Hallo zusammen,
wie angedroht, ein paar Kommentare zu den Streichquartetten von Beethoven, zunächst den frühen opera 18, daraus nur die ersten 3, weil die in der Regel auf eine Scheibe passen.
Vorab: Ich könnte auf das gesamte Werk Beethovens verzichten, wenn ich nur die Streichquartette behalten dürfte. Ob Symphonie, Klaviersonate, Violinsonate, Oper oder Klaviertrio - im Streichquartett hat Beethoven für mich seinen Zenit erreicht (auch gegenüber anderen Komponisten). Und diese Qualität wird für mich schon in den frühen Quartetten deutlich.
Die sind für mich weniger ein langsames Herantasten des jungen Nachwuchsmusikers an die Genregiganten Haydn und Mozart, sondern eher ein ziemlich nassforsches "So hätte man es auch komponieren können, Herr Mozart ...." In der Struktur ganz klar der Klassik verpflichtet offenbart Beethoven schon im numerisch 1. tatsächlich aber 2. Quartett harmonische Entwicklungen und thematische Verarbeitungen, die bei Haydn oder Mozart nur rudimentär, wenn überhaupt, zu hören sind. Vielleicht macht diese Einschätzung auch deutlich, was ich von Einspielungen erwarte: spontanes, energisches, voranpreschendes Spiel, extrovertiert, nervös ....
Einen guten Eindruck hinterlässt (überraschenderweise) das Lindsay String Quartet (The Lindsays) mit der Einspielung aus ihrem ersten Zyklus - es gibt mittlerweile zwei Komplettaufnahmen dieses Ensembles:
Das ganze hört sich an wie ein im Studio aufgenommene (nicht produzierte!) Liveaufnahme. Vieles wirkt rauh, die Intonation ist beileibe nicht perfekt, die Ecksätze kommen ziemlich gehetzt daher. Bei genauer Verfolgung der Partitur müsste man auch über einige fehlende/falsche Noten oder komische Phrasierungen stolpern - ich mache das jedoch in der Regel nicht und freue mich zumindest bei letzterem, den Phrasierungen, über ein "neues" Hörerlebnis. Gestört hat es mich jedenfalls nicht.
Die Lindsays sind für diese Art des Spielens ("unsauber" ist ein häufig verwendeter Ausdruck) ziemlich verrufen. Es ist aber bei weitem nicht so schlimm, wie in den Schubert-Aufnahmen. Wer von diesen abgestoßen ist, könnte den Beethoven dennoch genießen. Wenn ich die Interpretation mit einem Satz zusammenfassen sollte, würde ich sagen: Das Ensemble spielt die Musik mit dem Wissen, dass sie für Beethoven nur ein Zwischenstation war - die Vorfreude auf kommende Ereignisse (op. 59) ist hörbar.
Interpretation 7-8
Klang: 7