Die ideale Violetta

  • Liebe Opernfreunde,


    Inspiriert durch interessante Threads über "La Traviata" eröffne ich hiemit ein Neues Thema:


    Die Fragestellung ist ganz einfach: Wer ist Eurer Meinung nach die ideale Violetta auf CD/LP ? - und warum ?


    Es zählen alle Aufnahmen seit Beginn der Stereo-Ära




    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    diese Antwort ganz spontan:


    Ileana Cotrubas in der DGG-Aufnahme unter Carlos Kleiber von 1977.


    Für mich die innigste, stimmigste und stimmschönste Interpretation...


    LG, Elisabeth

  • Zitat

    Original von Elisabeth
    diese Antwort ganz spontan:


    Ileana Cotrubas in der DGG-Aufnahme unter Carlos Kleiber von 1977.


    Für mich die innigste, stimmigste und stimmschönste Interpretation...


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Zwar nicht gefragt, aber auf der Bühne spielte sie diese Rolle auch fabelhaft. :lips: :lips: :lips:


    LG, Paul

  • Unter den Aufnahmen, die ich habe und gut kenne, würde auch ich Ileana Cotrubas in der Kleiber-Aufnahme wählen, und unter denen, die ich live erleben konnte, erst recht. Die Stichworte zur Begründung hat Elisabeth schon gegeben.


    Rein schauspielerisch würde ich Maria Callas den Lorbeer reichen, aber ich komme einfach nicht über ihr immer wieder mal zu scharfes Timbre hinweg. In dem Zeffirelli-Film ist auch Teresa Stratas nicht zu verachten, aber wenn man das Bild nicht sieht, bleibt da doch manches zu wünschen übrig. Gleiches gilt m. E. auch für die viel gescholtene Anna Netrebko, aber hier wurde ja nach reinen Tonaufnahmen gefragt. Da käme vielleicht noch Angela Gheorghiu in Frage, aber die kenne ich nur in Ausschnitten, sowie Mirella Freni und Anna Moffo, von denen ich mal begeistert war, die ich aber nur je einmal vor langer Zeit hörte, denn seit der Kleiber-Aufnahme hatte ich nicht mehr das Bedürfnis nach einer Alternative.


    Also: Ileana Cotrubas


    :hello: Rideamus


    EDIT PS: von der reinen Tonproduktion her wäre meine Favoritin Montserrat Caballé in der Pretre-Aufnahme, aber der fehlt ansonsten alles an der Violetta bzw. sie hat für eine schwindsüchtige Kurtisane einfach zu viel Kunstfertigkeit in der Kehle und Umfang am Leib.

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  • Hallo,


    nachdem ich eben noch einmal in meine Traviatas hineingehört habe, eindeutig


    Ileana Cotrubas !!


    Bei Gheorgiu teile ich die Meinung von Severina,


    ich habe leider nur Ausschnitte von Christine Schäfer, kann mir deshalb kein Urteil erlauben, vielleicht wäre hier die Kühle der Ausstrahlung ganz interessant.


    :hello:


    Emotione

  • Ich schliesse mich ganz und gar Rideamus Posting an, bin in allen Punkten überein. Als Gesamtpaket von süssem Wohlklang und schwindsüchtiger Kurtisane auch bei mir: Ileana Cotrubas.
    Danach sofort Maria Callas, aber da ist tatsächlich die Stimme an sich eben nciht so schön, was auf einer AUFNHME nun doch eine grosse Rolle spielt.
    F.Q.

  • Ileana Cotrubas - unter Josef Krips.


    Trotz Victoria de los Angeles und anderen...


    Natürlich setzt das eine Auffassung der Violetta voraus, in der das Kurtisanenhafte keine Rolle spielt (das bei der Callas stärker mitschwingt).


    LG


    Waldi


  • Ich habe Christine Schäfer live als Violetta gesehen und sie war großartig. Für mich in dieser Rolle die beste, die ich bisher gehört habe. Allerdings weiß ich nicht, ob sie die Rolle auch eingespielt hat.


    Was Gheorghiu angeht, teile ich Eure Meinung. Sehr schön gesungen, aber ein wenig seelenlos. Da gefällt sie mir in anderen Rollen bedeutend besser.


    LG
    Rosenkavalier

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  • Sagitt meint:


    Ich finde , die Herausforderung dieser Partie besteht darin,einerseits das Kokette des ersten Aktes, mit den erheblichen technischen Anforderungen,auch Spitzentöne des sempre libera zu beherrschen, aber dann schon im Kontakt Vater Germont und dann später die Zerbrechlichkeit, die Lebenserschöpfung "herüberzubringen".
    Gesehen habe ich Stefania Bonfadelli, die sehr überzeugend war.
    Eteri Gvazava war auch zu Herzen gehend ( mit Metha an angeblichen Originalschausplätzen)
    Gehört habe ich Caballé ,1974, die dies ,vor allem auch die ganz leisen Töne, perfekt beherrscht.

  • Meine Favoritin ist Clara Ebers in der Aufnahme mit Holm. Sie singt die Violetta mit einer solchen Intensität, dass es mich völlig gefangen nimmt. Im 1. Akt scheint sie schier zu verbrennen - Sorry für die blumige Sprache, aber ich finde keinen anderen Ausdruck. Sie wechselt bei den Koloraturen vom zarten Piano zu regelrechten Kraftausbrüchen, dass es schon weh tut und man sie am liebsten umarmen möchte um mit ihr zu weinen über das Leben. Ihre Partnerschaft mit Holm ist ein Glücksgriff. Er kommt als naiver Jüngling rüber und sie hat schon fast etwas mütterliches, tritt ihm lebenserfahren und -müde(?) entgegen. Also echt die Ebers ist 'ne Wucht! Einen ähnlichen Effekt erzielte bei mir allenfalls noch die Gruberova.


    LG,


    Christoph

  • Meine Favoriten sind, vor der Stereo-Ära: Maria Callas.


    Wärend der Stereo-Ära: Anna Moffo.


    Beide stellten für mich die Wandlung von der Lebedame


    zur leidenden Geliebten stimmlich glaubhaft dar.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Hallo zusammen!


    Auf die Gefahr hin, dass dieser Thread langweilig wird, für mich ist ebenfalls Ileana Cotrubas die Idealverkörperung der Violetta. In ihrer Interpretation finde ich alles, was diese Rolle ausmachen soll, stimmlich makellos, die richtige äußere Erscheinung, die Seele in Gesang und Interpretation, und die Zerbrechlichkeit, die Violetta in dieser Phase ihres Lebens haben muss, denn die Oper zeigt weniger die Lebedame, die sie war, als den Abgesang auf dieses Leben und ihren Wunsch, einmal noch, vor dem Tod die echte Liebe kennenzulernen, die sie offensichtlich bis dahin nicht erfahren hat. Alle diese Facetten dieser Persönlichkeit verkörpert Ileana Cotrubus für mich auf ideale Weise.

  • Lieber Christoph,


    es gibt mit M.Cebotari nur vier Ausschnitte.


    Die zwei Arien und zwei Duette mit W.Ludwig und H.Schlusnus.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Hallo miteinander,


    ich muss mich wohl als Violetta-Banausin outen, denn ich kenne die vielgerühmte Traviata der Ileana Cotrubas noch nicht - wird aber so bald wie möglich nachgeholt. Wenn so viele Taministen sich über ihre Darstelklung so einig sind, macht mich das wirklich neugierig.


    So großartig die Darstellung von Maria Callas ist, vom Stimmtypus her gebe ich von den Violettas, die ich bisher gehört habe, Anna Moffo den Vorzug: Sie hat sowohl das sinnliche Timbre für die Lebedame als auch die Fragilität für die Leidende in der Stimme, und auch sing-darstellerisch bringt sie diese Wandlung sehr gut rüber.


    Der Alfredo wird für mich wohl immer mit der Stimme von Jussi Björling singen; durch seine Stimme und die Darstellung habe ich diesen trotzigen, ernsthaft Liebenden direkt vor Augen.
    Hjördis Schymberg, die ich als Juliette sehr gern höre, fand ich anfangs als Violetta nicht so ideal besetzt; sie erschien mir im ersten Akt etwas aufgesetzt-neckisch. Je häufiger ich diese Aufnahme höre, desto besser gefällt sie mir allerdings, insbesondere in den leisen, elegischen Teilen ihrer Rolle.


    Aber wie gesagt, die Cotrubas-Erfahrung fehlt mir noch ...



    :hello: Petra

  • Das ist ja wirklich fast schon unanständig, wie viel Konsens hier herrscht. Eigentlich kann auch ich nichts Negatives über Ileana Cotrubas' Violetta sagen und will das auch gar nicht, weil ich ihre Darstellung in Kleibers Aufnahme gerade wegen ihrer Verletzlichkeit sehr berührend finde.


    Trotzdem möchte ich hier noch eine andere Sängerin ins Gespräch bringen, die die Violetta meines Erachtens nicht weniger eindrucksvoll gesungen hat: Renata Scotto. Das ist im Vergleich zu Cotrubas die etwas dramatischere Variante. Die Aufnahme von Antonino Votto mit Gianni Raimondi und Ettore Bastianini (DGG, 1962) gehört auch insgesamt zu meinen liebsten Traviatas. Scotto bringt das innerlich Zerrissene der Figur wunderbar zum Ausdruck: Im ersten Akt Lebenslust und Selbstzweifel, im dritten Resignation, Hoffnung und Angst vor dem Tode. Das reicht meines Erachtens auch an Maria Callas heran. Deshalb meine Stimme für Renata Scotto als eine der besten Stereo-Violettas.

  • Zitat

    Original von petra
    ich muss mich wohl als Violetta-Banausin outen, denn ich kenne die vielgerühmte Traviata der Ileana Cotrubas noch nicht - wird aber so bald wie möglich nachgeholt. Wenn so viele Taministen sich über ihre Darstelklung so einig sind, macht mich das wirklich neugierig.


    Liebe Petra,


    Meist wird diese Aufnahme gemeint:



    LG, Paul

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  • Hier die weiter oben empfohlene Aufnahme mit Renata Scotto.
    Sie war jene Einspielung die mich geprägt hat - daher liebe ich sie sehr - Einst in rotem Leinenkarton verpactk, mit Goldprägung und dem Hinweis , daß diese Aufnahme in Zusammenarbeit mit der Mailander Scale entstanden sei - ist sie heute um ein Butterprot zu haben - und dennoch empfehlenswerT



    Auch die Cotrubas- Aufnahme kann ich wärmstens empfehlen.


    Ich würde hier keine Prioritäten setzen....



    Interessant ist, daß heute die einst hochgelobte Joan Sutherland offenbar nicht mehr dem Zeitgeschmack entspricht (???)



    Als Nachtrag: Die berühmte Kleiber Aufnahme mit der Cotrubas wird in den nächsten Tagen neu aufgelegt um Euro 16.90 zu haben sein (Gesamtaufnahme auf 2 CDs )



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,
    Sutherland war meiner Ansciht nach eine supertolle Technikerin und stellt sicher diesbezüglch fast alle Anderen in den Schatten. Dafür hat sie hohes Lob verdient.
    Dass ich selbst sie schrecklich finde, vor Allem, wenn ich sie auch noch SEHE, hängt damit zusammen, dass ich selten eine so künstliche Bühnenperson empfunden habe, die so wenig Authentisches vermitteln kann. Als Norma hätte ich beinahe die DVD gegen die Wand geschleudert und war richtig angewidert von ihrer Mimik und ihrem unechten Ton. Trotz TOLLER Beherrschung der Partie.
    Bei der Traviata wäre das noch viel schlimmer, weil mir diese Figur noch näher steht als Norma. Selbst beim reinen Hören kommt sie für mich nur kalt und unpersönlich rüber. Wo ich allerdings Abbitte tue ist die junge Sutherland im Barockrepertoire. Das habe ich neulich dank Paul kennengelernt und war zumindest von ihrer herrlcihen Repertoirewahl und der Beherrschung der Stûcke sehr angetan.
    Lieber Zauberton, dei Scotto kenne ich zwar nur als Lucia, aber da das vergleichbare Anforderungen sind, kann ich Dir nur beipflcihten. Eine tolle Sängerin. :jubel: Ich habe allgemein das mehr Lyrische etwas lieber, aber finde sie trotzdem sehr serh gut. Sie ist übrigens Coach von Netrebko und Netrebko will laut Interview in ihre stimmlchen Fussstapfen treten.


    Fairy Queen

  • Lieber Paul und lieber Alfred,


    danke für Eure Tipps; schon die Darstellung auf dem Cover lässt auf eine sehr intensive und fragile Violetta hoffen, ich bin wirklich gespannt!


    :hello: Petra

  • Ich kann mich auch für Cotrubas begeistern, Bayrisches Staatsorchester unter Carlos Kleiber, finde aber, Joan Sutherland auch sehr gut.
    Gruß
    Padre

  • Sagitt meint.


    Bei aller Nervosität war die Stratas 1965 zusammen mit Fritz Wunderlich in der live Aufnahme der Bayerischen Staatsoper auch eine berührende Violetta


    Irgendeiner stellt bestimmt das Bild ein ?

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