Josef Suk (1874 – 1935)
Symphonie c-moll op. 27 „Asrael“
Erste Abteilung:
01. Andante sostenuto – Andante con moto e resoluto – Più pesante e maestoso
02. Andante
03. Vivace – Andante sostenuto – Appassionato – Maestoso
Zweite Abteilung:
04. Adagio
05. Adagio e maestoso – Allegro apassionato – Adagio e maestoso – Andante maestoso – Adagio e mesto
Entstehung: 1905 - 1906
Uraufführung: 03.02.1907, Prag
Verlag: Breitkopf & Härtel, Leipzig
Dauer: ca. 60 Minuten
Orchester:
1 Piccoloflöte
2 Flöten
2 Oboen
1 Englischhorn
2 Klarinetten
1 Bassklarinette
2 Fagotte
1 Kontrafagott
4 Hörner
3 Trompeten
3 Posaunen
1 Tuba
Pauke
Schlagzeug
Harfe
Streicher
Über das Werk:
Als sein von ihm verehrter Lehrer und Schwiegervater Antonin Dvorak im Jahre 1904 starb, wollte Josef Suk ihn mit einer Symphonie zu seinem Andenken ehren. Es sollte sein bis dahin größtes Werk werden und den Titel „Asrael“ tragen, den Namen des Engels im jüdischen Glauben, der die Seelen der Toten wegführt.
Die gut einstündige Symphonie kann gegenüber den kurzen, bisher komponierten Werken, als Monument gelten. Schon die feierliche Eröffnung macht bereits den Willen zur Großform deutlich. Das schicksalhafte Anfangsthema tritt unter Paukenwirbel im Streicher-Unisono fortissimo auf und dominiert nicht nur den gesamten ersten Satz, sondern erscheint im Verlauf des gesamten Stückes immer wieder. Gegen Ende des Kopfsatzes ringt es sich zum Dur durch, zu einem scheinbar triumphalen Schluss nach größter Verzweiflung. Doch dieser kurze Augenblick der Hoffnung wird sofort mit einem Moll-Wechsel zunichte gemacht, das Thema treibt den Satz jetzt unerbittlich als Marsch zu seinem Ende.
Schicksalsthema
Während der vierte Satz wehmütig mit „An Otylka“ überschrieben ist und zart und mit warmen Tönen die Verstorbene porträtiert beginnt der Finalsatz mit dem Todesthema in den vier Pauken und einer trotzigen Figur der Blechbläser. Dieser neue fünfte Satz, der wie der erste in der Sonatenhauptsatzform mit langsamer Einleitung steht, bringt gegen Ende das Schicksalsthema nach C-Dur gewendet im pianissimo in den Blechbläsern und schließt im verklärten Licht höchster Streicherlagen, deren tröstende Wirkung auch ein kurz angespielter b-Moll- und es-Moll-Akkord in den geteilten Streicherbässen nicht beeinträchtigen können.
Die letzten elf Takte der Symphonie
Suk begann die Arbeit an Asrael auf einer Konzertreise nach Hamburg im Januar 1905. Bereits im Juli hatte er die ersten drei Sätze vollendet und mit dem vierten begonnen, als ihn ein zweiter, noch härterer Schicksalsschlag traf: Seine junge Frau Otylka starb im Alter von 27 Jahren nur vierzehn Monate nach ihrem Vater. Suk war untröstlich und verzweifelt: „Seit dem schrecklichen Augenblick, als der Stern meines Lebens in meinen Armen verlosch, ist heute der erste Tag, an dem ich eine Feder in die Hand genommen habe. Ich kann mit niemandem sprechen, meine ungeheure Qual treibt mich von Ort zu Ort – und je länger sie dauert, desto stärker schmerzt mich mein Herz – mein Leiden ist mehr als ein Mensch ertragen kann.“
Irgendwie schaffte Suk es dennoch, die Kompositionsarbeit wieder aufzunehmen. Er verwarf die Skizzen zum lyrisch geplanten vierten Satz und auch den fünften, der ein grandioser Variationensatz zu Ehren Dvoraks werden sollte. Stattdessen schuf er die beiden letzten Sätze im Gedenken Otylkas. Die Uraufführung fand am 3. Februar 1907 in Prag statt.
Ganz offenbar ist es Josef Suk schließlich gelungen, seinen Schmerz und die Phase der Depression mit dieser Symphonie zu überwinden. Er schrieb an einen Freund: „Weißt du, was ich durchmachen musste, bis ich dieses letzte C-Dur erreichte? Nein, es ist kein Werk des Schmerzes – es ist ein Werk übermenschlicher Kraft!“
Empfohlene Einspielung:
Czech Philharmonic Orchestra
Jiri Belohlavek
Chandos
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Davidoff