Arturo Toscanini - nicht gut oder nur vergessen?
Wie Euch vielleicht im Thread "Was hört Ihr gerade" aufgefallen ist, habe ich mir gestern drei Scheiben Toscanini (gut abgehangen, ohne viel Fett) zu Gemüte geführt. Beim Suchen nach "Toscanini" gibt es im gesamten Bereich von Tamino zwar 22 Einträge, jedoch nur eine Nennung, wenn es um die "Lieblingsdirigenten" geht (kommt natürlich von mir )
Woran liegt es? Ist es nur die überwiegende Ablehnung alter Mono-Aufnahmen? Kann es eigentlich nicht sein, denn auch Furtwängler bekommt eine Menge Stimmen - und von beiden gibt es keine Stereoaufnahme. Liegt es vielleicht gar an dem von der Industrie und den Kritikern gepflegten Antagonismus Toscanini/Furtwängler, die beide völlig konträre Interpretationsauffassungen hatten - mit der Folge, dass man beide nicht zugleich schätzen kann? Liegt es daran, dass ein Großteil seiner auf Platten verewigten Konzerte/Aufnahmen mit dem NBC Symphony Orchestra entstanden sind - einem für den deutschen/europäischen vielleicht eher obskuren Klangkörper, der aber eigentlich nicht anderes als ein Rundfunk-Sinfonieorchester à la NDR oder Bayerischen Rundfunk ist.
Immerhin ist Toscanini auch einer der einflussreichsten Dirigenten, dessen Stil sich zumindest bei Karajan, Szell, Solt, Levine zumindest rudimentär wiederfindet. Damit will ich nicht sagen, dass die vier genannten (und einige andere mehr wie etwa Gielen) Toscanini kopiert hätten. Aber ihre Auffassung eines Werkes ähnelt doch sehr stark der des alten Meisters. Als Operndirigent hat er einiges geleistet: sowohl die Met als auch die Scala hat er zu den Häusern ersten Ranges entwickelt, auch in Salzburg und Bayreuth war er - mit größtem Erfolg tätig. Das New York Philharmonic erlebte eine Blüte unter ihm, mit dem NBC Symphony Orchestra hat er Pionierarbeit geleistet: von 1937 bis 1954 wurde so gut wie jede Woche ein Konzert im Radio übertragen, live, ungeschnitten, unbearbeitet.
Also, woran liegt es?