucia: Rina Corsi
Santuzza: Renata Tebaldi
Turridu: Jussi Björling

liegt bei mir vielleicht auch daran, daß ich den Dirigenten gut kannte und immer noch sehr schätze!

LG

Fuer mich ist es nach wie vor immer noch die bereits erwaehnte Karajan (obwohl ich sonst kein grosser Fan bin)-Einspielung mit Bergonzi/Cossotto, und das vor allem wegen der Santuzza.

Fiorenza Cossotto ist sowieso eine meiner Lieblingsmezzi, auch eine tolle Azucena, Amneris und Adalgisa (mir faellt gerade auf, dass die alle mit A anfangen ).

Hallo,
ich tendiere für die Aufnahme unter Petre
mit Domingo, Obrazova und Bruson.

Besonders der junge Bruson zeigt schon hier welches unverwechselbares
Stimmmaterial er besitzt.

Rita

manche meinen wohl, der späte Gigli sei nirgendwo sonst (auf CD jedenfalls) so gut gewesen
wie auf dieser von Mascagni selbst (zum 50."Jahrestag" der UA in Rom) dirigierten Aufnahme...

Nicht unerwähnt sei, dass hier die Mamma (Simmionato) 25 Jährchen jünger ist als der Figlio (Gigli) ...
Mich stört`s nicht

Micha

Ich habe noch einen "Geheimtipp":

Giacomo Aragall liefert für mich eine seiner besten Platten (oder CD-) Aufnahmen ab, und auch die übrigen Rollen brauchen keinen Vergleich zu scheuen.

Es gibt wohl wirklich relativ viele gute Aufnahmen der Cavalleria Rusticana. Interessant ist, dass sich bei der Besetzung der Rolle der Santuzza Soprane und Mezzosoprane etwa die Waage halten. Beides ist erfolgreich möglich und was man bevorzugt, ist Geschmackssache. Wie ich aus den Empfehlungen ersehe, neigt zum Beispiel Theophilus eher den Sopranen zu, während Liebestraum unter anderem auch Sympathie für die Mezzos erkennen lässt.

Ich mag auch die Aufnahme mit Bergonzi und Cossotto sehr gern - vielleicht etwas atypisch dirigiert, aber hier geht Karajans Konzept meines Erachtens auf. Die Sänger sind auch sehr gut. Bei den Mono-Aufnahmen würde ich entweder zu Cellini oder der ersten Serafin-Aufnahme mit Callas und di Stefano greifen. Gigli hat aber natürlich auch seinen Reiz und mit Mascagni am Pult ist das eine wahrhaft historische Aufnahme.

Nicht unbedingt meine allererste Wahl, aber interessant, wenn man auch einmal Stimmen abseits der üblichen Verdächtigen kennen lernen möchte, ist diese Aufnahme aus dem Jahr 1952:

Wenn man sich einmal von der abstoßenden Hässlichkeit des Coverbildes freimacht (es gibt bestimmt inzwischen auch andere Ausgaben), bietet die Aufnahme Gelegenheit zur Begegnung mit Achille Braschi (1909-1983), einem Tenor, den heute wohl kaum jemand mehr kennt. Der Hauptgrund dafür dürfte sein, dass dies anscheinend seine einzige erhältliche Aufnahme ist. Sein Turiddu lässt aber aufhorchen: eine echte Riesenstimme, die sogar manchmal die Studiotechnik an ihre Grenzen treibt, schnelles Vibrato, bombensicher in der Höhe, viel Squillo. Also beste Voraussetzungen für diese Rolle. Auch macht Braschi, wie ich finde, relativ viel aus der Rolle. Mit dabei sind eine gute Giulietta Simionato, inzwischen zur Santuzza aufgestiegen, und ein etwas ältlicher Carlo Tagliabue als Alfio. Es dirigiert Arturo Basile.

Ich hätte noch den Mitschnitt der Premiere im Nationaltheater München vom 25. Dezember 1978 als heissen Tipp (nicht nur, weil ich diese Aufführung auch miterleben konnte und diese CD - Legato Classics LCD 202-1 - für mich die Erinnerungen an diesen Abend aufrecht erhält).

Santuzza - Leonie RYSANEK (Rollendebut)
Turiddu - Placido DOMINGO
Alfio - Benito DI BELLA
Lola - Ruth FALCON
Mamma Lucia - Astrid VARNAY
Chor und Orchester des Nationaltheater München
Dirigent: Nello SANTI

Mir tut es leid, dass es von dieser Produktion und in dieser Besetzung kein Video (bzw DVD) gibt. Was Domingo, Rysanek und vor allem auch Varnay an diesem Abend auch ausdrucksmäßig geboten haben, kann die CD nicht wirklich vermitteln. Erlebenswert ist diese Aufnahme auf alle Fälle.

Michael 2

Hallo musika,

meine Lieblingsaufnahme mit
Lina Bruna Rasa/Santuzza
Antonio Melandri/Turiddu
Afro Poli/Alfio
Mascagni am Pult, LIVE; 7.11.38, das ist Musiktheater der Spitzenklasse,
sei hiermit empfohlen (es sei denn, dir ist die Tonqualität wichtiger als der Gesang).

Heldenbariton

Liebe musika,
für mich persönlich ist Lina Bruna Rasa d i e Santuzza

Heldenbariton

...und da sie hier inzwischen häufiger erwähnt ist:

nochmal der Hinweis, dass sie auf b e i d e n von Mascagni dirigierten Aufnahmen (LIVE 1938, Studio 1940) als solche zu hören ist !

Micha

Zu Lina Brona-Rasa kann man noch erwähnen, daß sie von Mascagni sehr geschätzt wurde und, daß die Santuzza als ihre eigentliche Glanzrolle galt. Nach dem Tod ihrer Mutter 1935 machten sich bei der Sängerin zunehmend Symptome von Schizophrenie bemerkbar.1940 mußte sie in eine Psychiatrische Anstalt gebracht werden. Sie beherschte aber auch weiterhin ihr Repertoire und trat noch oft in Konzerten auf. 1984 ist sie gestorben.

Herbert.

Empfehlen könnte ich mehrere, um nicht zu sagen viele "Cavallerie", aber ich kehre immer wieder zu der Callas/di Stefano/Serafin/Panerai- Einspielung von 1953 zurück. Mit der kann man einfach nichts falsch machen, wenn man nicht gerade auf Supertonqualität besteht. Außerdem ist sie günstig zu haben.

Eine sozusagen exotische Aufnahme ist übrigens 1964 in Ungarn unter der Leitung von Miklós Lukács entstanden. Den Turiddu singt József Simándy! Mária Dunszt gibt die Santuzza, György Radnai den Alfio, weiters hört man Zsuzsa Barlay und Margit László. Das war damals auch nicht von schlechten Eltern!

LG

Waldi

Ich teile da Herberts Geschmack. Als "Erstaufnahme" mit einem optimalen Verhältnis von musikalischer und technischer Qualität würde ich jedoch wie Theophilus die Levine Aufnahme empfehlen, die auch recht preisgünstig ist. Levine hätte beim Verismo bleiben sollen, seine Liebe zu Wagner in Ehren aber bei den "Reissern" ist er besser aufgehoben

Meine Lieben,

Empfehlen - und zwar sehr warm - kann ich diese Aufnahme:

Cover gibts, wie man sieht, nur vom Doppelpack (mit den "Pagliacci"), aber bei BELART ist diese ursprüngliche DECCA-Aufnahme 1999 auch einzeln herausgekommen.

Tullio Serafin (hier mit der Accademia di Santa Cecilia) ist sowieso Spitzenklasse. Das Feuer seiner Callas-diStefano-Interpretation erreicht er zwar nicht ganz, aber höchste olympische Höhen trotzdem. Sein Sängerteam weist klingende Namen auf:

Mario del Monaco kann als Turiddu seine edle Kraftprotzerei rollendeckend verwerten (und ich sage dazu: Nur auf Kraft läßt sich diese Stimme wirklich nicht reduzieren!). Trotz di Stefano und anderen: Ich höre hier absoluten Qualitätsverismo in einer gelungenen Mischung von jugendlich-heldischem Gehaben, realistischem Ausdruck (der das Talent zur eleganter Geschmeidigkeit durchhören läßt)und edler Stimmfärbung.
Giulietta Simionato gibt eine ausgezeichnete Santuzza, der nur der letzte hochdramatische Hauch ein wenig mangelt. Klangfarbe und die lyrisch-dramatischen Passagen empfinde ich wiederholt als nahezu perfekt.
Überrascht hat mich der junge Cornell McNeil als Alfio; ihm hätte ich diesen Kraftburschen gar nicht so zugetraut. Direkt eine Modellinterpretation ist ihm da gelungen.
Die übrigen Beteiligten halten mühelos das hohe Niveau. Die aus Uruguay stammende Ana Raquel Satre liefert eine überzeugende Lola, , Mamma Lucia ist durch Anna di Stasio bestens verkörpert und der Chor verdient sich auch volles Lob.

Einsteigern wie Mascagni-Passionisten ans Herz zu legen!

LG

Waldi

Kennt jemand diese Aufnahme und kann etwas dazu sagen?

Best, DiO :beatnik:

Zitat

Original von Diabolus in Opera
Kennt jemand diese Aufnahme und kann etwas dazu sagen?

Ich mag sie nicht, obwohl die Aufnahme fast schon wieder einen unfreiwilligen Unterhaltungswert hat.

Das Beste daran ist noch Franco Bonisolli. Schön timbriert, kernig-männlich, sicher in der Höhe - dieser Turiddu gefällt mir durchaus. Ganz der bekannte Egozentriker, legt Bonisolli im Brindisi allerdings noch ein nicht notiertes hohes C ein. Caruso hat das zwar auch schon gemacht, aber in einer Studioaufnahme aus den 1980er Jahren erwartet man das nicht unbedingt.

Martina Arroyo ist über ihre gute Zeit hinaus, die Stimme vibriert stark, klingt doch etwas zu sehr nach Mamma Lucia. Eine mehr als sonderbare Fehlbesetzung ist Bernd Weikl als Alfio mit seinem hellen, leichtgewichtigen, sehr deutsch gebildeten Bariton. Auch die italienische Aussprache ist reichlich schlecht. Ganz schwach ist auch das Dirigat von Lamberto Gardelli. Oberflächlich-knalliger geht es kaum.

Zum Schluss hat dann noch einmal die leider unbenannte Hysterikerin, die den Tod des Turiddu vermelden darf, alle Lacher auf ihrer Seite. Was man der in den Kaffee getan hat, wüsste ich wirklich gerne.

Die Pagliacci sind übrigens auch nicht besser.

Lieber Zauberton,

besten Dank für die Rückmeldung! Da werde ich dann wohl doch lieber Abstand nehmen, da es ja - wie man hier im Thread sieht - wahrlich nicht an qualitativ hochwertigen Alternativen mangelt!

Best, DiO :beatnik:

Hallo!

Ich würde, wenn es denn eine italienische Cavalleria sein soll zur Serafin Callas/di Stefano-Aufnahme greifen.

Wenn du allerdings eine deutsche Cavalleria möchtest solltest du diese hier in Betracht ziehen:

Hans Hopf
Astrid Varnay
James Pease
Hanne Münch

Bayrisches Rundfunkorchester 1954- Wolfgang Sawallisch

Sehr gute Aufnahme mit einem grandiosen Hans Hopf.
Es gibt natürlich noch weitere deutsche Aufnahmen (ua mit Rudolf Schock, Gisela Litz unter Wilhelm Schüchter), aber die Sawallisch-Aufnahme empfehle ich dir sehr.

LG joschi

Lieber Joschi,

danke für Deinen Hinweis! In der Regel bevorzuge ich die Originalsprache, aber ich werde bei Gelegenheit auch einmal in die von Dir erwähnte deutschsprachige Aufnahme reinhören. =)

Best, DiO :beatnik: