Vincent Lübeck

  • Hallo,


    seit einigen Monaten liegt bei mir ein Tonträger mit Orgelwerken von Vincent Lübeck (1654-1740) herum, gespielt von Bernard Coudurier an der Arp-Schnitger-Orgel in Norden.


    Die Musik ist harmonisch und rhythmisch sehr originell und frei gehalten und reich an überraschenden Wendungen, auch und gerade im Vergleich mit Dietrich Buxtehude. Die Polyphonie kommt dabei keineswegs zu kurz, das Verhältnis aus Polyphonie und origineller Harmonik erscheint mir jedoch besonders glücklich austariert und um eine geradezu "flotte", tänzerische Rhythmik ergänzt. Insgesamt ist diese Musik daher nicht nur ein intellektuelles Vergnügen und wirkt überraschend zeitlos.


    Das verwendete Instrument ist aufgrund seiner temperiert mitteltönigen Stimmung optimal zur Wiedergabe dieser Werke geeignet, da die harmonischen Spannungen (die wir heute so nicht mehr kennen bzw. nicht gewohnt sind) m.E. nur mit einer solchen Stimmung korrekt wiedergegeben werden können. Natürlich ist auch die Disposition der Orgel geeignet, wenngleich ich den Einfluß der geeigneten Stimmung wesentlich höher einschätze.


    Hier ein Link samt kurzen Hörproben:





    Man sollte diese Werke m.E. unbedingt kennen, sie gehören zu den nach meinem Dafürhalten gelungensten Orgelkompositionen überhaupt.


    Gruß


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

  • Vincent Lübeck habe ich erst vor kurzem für mich entdeckt. Ich besitze allerdings eine Aufnahme von Joseph Kelemen an der Schnitger/Huss-Orgel in Stade Ss. Cosmae et Damiani.


    Lübeck steht einem Buxtehude in nichts nach! Mein lieblingsstück ist das Praeludium in d.

  • Guten Abend


    habe auch jetzt erstmals Orgelmusik von den interessanten Komponist Vinzent Lübeck in meiner Sammlung und zwar diese



    CD sämtlicher Orgelwerke V. Lübecks.


    Friedhelm Flamme -ein Schüler Gerhard Weinberger- spielte sie auf der



    Christoph-Treutmann-Orgel der Stiftskirche St. Georg zu Grauhof ein.


    Von seinen Kompositionen ist nur ein sehr geringer Teil überliefert, es handelt sich hierbei um Kantaten und Werke für Orgel und Cembalo. Lübecks Werk ist stilistisch verwandt mit dem Dietrich Buxtehudes und war der Norddeutschen Orgelschule verbunden.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz

  • Die lebenslange Freundschft mit Arp Schnitger ist sicher auch zu erwähnen.
    Lübeck hat Schnitger beim Bau der Orgel in S. Cosmae et Damiani in Stade kennengelernt, wo er zu dieser Zeit Organist war.



    Stade


    Später wechselte Lübeck an die größte Schnitger-Orgel überhaupt in St. Nikolai, Hamburg.


    Mir ist deshalb die Wahl Flammes nicht ganz erklärlich, denn die Treutmann-Orgel bei Goslar (Grauhof ist der Name des Klosters) ist einem späteren Klangideal verpflichtet.

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von Hildebrandt


    Mir ist deshalb die Wahl Flammes nicht ganz erklärlich, denn die Treutmann-Orgel bei Goslar (Grauhof ist der Name des Klosters) ist einem späteren Klangideal verpflichtet.


    Im Booklet ist über die Orgel u.a. zu lesen:


    "Neben der Musik Johann Sebastian Bachs ist auch die von Vincent Lübeck besonders gut darstellbar, stellt sie doch einen Übergang vom hochbarocken zum galanten Stil dar. Die Stimmung (ungleichstufige Temperatur) ermöglicht eine Darstellung auch entfernter Tonarten, ohne deren Charakter und Dissonanzgehalt zu nivellieren."


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

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  • Zitat

    Original von Bernhard
    "Neben der Musik Johann Sebastian Bachs ist auch die von Vincent Lübeck besonders gut darstellbar, stellt sie doch einen Übergang vom hochbarocken zum galanten Stil dar. Die Stimmung (ungleichstufige Temperatur) ermöglicht eine Darstellung auch entfernter Tonarten, ohne deren Charakter und Dissonanzgehalt zu nivellieren."


    In Stade wie in Hamburg hat er an mitteltönig gestimmten Orgeln gesessen. Und außerdem ist er einer der letzten Vertreter des Stylus phantasticus. Jedenfalls steht er Buxtehude näher als dem galanten Stil.
    Immer diese Booklets... :no:

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von Hildebrandt


    In Stade wie in Hamburg hat er an mitteltönig gestimmten Orgeln gesessen. Und außerdem ist er einer der letzten Vertreter des Stylus phantasticus. Jedenfalls steht er Buxtehude näher als dem galanten Stil.
    Immer diese Booklets... :no:


    Wären also Orgel aus dem räumlichen Umfelds V. Lübecks für Einspielungen nutzbar und sinnvoller gewesen ?


    (Warum schlug Buxtehude in Lübeck die Orgel und Lübeck nicht in Buxtehude ? :untertauch: :hahahaha: :D )


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Wären also Orgel aus dem räumlichen Umfelds V. Lübecks für Einspielungen nutzbar und sinnvoller gewesen ?


    Ja, aber das stand nach der maßstabsetzenden Restaurierung der Stader Orgel durch Ahrend gleich bei mehreren Plattenfirmen auf der Liste, so dass ich vermute, Flamme dachte sich "nicht schon wieder auf der Kiste..."


    Nach der wiederum maßstabsetzenden Rastaurierung (wiederum Ahrend :D ) käme inzwischen wohl am ehesten Hamburg, St. Jacobi in Frage, weil sie klanglich und von der Größe her der zerstörten Nikolai-Orgel Lübecks (in Hamburg, nicht in Buxtehude und auch nicht in Lübeck) wohl am nächsten steht. Aber auch von der gibt es mittlerweile eine Unzahl Aufnahmen.


    Die Treutmann-Orgel ist hingegen eine eher jüngere Entdeckung der CD-Hersteller und erst auf etwa zehn bis 15 Einspielungen vertreten.


  • Mit dieser schönen Doppel-Cd möchte ich darauf hinweisen, dass Vincent Lübeck am 9. Feburar 1740 gestorben sit.


    Heute ist sein 275. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).