Die große Klassik-Olympiade: Interpreten spielen um die Wette

  • Liebe Taminoianer und Mitleser


    Fast könnte man diesen Threadtitel für ernst nehmen, denn gelegentlich hat man den Eindruck, es ginge nicht darum MUSIK zu machen, sondern Rekorde aufzustellen. Diese Rekorde können vilefältiger Natur sein, ein Dirigent oder Pianist, kann beispielsweise der Schnellste, langsamste, aggressivste, introvertierteste oder lauteste Interpret sein.


    Und vor allem natürlich: Der BESTE


    Das ist wichtig - speziell in unserer Zeit, wo nur das BESTE grade gut genug ist, natürlich nur solange es als Massenware vermarktbar ist.


    Individuelle Gestaltung ist da durchaus erwünscht - wenn sie plakativ und vermarktbar ist - un die momentanen geschmacklichen Ansprüche (schnell- laut-schrill, ruppig) nicht verletzt.


    Alles andere ist momentan nicht vermarktbar - und solche WIRKLICH individuellen Interpretationen werden als "Unarten" abgetan.....


    Es ist heute nicht mehr ausreichend eine schlüssige klangschöne Aufnahme abzuliefern, nein sie braucht PEP und Feuer. Irgendwo kommt mir das aus dem Non-Klassik-Bereich bekannt vor ......


    Man kann diesen Thread auf vielerlei Arten bereichern und ergänzen.


    Vielleicht aber am besten, wenn Aufnahmen genannt werden, wo der Künstler ohne überdimensionale Promotion eine Aufnahme eingespielt hat, die Euch beeindruckt hat, die aber zumeist (das ist keine Bedingung) nicht ganz vorne im Rampenlicht der CD-PR stand....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred, hallo Taminos,


    bin mir nicht sicher, ob ich die Themeneröffnung richtig verstanden habe, aber eine Aufnahme, bei der mir glatt die Ohren weggeflogen sind, war Stück Nr. 20 auf dieser Werbe-CD:



    Pandora's Box
    Skipe Sempé
    Capriccio Stravagante


    20. Pancrace Royer • La Marche des Scythes (Skip Sempé, harpsichord) - 5:37 min.


    Sempé spielt hier stellenweise so flott Cembalo, daß man meint, er hätte sein Instrument tiefergelegt und mit Rennfüßen ausgestattet. Besonders ab Minute 2:24 bzw. 3:29 8o :faint:


    Die entsprechende CD, von der das Royer-Stück entnommen wurde, ist allerdings noch nicht erschienen.



    :hello:

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Zitat


    ... Euch beeindruckt hat...
    ... nicht ganz vorne im Rampenlicht der CD-PR stand....
    ... WIRKLICH individuellen Interpretationen...


    Da fällt mir spontan ein:


    Aber, die einzelnen Stücke sind auch auf youtube zu finden, wie z.B. der UNGLAUBLICH gespielte "Grand galop chromatique" von Liszt:
    *ttp://www.youtube.com/watch?v=SygS5yz7x5M
    8o :faint: 8o :faint: 8o :faint:
    Cziffra war, nicht nur aufgrund seiner Liszt-Vorliebe, nach dem Krieg eher ein Geheimtipp, verschrien als oberflächlicher Supervirtuose, gleichzeitig aber sehr geschätzt von Pianistenkollegen (z.B. Argerich)- zurecht!


    @ Alfred: Es gibt von ihm auch eine Aufnahme der Waldstein-Sonate- übrigens meine Lieblingsaufnahme....
    :hello:

  • Hat ein Herr Gould nicht auch das eine oder andere Mal sehr viel schneller bzw. langsamer als Andere spielen müssen? :rolleyes: :stumm: :D

    Viva la libertà!

  • Eigentlich meinte ich das alles NICHT, zumindest nicht unbedingt.


    Ich wollte damit spöötisch zum Ausdruck bringen, daß heutzutage beispielsweise eine "normalE" Interpretation gar nicht mehr als solche wahrgenommen wird. alles muß extrem sein. Extrem laut, extrem verhetzt, extrem schleppend.
    Bei jeder Neuaufnahme steht im Beipackzettel - Booklet - oder in der (gelegentlich "gesponserten" "Kritik" (die oft nur PR sein dürfte), daß es dem Interpreten XY geluingen sei, endlich die "verkrusteen Strukturen" die das Werk, bzw dessen Aufführungspraxis - begleiteten, aufgerissen zu haben und neue Wege beschritten zu haben.


    Hat man Glück, so sind die "neuen Wege" unhörbar - weil es sie nämlich nur in den Gehirnen der Marktstrategen als Wunschvorstellung gibt.
    Hat man jedoch Pech, so wird man in der Tat mit "neuen Wegen" konfrontiert. Meist sind sie unwegsam und enden abrupt vor einem Abgrund..


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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