Hallo!
Ich habe vergeblich nach einem inhaltlich treffenden Thread gesucht, um das nachfolgende bekannt zu geben:
Es ist bekannt, daß Mozart das "Rondó vom Stadtler" - gemeint ist der Finalsatz des Clarinettenkonzerts A-Dur KV 622 - unter dem Einfluß von Koffein und Nikotin vollendete, denn Mozart berichtet dies in einem Brief an seine in Baden bei Wien kurierende Frau Constanze am 7./8. Oktober 1791.
Im von Thomas Pape gestarteten Thread über die "Schokolade in der Oper" fordert Barezzi zu diesem Thread heraus:
Zitat
Mozart liebte sie wohl auch (oder Da Ponte) – schon im Don Giovanni wird „cioccolatta“ nebst „caffè“ serviert. Damals war das wohl gerade der letzte Schrei.
In der Tat war Kaffee, Schokolade und Tee, die jeweils Koffein enthalten, zu jener Zeit in der Mitte des 18. Jahrhunderts sehr beliebte Getränke. Nicht nur, daß sogenannte Caféhäuser seit ihrer ersten Gründung auf europäischem Boden 1652 in London wie Lauffeuer aus dem Boden sproßen und wie Pilze um sich griffen - man könnte einige der bekannten Persönlichkeiten dieser Zeit durchaus als kaffeesüchtig bezeichnen:
Voltaire soll nach Angaben Friedrichs des Großen nicht weniger als 50 [!] Tassen Kaffee täglich konsumiert haben. Sowohl in Bachs wie auch in Mozarts Nachlaß befinden sich hinreichende Hinweise auf den Genuß dieses anregenden Getränkes: Kaffeekannen in verschiedensten Größen und unterschiedlichster Materialien. Beethoven habe sich von Kaffee ernährt: "Zum Frühstück nahm er Kaffee, den er sich meist selbst in einer Glasmaschine bereitet hat. Kaffee scheint sein unentbehrliches Nahrungsmittel gewesen zu seyn, womit er denn auch so scrupolös verfuhr, wie von den Orientalen bekannt. Sechzig Bohnen wurden für eine Tasse gerechnet [...]" [Schindler, Bd. 2, S. 193]. Rossini schiebt seine Opernproduktivität auf den Kaffee: "Der Kaffee ist eine Sache von fünfzehn oder zwanzig Tagen; glücklicherweise die Zeit, um eine Oper zu machen" [zitiert nach: John A. Rice: Musik im Kaffee-Zeitalter].
Wenn wunderts also noch, wenn Mozart seine Seria "La Clemenza di Tito" in 21 Tagen komponierte, Händel seinen "Messias" ebenfalls in drei Wochen?
Der Autor John A. Rice merkt in seinem interessanten Aufsatz an: "Nicht alle produktiven Komponisten tranken Kaffee, Tee oder Schokolade" - er kann aber auch den bissigen Hinweis [und ich das schöne Zitat] nicht auslassen: "Laut seinem ältesten Biographen [...] trank beispielsweise Antonio Salieri nur Wasser...".
Der Autor stellt die nicht ganz uninteressante Behauptung auf, Drogen wie Koffein [das man erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als solches nachweisen konnte] und Nikotin haben die Kreativität der Künstler des 18. Jahrhunderts besonders beflügelt: Er nennt Komponisten wie Telemann, Bach, Händel, Mozart, Beethoven...
Bevor nun die Runde eröffnet sei, Kompositionen rund um den Kaffee zu nennen, sei gleich vorneweg an das Ensemble "Café Zimmermann" erinnert.
Ring frei und allen einen guten Start im neuen Jahr!
Viele Grüße
Ulli