Kunstlied: Ganymed-Vertonungen

  • Fairy Queen hat die Anregung beim Lied-Rätsel gegeben, sich der Liedkompositionen einmal mehr zu widmen, die bislang hier eher ein Schattendasein führen. Ich möchte den Anfang mit dem "Ganymed" machen und hoffe, dass aus "Kunstlied" über kurz oder lang ein eigenes "Liedforum" wird.


    Zunächst einmal der Text der Liedvertonungen:


    Johann Wolfgang von Goethe: Ganymed


    Wie im Morgenrot
    Du rings mich anglühst,
    Frühling, Geliebter!
    Mit tausendfacher Liebeswonne
    Sich an mein Herz drängt
    Deiner ewigen Wärme heilig Gefühl,
    Unendliche Schöne!


    Dass ich dich fassen möcht
    In diesen Arm!


    Ach, an deinem Busen
    Lieg ich, schmachte,
    Und deine Blumen, dein Gras
    Drängen sich an mein Herz.
    Du kühlst den brennenden
    Durst meines Busens,
    Lieblicher Morgenwind,
    Ruft drein die Nachtigall
    Liebend nach mir aus dem Nebeltal.


    Ich komme! Ich komme!
    Wohin? Ach, wohin?


    Hinauf, hinauf strebt's.
    Es schweben die Wolken,
    Abwärts, die Wolken
    Neigen sich der sehnenden Liebe
    Mir, mir!
    In eurem Schoße
    Aufwärts,
    Umfangend, umfangen!
    Aufwärts
    An deinem Busen,
    Alliebender Vater!


    und weil es so schön ist, noch einmal das Gemälde von Coreggio:



    Johann Friedrich Reichardt ist der erste mir bekannte Komponist des "Ganymed". Mir ist die Komposition leider (noch) nicht bekannt, aber die Lektüre seiner Biografie ist so spannend, dass ich mich mal ein wenig mehr um ihn kümmern werde. Er war mit Goethe befreundet, sein Liedschaffen reicht vom gewollt-einfachen Lied im Volkston bis zur dramatisch bewegten "Deklamation" (MGG), von der Empfindsamkeit bis in die Romantik.




    Liebe Grüße Peter

  • Lieber Peter, erstmal danke, dass du diesen Thread parallel zu meinen Lied-Besprechungen im Rätselforum eröffnet hast. :]
    Ich habe dort festgestellt, dass es in puncto Kunstlied bei Tamino noch eine Menge brachliegendes Ackerland gibt und ein ähnlich "klassisches"Repertoire, das im Genre Oper /Operette hier selbstverständlich vorausgesetzt werden kann, im Genre Lied Vielen ganz fremd ist.
    Da ich eine leidenschaftlcihe Lied-Verehrerin bin und gerade die Verbindung zwischen Literatur und Musik in dieser intimen Form so schätze, habe ich die Zusammenarbeit grosser Dcihter mit grossen Komponisten ganz besonders in den Vordergrund gestellt. Hier rangiert das "olypmische" Paar Goethe/Schubert natürlich an allererster Stelle! Mir ist leider derzeit nur diese eine Ganymed Vertonung bekannt. :O


    Wenn es um Lied geht, sollte man sich m.E. gleichermassen mit Text wie mit Musik auseinandersetzen und ich fordere daher auch die Germanisten und alle Literarturfreunde nachdrücklich auf, etwas zum Gedicht "Ganymed" zu sagen.
    Ich ziteire hier nun erstmal den kurzen Abschnitt aus den Metamorphosen des Ovid, der die Komponisten, Maler und Dcihter inspiriert hat:


    Einst entbrannte der König der Himmlischen in Liebe zu Ganymed, dem Phryger, und es fand sich etwas, das Jupiter lieber sein wollte, als er selbst.Doch geruht er sich in keinen anderen Vogel zu verwandeln als den, der seine Blitze tragen kann.Sofort schlägt er die Luft mit den trügerischen Flügeln und entführt den Knaben von Ilion, der noch heute für Jupiter den Becher mischt und ihm gegen Junos Willen den Nektar mischt.


    Ovid, Metamorphosen X, 155-60



    Was Goethe nun daraus gelesen hat, bzw imagniert hat, finde ich sehr spannend. Und genauso spannend finde ich, dass Schubert in seiner Vertonung das Ganze vergleichsweise gemächlich und feierlich angeht und keinesfalls diesen rauschhaften, stürmischen und drängenden Ton des Goethes Gedichts übernimmt. Zumindest nciht so, wie ich es eigentlich erwarten würden.
    Wie haben andere Komponisten das gesehen?
    Und was meinen die Taminos zu diesem Lied und dessen Interpretationen durch verschiedene Sänger?
    Ich habe z.B. eine Aufnahme mit Barbara Hendrick, wo ich mich frage, was das überhaupt für einen Sinn macht, dieses Lied von einer Frau zu hören. In meinen Ohren klingt das genauso unpassend wie Gretchen am Spinnrad von einem Mann gesungen.
    Gundula Janowitz hat es NICHT in ihrer Schubert Box und das halte ich für eine weise Entscheidung.


    Soviel mal fürs erste zur Diskussionsanregung.


    Fairy Queen

  • Liebr Peter,
    zunächst möchte ich Dich fragen, ob der Text bei Reichardt
    verändert wurde. Bei Beethoven und bei Schubert lautet der
    Liedtext, genau wie in Goethes Gedicht : "Wie im Morgenglanze".
    Morgenglanz ist ja schließlich etwas anderes, als Morgenrot, oder ?


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Liebe Queen,


    Für mich ist die schönste Vertonung, die von Schubert.


    Und die beste Interpretation die von Elisabeth Schwarzkopf,


    mit Edwin Fischer als Klavierpartner.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    zunächst möchte ich Dich fragen, ob der Text bei Reichardt
    verändert wurde. Bei Beethoven und bei Schubert lautet der
    Liedtext, genau wie in Goethes Gedicht : "Wie im Morgenglanze".
    Morgenglanz ist ja etwas anderes, als Morgenrot, oder ?


    Lieber Herbert,


    vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit. Es gibt mehrere Fassungen des Gedichtes. Vertont wurde allerdings wohl nur die späte.


    Johann Wolfgang Goethe: Ganymed


    Wie im Morgenglanze
    Du rings mich anglühst,
    Frühling, Geliebter!
    Mit tausendfacher Liebeswonne
    Sich an mein Herz drängt
    Deiner ewigen Wärme Heilig Gefühl,
    Unendliche Schöne!


    Daß ich dich fassen möcht
    In diesen Arm!


    Ach, an deinem Busen
    Lieg ich, schmachte,
    Und deine Blumen, dein Gras
    Drängen sich an mein Herz.
    Du kühlst den brennenden
    Durst meines Busens,
    Lieblicher Morgenwind!
    Ruft drein die Nachtigall
    Liebend nach mir aus dem Nebeltal.


    Ich komm, ich komme!
    Wohin? Ach, wohin?


    [Goethe: Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827). Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, S. 166891
    (vgl. Goethe-BA Bd. 1, S. 329)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band125.htm ]



    Hier nun die frühe:


    Johann Wolfgang von Goethe


    Ganymed


    Wie im Morgenrot
    Du rings mich anglühst
    Frühling Geliebter!
    Mit tausendfacher Liebeswonne
    Sich an mein Herz drängt
    Deiner ewigen Wärme
    Heilig Gefühl
    Unendliche Schöne! Daß ich dich fassen möcht
    In diesen Arm! Ach an deinem Busen
    Lieg ich, schmachte,
    Und deine Blumen dein Gras
    Drängen sich an mein Herz.
    Du kühlst den brennenden
    Durst meines Busens
    Lieblicher Morgenwind!
    Ruft drein die Nachtigall
    Liebend nach mir aus dem Nebeltal. Ich komme! Ich komme!
    Wohin? Ach wohin? Hinauf hinauf strebts!
    Es schweben die Wolken
    Abwärts die Wolken
    Neigen sich der sehnenden Liebe.
    Mir! Mir
    In euerm Schoße
    Aufwärts!
    Umfangend umfangen!
    Aufwärts
    An deinem Busen
    Alliebender Vater!


    Bei Schubert gibt es kleine Textvarianten, doch dazu in einem nächsten Beitrag



    Vielen Dank und liebe Grüße nach Troisdorf

  • Lieber Peter,
    vielen Dank für die Aufklärung. Ich bin mir gar nicht mehr
    sicher, ob, wie ich oben schrieb, Beethoven Ganymed
    vertont hat. Vielleicht kannst Du ja mal die Komponisten
    benennen, die das Gedicht vertont haben.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    vielen Dank für die Aufklärung.


    Lieber Herbert,


    ich bin Dir dankbar, dass Du aufgepasst hast.


    Zitat

    Ich bin mir gar nicht mehr
    sicher, ob, wie ich oben schrieb, Beethoven Ganymed
    vertont hat. Vielleicht kannst Du ja mal die Komponisten
    benennen, die das Gedicht vertont haben.


    Beethoven gehört auf jeden Fall nicht dazu, vielleicht wäre ihm dieser antike Stoff auch zu anrüchig gewesen. Mir sind vier Komponisten bekannt:


    Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) , "Ganymed", 1794
    Franz Schubert (1797-1828 ) , "Ganymed" , op. 19 no. 3, D. 544, 1817
    Karl Loewe (1796-1869) , "Ganymed" , op. 81 no. 5 (1836-7).
    Hugo Wolf (1860-1903) , "Ganymed" , in: Goethe-Lieder, 1889


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von pbrixius
    Beethoven gehört auf jeden Fall nicht dazu, vielleicht wäre ihm dieser antike Stoff auch zu anrüchig gewesen.


    »Die Geschöpfe des Prometheus« ? :D Zwar kein Lied aber antiker Stoff - und Beethoven...


    Herzlichst,
    Medard

  • Zitat

    Original von Klawirr


    »Die Geschöpfe des Prometheus« ? :D Zwar kein Lied aber antiker Stoff - und Beethoven...


    Lieber Medard,


    gegen das Antike hatte Beethoven sicher nichts einzuwenden, aber gegen bestimmte Stoffe. "Die Geschöpfe des Prometheus" ist, wie Du richtig bemerkt hast, ein Ballett von Vigano. Prometheus wird dort (nach dem Theaterzettel der Uraufführung) als der erhabene Geist geschildert, der die Menschen "durch Wissenschaften und Kunst verfeinerte und ihnen Sitten beybrachte". Die sittenlose Zeit findet in dem Ballett nicht statt.


    Liebe Grüße Peter

  • Selbst auf die Gefahr hin, Tannhäuser gleich, aus dem Kreis sittsamer Taminas und Taminos verstoßen zu werden, behaupte ich, dass Schubert mit seinem " Ganymed ", die Steilvorlage unseres schlitzohrigen Dichterfürsten nutzend, einen ( leider nur ) vierminütigen Liebesakt komponiert hat.
    Andere haben das naturalistischer ( Schostakowitsch - Katerina Ismailova ) und ausführlicher ( Wagner - Tristan ) hinbekommen. Aber Schubert war, wie wir nicht erst seit Hans J. Fröhlichs " Schubert " wissen, a u c h ein Genie der Sublimierung. Sowohl der Text als auch erst recht die Musik stützen, glaube ich, meine These.
    Aus Gründen der freiwilligen Selbstkontrolle erspare ich Euch und mir, öffentlich auf Einzelheiten hinzuweisen, es sei denn, sie würden per PN angefordert.
    Gott sei Dank bleibt dem Konzertsänger die Visualisierung erspart, welche diesem oder jenem Regisseur zu zweifelhaftem Ruhm verhülfe, brächte er/sie den " Ganymed " auf die Opernbühne.
    Ich habe dieses herrliche Lied häufig gesungen, habe der erotischen, erotisierenden Atmosphäre erfolgreich vertraut, vom idyllischen Einstieg hin zum emphatischen Höhepunkt dieser Komposition, die bei einer tieferen, sinnlichen Frauenstimme natürlich ebenso gut aufgehoben wäre.


    Ciao. Gioachino :untertauch:

    MiniMiniDIFIDI

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  • Lieber Gio, ich bin serh froh, dass DU das zuerst ansprichst, denn ich wollte ehrlcih gesagt nicht als erste damit anfangen... :untertauch: :angel:
    Und ausserdem: ein aktiver Sânger des Ganymed kann hier sicher ganz besonders erhellend beitragen. Ich kenne das Lied leider nur vom Hören, da ich es für mch als helle Frauenstime unpassend finde. Von reinen Text her gebe ich Dir vollkommen recht. Das kann man kaum anders verstehn, als dass Ganymed es kaum erwarten an, Jupiters Geliebter zu werden.
    Was mich aber etwas erstaunt, ist der doch sehr elegisch/feierliche Ton und das relativ gemächlche Tempo in Schuberts Vertonung. Stürmend und drängend wird es nur wenig für mein Empfinden und eine regelrechte Explosion der Extase sehe ich auch nicht. :no:
    Jedenfalls hätte man den Text viel extatischer verstehen und umsetzen können und ich frage mich, wie zum einen Schubert das gesehen hat und vor allem, wie das von anderen Komponisten umgesetzt wurde.
    Da das Thema Knabenliebe ja spätestens seit der Christianisierung Europas eher tabuisiert war, spielt evtl das auch eine Rolle bei der "schüchternen" Herangehensweisung und Sublimierung? ?(


    Fairy Queen



    P.S. Sei ohne Sorge! Ich bin ja auch noch da, von Rosenkavalier, Wulf oder Waldi gar nciht zu reden! :D

  • Zitat

    Original von Fairy Queen


    P.S. Sei ohne Sorge! Ich bin ja auch noch da, von Rosenkavalier, Wulf oder Waldi gar nciht zu reden! :D


    Waldi ist im Urlaub, Wulf wirst Du in einem Liedthread wohl eher nicht antreffen und ich steh' gerade auf'm Schlauch. Um was geht's?


    Da ich den Text zwar jetzt kenne, aber nicht die dazugehörige Musik, kann ich auch nichts zur Interpretation - egal in welche Richtung - sagen. .


    Allerdings würde ich, rein auf den Text bezogen und den Hintergrund außer acht lassend, nicht automatisch ausschließen, dass dieses Lied von einer Frau gesungen werden kann. Das musst Du mir, liebe F.Q., erstmal erläutern


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Das kann man kaum anders verstehn, als dass Ganymed es kaum erwarten an, Jupiters Geliebter zu werden.


    Da versteht ich Gios Ausführungen aber anders, er sieht die Erwartung Ganymeds in dem Stück schon als erfüllt an bzw. als gerade erfüllt werdend.


    So, jetzt hab ich ja doch was dazu gesagt ;)


    LG
    Rosenkavalier

  • Lieber Quinquin, du standest auf der ganzen Pipeline!
    Ich habe diesen Satz darauf bezogen, dass Gio befürchtete RAUSGEWORFEN zu werden, wenn er "unanständige " Themen wie dieses hier anspricht. Da aber wir (Wulf, Waldi, du und ich) ja bisher auch noch an Bord sind, wollte ich ihn beruhigen.... capito?????? :D



    Aber umso besser, dass du hier gelandet bist!
    Das Gedicht spricht vom Aufstieg des Ganymed in den Olymp.Es ist also keinesfalls schon der Vollzug der Liebe, sondern das Streben dahin und die sehnsüchtige Erwartung. Zumindest sagt MIR das der Text.
    Wobei Vorfreude ja manchmal die beste Freude sein soll :D, aber ich sehe das wirklich etwas anders als Gioachino.
    Dass ich das selbst nciht singen möchte, liegt daran, dass es hier um eine Liebe zwischen zwei männlichen Wesen geht. Da habe ich als Frau ncihts verloren und fühle mich in einem solchen Text nciht wohl. Genausowenig wie ein Mann das Gretchen singen sollte. Ist aber nur meine subjektive Meiniung dazu.
    Die Janowitz hat es offenbar ähnlich gesehen, denn in ihrer Schubert Box ist das Lied auch nicht. Herbert Henn dagegen empfiehlt Schwarzkopf als beste Aufnahem. So unterschiedlich kann man da denken.
    F.Q.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Lieber Quinquin, du standest auf der ganzen Pipeline!
    Ich habe diesen Satz darauf bezogen, dass Gio befürchtete RAUSGEWORFEN zu werden, wenn er "unanständige " Themen wie dieses hier anspricht. Da aber wir (Wulf, Waldi, du und ich) ja bisher auch noch an Bord sind, wollte ich ihn beruhigen.... capito?????? :D


    Als ob ich schon jemals irgendwelche unanständigen Themen hier angesprochen hätte :O ...


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Das Gedicht spricht vom Aufstieg des Ganymed in den Olymp.Es ist also keinesfalls schon der Vollzug der Liebe, sondern das Streben dahin und die sehnsüchtige Erwartung. Zumindest sagt MIR das der Text.
    Wobei Vorfreude ja manchmal die beste Freude sein soll :D, aber ich sehe das wirklich etwas anders als Gioachino.


    Das sei Dir unbenommen...Das Schöne an Gedichten ist ja, dass man sie interpretieren kann. Und wie gesagt, da ich die zugehörige Musik nicht kenne, verschließt sich mir zunächst die mögliche Aussage, die Schubert bei seiner Vertonung treffen wollte.


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Dass ich das selbst nciht singen möchte, liegt daran, dass es hier um eine Liebe zwischen zwei männlichen Wesen geht. Da habe ich als Frau ncihts verloren und fühle mich in einem solchen Text nciht wohl. Genausowenig wie ein Mann das Gretchen singen sollte. Ist aber nur meine subjektive Meiniung dazu.
    F.Q.


    Das mag sein, wenn man den Hintergrund beachtet (ich hab dies bewusst erstmal ausgeklammert). Aber im Text ist diese Zuordnung nicht zu erkennen! Es könnte sich auch um die Liebe zwischen Mann und Frau oder zwei Frauen handeln. Vielleicht ist auch tatsächlich NUR der Frühling gemeint...
    Ist ja nicht so wie bei Frauenliebe und -leben, bei der ein Mann über die Freuden des Mutterglücks singen würde. Das hielte ich persönlich für unpassend.


    LG
    Rosenkavalier

  • Die von dir vermisste extatische Explosion, liebe Fairy Queen,
    geschieht bei Schubert sehr wohl : Die Ausrufe " Ich komm ! ",
    " ich komme ! ", " Ach ! " ( Soll ich deutlicher werden ? ), vorbereitet in der Klavierstimme ( pp - un poco accelerando ), schließlich, den Text illustrierend
    ( cresc. - f - decresc. ), sprechen eine klare Sprache, die mich vor vierzig Jahren, bei meiner ersten Begegnung mit diesem Lied, bereits fasziniert und irritiert hat. :rolleyes: Hier kann von Sehnsucht allein nicht die Rede sein. Und wer mit wem, homoerotisch oder hetero, ist letztlich egal ! :angel:
    Interessant, dass sich in diesem Thread zum Schluss nur noch drei sängerisch Aktive miteinander unterhalten, was mir einen Hinweis darauf zu geben scheint, dass die Gattung Kunstlied fürwahr auf ( viel zu ) wenig Resonanz stößt : Ein beklagenswerter Tatbestand.


    Ciao. Gioachino :no:

    MiniMiniDIFIDI

  • Lieber Gioachino,
    was den beklagenswerten Tatbestand bezüglich des Kunstlieds angeht, kann ich Dir nur Recht geben! :(
    Als ich letzte Woche mein Liedrätsel hier stellte , dabei wirklich die meisten Stücke aus dem bekanntesten Repertoire von den allerbekanntesten Paarungen Dichter/Komponist wählte und trotzdem die Resonanz kam: "das war zu schwierig", war ich sehr überrascht. 8o
    In den Rätseln vorher ging es um Opern und Operetten und dort fanden die Taminos mühelos die abgelegensten Werke heraus, während beim Lied nciht einmal das Bekannte zum Kanon gehört. Gelöst wurde das Rätsel dann allerdings trotzdem serh bravourös und mit enormem Einsatz. :jubel: Du hättest fast Alles sofort erraten, ich habe dich aber vorsorglich von der Teilnahme ausgeschlossen...... :D


    Das hat nun meinen Missionseifer geweckt :yes: und ich hoffe, dass du dich an einer neuen Reihe zum Kunstlied, die Peter und ich anvisiert haben, mit Deinen sehr profunden praktischen und theoretischen Kenntnissen einbringen wirst.
    Wir gehen zunächst von meinen Rästelfragen aus und nun ist der nächste Thread zu den Lorelyvertonungen dazugekommen.


    Zum Ganymed bleibe ich bei meiner Meinung, dass der Text weit extatischer ist als die Musik. Natürlich sehe ich auch die von Dir angeführte Steigerung, aber ich finde trotzdem, dass Schubert viel mehr dem klasssich-gemässigten Geist des alten Goethe als dem Sturm und Drang dieses Gedcihtes folgt.
    Und "wer mit wem", ist mir ohnehin egal , aber ich würde das Lied trotzdem nicht selbst singen wollen . So wie Du wahrscheinlich nicht das Gretchen singst. :angel:
    Fairy Queen