Paul BURKHARD
FEUERWERK
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Musikalische Komödie in 3 Akten
Text: Erik Charell (Erich Löwenherz) und Jürg Amstein
Nach einem Lustspiel „Der schwarze Hecht“ von Emil Sautter (1939)
Uraufgeführt am 16.Mai 1950 im Theater am Gärtnerplatz, München
Personen:
Albert Oberholzer – Fabrikant
Karline, seine Frau
Anna, deren Tochter
Kati – Köchin bei Oberholzer
Josef – Hausdiener
Fritz Oberholzer – Landwirt
Berta, seine Frau
Gustav Oberholzer - Regierungsrat
Paula , seine Frau
Heinrich Oberholzer – Professor
Klara, seine Frau
Herbert Klusmann –Schiffsreeder
Lisa, seine Frau
Alexander Oberholzer (genannt Obolski) Zirkusdirektor
Iduna, seine Frau
Robert Fischer, ein junger Gärtner
Ort und Zeit: Eine Residenzstadt, um 1900 bzw. in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts
1. Akt: Wohndiele der Familie Albert Oberholzer.
Der Fabrikant Albert Oberholzer feiert seinen 60. Geburtstag (in manchen Fassungen ist es auch der 50. Geburtstag). Dazu sind alle lieben Verwandten eingeladen, und seine Frau, seine Tochter Anna und die Köchin Kati haben alle Hände voll zu tun, den Empfang der Gäste vorzubereiten. Anna würde sich besonders freuen, wenn auch Onkel Alexander käme, der als Bub daheim durchgebrannt und zum Zirkus gegangen ist. Schon kommen die Onkel und Tangen zur Gratulation: der biedere Fritz mit seiner Berta, der ewig zerstreute Professor Heinrich Oberholzer mit Klara, der äußerst distinguierte Onkel Gustav mit seiner energischen Ehehälfte Paula und Herbert Klusmann, der gemütliche Reeder, mit Tante Lisa. Bald blüht der Verwandtschaftsklatsch. Da läutet wider Erwarten noch ein Besuch: Onkel Alexander mit seiner Frau Iduna! Die Verwandten fühlen sich nicht wenig schockiert durch die Ankunft dieses schwarzen Schafs der Familie, aus dem inzwischen der Zirkusdirektor Obolski geworden ist: ein sehr selbstsicher auftretender Herr, der sofort renommistisch von seinem Unternehmen zu reden anfängt. Und dazu diese kokette Frau, die gleich ein Liedchen von ihrem Lieblings-Pony singt! Nur Anna freut sich aufrichtig über den Besuch. Sie ist sogar so begeistert von den Schilderungen der beiden, dass sie zum Entsetzen der Eltern verkündet, sie wolle auch zum Zirkus gehen. Zum Glück blitzt plötzlich draußen im Garten das von Onkel Heinrich vorbereitete Feuerwerk auf – eine hübsche Ablenkung für die etwas verstörten und gereizten Gemüter.
2. Akt: Im Garten der Oberholzers
Anna hat einen sehr verliebten Verehrer und Begehrer: der Gärtner Robert. Ihre Eltern wollen zwar nichts von ihm wissen, aber sie trifft sich eben heimlich mit ihm, und jetzt erzählt sie ihm begeistert von ihrem Plan, Zirkusartistin zu werden. Bestürzt sucht Robert sie davon abzubringen, indem er ihr das traute Glück schildert, dass er sich an ihrer Seite erhofft. Das Erscheinen der Verwandten stört diese idyllischen Betrachtungen. Die Onkel und Tanten bedrängen Anna so mit Vorwürfen, dass sie schließlich weinend zu Obolski flüchtet, der ihr nun die Herrlichkeiten des freien Zirkuslebens vorgaukelt: Statt des Gartens sieht sie schon die Mangege mit all den Artisten, Tieren und Clowns vor sich und mittendrin sich selbst als Trapezkünstlerin. Als Robert wieder zurückkommt und Obolski wegen seiner Verführungskünste heftig angreift, weiß sich Anna keinen Rat: wie soll sie sich entscheiden?
3. Akt: Wieder in der Wohndiele der Villa
Die fröhliche Stimmung, die durch Idunas Charme und Laune aufgekommen ist, belebt die Zusammenkunft der schwunglosen bürgerlichen Leutchen ein wenig: Onkel Heinrich spielt einen Walzer auf, und Gustav und Fritz tanzen sogar mit Iduna. Im Grunde genommen ist es Iduna jedoch gar nicht so leicht ums Herz. Heimlich träumt sie oft vom Frieden stiller Häuslichkeit, abseits vom Trubel des Zirkus-Wanderlebens, fern von den Aufregungen mit ihrem immer wieder für andere Frauen entflammten Gatten. Das alles erzählt sie Anna, die so, betroffen, die Kehrseite des ihr vorschwebenden glücklichen Artistendaseins kennenlernt. Als sich die Gesellschaft zu Tisch begeben will, machen auf einmal die Frauen geschlossen Front gegen den Eindringling Obolski und seine Frau, die „Verführerin“ ihrer Männer. Nun geht der unbeliebte Bruder Zirkusdirektor mit Iduna wieder fort, hält aber vorher den Philistern noch eine gehörige Standpauke. Zärtlich verabschiedet sich Anna von Iduna, der sie verdankt, dass sie wieder weiß, wo ihr Platz im Leben ist.
Frisch und schlank, unbeschwert und unpatethisch, frei von Gefühlsaffektationen gelegentlich auch einmal lieblich – empfindsam, wenn es die Situation verlangt – so ist Burkhards Musik in dieser unterhaltsamen musikalischen Komödie. Als besonders charmante Nummer prägen sich ein: der – in Du und in Moll aufklingende Walzer „Heut hab ich Flügel“, das reizende Ponylied „ der Iduna und namentlich auch das in einem großen Ensemble effektvoll genutzte, sehr populär gewordene Liedchen „O mein Papa war eine wunderbare Clown“.