So Ihr Lieben – jetzt ist er also vollendet, der Rundgang durch das Kirchenjahr: Alle uns heute überlieferten Kantaten Bachs, die für einen Sonn- oder Feiertag bestimmt waren, sind jetzt hier im Tamino-Bachkantatenforum zu finden!
Ich bin tatsächlich ein bisschen stolz darauf, dass es wirklich geklappt hat, sämtliche dieser quasi „termingebundenen“ Kantaten Bachs pünktlich zum dafür bestimmten Zeitpunkt den geschätzten Mit-Taminos (und allen Mitlesern) zur Verfügung zu stellen. Dass dies terminlich hinhauen würde, hätte ich selbst nicht zu hoffen gewagt – aber wie heißt es so schön: Es geht nichts über eine gute Vorbereitung...
Als wir vor einem Jahr dieses Projekt gestartet haben, war ich zunächst als interessierter Mitleser dabei. Aber schon am 4. Advent (der in 2006 am 24.12. lag) hatte ich spontan die Erstellung des Threads übernommen und spätestens seit Weihnachten dann war ich – passenderweise wie die Jungfrau zum Kinde – tiefer in dieses Projekt hineingerutscht, als ich es ursprünglich geplant hatte (wozu einen die vielen Mußestunden an den Feiertagen doch verleiten können ).
Und was soll ich sagen:
Einmal in dieses Projekt involviert, konnte ich irgendwie nicht mehr davon lassen! Hätte ich damals geahnt, dass ich diese Nummer tatsächlich für den Rest des Jahres konsequent durchziehen würde – ich hätte es wahrscheinlich nicht geglaubt.
Aber irgendwie kam alles wie von selbst: Der Spaß an der ganzen Sache (der bis heute nicht nachgelassen hat), die Woche für Woche neue Motivation, sich mit den gerade zur Jahreszeit passenden Kantaten zu beschäftigen – die viele wunderbare Musik, mit der man sich beschäftigen konnte – ich habe es keinen Moment bereut (sonst hätte ich wahrscheinlich auch nicht durchgehalten)!
Und zu lernen und erfahren gab es ja nun wirklich eine ganze Menge: Da waren Feiertage, die heute in der Form nicht mehr existieren (oder zumindest nicht mehr von der Bedeutung sind, wie zu Bachs Zeiten): Wer rechnet schon damit, dass es z. B. für den 27. Dezember (= 3. Weihnachtsfeiertag), den Pfingstdienstag, oder eigentlich „unscheinbare“ Tage wie den 24. Juni oder den 2. Juli eine ganze Reihe Kantaten gibt, die natürlich Teil des Projektes waren?
Über diese Feiertage und deren (heute meist „verschüttete“) Bedeutung etwas in Erfahrung zu bringen, war mindestens genauso interessant, wie einige Ereignisse in Bachs Leben, die in unmittelbarem Zusammenhang mit seinen Kantatenkompositionen stehen, näher zu beleuchten: Besonders spannend fand ich hier die sogenannte „Kantoratsprobe“ in Leipzig am 7. Februar 1723 und später dann (nach erfolgter Einstellung als Thomaskantor) Bachs „Dienstantritts-Kantate“ am 30. Mai 1723.
Außerdem gab es neben der ganzen Musik, die zu hören war, auch jede Menge typischer Barockdichtung zu lesen. Da ich wirklich den Text jeder Kantate eigenhändig abgetippt habe (ich brauche dieses „haptische“ Erfassen der Sätze – da bleibt bei mir viel mehr hängen, als wenn ich nur auf „Copy & Paste“ drücke), konnte ich mich wirklich intensiv mit jeder einzelnen Formulierung befassen und habe oft schmunzeln müssen über die ein oder andere so treffend direkte Formulierung, wie es sie halt nur zu dieser Zeit gegeben haben konnte! :]
Des Weiteren konnte man noch einiges über die verschiedenen Dichter erfahren, die Bach Texte für seine Kantatenkompositionen geschrieben haben – auch wenn diese in den meisten Fällen leider unbekannt geblieben sind, sind doch einige Namen bekannt und es lohnt sich, sich näher mit Biographien von Leuten wie Salomon Franck, Georg Christian Lehms oder Christiane Mariane von Ziegler zu beschäftigen. Und ich bin persönlich mehr denn je der Auffassung, dass Bach mehr eigene Beiträge zu den von ihm vertonten Kantatentexten beigesteuert hat, als man meinen sollte...
Wie geht es nun weiter?
Das Bachkantatenprojekt hier im Forum ist natürlich noch nicht zu Ende – schließlich warten noch eine ganze Reihe geistlicher wie weltlicher Kantaten (ohne konkrete Bezüge auf bestimmte Sonn- oder Feiertage) darauf, hier vorgestellt zu werden. Aber das kann jetzt ohne „Termindruck“ in regelmäßig unregelmäßiger Folge geschehen. (Ich bin schon in der Planung für die Kantaten, die anlässlich der Kirch- und Orgelweihe komponiert wurden... :] )
Außerdem kann jetzt innerhalb des chronologischen Neustarts wiederum am 1. Advent ein weiterer Rundgang durch das Kirchenjahr mit Bach erfolgen (jetzt sind die Grundlagen hierfür ja vorhanden) – und da möchte ich alle Taminos ermuntern, sich weiterhin zu beteiligen und keine Scheu zu zeigen, auch hier an entsprechender Stelle zu posten:
Jeder Beitrag, jede Frage egal wie vermeintlich unwichtig oder banal sie auch sein mögen, sind hier (wie natürlich auch anderswo im Forum) herzlich willkommen! Warum sollte sich auch jemand abgeschreckt fühlen, hier einen Beitrag zu posten? Schließlich sind wir doch alle hier, um uns über Musik und unsere damit verbundenen Eindrücke und Erlebnisse auszutauschen.
Daher freue ich mich natürlich über Beiträge aller Art im Kantatenforum, seien es Konzerterlebnisse (ob als MitsängerIn oder –musizierender oder „nur“ als Zuhörer) zu bestimmten Werken, seien es besondere Lieblingsstücke, gern gehörte Aufnahmen, Kritik an misslungenen Einspielungen – oder einfach nur Fragen zu verschiedenen Kantaten oder einzelnen Sätzen daraus. Ich glaube, da gibt es für uns Alle noch eine Menge zu schreiben! :]
Bevor wir im November 2006 mit dem Kantatenprojekt begonnen hatten, gab es eine Diskussion über die etwas unlogische Nummerierung der einzelnen Kantaten innerhalb des BWV (“Bachwerkeverzeichnisses“) – mittlerweile haben wir hier im Forum nun eine eigene liturgisch-chronologische Zählung, die sich durchaus sehen lassen kann, wie ich finde: Das „Tamino-Bachkantaten-Verzeichnis“, kurz TaBaKV (sprich: „TaBaKaVau“)
Abschließend danke ich allen Mit-Taminos, die während des Jahres das ganze Projekt unermüdlich mitverfolgt haben und mir z. B. durch regelmäßige Postings das Gefühl gegeben haben „Du bist nicht allein!“
Und natürlich danke ich dem unvergleichlichen Alfred Dürr, ohne dessen Standardwerk „Die Kantaten von J. S. Bach“ die ganze Arbeit hier fast unmöglich gewesen wäre.
Eine große Hilfe (neben zahlreichen, mal mehr mal weniger informativen CD-Booklets) war außerdem Arnold Werner-Jensens zweibändiges, seinerzeit bei Reclam in der Reihe „Reclams Musikführer“ erschienenes Werk über das Vokal- und Instrumentalwerk Bachs.