Vorfreude, schönste Freude..im wahrsten Sinne des Wortes?!

  • Irgendwie und irgendwoher hat man es erfahren. Ein außergewöhnliches Werk, ein außergewöhnliches Ensemble, ein schillernder Künstler gibt ein Konzert. Ganz elektrisiert kauft man eine Karte..Wochen..Monate vor dem Konzert. Vor lauter Vorfreude kann erzählt man es überall herum: "Ich hab Karten..tollesKonzert..bin unheimlich gespannt". Und wärenddessen jedesmal ein kleines Leuchten in den Augen. Man zählt die Tage und nimmt sich vor, etwas ganz großes zu erleben, an das man noch lange zurückdenken wird.


    Irgendwann ist der große Tag da, man ist möglicherweise durch halb Deutschland/Europa gefahren, um das Konzert zu erleben. Und dann fängt es auch schon an, ist unheimlich schnell vorbei, und schon währenddessen und erst recht hinterher ist man einfach nicht so begeistert gewesen, wie man es sich zuvor so oft ausgemalt hat. Dabei war das Konzert wirklich gut, das Orchester oder der Sänger hat alles gegeben. Aber diese Euphorie ist einfach nicht übergesprungen, man ist nur halb begeistert, halb entzückt, halb verzaubert. Die andere Hälfte ist irgendwie taub.
    Das erzeugt eine gewisse Enttäuschung und Frustration.


    Mir ist das dieses Jahr schon 2 mal passiert, und ich habe mich jedesmal regelrecht geärgert darüber. Fast habe ich Angst, mir die nächste Karte für ein großartiges Konzert zu kaufen um dannach nur wieder irgendwie nicht zufrieden zu sein.


    Woran liegt das? Baut man selbst einen einen "Druck" auf, dass der Nachmittag/Abend unbedingt ein ganz großer werden muss? Oder klingt es einfach nicht wie af der geliebten CD zu Hause in der "high end"-Anlage? Hat man zuvor den Künstler zu sehr in den Himmel gehoben?


    Wer kennt solche Erlebnisse? Gibt es "Gegenstrategien"?
    Ich bin da irgendwie etwas ratlos.. ?(



    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Zitat

    Original von Chorknabe
    Wer kennt solche Erlebnisse?


    Dieda.


    Davon abgesehen: Mir geht es auch meistens so, dass mir die vorgefreuten Konzerte dann, wenn es soweit ist, irgendwie am Arm vorbeigehen... meistens bin ich dann mit den Gedanken ganz woanders. Warum, weiß ich allerdings auch nicht.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Auch wenn es kein Klassikkonzert war, möchte ich es benennen.
    Meiner Frau zuliebe hatte ich vor Monaten Karten für das Michael Buble Konzert in Hamburg gekauft.
    Genau am Tag des Konzerts war meine Frau leicht erkrankt, wir wollten alles sausen lassen - halt Peche gehabt.
    Dennoch sind wir abends nach Hamburg gefahren, Erwartungshaltung -abwarten.
    Was soll ich sagen, es war ein Superkonzert, danach noch ein bißchen mitternächtliches Sightseeing im Hafen - wir schwärmten Freunden noch Tage später die Ohren voll.


    Umgekehrt bei Netrebko: zunächst fand ich die Karten zu teuer, dann den Sitzplatz zu weit weg, die Akustik mies. Im Lauf des Konzert wurde die Stimmung besser, aber das ERgebnis: ja, ich habe Netrebko live gesehen und gehört, aber es war nicht das, was ich erwartete.


    Ich glaube, neben objektiven Umständen liegt vieles an der eigenen Erwartungshaltung, vielleicht kann ein Psyhologe etwas dazu sagen.


    Ich zitiere noch Henry Vahl aus dem Ohnsorgtheater, der in einem Stück mal sagte:
    Nimm dir nichts vor, dann schlägt dir nichts fehl.


    In diesem Sinne
    Achim :hello:

  • Lieber Chorknabe, um dieses Phänomen zu verstehen, musst du gar nicht so weit suchen.
    Es ist wohl die dem Menschen eigene Idealisierung von Dingen/Personen/Ereignissen. Bei dem Einen stärker bei dem anderen schwächer ausgeprägt. Das hängt auch teilweise vom Alter ab.
    Als Beispiel aus dem Alltag kann man z.B. das Weihnachtsfest nehmen: Mit wieviel Vorfreue, Erwartungshaltung, Vorbereitungen wird dieser Tag überfrachtet! Und was kommt da nn am Ende heraus?
    Ich hatte öfter das Vergnügen, über Weihnachten im Krankenhaus Nachtdiesnte zu machen und möchte die Tragödien, die uns da eingeliefert wurden hier nciht weiter ausbreiten.
    Alles was imaginär überladen wird, hat ganz grosse Mühe und Not auch in realiter standzuhalten. Das Kopfkino das sich in Erwartung eines Ereignisses in Dir abspielt, ist manchmal so perfekt und wunderbar, dass nur ein kühlerWindstoss da sein muss und schon fällt alles zusammen. :(
    Mit Menschen geht es doch oft genauso. Man bildet sich ein, den idealen Partner/Freund gefunden zu haben und dann hat er irgendeine Eigenschaft oder nur Angewohnheit, die so abstossend wirkt dass man vollkommen ernüchtert wird.
    Davon zu abstrahieren und das zu intergrieren, führt erst zu einer reifen Beziehung. Vieleleicht ist eine "reife Beziehung" zu Konzerten ähnlcih zu bewerten? ?(
    Ich selbst bin z.B. bitter enttäuscht worden von Sängern, die ich auf Cd bewunderte und die mir live eine solche Frustration verursacht haben, dass ich den ganzen Abend nur noch mieseste Laune hatte. :motz:
    Äls ich aber gründlich darüber reflektiert habe, wuchs im Nachhinein meine Verständnis für diese Situation und das passiert mitr nun nciht wieder, da ich mit vollkommen anderen Erwartungen in Live-Auftritte mir lieber Stimmen gehe als vorher.
    Auch von Opernaufführungen werde ich manchmal sehr enttäuscht, weil mir die Inszeneirung nciht gefällt und je länger ich mich darauf freue, desto schlimmer natürlich.
    Aber gottseidank gibt es ja auch den umgekehrten Fall: vollkommene Begeisterung und wenn die auch noch unerwartet ist-welche Seligkeit!
    In jedem Fall sollte das niemals vor einem musikalsichen Live-Erlebnis abschrecken, denn die Atmosphäre und die Schwingungen eines Konzertsaales kann keine Cd der Welt vermitteln. :no:


    Fairy Queen

  • Zitat

    Original von Fairy Queen[..]
    Ich selbst bin z.B. bitter enttäuscht worden von Sängern, die ich auf CD bewunderte und die mir live eine solche Frustration verursacht haben, dass ich den ganzen Abend nur noch mieseste Laune hatte. :motz:
    Äls ich aber gründlich darüber reflektiert habe, wuchs im Nachhinein meine Verständnis für diese Situation und das passiert mitr nun nciht wieder, da ich mit vollkommen anderen Erwartungen in Live-Auftritte mir lieber Stimmen gehe als vorher.
    [..]


    Genau jetzt wird es interessant für mich :) Wie ist es Dir gelungen, dieses offensichtlich Erwartungsdruck zu mindern? Was bedeutet "darüber reflektieren"?
    Die Freude auf ein schönes Ereignis ist schließlich etwas so ehrliches weil grundlegendes und tiefes Gefühl, dass man sich wohl sicher nicht einfach entscheiden kann, das künftig anders zu empfinden bzw. damit umzugehen? ?(


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lieber Chorknabe, für mich ganz konkret bedeutet das, meine Erwartungen auf ihren Realitätsgehalt hin zu hinterfragen.
    Damit nehme ich natürlich ein Stück Spontaneität weg und das fällt mir weiss Gott schwer, aber es ist manchmal einfach notwendig.


    Ei nganz konkretes Beispiel: ic hwar ein e grosse Verehrerin von Barbara Bonney und habe etliche Cds mit ihr, die ic hserh bewundere. Das timbre, die Musikalität, einfach iene Stimme, die mir sehr gefällt.
    Dann kündigte sich ein Live-Auftritt in meiner Stadt an und ich habe natürlich alles getan eine Karte zu bekomen, was gar nicht so einfach war. Mit Hochspannung sass ich schliesslich im Saal und erwartete Wonneschauer.
    Leider Pustekuchen. :(
    Die Stimme klang total anders als ic h sie kannte, kein Glanz, kein Charme absolut reizlos und 0/8/15 und ich war so enttäuscht, dass ich am liebsten geheult hâtte. Total versauter Abend und dem Rest des Publikums ging es offenbar genauso , denn sie hat nichtmal eine Zugabe gegeben und wurde sehr kühl verabschiedet.
    In der Nachreflektion habe ich mir dann erstmal klargemacht, dass bei Sängern zum einen die Tagesform entscheidend ist, meine Aufnahmen schon 20 Jahre alt sind und erfuhr dann später auch noch von meiner Gesangslehrerin, dass die Sängerin sich in einer sehr schlechten Verfassung befand. Also rationale Reflektion, die dieses emotionale Enttäuschungserlebenis erheblich milderte.
    Mit Cecilia Bartoli;, A-S von Otter und Barbara Hendricks hatte ich andere Erlebnisse. Bei Ersterer war ich im ersten Konzertdrittel sehr enttäuscht über eine Mini-Stimme(im Vergleich zur Cd!) bin dann aber später bezaubert und begeistert worden, als sie ihr musikalisches Feuerwerk losliess und war ganz anders entzückt als erwartet. Auch das gibt es: Erwartungen werden zwar enttäuscht, dafür aber entstehen neue Wunder, die nciht weniger schön sind als das ursprünglich erwartete. :]
    Bei Anne-Sophie von Otter war ich total erstaunt, wie kalt mich ihre Stimme live liess und
    bei B. Hendricks hat leider weder Reflektion noch Anderes geholfen-es war einfach nur schrecklich für mich.
    Dafür haben mich andere Sänger hoch entzückt und den Cd-Eindruck noch übertroffen(Villazon z.B., Felicity Lott, Petibon,Dessay) .
    Ich denke, man muss immer im Kopf haben, dass Musiker Menschen sind und dass Mesnchen keine Maschinen sind und da immer alles möglcihe passieren kann. Und dann einfach mit ganz viel Neugierde hingehen und nciht etas ganz Bestimmtes hören wollen(dazu sind CD besser!) sondern ein offenes Ohr für Überraschungen haben.
    Lieben Gruss von Fairy Queen

  • Zitat

    Original von Chorknabe
    Genau jetzt wird es interessant für mich :) Wie ist es Dir gelungen, dieses offensichtlich Erwartungsdruck zu mindern? Was bedeutet "darüber reflektieren"?
    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:


    Ganz einfach, Thomas! Es ist "nur" Musik :untertauch::D - es gibt noch andere schöne Dinge im Leben :wacky:. Am besten das geplante Konzert dem Verdrängungsorgan übergeben und erst am Abend wieder rausholen - dann bist Du freudig erregt, aber ohne den ganzen Druck den Du Dir vielleicht aufgebaut hast über die Zeit.


    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von Wulf
    Ganz einfach, Thomas! Es ist "nur" Musik :untertauch::D - es gibt noch andere schöne Dinge im Leben :wacky:. Am besten das geplante Konzert dem Verdrängungsorgan übergeben und erst am Abend wieder rausholen - dann bist Du freudig erregt, aber ohne den ganzen Druck den Du Dir vielleicht aufgebaut hast über die Zeit.
    :hello:
    Wulf


    :D und ganz ohne zu abstrahieren, integrieren, reflektieren :D


    Die Auslassungen hier erinnern mich an Bürgermeister van Bett, dabei ist die Vorfreude doch die schönste Freude...


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried