Muss ein/e Wagnerianer/in humorlos sein? - weihevolle Erhabenheit - Marsch! Schwenkt Rechts!!?

  • Lieber Forianer/innen,


    diverse Beiträge zuletzt, seien es die "lustigen Nibelungen" oder auch der Aus :kotz: (Sorry, der "böse" Smilie; er sei hier ein Stilmittel) über die Bayreuther Szenerie, haben mich zu dieser Themengründung animiert.


    Wagner und Humor scheinen sich ja auszuschließen. Seine umfangreichen Schriften über Dies und Das - mal diejenigen hier ausgenommen, die er hätte wirklich völlig bleibenlassen sollen - und vor allem auch darüber, wie er sein Werk interpretiert wissen will, zeugen ja nicht gerade davon, dass es erwünscht gewesen wäre, sich etwa darüber lustig zu machen. Es liegt durchaus die Vermutung nahe, dass er über Verballhorung beleidigt gewesen wäre, ganz anders als z. B. Mozart, den ich gegenteilig einschätzen würde.


    Es liesse sich beliebig viel noch anführen - die Schwere der Musik, die Nazi - Verbandelung, der sich niemals ändernde Betriebsablauf, die unversöhnlichen Familienkräche -, was jegliche Assoziation mit Spass schließlich völlig abtötet :faint:


    Aber: Kann man es sich denn wirklich verkneifen, dass einem allerhand abseitiges Wähnen durch die Windungen des Geistes wabert, wenn man sich z. B. fragt, ob der Meister wirklich an alles gedacht hat, als er sein Haus "Wahnfried" genannt hat? Meinte er wirklich, dass jede/r dabei nur an des Wähnens Frieden erinnert wird? Oder dass beim Erklingen von "Weia, woga, woge, du Welle" alles ob der hehren Dichtung in Ehrfurcht erstarrt? Oder auch nur, was die niedere Menschheit vom "hohen Paar" hält?


    Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Die Gesamtheit der "Ring" - Dichtung hat allen Respekt verdient, aber Beispiele unfreiwilliger Komik finden sich zuhauf, die Stoff für Qualitätsparodien allemal liefern.


    Ich finde einfach, dass ein geniales Werk Parodien auf jeden Fall aushält und dass im Parodieren die Auseinandersetzung mit dem Werk genussvoll fortlebt.


    Rechts schwenkt!?


    Dass der Gesamtkomplex Wagner immer die Auseinandersetzung mit der Verbindung zum Faschismus während und auch noch nach dem NS - Regime wachhält, wird und soll sich auch nicht ändern. Teile der ziemlich mächtigen Wagnerianer - Verbände spielen z. B. immer noch eine unrühmliche Rolle. Aber, die vielen Facetten des Herangehens an das Werk bringen immer wieder Wagnerianer aus der ganzen politischen Bandbreite hervor, bis ganz links.


    Ich selbst halte mich für einen kritischen Fan, und somit irgendwie schon für eine Wagnerianerin, aber ich bin auch ein Fan der dazugehörigen Parodie. Und politisch rechts muss man auch ganz und gar nicht sein, um Wagner zu mögen, das wäre echt fatal.


    Ich habe jetzt nur mal die Thematik grob angerissen. Eure Meinungen würden mich brennend interessieren.


    LG


    Ulrica

  • liebe Ulrica


    mir kommt vor, dass wenn man bei Wagner Opern in der Pause durch die diversen Buffets und Aufenthaltsräume schlendert, abgesehen davon, dass das Publikum schon ganz anders ausschaut - wird auch weniger gelacht und gescherzt!

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Nunja, jenseits einer ausgewogenen und rein sachlichen Betrachtung würde ich sagen: in welcher Sekte oder religiösen Vereinigung wird schon der vermeintliche Stifter der Gemeinschaft auf den Arm genommen oder belächelt?


    Beim Hohenamt der Wagner-Gemeinde, alljährlich im fränkischen zu beobachten, geht es immer noch Teilen der Anhängerschaft um Anbetung und Bewahrung der reinen Lehre.


    Da passt Humor genausowenig dazu, wie Beifallsbekundungen nach dem 1. Akt eines Spätwerkes des Meisters, die immer wieder aufgrund eines Missverständnisses niedergezischt werden.

  • Muss ein Wagnerianer humorlos sein? Keine Ahnung!
    Darf ein Wagnerianer Humor haben? Bestimmt! Ist die Frage, ob er ihn unter anderen Wagnerianern zeigen darf :baeh01:...
    Und was ist überhaupt ein Wagnerianer?


    Bin ich ein Wagnerianer, weil ich seine Musik gut und hörenswert finde? Weil ich auch fünf Stunden in einem nicht gerade bequemen Opernhaussessel sitzen kann, ohne es zu bereuen, weil mich die Musik fesselt? Weil die Wesendonck-Lieder in meinen Ohren zu mit dem Schönsten zählen, was ein Komponist jemals geschrieben hat?


    Ich glaube, man muss unterscheiden, ob die Wagnerbegeisterung allein ob der Musik erfolgt, oder ob noch andere Gründe hineinspielen (z.B. auch der "In-Faktor", der in Bayreuth sicher nicht unerheblich ist). Wenn allerdings die von Alviano angesprochenen "Anbetung und Bewahrung der reinen Lehre" auf der Fahne getragen wird, dann stellen sich auch mir die Nackenhaare. Da kann man sicher keinen Sinn für einen "unangemessenen" Umgang mit Wagner erwarten. (By the way: Gibt es für Anfänger eigentlich Kurse, wie man sich in Bayreuth zu verhalten hat? Sonst hüpft man ja sicher von einem Fettnäpfchen ins andere!)


    Kann und darf man Wagner parodieren? Aber ja doch! Wie bei allem, das extrem ernstgenommen wird, bieten sich zahlreiche Steilvorlagen für Parodien. Ob Wagner das lustig gefunden hätte? Wohl eher nicht! Allerdings glaube ich auch nicht, dass er sich groß Gedanken über den literarischen Wert von "Weia, woga, woge, du Welle" gemacht hat...


    Fazit: Ich mag Wagners Musik, bezeichne mich aber nicht als Wagnerianer, weil ich eben auch vieles andere als gleichwertig oder besser erachte, und kann herzhaft über die "Lustigen Nibelungen" und andere Parodien lachen.
    Und was die notwendige Gesinnung angeht - das ist Quatsch. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass jemand, der tendeziell links steht, sich mit Wagner eher nicht befasst, weil Wagner eben der Makel des geschichtlichen Kontextes anhängt, eine Beschäftigung mit ihm also auch evtl. makelbehaftet sein könnte.


    Zitat

    mir kommt vor, dass wenn man bei Wagner Opern in der Pause durch die diversen Buffets und Aufenthaltsräume schlendert, abgesehen davon, dass das Publikum schon ganz anders ausschaut - wird auch weniger gelacht und gescherzt!


    Liebe nala,
    in einer Silvesteroperettenvorstellung mit einem üblicherweise extrem hohen Altersdurchschnitt (der Besucher, nicht der Sänger ;) ) da geht es auch nicht gerade lustig zu in der Pause. Ich glaube nicht, dass man solch ein Pausenverhalten an Wagner festmachen kann.


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Ich habe mir fest vorgenommen, die Lustigen Nibelungen mal irgendwann privat aufzuführen, um mir all das als Katharsis von der Seele zu lachen, was da not tut.. Leider ist es nämlich in realiter so, dass mir des öfteren eher das Lachen im Halse stecken blieb.......


    Parodiestoff findet sich natürlich mehr als genug, aber wie Alviano schon sagte: bei den echten Wagnerianern ist Lachen wohl eher eine Entweihung. Siehe Umberto Eco.


    Ich bereue heute, dass ich vor Jahren eine Einladung zu Aufführungen in Bayreuth empört ausgeschlagen habe.
    Was passiert dort mit Leuten, die plôtzlich laut lachen, weil sie das Weihe-Pathos einfach nciht mehr anders aushalten?
    Mich hätte das ganze schon allein als ethnologische Sittenstudie interessieren sollen! Schön blôd gewesen!!!!!
    Mittlerweile besteht ja Hoffnung, dass ich dank hiesiger reflektiertet/kritischer Wagnerianer mit klarenVorstellungen, wie man diese Musik am geniessbarsten machen kann,doch noch auf den rechten Weg finde...... :D


    Die Wesendonklieder finde ich übrigens auch serh schön. Nachdem ich mich dann recht ausführlich mit der Wesendonk-Wagner-Historie befasst habe,hat sich das auch nicht geändert.


    F.Q.

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  • Die "lustigen Nibelungen" von Straus finde ich auch gut, mir hat aber seinerzeit auch eine der Aufführungen der Studiobühne Bayreuth ausgezeichnet gefallen - genau das richtige Programm, um zwischen den Aufführungstagen auf dem Hügel dem Weihenebel mal zu entkommen und über Wagner so richtig abzulachen.


    Die Vorstellung, die ich so vom Wagnerianer habe, ist allerdings tatsächlich mit Humor nur schwer in Verbindung zu bringen, zumindest bei denen, die sich auch in so Wagner-Klüngeln bewegen.


    Über die Texte von Wagner-Opern wurde sich vermutlich schon zu allen Zeiten lustig gemacht - interessant aber, dass es auch Versuche gab, "Ring"-Texte ohne Musik von Schauspielern aufführen zu lassen - und das Ergebnis zeigt, das funktioniert.


    Zitat von Rosenkavalier:


    Zitat

    Allerdings kann ich mir vorstellen, dass jemand, der tendeziell links steht, sich mit Wagner eher nicht befasst, weil Wagner eben der Makel des geschichtlichen Kontextes anhängt, eine Beschäftigung mit ihm also auch evtl. makelbehaftet sein könnte


    Da tue ich mich schwer mit: Die politische Haltung des Rezepienten hat möglicherweise Auswirkungen auf die Art, wie man sich Wagners Werk nähert und bewertet (auch unter Berücksichtigung der Aufführungsgeschichte), aber, das man, wenn man grudnsätzlich am Thema interessiert ist, Wagner einfach links liegen lässt, das glaube ich nicht. Einige der Beiträge im Wagner-Thread sind da auch ein Beispiel für.

  • Zitat

    Original von Alviano
    Zitat von Rosenkavalier:



    Da tue ich mich schwer mit: Die politische Haltung des Rezepienten hat möglicherweise Auswirkungen auf die Art, wie man sich Wagners Werk nähert und bewertet (auch unter Berücksichtigung der Aufführungsgeschichte), aber, das man, wenn man grudnsätzlich am Thema interessiert ist, Wagner einfach links liegen lässt, das glaube ich nicht. Einige der Beiträge im Wagner-Thread sind da auch ein Beispiel für.


    Völlig d'accord. Ich meinte es eher in dem Sinn, dass man erst gar kein grundsätzliche Interesse an der Sache entwickelt, weil Wagner per se als "pfui" betrachtet wird, so nach dem Motto: Den darf man nicht hören (und ohne ihn zu hören, macht die Beschäftigung mit seiner Musik wenig Sinn). Ist das grundsätzliche Interesse bereits vorhanden, dann ist die Auseinandersetzung in der Regel sehr differenziert und interessant.


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Zitat

    Original von Alviano
    Zitat von Rosenkavalier:



    Da tue ich mich schwer mit: Die politische Haltung des Rezepienten hat möglicherweise Auswirkungen auf die Art, wie man sich Wagners Werk nähert und bewertet (auch unter Berücksichtigung der Aufführungsgeschichte), aber, das man, wenn man grudnsätzlich am Thema interessiert ist, Wagner einfach links liegen lässt, das glaube ich nicht. Einige der Beiträge im Wagner-Thread sind da auch ein Beispiel für.



    Es hat durchaus schon sehr früh eine linke Wagner-Rezeption gegeben, etwa bei George Bernard Shaw, später (durchaus mit kritischen Untertönen) bei Theodor W. Adorno, Ernst Bloch und anderen. Dazu zählen natürlich auch diverse Arbeiten des Regietheaters, etwa von Chéreau, Berghaus, Konwitschny u.a. Überhaupt scheinen mir "linke" Wagner-Hörer recht häufig vorzukommen.


    Insgesamt glaube ich, dass (mit Ausnahmen wie Bayreuth) die fanatischen Wagnerianer alten Stils nur noch einen kleineren Teil der Wagner-Hörerschaft ausmachen. Da gibt's alle möglichen Variationen, bis hin zu Annäherungen an Wagner über die Fantasy-Schiene. Man schaue sich auch hier im Forum in den einschlägigen Wagner-Threads um: Keiner wird bestreiten können, dass es sich bei Edwin, GiselherHH, Sascha (Antracis) und vielen anderen doch um sehr reflektiert und kritisch denkende Wagner-Hörer handelt, die mit Sicherheit auch keine Probleme mit Wagner-Parodien haben.


    Ich bestreite auch nicht die Zusammenhänge zwischen Wagner (Person), Wagner (Opern), Wagner (Schriften) und Wagner (Rezeption). Aber Differenzierung zwischen den einzelnen Ebenen ist trotzdem notwendig.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Ein Wagnerianer darf nicht nur Humor haben, er muss es sogar. Wie anders könnte er den vielen Leerlauf zwischen der wirklich großartigen Musik.... :untertauch:


    Wagner selbst hatte ja auch ein bisschen davon, wie die Meistersinger trotz manch wohlinformiert geschwätziger Zeitschinderei beweisen. :untertauch:


    Im Ernst: man kommt Wagners Größe natürlich nicht bei, indem man über ihn lästert. Gerade die besten Parodisten seines Werkes gehören offensichtlich zu seinen aufrichtigen Bewunderern, sonst könnten sie ihn nicht so gut erfassen.


    Wer sich aber dennoch über Parodien und halbwegs intelligente Lästereien ärgert, verhält sich wie ein Islamist angesichts der Mohammed-Karikaturen. Jede Religion hat ihre fundamentalistischen Fanatiker. Wem Wagner Religionsersatz ist, in dem glimmt kein glühender Glaube, sondern wallt blindwütige Allnacht. Wo die herrscht, ist ein humorvoller Lichtblitz in der Tat einer fürchterliche Provokation, die mit rrrrastlos rrrrichtender Enerrrrgie ausgemerrrzt werden muss.


    :no: :hello:


    Rideamus

  • Hallo Bernd,


    Zitat

    Original von Zwielicht
    Ich bestreite auch nicht die Zusammenhänge zwischen Wagner (Person), Wagner (Opern), Wagner (Schriften) und Wagner (Rezeption). Aber Differenzierung zwischen den einzelnen Ebenen ist trotzdem notwendig.


    Völlig Deiner Meinung! Allerdings muß der Differenzierung zwischen den einzelnen Ebenen IMO schließlich eine Synthese folgen; und zwar in dem Sinne, daß man nicht zu der IMO gänzlich falschen Annahme käme, die verschiedenen Ebenen würden einfach nur diskrekt übereinanderliegen. Die »Person« Wagner (sein »Charakter«, bzw. sein »psychisches Kostüm«) ist dabei vielleicht (in meiner Perspektive sogar: ganz sicher) ein eher zu vernachlässigender Faktor. Die drei anderen Ebenen sind jedoch signifikant aufeinander bezogen.


    Herzlichst,
    Medard

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  • Ein "Wagnerianer"muß nicht humorlos sein, kann aber humorlos sein.


    Die Bezeichnung "Wagnerianer"ist allerdings humorvoll. :D


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Der von Zwielicht angesprochene Umstand, dass es sehr viele kritisch denkende Wagner-Fans gibt, hat mir Wagner als Hörziel noch nicht vollends abhanden kommen lassen. Gäbe es nur eine reaktionäre Ecke, die Wagner hochhalten würden, wäre der Fall Wagner schnell abgeschlossen...


    Zur Frage, ob ein Wagnerianer humorlos sein muss, würde ich in meiner spontanen unreflektierten Art eigentlich schreiben, nein, muss er nicht, aber es hilft ungemein :D


    Und dann ist da noch der Punkt, was einen Wagnerianer von einem Bayreuthianer unterscheidet. Ich glaube Kaiser hatte mal die sehr schöne Definition gebracht, dass ein Wagnerianer durchaus kritisch ist, einem Bayreuthianer aber nicht mehr zu helfen sei...


    :hello:



  • Hallo Medard,


    ich stimme Dir zu: die Ebenen sind in der Tat signifikant aufeinander bezogen. Ob man aber zu einer nur halbwegs endgültigen "Synthese" kommen kann, bezweifele ich. Selbst wenn man einzelne Punkte herausgreift (z.B. Wagners Musikdramen im Kontext seiner theoretischen und politischen Schriften), bleiben wir im Netz der Vieldeutigkeit gefangen. Ebensowenig kann man die aberwitzig verschiedenen (modernen, antimodernen, dekadenten, sozialistischen, rassistischen) Stränge der Wagner-Rezeption auf einen Nenner bringen. Dass es eine Linie (unter sehr vielen anderen) gibt, die von Wagner zum Massenmord an den europäischen Juden führt, bestreite ich nicht (ohne jetzt die an anderer Stelle geführten Diskussionen über dieses Thema wiederaufwärmen zu wollen).


    Viele Grüße


    Bernd


  • Hallo Bernd,
    das sehe ich genauso. Eine endgültige Synthese muß ja auch gar nicht angestrebt werden. Daß sich die einzelnen Ebenen nicht deckungsgleich aufeinander abbilden lassen oder gar in einander aufgehen, ist schon klar. Aber sie verhalten sich eben auch nicht diskret zueinander, sie sind nicht von einander unabhängig und letztlich können sie auch nicht unabhängig von einander gedacht werden. Das ist alles.
    Ganz herzlich,
    Medard

  • Kann ein Wagnerianer humorvoll sein? - Vielleicht. Ich kann nur von mir reden, deshalb plädiere ich dafür, daß, sollte ein Wagnerianer humorvoll sein, ihm der Humor wieder ausgetrieben wird. Wagner ist nicht zum Lachen da. Und zum Parodieren schon gar nicht.





    Äh....




    Also: Natürlich kann man über Wagner auch lachen, und jeder Wagnerianer sollte sich das gönnen. Sogar viele Bayreuthianer sind ja nicht mehr tierisch ernst und gönnen sich Uwe Hoppes mitunter sehr scharfzüngige Parodien.


    Daß Wagner parodiert wird, ist dabei logisch: Nahezu alle bedeutenden Künstler fordern die Kunst der Parodisten heraus.


    Warum sollte man als modernen, aufgeklärter Wagnerianer über Wagner nicht auch lachen können? Das war schließlich kein Gott oder Religionsstifter (jene, die das anders sehen, entwickeln sich schnurstracks zu einer Minderheit), sondern ein genialer Komponist, dessen Eigenheiten in der Parodie und Satire auf den Punkt gebracht durchaus amüsant sein können.


    :hello:

    ...

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  • Es ist meiner Einschätzung nach eine Eigenart des modernen Bildungsbürgers, über die Sprache und das Denken früherer Epochen, vor allem des mittleren bis späten 19. Jahrhunderts, erst mal zu lachen, um sich dadurch in den Glauben zu versetzen, er sei ihm geistig überlegen. Das ist allerdings eine Illusion. Natürlich kann man sich über die Überspitzungen in Wagners Ästhetik am Stammtisch auch Witze machen. Aber sowas gehört meinem Empfinden nach zum Glas Bier "danach". Eine Walküre und ein Tannhäuser sind nun mal keine Operetten, und da könnte ich mir einen kichernden Sitznachbarn in der Oper nicht wirklich gut vorstellen. Von meinem Standpunkt aus spricht absolut nichts gegen die im Threadtitel zitierte weihevolle Erhabenheit, zumindest solange die Vorstellung dauert. Das heißt für mich auch, dass Regisseure, die aus diesen Werken auf der Bühne eine Lachnummer machen, ihren Beruf verfehlt haben. Mit "rechts" sehe ich da keinen Zusammenhang, das hat für mich eher was mit menschlicher Reife und Respekt gegenüber Kunstwerken zu tun.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    Original von Draugur
    Es ist meiner Einschätzung nach eine Eigenart des modernen Bildungsbürgers, über die Sprache und das Denken früherer Epochen, vor allem des mittleren bis späten 19. Jahrhunderts, erst mal zu lachen, um sich dadurch in den Glauben zu versetzen, er sei ihm geistig überlegen. Das ist allerdings eine Illusion. Natürlich kann man sich über die Überspitzungen in Wagners Ästhetik am Stammtisch auch Witze machen. Aber sowas gehört meinem Empfinden nach zum Glas Bier "danach". Eine Walküre und ein Tannhäuser sind nun mal keine Operetten, und da könnte ich mir einen kichernden Sitznachbarn in der Oper nicht wirklich gut vorstellen. Von meinem Standpunkt aus spricht absolut nichts gegen die im Threadtitel zitierte weihevolle Erhabenheit, zumindest solange die Vorstellung dauert. Das heißt für mich auch, dass Regisseure, die aus diesen Werken auf der Bühne eine Lachnummer machen, ihren Beruf verfehlt haben. Mit "rechts" sehe ich da keinen Zusammenhang, das hat für mich eher was mit menschlicher Reife und Respekt gegenüber Kunstwerken zu tun.



    Hallo Draugur,


    Parodien von Wagners Werken gibt es spätestens seit Nestroys "Tannhäuser" 1857. Auch der "Ring" hat noch zu Wagners Lebzeiten immer wieder zu Witzen und Travestien herausgefordert. Das kann man bestimmt nicht dem "modernen Bildungsbürgertum" in die Schuhe schieben. Es ist doch vielmehr eine Konstante der europäischen Literaturgeschichte, dass ein "hoher" Stil einen "niedrigen" zur Parodie herausfordert - und solche Parodieanfälligkeit muss gar nicht gegen das parodierte Werk sprechen, wie Edwin schon oben bemerkt hat.


    Ein weiterer Regietheater-Thread soll das hier sicher nicht werden - trotzdem ein kurzer Widerspruch zu Deiner Bemerkung bezüglich der Regisseure, die Wagners Opern angeblich zu "Lachnummern" machen: Es gibt durchaus witzige Passagen z.B. im "Ring" - erst dadurch wird er doch (zumindest potentiell) auch zum "Welttheater". Das beschränkt sich nicht nur auf den ersten Siegfried-Akt (wo es offensichtlich ist), sondern betrifft z.B. auch die scherzoartigen Passagen in der dritten Rheingold-Szene, ja kann sogar Teile der Götterdämmerung kontaminieren. Mir ist z.B. Siegfried als im Wortsinne sorgloser Held nie so klargeworden wie in der Stuttgarter Konwitschny-Inszenierung - wenn er den schlafenden Hagen am Anfang des zweiten Aktes inmitten der kastrophalen Entwicklungen durch das Zerplatzenlassen einer aufgeblasenen Tüte aufweckt (nicht ohne vorher noch dem Publikum zugezwinkert zu haben). Auch Herbert Wernickes Charakterisierung von Gunther als komischer Held ist mir unvergesslich geblieben. Durch den Kontrast wirkt die tragische Fallhöhe umso stärker.
    Eine Parsifal-Inszenierung als Lachnummer habe ich hingegen noch nie erlebt. Da gibt's ganz andere Probleme.


    Durch unmotivierte Lacher während einer Wagneraufführung würde ich mich in der Tat auch gestört fühlen - das gilt allerdings ebenso für Verdi-, Berlioz- und Wasweißich-Vorstellungen. Dabei geht es mir um ein konzentriertes Zuhören und -sehen mit aller inneren Bewegung - jedoch nicht um "weihevolle Erhabenheit". Der Begriff "Weihe" hat immer religiöse oder kultische Implikationen, die Wagners Werk (insbesondere den "Parsifal") wieder auf die kunstreligiöse Schiene schieben. Auf diese erstens ausgesprochen zeitgebundene und zweitens hochproblematische Ideologisierung kann und will ich aber verzichten. Sie schadet nur einer angemessenen Rezeption der Vielschichtigkeit des Wagner'schen Werks.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Parodien empfinde ich auch als Ausdruck höchster Anerkennung. Vielleicht habe ich deswegen einen Faible dafür... Aus dieser Sicht ist die "Beggars Opera" für mich auch ein verdeckter Kniefall vor Händel, aber das gehört nicht hierhin...

  • Lieber Draugur,


    ich glaube auch nicht, dass in einer Aufführung des Werkes selbst Lustigkeit entsteht und das wäre auch nicht Sinn der Sache. Die Parodien finden ja auch nicht während der Aufführung statt, sondern haben ihr eigenes Podium.


    Über Regieeinfälle und Inszenierungen kann man ja bekanntlich trefflich streiten, aber ich sehe gerade in dem reichen Inhalt der Werke ein großes Potential für gute moderne Inszenierung und Übertragbarkeit auf gegenwärtige Lebenssachverhalte, Fehlgriffe inclusive. Genialität drückt sich u.a. durch Zeitlosigkeit aus. Warum sollten wir das Werk durch überholte Aufführungspraxis mit Schwulst, Pathos, Knorke -Eichen und blondgelocktem Fellburschen ersticken?


    Allzuoft schiebt man das alles auf den "Zeitgeschmack". Aber dass dieser kritiklos nur wie beschrieben gewesen sein soll und von ganzen Volk so getragen gewesen sein soll, bezweifle ich doch erheblich. Es war bis zu den zwanziger Jahren längst eine kulturelle Entwicklung der Moderne etabliert. Die Nazis brauchten Gewaltmaßnahmen und eine Riesen - Propagandamaschine, um die Räder unorganisch zurückzudrehen, und das bekanntlich nicht nur im kulturellen Bereich. Ich sehe eher eine Überheblichkeit von Gegenwärtigen, wenn man die Fähigkeiten der "Altvorderen" unterschätzt.


    Die Wagner - Enkel Wieland und und Wolfgang tragen durchaus das Verdienst, moderne Inszenierung einkehren gelassen zu haben und es so vielleicht dem einen oder anderen in zeitgemäßem Ambiente den Genuss der Musik zu steigern.


    Und - um z. B. den lustigen Nibelungen u. ä auch wirklich was abgewinnen zu können, muss man ja schließlich Bescheid wissen über das, was parodiert wird.


    @all:
    Abschließend nich zwei Geschichten zur politischen Bandbreite des Wagnerianertums:


    Kurz bevor Grace Bumbry als erste schwarze Venus auf dem Hügel einzog (auch begleitet von unsäglichen Aufregern), wurde der erste schwarze Chorsänger engagiert, den ich einmal kennengelernt habe. Was da an rassistischem Dreck aus der Bayreuther Szene - NICHT von der Festspielleitung oder gar den Kollegen - und allen Bewahrern der Erhabenheit hochkam, kann nur noch als beschämend bezeichnet werden. Spätestens da werde ich einfach nur sauer :angry: Wie sagte Brecht doch? "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch".


    Weiter gab es in meinem Bekanntenkreis mal einen kommunistischen Journalisten und begeisteren Wagner - Fan, der in einer Kolumne der Parteizeitung eine umfassende und hochinteressante Abhandlung über den Ring aus marxistischer Sicht verfasst hatte. Dahinter steckte eine intensive Kenntnis der Thematik. Also befasst man sich von "links" sehr wohl mit Wagner.


    In diesem Sinne,


    Ulrica

  • Im Grunde sind wir uns in folgendem schon einig: Parodien auf Wagner sind als eigenständige Werke m. E. vollkommen in Ordnung.
    Es sollte nur nicht die Aufführung selbst zur Parodie werden. Die Frage ist doch: Bis zu welchem Punkt lasse ich z. B. Siegfried als sorglosen Helden auftreten und ab welchem Punkt wird er zum Clown? Eine Regie, die in einem tragischen Kontext Lacher erzeugt, spiegelt in meinen Augen das geradezu verhängnisvolle Bedürfnis unserer Spaßgesellschaft wieder, über Dinge zu lachen, die sie überfordern.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

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  • Zitat

    Original von Ulrica
    Was da an rassistischem Dreck aus der Bayreuther Szene - NICHT von der Festspielleitung oder gar den Kollegen - und allen Bewahrern der Erhabenheit hochkam, kann nur noch als beschämend bezeichnet werden.


    In dieser Drastik habe ich es persönlich nie erlebt - aber ich weiss noch gut, wie ich anlässlich meines ersten Bayreuth-Besuches über bestimmte Geisteshaltungen anderer Besucher/innen auch erschreckt war - und diese Menschen, die sich in manchem Wagnerverband zusammengefunden haben, waren schon auch jene, die nicht nur in Wagner, sondern auch in Hitler einen Heilsbringer gesehen haben.


    Edwin hats angedeutet: zumindest diese Generation wird zahlenmässig zwangläufig von Jahr zu Jahr kleiner.


    Original Draugur:


    Zitat

    Bis zu welchem Punkt lasse ich z. B. Siegfried als sorglosen Helden auftreten und ab welchem Punkt wird er zum Clown?


    Ist das wirklich die Frage? Siegfried ist z. B. für mich nicht wirklich ein Sympathieträger - Kopfarbeit ist seine Sache nicht, das Aggressionspotential ist ausgeprägt und wo er nichts weiss, weiss er sich auch zu helfen. Ein Siegfried im Matrosenanzug, in kurzen, bayerischen Lederhosen, als Jungmacho mit Popstarplakaten an den Wänden - geht alles...


    Original Edwin:


    Zitat

    Sogar viele Bayreuthianer sind ja nicht mehr tierisch ernst und gönnen sich Uwe Hoppes mitunter sehr scharfzüngige Parodien.


    Ich hab mich weggeschmissen - und genau, wie Ulrica das über die "lustigen Nibelungen" angemerkt hat: die gute Kenntnis des Originals erhöht den Spassfaktor enorm.


    Und ich hatte Glück: eigentlich war die Vorstellung brechend voll - und nur meine nachhaltige Bitte an Uwe Hoppe selbst, mich doch noch einzulassen, brachte den gewünschten Erfolg.

  • Zitat

    Original von Alviano
    Edwin hats angedeutet: zumindest diese Generation wird zahlenmässig zwangläufig von Jahr zu Jahr kleiner.


    Lieber Alviano,


    Da denke ich anders als Edwin oder Du. Es wird immer Verrückten geben, die glauben daß jene Lehre Wert hatte, und sie werden alle Symbolen benützen.
    Auch Wagner.


    LG, Paul

  • Hi!


    Ich vergöttere Wagner und seine Musik, bin aber das Gegenteil von humorlos. :yes:


    Allein diesen Threadtitel finde ich schon etwas seltsam...


    :boese2:


    LG Florian


    :hello:

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."


  • Hallo Paul,


    ich habe gerade nochmal nachgelesen - und stelle fest, dass ich Edwin u. U. falsch interpretiert habe, dafür bitte ich um Entschuldigung.


    Den Personenkreis, den ich meine, sind jene alten Nazis, die sich auch nach dem Krieg im Dunstkreis der Wagner-Welt bewegt haben und bewegen. Die werden aus Altersgründen weniger.


    Dass es nachwachsende, junge Leute gibt, die die menschenverachtende Ideologie der Nazis erneut zu etablieren versuchen, ist für mich überhaupt nicht auszuhalten. Aber ich habe jetzt nicht den Eindruck, dass die sich verstärkt Wagner zuwenden, die hören ganz andere Sachen.


    LG

  • Hallo Alviano,

    Zitat

    Und ich hatte Glück: eigentlich war die Vorstellung brechend voll - und nur meine nachhaltige Bitte an Uwe Hoppe selbst, mich doch noch einzulassen, brachte den gewünschten Erfolg.


    So ein Schlitzohr, dieser Uwe Hoppe - mich hat er hineingelassen mit dem Kommentar, das sei eine absolute Ausnahme, weil ich ja darüber schreiben würde! :evil::D


    Aber dieser sehr gute Besuch der Bayreuther Lokal-Parodien zeigt, daß auch die Bayreuthianer mittlerweile über Wagner lachen können - wenn es (wie bei Hoppe) intelligent und gut gemacht ist.


    ----------------


    Leider muß ich zu Bayreuth allerdings auch sagen, daß natürlich der rassistische Druck bis in die jüngere Vergangenheit sehr groß war. Aus relativ sicherer Quelle weiß ich, daß "man" noch Anfang der 70er-Jahre etwa Evelyn Lear nicht die Hand gegeben hat - die Frau Thomas Stewarts war nämlich Jüdin. Und es ist auch etwas befremdlich, wie man in einer Spielzeit einmal damit angab, daß von vier am Hügel beschäftigten Dirigenten drei Juden waren. Motto: "Meine jüdischen Freunde..."


    Ich glaube auch, daß Paul bis zu einem gewissen Grad recht hat - aber für die Gegenwart würde ich es umdrehen: Ich glaube nicht, daß heute ein denkender, demokratisch eingestellter Mensch durch wagnerverursachte Gehirnerweichung zum Neonazi wird. Ich denke, es ist der umgekehrte Prozeß: Wenn jemand eine rassistisch erweichte Birne hat, wird er in seiner Tumbheit genug Wagner-Mißverständnisse zusammentragen, um letzten Endes Wagner für eine Basis seines Wahnsinn zu halten. Ich glaube aber auch (ohne daß ich hier jetzt diese einschlägige Diskussion hereintragen will), daß die Auseinandersetzung moderner Regisseure mit Wagner genug Bruchlinien und Werkkritik enthalten, daß es immer schwieriger wird, Wagner richtiggehend zu verfallen.


    Genau das aber, nämlich das unreflektierte Verfallen, wäre notwendig. Denn ein denkender Mensch kann, auch wenn er Wagner mag, nie und nimmer Antisemit oder Neonazi sein.


    :hello:

    ...

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  • Zitat

    Original von Alviano
    Original Draugur:



    Ist das wirklich die Frage? Siegfried ist z. B. für mich nicht wirklich ein Sympathieträger - Kopfarbeit ist seine Sache nicht, das Aggressionspotential ist ausgeprägt und wo er nichts weiss, weiss er sich auch zu helfen. Ein Siegfried im Matrosenanzug, in kurzen, bayerischen Lederhosen, als Jungmacho mit Popstarplakaten an den Wänden - geht alles...


    Was die psychologische Einschätzung von Siegfried angeht, hast du schon recht, aber die von dir vorgeschlagenen Visualisierungen gehen den m. E. problematischen Weg, durch allzu plakative Eindeutigkeit dem Zuschauer das Denken abzunehmen. Man sollte diese Interpretation der Siegfriedfigur vielleicht mehr auf dem Weg der Mimik und Gestik umsetzen. Abgesehen davon finde ich, im "Comedy"-Zeitalter muss man aufpassen, einen Stoff, den man ernstgenommen haben will, nicht in diese Sphäre abgleiten zu lassen.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Hallo Alviano
    Hallo Edwin


    Zitat

    Dass es nachwachsende, junge Leute gibt, die die menschenverachtende Ideologie der Nazis erneut zu etablieren versuchen, ist für mich überhaupt nicht auszuhalten.


    Also zumindest Simon Rattle könnte den jungen Nachwuchsbraunen ja dann
    mal die Richtung weisen :-)


    Man denke nach:


    Am 5. Juli 2007 lief auf ARTE die Liveübertragung der Walküre unter Rattle beim Aix-en-Provence-Festival. Und....Oh Schreck! Williard White.
    Ein Jamaikaner singt Wotan!
    Und seine Stimme hat überzeugt, für diese Rolle richtig eingesetzt worden zu sein (im Gegensatz zur Brünnhilde). Aber er sah halt alles andere aus,
    als wie der konservative-kulturbewusste-deutsche Opernliebhaber sich einen obersten germanischer Sagenheld vorstellt.


    Humor?...


    Stephane Braunschweig, der für die Inszenierung zuständig war sagte:


    "Ich glaube, dass es bei Wagner einen gewissen Humor gibt – aber man braucht auch Sänger, die diesen Humor vermitteln können! Ein Sänger wie Willard White hat recht viel Humor, und außerdem hat er auf der Bühne eine natürliche Würde..."


    Also...Man stelle sich dies bei den Bayreuther Festspielen in den von Edwin
    angedeuteten 70er Jahren vor. Dort wäre das Publikum also weder von
    dessen Würde noch dessen Humor angetan gewesen. Und noch weiter
    zurück möchte man gar nicht denken...


    :hello:

  • Hallo Jaaan,

    Zitat

    Oh Schreck! Williard White. Ein Jamaikaner singt Wotan!


    Es geht noch übler - oder zumindest genauso übel: In der Wiener Staatsoper sang Thomas Quasthoff den Amfortas. Mit eigenen Ohren gehörte Aussprüche wie: "Muß man sich einen Krüppel in dieser Rolle anschauen?" bis zu "Unterm Hitler hätte man sich das nicht anschauen müssen" drangen an mein Ohr, während sich mein Auge wunderte, unter den Aussprechenden auch eine allseits verehrte Frau Kammersängerin erkennen zu müssen. Und in einem CD-Fachgeschäft moserte ein nicht unbekannter Heldentenor, daß er für Menschen Verständnis habe, die den Anblick Quasthoffs nicht ertragen könnten.


    Insoferne kann ich nur sagen: Hirnerweichung stirbt nicht aus. Aber sie wird in Zusammenhang mit Wagner doch seltener.


    Und vor allem: Mit "meinem" Wagner hat das nichts zu tun. "Mein" Wagner treibt sich eher bei Regisseuren wie Mielitz, Chéreau, Audi, Braunschweig, Dew, Nel, Konwitschny, Wieler etc. herum und wird von Dirigenten wie Boulez, Haenchen, Nagano oder de Billy dirigiert.


    :hello:

    ...

  • Edwin,


    Zitat

    Mit "meinem" Wagner hat das nichts zu tun.


    Recht erschreckend, solche Aussagen aus Mündern zu hören, die
    doch zumindest Ahnung von Gesangsleistung haben sollten. Denn
    ein schlechter Sänger ist T.Q. ja nicht! Und der Jamaikaner, der mit
    seinem Nachnamen eine so herrliche Ambivalenz zu seinem äußeren
    Erscheinungsbild zu Tage trägt, ebenfalls nicht.
    Mann sollte vielleicht vor jeder Aufführung Brecht/Eisler's Solidaritätslied
    laufen /spielen lassen.


    P.S.: Wie sieht es eigentlich aus mit einem Thread, der die für einen
    Benutzer dieses Forums optimale Lösung von Bühnenbild und Ton
    in Bezug auf Wagneropern behandelt. Gibt es sowas?
    Denn auch wenn ich manchesmal mit dem Orchester und den
    Sängern + deren Darstellung zufrieden bin, fehlts mir doch
    zu oft an Inszenierungskunst.
    (Vielleicht sollte das aber einfach jemand wie Werner Herzog für
    alle Ewigkeiten übernehmen und ich würde endlich mal Geld ausgeben
    für den regelmäßigen Opernbesuch ;-))

  • Hallo Edwin



    Hat es mit der Hitze zu tun, oder haben wir heute den Tag der frommen Wunschvorstellungen? ;)


    Der erste Satz kann damit zusammen hängen, dass Wagner zur Zeit seltener wird (was die öffentliche Diskussion anbelangt). Ansonsten glaube ich es nicht. Die Geschichte zeigt das Gegenteil.


    Der zweite Satz ist ohnehin historischer Unsinn. Die Geschichte beweist immer wieder von neuem, dass auch denkende Menschen partiell auf Autopiloten schalten und in einzelnen Bereichen in seltsame Fahrwasser geraten können.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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