Franz Liszt: Die Sinfonischen Dichtungen und Sinfonien

  • Liebe Forianer,


    Wenn von Franz Liszt die Rede ist, dann denken die meisten wohl an Klavierwerke.



    Dennoch hat List eine relativ große Zahl sinfonischer Dichtungen komponiert, dern bekannteste die Nr 3, Les Preludes ist (Nach der Dichtung des französischen Lyrikers Alphonse de Lamartine), da sie im zweiten Weltkrieg als Kennung für Wehrmachts -Sondermeldungen diente, wahrlich keine angenehme Erinnerung für viele. Ich, der ich diese Zeit aber nicht miterlebt habe, stehe dem Werk naturgemäß neutral gegenüber.


    Ebenfalls zumindest namentlich bekannt ist noch "Mazeppa" nach einem Gedicht von Viktor Hugo.



    Wer kennt heute schon noch die "Hunnenschlacht" oder "Von der Wiege bis zum Grabe" ?


    Genau diese hypothetische Frage verwandle ich nun in eine reale:


    Welche Werke kennt Ihrl, habt Ihr auf CD, und welche ?
    Warum, meint Ihr, sind diese Werke heut so in Vergessenheit geraten?


    Welche Interpretation sind anzuraten, wovon sollte man besser die Hände lassen...


    Da gibts sicher einiges dazu zu sagen


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    na, da hast Du aber ein Thema auf den Tisch und mich zum Liszt hören gebracht - wo ich nun wirklich der allerletzte bin, den man als Liszt-Fan bezeichnen könnte. In den meisten Konzertführern ist ja zu lesen, das die Hunnenschlacht eine unsägliche Zeitverschwendung ist - und dem will ich Glauben schenken und nie im Leben die Hunnenschlacht hören.
    Ich habe dies Kurt Masur CD mit dem Gewandhausorchester:

    Das Gewandhausorchester spielt sehr schön unter Masur - der einzige titel, der mich an dieser CD längerfristig interessiert sind die Les Preludes. Hatte gerade den "Mephisto-Walzer Nr.2" gehört und kann damit aber auch rein gar nichts anfangen. Was soll das? Ich hörte überall nur einen 2/4 und 4/4 Takt!
    Orpheus, Mazeppa und Tasso werde ich später hören und ggf. beschreiben. Ansonsten liegen mir die Tongemälde von Smetana, Dvorak, R. Strauss viel eher und Liszt gerät diesbezüglich IMO zu recht ein bisschen sehr in den Hintergrund.
    Gruß, Markus

  • Hallo,


    natürlich "Les Préludes" als Referenz unter Fricsay:



    Diese Aufnahme wurde ja hier zu Recht schon des Öfteren gelobt.


    Als Konzerterlebnis habe ich vor einigen Monaten Liszts "Tasso" mit nach Hause genommen.
    Den fand ich von der Musik fast besser als Tschaikowskys "Francesca da Rimini", das davor gespielt wurde.
    Und bei mir will das schon etwas heißen.



    Gruß, Peter.

  • Hallo


    Ich habe jetzt nochmal die oben vorgestelt CD von Kurt Masur gehört.
    Zu Tasso, Orpheus und mazeppa kann ixh sagen: Naja, wers mag, der soll glücklich damit werden. Lässt sich ganz schön anhören, ist auch keine zeitverschwendung - aber weltbewegend ist es wirklich nicht.
    Masurs Les Preludes finde ich übrigens wunderschön - ein riesen Lob für Masur und das Gewandhausorchester. Fricsays (DG), Furtwänglers (EMI, Wien) und Karajans späte Aufnahme (DG) kenne ich auch - da finde ich Masur etwas besser und präziser gelungen.
    Freilich traut sich niemand mehr die Les Preludes dermaßen mit "Schmackes" aufzuspielen, daß man meinen könnte, es sei nicht "political correct".


    Also, viel spaß weiterhin mit dem Liszt Ferenc.
    Gruß, Markus


    p.s.: @Peter: "Francesca da rimini" mußt Du Dir mal in der Interpretation von Mrawinski anhören, dann gefällt es Dir möglicherweise besser. Koussevitzky (1946) ist auch gut (Koussevitzky - maestro risoluto - 10 CD-Edition)

  • Hallo Alfred


    Können wir den Thread erweitern in Richtung
    FAUST-SINFONIE und DANTE-SINFONIE?



    Die Faust-Sinfonie würde ich dann umgehend noch mal hören, sie bedeutete mir vor Jahren beim ersten hören nicht viel (ist aber interessant als Vorgängerwerk von Mahlers Achter)


    Die Dante-Sinfonie kenne ich leider nicht - das Thema würde mich aber sehr ansprechen. Ausserdem haben wir dann zufällig auch eine Brücke zur oben zufällig angesprochenen Francesca da Rimini - die ja in Dantes Inferno schmoren muß, die Ärmste.


    Gruß, Markus

  • Hallo Liszt-Freunde,


    das habe ich nun schon des öfteren gehört, das die lisztschen Orchesterwerke eine nicht so hohe Beliebtheitsscala haben wie andere.
    Schade - und von Zeitverschwendung kann da meiner Meinung nach überhaupt keine Rede sein.


    Man sollte Liszt´s sinfonische Dichtungen auch nicht nur an Les Preludes festmachen und nur dieses eine Stück betrachten. Aber Ferenc Fricsay ist hier wirklich einer der Besten.


    :)Eine sehr gute Gesamtaufnahme aller Dichtungen hat Haiting/LSO auf Philips gemacht (diese hatte ich schon in der LP-Version). Aber auch der schon erwähnte Kurt Masur/Gewandthausorch.Leipig auf EMI ist sehr gut gelungen.
    :)Meine EMI-3CD-Box mit Masur mit der DANTE-Sinfonie und den sinf.Dichtungen Festklänge; Bergsymphonie; Die Ideale; Von der Wiege bis zum Grabe; Les Preludes; Mazeppa; Tasso; Orpheus; Prometheus höre ich oft und gerne, diese ist gestrichen und durch eine 7CD-EMI-Box ersetzt worden. Kurt Masur zeigt was in dem sehr schön klingenden Leipziger Orchester steckt.

    Die Dante-Sinfonie muß Schostakowitsch gekannt haben. Da ist am Schluß des ersten Satzes (Inferno) eine Steigerungspassage mit einer aufwärssteigenden chromatischen Tonfolge, die in Schostakowitsch´s 11.Sinfonie fast gleich auch vorhanden ist. Für meine Ohren ein lohnendes Werk, das mehr Beachtung finden sollte.


    :) Die FAUST-Sinfonie hat Ansermet/Orch.de la SuisseRomande auf meiner alten Decca-Doppel-LP in referenzwürdiger Manier aufgenommen.
    Auf CD steht Solti/ChicagoSO auch auf Decca dieser in nichts nach und begeistert durch noch bessere Durchhörbarkeit und wie bei Solti bekannt - größte Spannung.
    Die Einzel-Decca-CD ist gestrichen und wurde durch eine Doppel-CD ersetzt.


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo


    Ich habe gestern nacht zum ersten mal in aller notwendigen Ruhe und Geduld die Faust Sinfonie in Bernsteins Aufnahme gehört (s.o.).
    Ruhe braucht man dazu und man darf es nicht eilig haben und ungeduldig auf die Passagen warten, die einen direkt ansprechen. Unter diesen Voraussetzungen kann diese Sinfonie wirklich gut gefallen.
    Es gibt drei Sätze:
    1. Faust (19:41)
    2. Gretchen (23:02)
    3. Mephistopheles + Schlußchor "alles vergängliche ist nur ein Gleichnis) (24:18


    Das Dilemma ist mal wieder, daß sich die autonome, symphonische Musik irgendwie mit einem "Programm" unterlegen lassen muß - und das ist IMO nicht recht überzeugend gelungen. Trotzdem finde ich, daß die Faust-Sinfonie gehört werden sollte - ich werde sie fortan "alle jahre wieder" hören wollen. Bernsteins Dirigat ist voller Inbrunst - recht ansprechend. Ich weiss nicht, ob ein Pieree Boulez zum Beispiel viellciht doch ein besserer Dirigent für dieses Werk wäre. Keine Ahnung,ich hab auch keine Vergleichsmöglichkeit. Selbst das Booklet gibt zu, daß die Entstehung dieser Aufnahme ein undurchsichtiger Mix aus Livemitschnitt, sogar TV-Mitschnitt und Aufnahme unter Studiobedingungen ist - obwohl ohne Publikum die akustischen Verhältnisse im Saal schlechter sind. Zudem hört man Bernsteins asthmatisches Schnaufen. Alles in allem aber trotzdem eine klanglisch gute Aufnahme.
    Der erste Satz geht langsam an, Faust als seniler, Todessehnüchtiger Grübler, nach einiger Zeit wird man dann musikalisch mit dem vorwärtsdrängenden Charakter Fausts bekannt gemacht. Der Gretchen Satz kommt erst scheu, dann aufblühender daher. Mephisto hat kein eigenes Thema, er spielt mit Faust und Gretchen. Der Schlußchor (Männerchor + Solotenor) ist interessant, da er viele parallelen zum Schluß von Mahlers Achter aufweist. Mahler 8 Fans müssten eigentlich auch die Faustsinfonie kennenlernen.


    P.s.: auf der ursprünglichen LP-Veröffentlichung war noch der Prolog zu Boitos Oper Mephistophele angekoppelt. Zu diesem Werk gibt es auch Ähnlichkeiten in Klang und gestus. Schade, daß uns dieser Ausschnitt vorerst vorenthalten wird.


    Würde mich freuen, wenn mir jemand in dieser Art auch die Dante-Sinfonie vorstellt, da ich sie bisher nicht kenne.
    Grüße, Markus

  • Hallo Alfred,


    ja, ich gestehe es: auch ich habe mir im Anfall geistiger Umnachtung die hier schon mehrfach genannte CD mit Masur geholt, obwohl mir Wagners Urteil über die Musik seines Schwiegervaters ja eine Warnung hätte sein müssen. "Schwüle, verbrauchte Musik".


    So habe ich es dann auch empfunden. Was mir da aus den Boxen entgegen klang, tönte und dröhnte war wirklich nicht das, was mich zu Gefühlswallungen geschweige denn Begeisterungsausbrüchen hätte verleiten können. Das einzige, was ich verspürte, war das dringende Bedürfnis, meinem CD-Player die schwere Kost möglichst schnell wieder zu entreißen und meinen LS eine Pause zu gönnen.


    Case zu, Affe tot - ab ins Regal und nie wieder gehört. Aber man hats - der Vollständigkeit halber und um mitreden zu können :Dl

    Beste Grüße aus Bonn
    Matthias


    Ich tu', was meine Pflicht gebeut, doch hass' ich alle Grausamkeit (ROCCO)

  • Hallo Rocco,


    auf welche Werke bezieht sich Dein Urteil über Liszt, die Du mit Masur gehört hast ?


    Schade, denn wer wie ich früher die Partituren der Liszt-Dichtungen mitgelesen hat, kann ermessen welch kunstvolle Orchesterstrierung Liszt
    bei seinen Orchesterwerken verwendet hat. Dabei kommen seine meisterlichen Klavierkenntnisse voll zum tragen - die Orchesterpartituren sind voll gespickt mit dicken Akkorden. Die lisztschen Sinf.Dichtungen dienten der Nachwelt (R.Strauß, Dvorak, Tschaikowsky, Sibelius, u.v.a.) als Vorbild für Programmmusik.
    Berlioz und Liszt sind quasi die Begründer der Programmmusik.


    ;) Gut das die Geschäcker nicht alle gleich sind - mir haben die Orchesterwerke von Liszt schon immer sehr gut gefallen. Mir kommt die emotionale Tonsprache von Liszt sehr entgegen. Das diese Musik "schwül und verbraucht" sein soll kann nur aus den Federn einer Minderheit stammen. In meiner Jugendzeit war er mal mein Lieblingskomponist und das wegen den Sinf.Dichtungen.
    Die Sinf.Dichtung Tasso hatte es mir direkt angetan. Ich kann bestätigen, was petemonova im Vergleich zu Tschaikowsky´s Francesca da Rimini schreibt.


    :hello: Ich empfehle zum besseren Verständnis den Orchesterführer Franz Liszt´s Symphonische Werke, den ich (von der Verwandtschaft geerbt) in der Auflage von 1923 in deutscher Schrift besitze.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo WOlfgang,


    ich kann es Dir, ehrlich gesagt, nicht mehr sagen. Ich habe die gesamte erste CD gehört und versucht, die Musik an mich rankommen zu lassen und sie zu verinnerlichen - Vergebens - sie langweilt mich. Es mag durchaus kunstvoll instrumentiert und vollgespickt mit dicken Akkorden sein - ist einfach nicht mein Fall. Mir sagen seine Orchesterkompositionen nichts.


    Liszt und Berlioz als Begründer der Programmusik zu bezeichnen, halte ich für äußerst kühn. Beethoven's 6. Symphonie, Wellingtons Victory oder die vier Jahreszeiten von Vivaldi, um nur drei zu nennen, halte ich ebenso für Programmusik.


    Aber, wie Du schon richtig sagst - die Geschmäcker sind, Gott sei Dank, verschieden - jedem Tierchen sein Pläsierchen :yes:

    Beste Grüße aus Bonn
    Matthias


    Ich tu', was meine Pflicht gebeut, doch hass' ich alle Grausamkeit (ROCCO)

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  • Hallo Rocco,


    Beethoven´s Sinfonie Nr.6 ist keine Programmmusik.


    Beethoven hat doch gesagt: Mehr Empfindung als Malerei !!!


    ;) Die beiden ersten Komponisten mit Programmmusik waren Berlioz und Liszt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hmm, ja, gut, oder auch nicht gut - wollen wir uns kloppen? 8)


    Zitat:


    "Bezeichnung für Instrumentalstücke, die außermusikalische Themen zum Inhalt haben. Die Nachahmung von Vogelstimmen, Waffenlärm etc. ist schon in der Chanson des 15. Jahrhunderts zu finden (C. Janequin). Besonders in der englischen Virginalmusik (spezielle Form des Cembalos) des 17. Jahrhunderts werden häufig außermusikalische Bezüge dargestellt (W. Byrd, The Bells). Im späten 18. Jahrhundert etablierte sich die Programmsinfonie spätestens mit Beethovens Pastorale op. 68 als anspruchsvolle Gattung (sinfonische Dichtung, Tondichtung)."


    Aus: Klassik heute


    Zitat:


    " ... '''Programmmusik''' (gr. programma, schriftliche Bekanntmachung) bezeichnet Musik, die sich von Themenvorgaben aus dem nicht-musikalischen Bereich (wie Dichtkunst, Malerei, Bildhauerei, Natur, Technik u.ä.) anregen und beeinflussen lässt...
    Weitere bekannte Beispiele für Werke der Programmmusik in der Musikgeschichte sind:


    Die vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi
    6. Sinfonie (Pastorale) von Ludwig van Beethoven
    ..."


    Aus: Faventia


    Soll ich weitermachen? 8)

    Beste Grüße aus Bonn
    Matthias


    Ich tu', was meine Pflicht gebeut, doch hass' ich alle Grausamkeit (ROCCO)

  • Hi,


    vielleicht könnt ihr euch darauf einigen, dass Berlioz und Liszt die Wegbereiter für ein eigenes Genre von Orchesterkompositionen im 19. Jhdt. waren, für die es schon einzelne Beispiele in früheren Epochen gab?


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    dein Vorschlag wird sehr moderierend und ich würde von meiner Seite aus dieser Definition zustimmen :yes:

    Beste Grüße aus Bonn
    Matthias


    Ich tu', was meine Pflicht gebeut, doch hass' ich alle Grausamkeit (ROCCO)

  • Hallo Theophilus und Rocco,


    exakt formuliert, ich möchte mich damit auch anschließen:
    .............................. :hello:...............................

    Zitat

    vielleicht könnt ihr euch darauf einigen, dass Berlioz und Liszt die Wegbereiter für ein eigenes Genre von Orchesterkompositionen im 19. Jhdt. waren, für die es schon einzelne Beispiele in früheren Epochen gab?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Taminos,


    egal, wie man Liszt's Orchesterschaffen bezeichnet: an mir gehen seine Orchesterwerke doch eher so vorbei, bewirken oft Ratlosigkeit, auch Langeweile, sorry, nicht meine Musik. Fast wie bei Strauss... :stumm:. (und dabei hat er doch mit einigen seiner Klavierwerken bewiesen, dass er komponieren kann ).


    Gruß
    Uwe

  • Ja, wir sollten feststellen, dass Liszt weder der Erfinder der Programm-Musik war noch der Erfinder der fettlosen Bratkartoffel :stumm:
    Nichts desto trotz hat er den Begriff der "Sinfonischen Dichtung" eingeführt, was immer man aus der Bezeichnung auch deuten mag.


    Meine etwas detailliertere Stellungnahme zu den Einspielungen kommt, sobald ich heute abend zu Hause bin.


    Nur vorab soviel: auch mit den Liszt-Werken kann ich Herrn Das-Orchester-Bin-Ich-Alleine Kurt Masur überhaupt nicht 'verknusen', da er fast alles hier viel zu laut und viel zu breit angelegt hat. Schade nur um das ansonsten hervorragende Gewandhausorchester Leipzig, das ein solches Dirigat über sich hat ergehen lassen müssen.
    Allerdings muss ich zugeben, dass ich gerade bei den Sinfonischen Dichtungen nur schwer zufrieden zu stellen bin...


    Gruß,
    Jürgen

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • Hallo jpsa, Uwe und Thomas Bernhard und alle,


    tja, es scheint wirklich mehrere zu geben, die Liszt offenbar nicht verstehen. Es sind zugleich auch diejenigen, die Richard Strauß nicht zu ihren Lieblingen zählen.
    Für mich sind Beide (R.Strauss und Liszt) Komponisten, die ich sehr schätze und oft auf meinem CD-Teller rotieren lasse - :D die CD´s von Beiden.



    jpsa
    Das Du Kurt Masur mit seinem ehemaligen Leipziger Gewandhausorchester nicht magst wundert mich - alles was ich in dieser Kombination gehört habe finde ich Klasse. Ganz besonders möchte ich neben den sinf.Werken von Liszt auch die Prokofieff - Klavierkonzerte Masur/Beroff hervorheben.
    In den 80er Jahren habe ich Masur mit seinem Orchester auch in der Beetvovenhalle Bonn in einem denkwürdigen Konzert erlebt.
    Seine Interpretationen finde ich keinesfalls zu knallig oder laut und breit, sondern absolut angemessen und interessant.
    Du scheinst eher ein Vertreter der leisen Töne zu sein - ich nicht.


    Du schreibst, das Du bei den Sinf.Dichtungen nur schwer zufrieden zu stellen bist ........ welche Aufnahmen sind das denn für Dich ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Les Preludes: Furtwängler, Wiener Philharmoniker, studio, 1954, EMI



    Ein Track vor den Les Preludes auf dieser CD befindet sich Schumanns Manfred Ouvertüre. Was ich zu ihr geschrieben habe, gilt auch im Prinzip für die Les Preludes. Furtwängler klingt im Studio meist bedächtiger als live. Im Detail oft sehr hübsch, Furtwängler läßt sich Zeit (16:00 min).
    Zum "Hauptthema", der "Wehrmachts-sondermeldungsfanfare" nimmt Furtwängler das Tempo deutlich zurück und buchstabiert diese gewissermaßen, diesen "Jingle" wollte er dann wohl nicht zu emotional darbeiten !? Wobei er an diesen Stellen an Lautstärke nicht spart. Die anderen Theman geht Furtwängler recht innig an.
    Alles in allem würde ich diese Aufnahme nicht unbedingt empfehlen.

  • Sir Georg Solti wurde nach eigenem Bekunden auf die Faust-Sinfonie aufmerksam als er bei einem Freund die Einspielung mit Sir Thomas Beecham hörte und dort ein "unentdecktes Meisterwerk" vorfand.


    Solti hat sich, wie in einem anderen Beitrag erwähnt, der Sinfonie mit großer Sorgfalt genähert. Da aber (auch hier) Siegfried Jerusalem nicht "mein Fall" ist im kurzen Tenorpart, ziehe ich zwei Aufnahmen vor:


    Die momentan anscheinend leider nicht mehr erhältliche Einspielung mit Beecham und dem Royal Philharmonic Orchestra. Sie stammt aus April 1958 und klingt, entsprechend der frühen Stereo Zeit, recht "dünn", kommt aber ohne übermäßiges Rauschen aus und bildet die Instrumente ausreichend durchsichtig ab.
    Beecham dirigiert recht zügig mit 26'51, 20'35 und 22'23 und arbeitet die verschiedenen Facetten der drei "Hauptakteure" Faust, Gretchen und Mephistopheles, sehr stimmig heraus.


    Noch lieber ist mir allerdings diese Aufnahme:



    Muti dirigiert langsamer: 30'49, 22'07 und 23'34. Bei ihm sind die Steigerungen im "Faust" Satz noch strahlender, sein "Gretchen" klingt noch lyrischer, unschuldiger und sein "Mephistopheles" ist noch ironischer, noch mehr Faust persiflierend, noch "verneinender" (im Sinne der Mephistophelesschen Selbstbeschreibung "Der Geist, der stets verneint").


    Die Einspielung stammt aus 1983 und ist technisch absolut "auf der Höhe der Zeit".

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Hallo Liszt-Freude,


    mich hat immer schon geärgert, daß ich nicht alle Orchester-Werke von Liszt auf CD bekomme, wie es früher auf LP der Fall war.


    ;) Nun habe ich diese EMI-7CD-Box endeckt und bestellt, aus der ich schon eine ganze Reihe Aufnahmen besitze und habe nun alles komplett:



    Auf dieser EMI - 7CD - Box für 25,99EURO ist alles vorhanden und das in schon bekannten und vorhandennen hervorragenden Aufnahmen mit Kurt Masur / Leiziger Gewandhausorch. und dem Pianisten Michel Beroff:


    Was ich hier zu hören bekam, insbesondere die Werke für Klavier und Orchester hat mir jetzt nach eintreffen der CD-Box "die Socken ausgezogen".


    :] TOP-Interpretationen, auch von den bekannteren Klavier-Orchesterwerken, wie den Klavierkonzerten Nr.1+2 und dem Totentanz und endlich alles komplett !!!
    Bei den reinen Orchesterwerken schlägt Masur einen härteren Ton an als Haitink - ich finde das angemessen gut. Eine Solti-Liszt-Decca-CD mit einigen Sinf.Dichtungen als Vergleich herangezogen ist auch sehr gut aber nicht besser als mit Masur.


    Vor kurzem habe ich mir wegen des Totentanzes für Klavier und Orchester die Zimmermann/Ozawa-Aufnahme (siehe auch den Liszt-Klavierkonzerte -Thread) über EBAY preiswert zugelegt; bin aber von Ozawa´s Orchesterbegleitung nicht so 100% angetan.
    Masur / Beroff leisten hier eine ungleich spannendere Version des Totentanzes und die Klavierkonzerte sind sehr gut gelungen !


    Die Werke für Klavier & Orchester:
    Klavierkonzerte Nr. 1 & 2; Wandererfantasie (Version mit Orchester);
    Polonaise brillante; Fantasie über ungarische
    Volksweisen; Fantasie über "Die Ruinen von
    Athen"; Fantaisie symphonique über "Lelio";
    Maledicion; Totentanz


    Die Orchesterwerke:
    Festklänge; Dante-Symphonie; Bergsymphonie;
    Die Ideale; Von der Wiege bis zum Grabe;
    Les Preludes; Mazeppa; Tasso; Orpheus;
    Prometheus; 2 Episoden aus Lenaus Faust;
    Mephisto-Walzer Nr.1+2; Heroide funebre; Hungaria;
    Hamlet; Hunnenschlacht; Faust-Symphonie


    :) Eine empfehlenswerte Box für Liszt-Freunde !


    Was haltet Ihr von Liszt und (wenn bekannt) von Masur´s Interpretationen ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Also ich kenne auch ein paar sin. Dichtungen Liszts.
    Nämlich Les Preludes, von der Wiege bis zum Grabe, Festklänge, Mephisto-Walzer und Prometheus. Außerdem kenne ich auch die Faust-Symphonie dirigiert von Bernstein.


    Ich möchte euch nur kund tun, dass es bei mir so war, dass ich bei keinem anderen Komponisten so lange die Stücke anhören musste wie bei Franz Liszt. Es war bei mir so, dass ich mir z. B. die Faust-Symphonie von meiner Bibliothek ganze dreimal ausgeliehen habe und mir dann immer noch nicht gefallen hat. Beim vierten mal endlich änderte sich das auf einmal schlagartig, die Faust-Symphonie gehört von da an zu meinen Lieblingswerken überhaupt.


    Ich kann nur raten alle die jetzt schon diesen Fehlkauf betätigt haben, dieses Werk von Liszt, was auch immer das sein mag, sich noch ein paar mal anzuhören. Liszt macht meiner Meinung nach eine sehr sogar für die Klassik komplexe und schwere Musik. Man muss quasi das Werk in- und auswendig kennen um es richtig genießen zu können.


    Also versucht es, schaden kann es ja schließlich nicht, vielleicht lohnte sich dann der Kauf rückwirkend doch noch. Ich bin keine professioneller Musikexperte, es könnte ja aber trotzdem sein dass es dann bei euch so ist, wie es bei mir war.


    Edit: Oh sorry, ich Idiot, ich seh grade der Thread ist ja schon uralt 8o
    Tut mir Leid.

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasW ()

  • Hallo!


    Ich besitze sowohl die Fricsay als auch die Masur Aufnahmen der symphonischen Dichtungen und habe erst vorige Woche durch Zufall eine Hungaroton-Einspielung unter dem Budapester Symphonieorchester mit Árpád Joó erstanden, die jetzt günstig bei Brilliant-Classics neu aufgelegt wurde.


    Bis jetzt bin ich noch nicht groß zum Vergleichshören gekommen - aber der erste Eindruck von der Aufnahme ist sehr gut - die Klangtechnik ausgesprochen gut und die Interpretation findet bei mir Zuspruch.


    Auf der 5er CD-Box sind auch Stücke versammelt, die man sonst eher nicht findet wie zB. Szózat és Hymnus - Fantasie (auf dieses Stück gründet sich die heutige ungarische Hymne) oder auch Hungaria.


    Grüße,
    Andi

  • Hallo ThomasW,


    Du schreibst " Oh sorry, ich Idiot, ich seh grade der Thread ist ja schon uralt Tut mir Leid. " !
    Das ist doch völlig egal - es ist ganz normal in diesem Forum, wenn man etwas zu einem Themazu schreiben hat, dann wählt man das Thema und schreibt etwas dazu - siehe auch Themenliste ! Das Alter spielt überhaupt keine Rolle, denn man sollte nicht nur auf obenstehende Themen antworten.
    Es ist doch interessant, wenn mal wieder etwas zu einem älteren Thema kommt --- das belebt das Forum.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Oh gut, danke.


    In anderen Foren ist es durchaus nicht so. Da gibt es dann halt dutzende Seiten Threads und es sei die Regel, dass nur auf die Threads auf der ersten Seite geantwortet werden darf.

  • Wer "Eine Faust-Sinfonie" liebt, der kommt imo um diese Aufnahme nicht herum:



    Faszinierend an dieser Aufnahme ist die Zurückhaltung, die Conlon übt. Seinen Interpretationsansatz könnte man fast "introvertiert" nennen (wenn's die Musik erlauben würde ;) ).
    Das Blech ist nicht so grell-hervorstechend wie in manch anderer Aufnahme, die Streicher sind nicht überdominant, so daß die Holzbläser sehr schön zur Geltung und Entfaltung kommen. Selbst der Schlußchor, der, warum auch immer, aus Bratislava stammt, beeindruckt nicht durch Klanggewalt, sondern durch eine feine Abstufung -wenngleich, einziger Wermutstropfen, die Tenöre manchmal zu sehr herausstechen.


    So gerät der zweite Satz, "Gretchen" wunderbar lyrisch und fein ausgeleuchtet und der dritte, "Mephistopheles", zu einer feinsinnigen, nicht grellen Ironie der "Faust"-Themen.


    Da die Tonqualität ohne Beanstandung ist und das eher unbekannte Orchester wunderbar aufspielt, die Aufnahme zudem für sehr wenig Geld erhältlich ist, sollte jeder Liszt Freund zugreifen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Danke Norbert, für diese Einschätzung. Wie es der Zufall so will, habe ich diese CD sowieso schon im Blickfeld wegen des geringen Preises gehabt. ;)




    PS: Warum Tenöre? Seit wann singen bei dieser Symphonie mehrere Tenöre? Ich dachte das sei nur einer?


    Aber Liszt und Introvertiertheit? Ist das nicht irgendwie ein Widerspruch? Beim zweiten Satz ist Introvertiertheit natürlich angebracht, das ist übrigens mein absoluter Lieblingssatz, deshalb interessiert mich diese "introvertierte" Einspielung schon. :)

  • Hallo Thomas,


    gemeint waren die Tenöre im Chor.


    Sicherlich wird Liszts Musik idR anders charakterisiert als mit "Introvertiertheit". Deswegen schrieb ich ja auch "wenn's die Musik erlauben würde".


    Wenn man so will, sind die beiden von mir sehr geschätzten Aufnahmen von Muti und Conlon quasi Antipoden.


    Der eine (Muti, siehe Beschreibung weiter oben) präsentiert Orchesterglanz, läßt die Virtuosität der Musik klingen und kostet die Gegensätze aus. Der andere zeichnet feiner, ist weniger effekt-, aber nicht minder wirkungsvoll.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Liszt Freunde,
    als bekenneder Liszt Hörer muss ich mich hier auch mal einmischen. Bis ich auf Euer Forum stieß, war mir eigentlich gar nicht klar, dass Liszt eher unbeliebt sein soll. Ich habe mich für meine Verhältnisse ziemlich intensiv mit Ihm beschäftigt und für mich ist er eine der bedeutensten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Ihr werdet mir sicher dabei helfen, festzustellen ob die eher negative Betrachtung hier im Forum am Komponisten oder eher am Forum liegt. ;)


    Hier im Thread meine ich eine Lücke entdeckt zu haben. Oder hab ich was übersehen? Ich spreche von den Orchesterfassungen der Ungarischen Rapsodien. Diese zeigen sich IMO wesentlich umgänglicher als die Sinfonischen Dichtungen. Auf dem folgenden Doppeldecker sind die Rapsodien 2,4 und 5 enthalten (wobei ich meine, die 4. schon mal wesentlich flotter gehört zu haben).



    Darüber hinaus sind noch die gängigsten Dichtungen drauf (Les Preludes, Mazeppa, Tasso).


    Euer GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Zitat

    Original von teleton


    die habe ich nun auch und brenne auf die 7CD-Fassung


    etwas anders: Wie viele Ungarische Rhapsodien gibt es denn für Orchester? Ich habe nur 2,4 und 5 zusammen mit der Fantasie für Klavier und Orchester von Karajan.


    Meine Lieblingsdichtung ist allerdings Mazeppa. An Masur hab ich auch eher wenig auszusetzen.

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