ZITATSAMMLUNG: Komponisten über ihre Konkurrenz

  • Hallo liebe Taminos,


    Ich bin mir nun überhaupt nicht sicher, ob es so einen Thread schon gibt (ich denke mir fast schon) jedoch bin ich nach intensiver Suche nicht fündig geworden. Sollte es nun doch anders sein, bitte ich um einen Link und dann die Löschung des Threads.


    Ich interessiere mich sehr für Komponisten--Zitate über andere Musiker.
    Am interessantesten und gröbsten wirds doch meistens bei den Zeitgenossen, aber auch viele Komponisten vergangener Zeitalter bekommen oft genug ihr "Fett weg"...


    Hier soll also eine Sammlung von Zitaten von Komponisten über Komponisten/Musiker entstehen. Dabei ist es nun wie gesagt nicht wichtig, dass die beiden Komponisten direkte Konkurrente waren. Die Eröffnungszeile war einfach etwas reißerisch gewählt..


    Ich würde mich freuen, wenn einiges zusammen käme :-))


    LG
    Raphael

  • Hallo,
    ich habe etwas von Mahler über Brahms.
    Aus einem Brief an Alma (1904):


    "(...)
    Ich habe jetzt so ziemlich den ganzen Brahms durchgenommen. Na, da muß ich schon sagen, ein winziges Männchen ist es schon mit einer etwas schmalen Brust. Herrgott, wenn einen daneben so ein Sturmwind aus der Lunge Richard Wagners angeweht hat! Wie muß der Brahms mit seiner Armut haushalten, um auszukommen! Womit ich ihm aber nicht etwa nahetreten will. Womit es aber da am meisten hapert, darüber wirst Du staunen, wenn ich Dir es sage - das sind seine sogenannten "Durchführungen"! Mit seinen oft schönen Themen weiß er in den seltensten Fällen etwas anzufangen. Das haben überhaupt nur Beethoven und Wagner gekonnt.
    Also gehab' Dich und die Putzerln wol. So jetzt geht es an Bach (bei zwei Kerzen) ich muß mich nach Brahms ein bißchen auspusten.
    Schon in großer Sehnsucht nach euch. Gustl"

  • :hahahaha: Herrlich, danke!


    Ich werde dann auch mal etwas einbringen:


    Von Tschaikowski stammt folgendes über J.S.Bach:
    "Ich kann wohl sagen, dass ich Bach gern spiele, weil das Spielen einer guten Fuge unterhaltend ist, aber ich erblicke in ihm nicht ein großes Genie."


    Brahms soll über Mozart von sich gegeben haben:
    "So schön wie er können wir heute nicht mehr schreiben."


    Und Bruckner hat über seinen obigen Erzrivalen folgendermaßen abgestänkert:
    "Ein Walzer von Strauß ist mir lieber als eine Sinfonie von Brahms."


    oder aber auch:


    "Er ist der Brahms - allen Respekt! Ich bin der Bruckner; meine Sachen sind mir lieber."


    Als Robert Fuchs einmal eine neue Symphonie von ihm Josef Hellmesberger (sen.) präsentierte, meinte dieser: "Fuchs, die hast du ganz gestohlen!"


    Grieg notierte in sein Tagebuch über R.Strauss:


    "Im Opernhaus: "Salome" von RIchard Strauss. Was soll ich sagen? Als Musik ist dieses Werk eine Unmöglichkeit, und die Décadence ist im vollem Gange. Es ist der Sieg der Technik über den Geist. Aber ich gebe zu, dass die Technik oft genial ist. Aber wo ist die Fantasie, die Grundsäule der Musik abgeblieben? Das Werk dauerte 7 Viertelstunden , und ich hatte das Gefühl von 7 Stunden. So übversättigt war ich von Kakophonien."


    über Reger:


    "Variationen für 2 Klaviere über ein Thema von Beethoven [...] von Max Reger. Dass diese Musik in Deutschland als genial bejubelt wird, ist ein trauriges Zeichen von Décadence. Es ist bleischwere Verstopfung, nichts Anderes. Es ist empörend, sich auf Kosten der gesunden Natur vorzudrängeln. Ich bin liberal, ja bis zum Äußersten, und ich urteile nicht nach einmaligem Hören. Aber hier mache ich eine Ausnahme, denn dieses hochnäsige Wesen machte mich rasend. Denn was ist die Technik anderes als ein Mittel? Und was ist das denn für eine Technik? Überfülltsein von Polyfonie, Mangel an Licht und Luft. Was nützt denn ein einzelner Lichtblick in dieser Einöde?"


    und über Liszt:


    "Am Nachmittag um 3 Uhr in der Kirche am Kapitol und hörte eine musica sacra für Kastratenstimmen, natürliche Männerstimmen und Harmonium von Franz Liszt, die unter der Leitung von Liszt selbst selbst aufgeführt wurde. Das heißt, ein anderer dirigierte zwar, aber Liszt leitete das Ganze mit seinen in schwarzen Handschuhen überzogenen Fingern, die bald in der Luft rumfuchtelten, bald in voller Aktivität auf der Orgel waren. Die Komposition, ein Stabat mater doloroso [sic!], ist ein trauriger Beweis für den Verfall der neueren deutschen Musik. Denn etwas Affektierteres, Krankhafteres, Formloseres, Gedanken- und Ideenloseres, Ungesünderes und Unwahreres von Anfang bis zum Ende wird man nicht so leicht zu hören bekommen.
    Der Anfang ergriff mich zwar, er war genial, mystisch dämonisch, wie man es in gewissen Lichtmomenten bei Liszt finden kann, aber das Ganze blieb in dieres Unterwelt [...]. Die armen Deutschen, die zugegen waren, waren sehr unglücklich, sie verloren geradezu ihre Beredsamkeit, ließen die Köpfe hängen und gingen aus der Kirche ohne ein Wort zu sagen. In seinem Abbé-Gewand machte sich Liszt vorzüglich, man sah ihm den Fantasten an."


    LG
    Raphael

  • über Dvorak:


    Jean Sibelius:


    Nur selten ist bei einem Künstler sein äußerer Ausdruck in so vollkommener Harmonie mit seiner Kunst wie bei diesem großen tschechischen Künstler, bei dem die rein menschliche und die künstlerische Seite in seinen Werken ein harmonisches Ganzes bilden, an das ich niemals vergesse.



    Leos Janacek:


    Ich bin überzeugt, daß wir in Antonin Dvorak den einzig tschechischen nationalen Komponisten besitzen.
    ....Ich bin überzeugt, daß die Partituren des. H. Dvorak kontrapunktische Meisterwerke sind. Er begnügt sich in der Regel mit dem klaren, harmonischen Fundament mit einem Motiv: es treten hier gleichzeitig zwei, drei bis fünf markante Motive auf...
    Dvoraks Musik können dem Musiker ans Herz wachsen. Und was das Wichtigste ist: Dvorak führt eine solche Figur in einer Stimme nicht bis zum Überdruß durch; kaum hast Du sie kennengelernt, schon winkt dir freundlich die zweite.
    Du bist ständig in einer angenehmen Erregung...
    Kennen Sie das, wenn jemand Ihnen das Wort vom Munde nimmt, früher, als Sie es ausgesprochen haben? So ging es mir immer in Dvoraks Gesellschaft. Ich kann die Person mit dem Werk austauschen. So nahm er mir seine Melodien aus dem Herzen.


    :hello:
    Wulf

  • Claude Debussy über Edvard Grieg:


    Er ist nicht mehr als ein geschickter Musiker, der um die Wirkung besorgter ist als um die wahre Kunst.

    Ein mit Schnee gefülltes Lutschbonbon.



    Zitiert nach: Claus Obalski, Taktlosigkeiten. Komponisten als Kritiker, München 1986


    Mit Gruß von Carola

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  • Liebe Carola,


    hinzufügen sollte man, daß Debussys vernichtendes Urteil nach Griegs Parteiergreifung für Dreyfus in der die damalige französische Welt spaltenden Affäre erfolgte. Daß sich der Norweger, der in seiner Musik einen stark nationalen Bezug hat in dieser Affäre von seiner weltgewandten, offenen Seite zeigt, kam in einem antijüdisch geprägten Klima, dem sich Debussy wohl nicht verschließen konnte, nicht an.


    Letzteres Urteil bezog Debussy auch ausschließlich auf die Lyrischen Stücke.
    Nicht zuletzt Debussy wußte von einigem Einfluss Griegs auf sein eigenes Schaffen.


    :hello:
    Wulf


  • Lieber Wulf,


    vor allem der Zusammenhang mit der Dreyfus-Affäre lässt diese Äußerungen von Debussy in der Tat in einem ganz anderem Licht erscheinen. Das ist sicher auch ein Manko an so einer Zitatensammlung, dass alles ohne Kontext daherkommt.


    Vielen Dank für den Hinweis. Grieg ist mir ab sofort deutlich sympathischer.


    Was die Musik angeht, so mag ich sie freilich beide nicht....


    Mit Gruß von Carola

  • Zitat

    Original von Carola
    [
    Was die Musik angeht, so mag ich sie freilich beide nicht....


    Mit Gruß von Carola


    Carola, Du versetzt mich in Erstaunen. Kennst du denn die Klavierwerke Griegs? V.a. die Lyrischen Stücke sind für den Einsteig sehr schön, was heißt denn "freilich nicht"? Je suis desolee.... 8o:D


    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von Wulf


    Carola, Du versetzt mich in Erstaunen. Kennst du denn die Klavierwerke Griegs? V.a. die Lyrischen Stücke sind für den Einsteig sehr schön, was heißt denn "freilich nicht"? Je suis desolee.... 8o:D


    :hello:
    Wulf


    Bedenke, lieber Wulf, für mich hat die musikalische Welt den größten Teil meines Lebens bei Bach aufgehört. Und jetzt bin ich immerhin schon bis Brahms gekommen. :)


    Von Grieg kenne ich außer dem Klavierkonzert nur noch eine Violinsonate, das reicht fürs Erste. Und Klavier solo - ach, ich weiß nicht. Man kann nicht alles kennen...


    Aber wir kommen vom Thema ab!


    Mit Gruß von Carola

  • Jetzt weiß ich, warum mir Mahler nicht zusagt :D was für ein ahnungsloser Mensch :no: :untertauch:

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

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