Hallo miteinander,
der Klassikmarkt wird bekanntlich innerhalb des gesamten Musikmarktes als Nische angesehen. Man hört jedoch eher selten etwas darüber, wie groß diese Nische denn tatsächlich ist. Rein aus Neugier würde mich mal interessieren in welchen Stückzahlen Klassikaufnahmen verkauft werden (können.)
In Interviews auf sein Label Alia Vox angesprochen, erzählt Jordi Savall immer wieder gerne aus dem Zahlen-Nähkästchen. Der Verkaufsschlager schlechthin, die Filmmusik zu Tous les matins du monde, brachte es bereits im Jahre ihres Erscheinens auf über 300.000 verkaufte Exemplare (weltweit über 660.000 Stück, Stand 2002.) Die CD hielt sich in Frankreich damals monatelang in den Hitparaden neben Popgrößen wie Michael Jackson oder Queen, so Savall. Auch in der Neuauflage auf Alia Vox zählt diese Aufnahme, gemeinsam mit Titeln wie La Folia und L'Orchestre du Roi Soleil, mit jeweils über 100.000 verkauften Einheiten zu den Rennern. Im Vergleich dazu verkaufte sich die Doppel-CD mit Consort-Musik von William Lawes bisher 'nur' rund 12.000 mal.
Klaus Heymann, Naxos-Boss und Phantommitglied dieses Forums, ( ) konnte auf seinem Label z.B. mit den Klaviersonaten von Pierre Bouléz über 30.000 Stück absetzen. Sicher keine Musik wie sie üblicherweise bei Wunschkonzerten gespielt wird, aber Naxos bewegt sich auch auf einem ganz anderen Preisniveau als Savalls Alia Vox.
Daneben erinnere ich mich dunkel an ein kurzes Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Klassikabteilung im Kölner Saturn vor etwa einem Jahr. Auf die Frage nach einer vergriffenen CD von Musica Antiqua Köln hieß es (sinngemäß), die DGG würde bei weniger als 3000 (könnte auch 5000 gewesen, genau weiß ich es nicht mehr) verkauften Exemplaren keine Neuauflagen herausbringen.
Hier im Forum las ich über das (mir bislang unbekannte) Label Kairos, dessen absoluter Verkaufsschlager, Lachenmanns Oper "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" in einer Auflage von 4000 Stück produziert wurde. [SIZE=7][ursprünglich falscher Werktitel und Auflagenstärke korrigiert, siehe Folgebeitrag][/SIZE]
Vier Plattenfirmen, vier Zahlen verschiedener Größenordnung. Generell, so mein Eindruck, erfährt man aber eher wenig von den Mengen, die sich im Klassikmarkt absetzen lassen. Auch gibt es sicher große Unterschiede, so verkaufen sich Operngesamteinspielungen möglicherweise nicht so häufig wie Symphonien, Alte Musik oder Modernes eventuell weniger als Klassik oder Romantik. Auch ist der Markt heute womöglich fragmentierter als zu LP-Zeiten.
Mich würde einfach interessieren wie groß 'unser' Markt tatsächlich ist. Die Auflagenstärken der Labels dürften sich in der Regel am erwarteten Absatzvolumen orientieren. Könnt ihr mit Zahlen aufwarten, Einblicken oder Erfahrungswerten? Oder lassen sich aus Zahlen wie den o.g. vielleicht gar keine allgemeinen Rückschlüsse ziehen?
@Blauhelmtruppe: Sollte der Beitrag in einem bereits bestehenden Thema besser aufgehoben sein, dürft ihr gerne Verschiebebahnhof spielen. Ich fand aber keines, welches mir richtig zu passen schien.