Neue Opernthemen

  • Hallo aus dem verregneten Rheinland,


    welche Romane, Texte, Inhalte könntet Ihr Euch als Oper vorstellen bzw. wünschen? Geht das überhaupt noch? Hat das Kino der Oper als Massenvergnügen den Rang abgelaufen? Dr. Schiwago als Oper ohne Lara-Thema und Vom Winde verweht ohne Tara-Thema? Geht das? Sind das überhaupt noch Opernstoffe? Oder eher Musicalstoffe?


    Edwin, magst Du nicht mal was zu Franz Werfels "Das Lied von Bernadette" komponieren? Ich schreibe Dir auch das Libretto. Habe gerade mal wieder den alten Film gesehen und mir gedacht, das würde eine schöne Oper geben, wobei ich den Newman-Score auch sehr schätze.


    Oder was haltet Ihr von einer Oper zu "Der Graf von Monte Christo"? Rache. Hass. Liebe. Alles drin.


    Was denkt Ihr?


    LG,


    Knuspi

  • Hallo Knuspi,


    interessantes Thema.


    "Der Graf von Monte Christo" kann ich mir sehr gut vorstellen.


    Aber könntest Du Dir eine Oper nach den Büchern von Tolkien vorstellen? "Der Herr der Ringe" könnte doch glatt länger werden als sein berühmter Namensvetter.


    LG


    Maggie

  • Hallo Maggie,


    "Der Herr der Ringe" als Oper? Ich glaube, die Puristen schreien "Weh" und "Ach". Die Nähe zu Wagner ist so eindeutig, dass ja schon der Soundtrack an ihn gemahnt - was ja nichts schlechtes sein muss. Grundsätzlich: Ja! Warum nicht? Ist doch ein emotionsgeladener Stoff. Aber wird eine Oper nach der Gigantomanie des Films funktionieren? Werden das Besucher reingehen? Wie inszeniert man den Spaß? Keine Frage - natürlich auf knusperhexerisch: Romantisch, traumhaft und verspielt. Dennoch: Die Musik muss schon überwältigend sein, wenn's als Oper funktionieren soll. Was meinst Du?


    LG,


    Knuspi

  • Lieber Knuspi,
    ich glaube, um "Das Lied von Bernadette" zu vertonen, brauchte man
    meiner Meinung nach Komponisten, wie z.B. Puccini, oder Korngold
    und die sind heute nicht mehr im Angebot. Bei Edwin bist Du
    allerdings richtig, der kann ganz leicht wie Puccini komponieren.
    Der Graf von Monte Christo ist sicher schwer als Oper zu realisieren.
    Der Roman jedenfalls spielt an soviel verschiedenen Orten, daß ich
    mir die Dramatisierung sehr schwer vorstelle. Ich schlage Robinson
    Crusoe vor, ein Zweipersonenstück.
    Robinson, Bariton, Freitag, Tenor. :D


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Knuspi,


    ich bin ein absoluter Tolkien Fan. Ich kenne seine Bücher, nicht nur "Der Herr der Ringe".


    Diese geben so viel Stoff her, daraus könnte man sicher mehrere Opern schreiben. Ein Kinobesucher, der sich mit den Büchern nicht beschäftigt hat, wird die Hintergründe der Geschichte überhaupt nicht kennen und genau dort währe ein fantastischer Ansatz für eine Oper. Übrings durchaus romantisch, traumhaft aber kaum verpspielt, denn es sind zum Teil recht blutrünstige Geschichten. Aber gibt es etwa eine größere Liebe als die, für den geliebten Menschen auf ein ewiges von Gesundheit und Weisheit geprägtes Leben zu verzichten?


    Natürlich bin ich Deiner Meinung die Musik muss überwältigend sein.


    LG


    Maggie

  • Zitat

    Original von Maggie
    Aber gibt es etwa eine größere Liebe als die, für den geliebten Menschen auf ein ewiges von Gesundheit und Weisheit geprägtes Leben zu verzichten?


    Hilf mir mal auf die Sprünge, wen meinst Du denn jetzt? Ach Quatsch, natürlich die Elbenfrau. Seufz! Die Stelle war schön! "Noch gibt es Hoffnung." Hihi, auch beim Regietheater - sorry Santo, Antracis, und Edwin. Es macht mir halt immer wieder Spaß und ich war ja so lange offline.


    Aber zurück:


    Och, verspielte Element gibt's doch schon auch in den Tolkiengeschichten. Allerdings muss ich sagen - Du wirst mich jetzt hassen - ich konnte und konnte mit den Büchern nichts anfangen. Gott weiß, ich hab's versucht, aber es blieb mir verschlossen. Ging mir am Anfang auch so bei den Filmen, da brauchte ich eine Stunde Warmlaufzeit bis ich mich dem öffnen konnte - und das mir, der ich ein solcher Märchenfan bin. Den kleinen Hobbit, den fand ich noch nett. Aber das soll jetzt keine Wertung sein. Ging halt mir so. Sorry. Und ich würde es mir unbedingt als Oper ansehen.


    Herbert, mit "Freitag" als Tenor im Baströckchen? "Ihich bihin Frrrreitag" Cool!!!!

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Hallo Maggie,


    "Der Herr der Ringe" als Oper? [...] Ja! Warum nicht?


    Nun ja, es mangelt etwas an tragenden Rollen für eine Primadonna, bzw. überhaupt an tragenden Frauenrollen - wenn man nicht den durch Mittelerde staksenden Pfadfinderclub mittels starker dramaturgischer Eingriffe in den Plot künstlich mit femininer Energie aufladen will. Aber man könnte naklar für alle Hobbits Hosenrollen vorsehen...


    Zitat

    Ist doch ein emotionsgeladener Stoff.


    Emotionsgeladen? Hm, laß mich nachdenken... Eine Liebesgeschichte gibt's nicht so richtig; auch keine wirklich konfliktreichen Charaktere (oder sollen Boromir oder Denethor als solche durchgehen?); eigentlich ja auch keine tragische Situation...
    Am interessantesten dürfte die musikalische Charakterisierung des schizoiden Gollum sein.


    Zitat

    Aber wird eine Oper nach der Gigantomanie des Films funktionieren? Werden das Besucher reingehen? Wie inszeniert man den Spaß? Keine Frage - natürlich auf knusperhexerisch: Romantisch, traumhaft und verspielt. Dennoch: Die Musik muss schon überwältigend sein, wenn's als Oper funktionieren soll. Was meinst Du?


    LG,


    Knuspi


    Ich glaube Sorgen um ein Publikum muß man sich nicht unbedingt machen... Insgesamt sehe ich den »Stoff« aber tatsächlich eher auf der Bühne eines Musicaltheaters (so wie ehemals »Les Miserables« oder »Miss Saigon« oder »Phantom der Oper« oder so).


    Herzlichst,
    Medard

  • Hallo,


    also "Harry Potter - das Musical" fehlt noch im Merchandising-Angebot - sollte 2009 zur Eröffnung des Themenparks weltweit in 2009 Städten 12 Minuten nach Mitternacht (Greenwich Zeit) aufgeführt werden. Die Proben müssen selbstverständlich unter strengster Geheimhaltung stattfinden, Cast und Musiker werden während der ganzen Probenzeit kaserniert in abgelegenen und abhörsicheren Burgen, damit davor nicht ein Ton nach außen dringt.


    Jetzt, wo wir alle wissen, dass es ein Happy End gibt, steht ja einer Vertonung nichts mehr im Wege. Wer könnte das für Universal komponieren? Elton John ist ja wohl Disney verpflichtet...



    Liebe Grüße,


    :pfeif:

    leporellina


    Musik machen ist ein erotischer Akt, weil es mit Wollen, mit Leidenschaft zu tun hat. Daniel Barenboim

  • Hallo Knusperhexe,
    das ist ein toller Thread!


    Ja, was sind heute die geeignete Stoffe?


    Und: Kann man sie überhaupt noch traditionell linear erzählen, ohne banal zu werden? (Ich glaube schon, ohne einer nicht-linearen Erzählweise das Existenzrecht abzusprechen.)


    Bei allen genannten Themen geht es vor allem um die Frage der Rechte. Werfel-Rechte sind schwer zu bekommen (zumindest für die Gedichte, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, die Bernadette könnte man aber ganz ohne Werfel an der Historie aufhängen), Schiwago sicherlich geradezu unmöglich.


    Bei den Musketieren bin ich skeptisch, tolle Geschichte, aber sehr weit weg von uns.


    Ich fände von den Abenteuergeschichten "Monte Christo" interessant. Extrem spannend fände ich "Dracula" wegen der Beziehungen Liebe-Tod, und einen historischen Fall, nämlich Martin Guerre (verfilmt mit Depardieu).


    Außerdem frage ich mich, ob nicht in der Figur des römischen kaisers Elagabal ein Stoff drinnensteckt (Thema: Monotheismus gegen Polytheismus, aber korrumpiert durch persönliche Unzulänglichkeiten).


    :hello:

    ...

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Knusperhexe,
    das ist ein toller Thread!


    Ich fände von den Abenteuergeschichten "Monte Christo" interessant. Extrem spannend fände ich "Dracula" wegen der Beziehungen Liebe-Tod, und einen historischen Fall, nämlich Martin Guerre (verfilmt mit Depardieu).


    Mindestens bei MARTIN GUERRE gäbe es wohl auch Rechteprobleme, denn da gibt es nicht nur den guten Film, sondern auch das bislang gegenüber den MISÉRABLES und SAIGON schwächste und erfolgloseste Schoenberg-Musical gleichen Namens. Die historische Geschichte ist zwar frei, aber leider kann man sie nur ohne den bekannten Titel veropern.


    Dracula beißt sich übrigens aktuell auch durch ein Musical - in der Variante von Polanskis TANZ DER VAMPIRE im Berliner Theater des Westens mit der Musik von Jim Steinmann. Ginge also nur ein "Remake" von Marschners sehr ernst gemeintem VAMPYR.


    Offensichtlich hast Du aber ein Gespür für gängige Themen. :)


    Da wir aber in einem anderen Thread schon mal den Stoff ansprachen. wie wär's mit einer Meta-Oper?


    DIE SCHÖNSTE FRAU DER WELT über eine berühmte Sängerin, die auch fechten kann, die Tosca singt und ihren geliebten Cavaradossi nicht nur auf der Bühne an Gevatter Tod verliert. Gina Lollobrigida fällt ja dafür aus, egal ob sie selbst singt oder nicht, aber aus dem Stoff kann man sehr gut eine richtige Oper machen, denn große Gefühle gibt's da auch noch zuhauf.


    Aber wer komponiert sowas heute noch, selbst wenn man das Buch entstaubt?


    ?( Rideamus


    PS: gerade in einem anderen Thread aufgekommen: Nachdem es im Schnitt alle 50 Jahre oder so eine FAUST - Oper geben muss, wie wäre es mit einer Opernfassung von Klaus Manns MEPHISTO?

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Außerdem frage ich mich, ob nicht in der Figur des römischen kaisers Elagabal ein Stoff drinnensteckt (Thema: Monotheismus gegen Polytheismus, aber korrumpiert durch persönliche Unzulänglichkeiten).


    :hello:


    Lieber Edwin,
    Martin Guerre würde IMO tatsächlich einen tolle Opernfigur abgeben - und von der Idee eine Elagabal-Oper zu machen bin ich geradezu begeistert. Das Libretto aber nicht veristisch oder so, sondern gespeist aus Georges »Algabal« und insbesondere Artauds »Heliogabal oder der Anarchist auf dem Thron«. Das könnte ein bestürzendes Musik-Theater der Grausamkeit werden (eigentlich verwunderlich, daß Wolfgang Rihm noch nicht auf den Stoff gekommen ist). Ergänzen könnte man dies durch eine zweite Oper mit parallelem Thema: über Echnaton (Amenhotep IV.) ...
    Herzlichst,
    Medard

  • Zitat

    Original von Klawirr
    Insgesamt sehe ich den »Stoff« aber tatsächlich eher auf der Bühne eines Musicaltheaters (so wie ehemals »Les Miserables« oder »Miss Saigon« oder »Phantom der Oper« oder so).


    Und damit trifft Medard mal wieder voll ins Schwarze, denn "LOTR - The Musical" existiert bereits und wird schon im Londoner Drury Lane Theatre gegeben ("www.lotr.com").


    Und auch der "Robinson Crusoe"-Stoff wurde schon in Noten gesetzt, und zwar von keinem geringeren als Jacques Offenbach im Stile der Opéra comique, wenn auch natürlich in einer ironischen Adaption. Es existiert sogar eine Einspielung:


    [AM]B000009HB0
    [/AM].


    Der "Graf von Monte Christo" wäre nicht schlecht, natürlich in einer sehr kompakten Version für etwa zweieinhalb Stunden (wobei ich die Oper gleich im Chateau d´If beginnen lassen würde). Der Stoff wäre vielleicht was für Puccini gewesen. Der Graf hat mit seiner Rache ja auch, bei allem Verständnis, etwas Zerstörerisch-Sadistisches und die leidende Mercédès könnte auf sehr ergreifende Weise um das Leben ihres Sohnes flehen...


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)


  • Ich glaube auch, das ist die Crux. Es darf halt dabei nicht zu artifiziell werden. Andere Frage: Wie kommt es, das die Räuberpistolen Verdi zu so schönen Melodien inspiriert haben? Würden derartige Schauermärlein heute noch ziehen, wenn sie nicht von Verdi vertont worden wären? Was fehlt heutigen Opern? Warum ziehen sie nicht mehr? Und warum werden sie verdammt als Kitsch, wenn sie ziehen, s. Gatsby, Rasputin?


    Zur Bernadette: Was hältst von einem Beginn im Krankenzimmer und darauf aufbauend der innere Kampf?


    Die Kaisergeschichte ist mir zu wenig präsent, hast mich aber sehr neugierig gemacht! Werde recherchieren!


    LG,


    Knuspi

  • Hallo Rideamus,
    Die Martin-Guerre-Frage müßten Anwälte klären. Martin Guerre ist eine historische Figur, daher gibt es meines Wissens nach kein Recht, den Namen zu schützen. Lediglich der identische Titel kann nicht verwendet werden. Wenn aber der Titel - ich fanatsiere unreflektiert - lautet "Die zwei Leben des Martin Guerre", sollte nichts dagegen sprechen. Abgesehen davon verbindet man bei uns relativ wenig mit dieser Gestalt, warum also die Sache nicht "Die Wiederkehr" oder "Die Heimkehr" nennen...?


    Beim "Dracula" sehe ich keine Parallelen zum Musical und zum "Vampyr"; zumal mich eine ganz andere Geschichte interessieren würde, nämlich daß Liebe den Tod bringt, und daß sich Mina, wenn ich mich recht erinnere, auf diesen Tod einläßt. Ich sehe das eher als eine auf wenige Personen konzentrierte psychologische Kammeroper.


    --------------


    Lieber Medard,
    genau an den Artaud-Ansatz dachte ich. Man müßte ihn überkreuzen mit den historischen Berichten von Cassius Dio und der Historia Augusta. Der Elagabal-Stoff wäre übrigens eine Möglichkeit, lineares Erzählen in einzelne Rituale aufzubrechen.


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Klawirr
    Ergänzen könnte man dies durch eine zweite Oper mit parallelem Thema: über Echnaton (Amenhotep IV.) ...


    Gibts die nicht schon von Glass oder so? (Akhnaten)


    Lord of the Rings ist zu episch, nicht gut dramatisierbar. Was eher ginge, aber zu ähnlich mit bekannten Sagen-, Märchen- und Mythenstoffen ist, wären die Geschichten von Beren & Luthien bzw. die Geischichte der Kinder Hurins.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Rideamus,
    Die Martin-Guerre-Frage müßten Anwälte klären. Martin Guerre ist eine historische Figur, daher gibt es meines Wissens nach kein Recht, den Namen zu schützen. Lediglich der identische Titel kann nicht verwendet werden. Wenn aber der Titel - ich fanatsiere unreflektiert - lautet "Die zwei Leben des Martin Guerre", sollte nichts dagegen sprechen. Abgesehen davon verbindet man bei uns relativ wenig mit dieser Gestalt, warum also die Sache nicht "Die Wiederkehr" oder "Die Heimkehr" nennen...?


    Beim "Dracula" sehe ich keine Parallelen zum Musical und zum "Vampyr"; zumal mich eine ganz andere Geschichte interessieren würde, nämlich daß Liebe den Tod bringt, und daß sich Mina, wenn ich mich recht erinnere, auf diesen Tod einläßt. Ich sehe das eher als eine auf wenige Personen konzentrierte psychologische Kammeroper.


    Bei MARTIN GUERRE denken wir ähnlich, und es ist wirklich ein Stoff, der nach Musik schreit. Das haben Schoenberg & Co. ganz richtig erkannt, nur eben nichts Besonderes daraus gemacht. Wenn eine Geschichte nach Ensembles schreit, dann diese, aber die sind wohl nicht Schoenbergs Ding.


    Zu Dracula: es ist zwar eine Weile her, dass ich Bram Stoker gelesen habe, aber ich glaube nicht, dass Mina sich freiwillig hingibt (Hypnose zählt nicht). Da legst Du, glaube ich die Senta oder eine Suggestion von Werner Herzog drüber. Das muss aber einen Librettisten nicht stören, denn der Stoff ist frei und Deine Vision wiederum sehr offen für mindestens ein leidenschaftliches Duett. Man darf das Ganze aber keinesfalls zu intellektuell angehen (das werden später schon die Regisseure tun), sondern muss die Handlung möglichst beim Wort nehmen.


    :hello: Rideamus

  • Man könnte natürlich auch ganz schlicht der guten alten Literaturoper ein Lebenselixier einhauchen... ;) Ich denke da an expressionistisches Drama, insbesondere an August Stramms Dramen »Erwachen«, »Kräfte« und »Geschehen« - das schreit förmlich nach Musik!! Drei Einakter für einen Opernabend - thematisch inkohärent, sicherlich. Hinsichtlich Stimmung und Ausdruck aber höchst konvergent. Man käme gar nicht erst in die Verlegenheit, eine lineare Geschichte erzählen zu müssen - weder über die drei Einakter hinweg noch innerhalb der Einzelopern. Alles ist Ausdruck - schon die Texte reduzieren radikal auf das Moment der Expression. Würde IMO eine brilliante Basis für exzellentes Musiktheater sein.
    Ich könnte mir sehr gut Müller-Siemens als Komponisten vorstellen...


    Herzlichst,
    Medard

  • Dracula: TOP-Opernthema!!!! Da kommt alles rein, diese vermuffte englische Gesellschaft, wo es unterschwellig brodelt und wo der Vampir reinkracht. Der Coppola-Film ist einer meiner Hits - abgesehen von dem Gummifledermauskostüm.


    Dr. Jekyll und Mr. Hyde könnte ich mir ebenfalls gut vorstellen.


    Beowulf und Grendel - oder gibt's das schon?

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Gibts die nicht schon von Glass oder so? (Akhnaten)


    Stimmt! Habe ich wohl verdrängt (liegt an Glass...).


    Herzlichst,
    Medard

  • Zitat

    Original von Knusperhexe


    Dr. Jekyll und Mr. Hyde könnte ich mir ebenfalls gut vorstellen.


    Beowulf und Grendel - oder gibt's das schon?


    Jekyll/Hyde läuft als Musical in Chemnitz


    :hello:
    Elisabeth

  • Vielleicht wäre Cronins "The Keys of the Kingdom" keine schlechte Wahl.


    Der einfache Missionar, der handelt nach "Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan". Und damit eigentlich die kirchliche Richtlinien "interpretiert".


    LG, Paul

  • Hallo Elisabeth,


    yepp, das kenne ich. Lief auch in Köln. Habe es als sehr opernlastig empfunden. Unmengen von Rezitative, kein Ohrwurm - ja, für mich war's im Grunde mehr eine moderne Oper als ein Standardmusical.


    LG,


    Knuspi

  • Reise um die Erde in 80 Tagen wäre doch ideal als Oper umzusetzen. Schöne Schauplätze, mit Passepartout eine amüsante Nebenrolle, viel Platz für schöne Duette...
    Vielleicht etwas teuer im Bereich Bühnenbild, aber dafür gibt's ja das Regietheater:
    Frankreich : 3 Stahlsäulen im Hintergrund, in den Landesfarben angestrahlt
    Ägypten: 4 Stahlsäulen im Hintergrund, zur Pyramide geschweißt
    Indien: 2 Stahlsäulen im Hintergrund, zu Stoßzähnen gebogen
    San Francisco: 10 Stahlsäulen im Hintergrund, die grob an die Golden Gate Bridge erinnern
    usw. usw.


    :hello:Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Schöne Threadidee. Ideal wäre ein Text, der weitestgehend in einem Raum spielt. Eine meiner Lieblings-Erzählungen fällte mir dazu ein: Het volgende Verhaal (Die folgende Geschichte) von Cees Nooteboom.


    Eine andere Überlegung gilt bestehenden Dramen und Hörspielen. Detlev Glanert hat sich etwa jüngst des "Caligula"-Stoffes von Albert Camus angenommen (Gemeinschaftsproduktion der Bühnen Frankfurt und Köln). Beat Furrer hat vor einigen Jahren eine Oper komponiert, die auf Platons Höhlengleichnis basiert, "Die Blinden". Ein sehr interesantes und sehr intensives Stück.


    Günter Eich's "Träume" könnte ich mir gut vorstellen. Die zwischen die fünf Träume geschobenen Gedichte ließen sich von einem Chor im Sinne des klassischen Dramas vortragen. Dir Urfassung des Hörspiels aus dem Jahre 1951 hat auch schon sehr einprägsame Musikeinflechtungen. Fabelhafte Vorstellung, am Ende der Oper einen Chor zu hören, der den Besuchern bescheidet: "Seid Sand, nicht das Öl im Getrtiebe der Welt"


    Und wo wir gerade bei dramatischen Träumen sind, nehmen wir noch Ingeborg Bachmanns "Ein Geschäft mit den Träumen" hinzu, ein Hörspiel des Senders Rot-Weiß-Rot aus dem Jahre 1952, eine wunderbare Tiefenauslotung der Seele eines schüchternen Buchhalters. Basis war wohl eine Erzählung, aber so hat man schon eine fabelhafte Textgrundlage (die Interpreten sollten unbedingt des österreichischen Idioms mächtig sein.


    Edwin, ans Werk bitteschön!


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Nachdem ich unlängst Schillers "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua" im Stuttgarter Alten Schauspielhaus gesehen hatte, dachte ich bei mir: Das wäre ein Opernstoff!
    Vorzugsweise für Verdi, aber auch für einen Verismo-Komponisten denkbar.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Für einen moderneren Komponisten hätte ich den Vorschlag, Brechts "Der gute Mensch von Sezuan" zu vertonen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Medard,
    weißt Du, daß ich mir den Stramm tatsächlich auf das hinauf angesehen habe? Mein Problem ist dabei allerdings, daß mir ständig Hintemiths "Sancta Susanna" im Kopf herumspukt, wenn ich überlege, wie man diese Sprache musikalisch formen kann.


    Deshalb bin ich dann auf Goerings "Seeschlacht" gekommen, die für mich die Schwierigkeit hat, daß sie einen permanenten Lärmhintergrund hat, der mir für die Dauer einer ganzen Oper doch etwas riskant scheint.


    Eines meiner (ich fürchte niemals zu verwirklichenden) Lieblingsprojekte ist übrigens Barlachs "Graf von Ratzeburg"; das andere "Pastor Ephraim Magnus" von Hanns Henny Jahnn.
    Allerdings habe ich etwas Bedenken wegen der "Literaturoper". Ich bin (aus eigener Erfahrung) sehr für das Libretto. Es gibt Situationen, in denen das Wort des Dichters nicht ganz das liefert, was der Ton des Komponisten braucht - und einen Dichter umschreiben, halte ich für barbarisch (weshalb ich mich auch nie an Grabbe herangemacht habe).
    Detto die Frage der Kürzungen: Die Redundanz der Rede gehört bei Jahnn etwa zum Stil. Kürze ich in dem Ausmaß, daß am Ende eine 2-Stunden-Oper herauskommt (alles, was wesentlich länger ist, scheint mir bei zeitgenössischen Opern unpraktikabel), bleibt von Jahnn nichts mehr übrig.
    Also besser gleich ein entsprechende Libretto schreiben lassen.


    Übrigens noch zwei Lieblingsideen von mir (ich breite nicht alle Stoffe aus, es gibt nämlich ein, zwei, die ich wirklich komponieren will...): "Dorian Gray" und "Das Gespenst von Canterville" von Oscar Wilde.


    :hello:

    ...

  • Schlagt nach bei Joseph Conrad - und Ihr werdet jede Menge guter Opernstoffe finden!


    Sein Roman Almayers Wahn (unbedingt lesen!) bietet alles was eine Oper braucht: Drama - Liebe - Wahnsinn! Almayers Tochter Nina wäre doch eine Bombenrolle für... - na Ihr wißt schon...


    Als ich das Buch vor einigen Jahren zum ersten Mal gelesen habe, kam mir sofort der Gedanke, ein Libretto zu schreiben. Aber hierfür mangelt es bei leider an Zeit und an Talent.


    Weitere opernträchtige Bücher von Joseph Conrad: Herz der Finsternis, Freya von den sieben Inseln, Lord Jim (zumindest das Ende davon).


    Viele Grüße
    Frank

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose