• :hello: allerseits,


    die Diskussion über die praktisch unmögliche Abgrenzung von Oper, Operette und Musical hat eine weitere Gattung in die Diskussion gebracht, die hier bislang sehr vernachlässigt wurde, nämlich die spanische und lateinamerikanische Zarzuela.


    Eigentlich sollte die einen eigenen Thread haben, den ich hiermit mal aufmachen möchte um zu testen, wie groß das Interesse daran ist.


    Ich fange mal mit einem Auszug aus einem Manuskript von mir dazu an:


    Die Entstehung der Zarzuela
    Die spezifisch spanische Form der komischen Oper oder Operette geht bis auf das Jahr 1653 zurück, als eine Vertonung von Calderón de la Barcas Komödie „El Laurel de Apolo“ durch Juan de Hidalgo vor dem damaligen Königspaar aufgeführt wurde. Der Name der Gattung entstammt dem Ort der Uraufführung, einem Jagdschloss Philips IV in der Nähe von Madrid, das wegen der vielen „zarzales“, d. h. dem dichten Brombeergestrüpp in seiner Umgebung, La Zarzuela genannt wurde. Die Aufführung wurde zum Vorbild einer eigenen Gattung unterhaltsamer Barockopern und Pastiches, d. h. Zusammenstellungen diverser Melodien und Nummern bestimmter Komponisten, welche in der Glanzzeit des spanischen Hofes auch ausländische Komponisten anzog. Noch 1786 schrieb z. B. Boccherini eine Zarzuela für das spanische Königshaus. Bald danach verlor die Gattung jedoch an Anziehungskraft. Erst 1874, womöglich unter dem Einfluss der ersten Offenbach-Operetten, schuf FRANCISCO BARBIERI mit EL BARBERILLO DE LAVAPIES die erste Zarzuela, ein leicht satirisches Musikdrama nach heutigen Vorstellungen von der Gattung. Sie orientierte sich vor allem an Vorbildern der italienischen und französischen komischen Oper, deren Vorliebe für den Witz der sogenannten kleinen Leute sie übernahm. Um diese zu charakterisieren, bediente sie sich der vielfältigen spanischen Volksmusik, die sie zu einer eigenen Kunstgattung weiter entwickelte, in welcher nicht nur die Solisten, sondern auch der Chor und der Tanz Elemente von zentraler Bedeutung sind. Sie entwickelte sich dann parallel zur Operette und unabhängig von ihr. Erst nach der Jahrhundertwende sind deutliche Einflüsse der damals an ihrem Zenith stehenden Operette zu erkennen, ohne dass dike Zarzuela jemals ihren spezifisch spanischen Musikcharakter verloren hätte.


    Bald konnte die Zarzuela auch in Lateinamerika Fuß fassen und dort, vor allem in Kuba, sogar eine eigene, eher melodramatische, Tradition begründen. Die regionale Verwurzelung der Zarzuela, die zum vollen Verständnis eine gewisse Kenntnis spanischer (Musik-) Traditionen voraussetzt, behinderte allerdings ihren Export in das übrige Europa. Hinzu kam eine ausgeprägte Vorliebe für einaktige Formate, die an die Frühzeit der Opera buffa als Pausenfüller anknüpft, in den Spielplänen der übrigen Welt aber immer weniger gefragt war. Erst in jüngerer Zeit wurde dank des Einsatzes spanischer Opernstars wie Victoria de los Angeles, Teresa Berganza, Montserrat Caballe, Placído Domingo, Alfredo Kraus u.a. für diese Kunstform, mit der sie aufgewachsen waren, auch international ein wachsendes Interesse für diese Kunstform geweckt, die eine große Bereicherung unseres Musikrepertoires darstellt."


    Als erste Anregung einige Spitzenwerke der Gattung, die - neben dem erwähnten "Barbier" von Barbieri - zu hören und über die zu diskutieren sich allemal lohnen dürfte:


    Francisco Alonso: LA LINDA TAPADA u.a.
    Tomas Breton: LA VERBENA DE LA PALOMA
    Ruperto Chapí: LA REVOLTOSA
    Fernando Chueca: LA GRAN VIA (eigentlich eine Revue, aber trotzdem das beste Einstiegswerk in die Musik der Gattung, das ich kenne)
    Amadeo Vives: LA GENERALA und die dritte großartige Boheme des Musiktheaters: BOHEMIOS


    Wie gesagt, das soll nur ein Anfang sein.


    Beste Grüße bis demnächst hier (hoffentlich)


    Rideamus

  • Zarzuela ist die Bezeichnung für eine typisch spanische Gattung des Musiktheaters, die einige Ähnlichkeit mit der französischen opéra comique und dem deutschen Singspiel hat.
    Das Wort zarzuela stammt von zarza, „Brombeergebüsch“. Im 17. Jahrhundert hatten sich in einer nahe bei Madrid gelegenen Waldgegend, dem sogenannten Pardo, die spanischen Könige inmitten dichten Brombeergebüschs ein Schlösschen errichten lassen, das den Namen Palacio de la Zarzuela bekam. Dort wurde – wenn das Wetter zu schlecht zur Jagd war, durch Theatertruppen aus der Stadt Musiktheater aufgeführt.


    Der Unterschied zwischen einer Zarzuela und einer Operette besteht darin, dass bei einer Operette in der Regel alle Musiknummern Originalkompositionen sind. Die Zarzuela besteht dagegen oft aus Volksliedern, die der Handlung gemäß ausgewählt und in die wenigen originalen Kompositionen eingefügt wurden. Dies entspricht der französischen Tradition des Vaudevilles.


    Im Operetten-Kapitel hatte ich erwähnt, dass mir im Spanien-Urlaub auf die Frage nach Zarzuela-Aufführungen das Rezept für ein Fischgericht angeboten wurde. Hier nun die Erklärung:


    Auf einer spanischen Speisekarte bedeutet Zarzuela eine erlesene Auswahl verschiedener Fischsorten und Meeresfrüchte, die mit Zwiebeln, Tomaten, Paprika und Knoblauch angebraten und dann mit einem Schuss Wein gegart werden.
    Der Name lehnt sich tatsächlich an das Bühnen-Genre Zarzuela an, um zu verdeutlichen, dass es sich bei dieser Delikatesse um etwas Feierliches, ganz Besonderes handelt.


    Typische Zutaten zur Zarzuela (mit der spanischen Bezeichnung) sind beispielsweise
    · Seehecht (merluza)
    · Garnelen (gambas)
    · Muscheln (almejas)
    Zusätzlich können auch Erbsen oder Spargel enthalten sein.
    Eine Zarzuela wird – wie die bekannte Paella - in einer flachen Pfanne zubereitet und serviert.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Muss man da nicht zwischen der frühen Zarzuela zwischen dem Barock und Barbieris "Barbero de Lavapies" und den danach folgenden unterscheiden? Die frühen waren in der Tat häufig Pasticchios aus allen möglichen Quellen, aber seit Barbieri stammen eigentlich alle Zarzuelas in der Regel von einem einzigen Komponisten, wenn man von Teams wie Soutullo/Vert absieht oder einigen Fällen, in denen ein Komponist das Werk eines anderen fertig stellte.


    Insofern lässt sich die Auffassung schon vertreten, dass die Zarzuele die spanische Operette ist, so wie Gilbert und Sullivan die eigenständige englische Operette verkörpern. Nur ist die Zarzuela musikalisch viel regionaler geprägt, was sie in ihrer Heimat populär, darüber hinaus aber schwer exportierbar macht.


    Schade um sehr viel sehr gute Musik, die einem deshalb entgeht.


    Ich hätte zum Beispiel unbedingt noch Caballeros EL DUO DE LA AFRICANA erwähnen sollen.


    :hello:
    Rideamus

  • Das Aha-Erlebnis. Ich dachte immer, Zarzuelas seien Volksmusik oder Volkslieder.
    Kann es sein, daß hier Rede ist von "pars pro toto", und daß die Lieder auch damit angedeutet werden.


    LG, Paul

  • Salü,


    spricht da der Wunsch aus Dir, eine Zarzuela von Haydn zu erhalten? :D


    Nein, in der Tat entstand diese Werkform aus zusammengewürfelten Volksliedern - später aber wurden eigenständige Kompositionen daraus. Martín y Soler z.B. hat keine Volkslieder zusammengetragen, sondern 1778 ein bahnbrechendes Werk geschrieben - jedenfalls für seinen Erfolg maßgebend.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Aus dem Barock gibt es beides, zusammengewürfeltes als auch, dass alles von einem Komponisten stammte.



    Leider gibt es von Juan de Hidalgo immer nur vereinzelte Arien, die einzigen kompletten Werke die bisher aufgenommen worden sind stammen von Antonio de Literes und Antonio Facco.
    Beide waren Hofmusiker Philipp V. (der Enkel Louis XIV und Begründer der spanischen Linie der Bourbonen)
    Dieser hatte eine Vorliebe für ital. Musik und so ist auch die Musik an seinem Hof stark von Corelli, Scarlatti und Caldara beinflusst.
    Allerdings gibt es auch frz. Einflüsse, er hatte für kurze Zeit den verstoßenen Desmarest als Hofkomponisten.





    Los Elementos
    Al Ayre Espanol




    Acis y Galatea
    Al Ayre Espanol



    allerdings ist der Unterschie zu einer "normalen" Barockoper nicht so schnell erkennbar.
    Für frühe / typische Beispiele (17. Jahrhundert) ist diese CD wohl ganz besonders gelungen:


    irgendwie wird das Cover nicht angezeigt :rolleyes:
    Intermedios
    Hesperion XX / Savall



    :hello:

  • Zitat

    Original von musicophil
    Das Aha-Erlebnis. Ich dachte immer, Zarzuelas seien Volksmusik oder Volkslieder.
    Kann es sein, daß hier Rede ist von "pars pro toto", und daß die Lieder auch damit angedeutet werden.


    LG, Paul


    Aber ganz und gar nicht. Die Zarzuela (ich rede von der späteren und heute vor allem so verstandenen, denn die Barockzarzuela ist weniger mein Ding) fußt zwar stark in der spanischen Volksmusik, in die BIzet für "Carmen" sehr aufmerksam hinein gehört hat, und hat, wie diese, auch sehr volksnahe Themen, pendelt aber ansonsten - von einigen ernsten und eher opernhaften Ausreißern abgesehen - zwischen später Buffa und früher Operette. Nach der Jahrhundertwende (i.e. 1900 ff) entwickelte sie sich thematisch ähnlich wie die französische Operette, blieb aber natürlich dem spezifisch spanischen Klang verhaftet.


    Wer die "moderne" Zarzuela von ihren besten Seiten kennen lernen will, höre einmal in diese vorzügliche und sehr preiwerte Sammlung von 3 cd mit Teresa Berganza und José Carreras hinein, die mich zu ihr bekehrt hat:



    Aber auch diese Arien- und Duettprogramme sind sehr empfehlenswert:



    und natürlich diese:



    Wer die mag, wird von alleine nach Gesamtaufnahmen einzelner Werke suchen. Und wer viel mehr wissen will und einigermaßen englisch kann, sollte unbedingt in der vorzüglich gestalteten und geschriebenen Zarzuela-Website www.zarzuela.net blättern. Da steht eigentlich alles drin, was man wissen will, und mehr, und die Wertungen sind recht verlässlich.


    Viel Spaß beim Kennenlernen wünscht


    Rideamus

  • Zitat

    Original von Rideamus


    Wer die "moderne" Zarzuela von ihren besten Seiten kennen lernen will, höre einmal in diese vorzügliche und sehr preiwerte Sammlung von 3 cd mit Teresa Berganza und José Carreras hinein, die mich zu ihr bekehrt hat:



    Eben die nämliche CD-Box war auch mein erster Einstieg in die Zarzuela. Viele darin enthaltenen Stücke sind großartig, manche allerdings auch etwas banal, aber so ähnlich geht es mir auch bei der Operette... Es ist auf jeden Fall jene "Schnipselsammlung" :D, bei der man für sein Geld am meisten Zarzuela, quantitativ wie qualitativ betrachtet, bekommt.
    Nicht lange nachdem ich diese CDs gekauft hatte, wurde auch in der Reihe "Great Artists of the Century" ein Recital mit Zarzuelaarien von Victoria de los Ángeles neu aufgelegt. Das habe ich mir dann natürlich auch besorgt, und finde ihre Interpretationen noch besser als die von Teresa Berganza. Die beiden CDs überschneiden sich nämlich teilweise.
    Die Barockzarzuela kenne ich nur von der wirklich wunderbaren Arie "Confiado jilguerillo" aus "Acis y Galatea" von Literes; das nämliche Lied hat Victoria de los Ángeles mit dem Paläo-HIP-Ensemble Ars Musicae de Barcelona eingespielt und ist auf der 4-CD-Box "Cantos de Espana" enthalten.
    Zu einer Gesamteinspielung einer Zarzuela habe ich es allerdings bislang noch nicht gebracht.


  • Im letzten Jahr hat ARTE diese Zarzuela ausgestrahlt.
    Inzwischen ist diese Aufzeichnung auch als DVD erschienen und hat bereits mehrere internationale Preise bekommen:


    Moreno Torroba: Luisa Fernanda
    Plácido Domingo war der Star der "Luisa Fernanda" von Federico Moreno Torroba, die Emilio Sagi für das Teatro Real in Madrid inszenierte. Die Aufführung stand unter der musikalischen Leitung von Jesús López Cobos. Neben Plácido Domingo wurden José Bros, Mariola Cantanero und Nancy Herrera vom Publikum stürmisch gefeiert.


    Die Zarzuela ist eine spanischsprachige Musikgattung, die sich parallel zur italienischen Oper entwickelte und besonders in den 20er- und 30er Jahren zu einer beliebten Form der Unterhaltung wurde. Zu den herausragenden Zarzuelas gehört die im Jahre 1932 vollendete "Luisa Fernanda", ein Werk mit hohem musikalischem und dramaturgischem Anspruch. Emilio Sagis' elegante Inszenierung mit López Cobos als musikalischem Leiter und Plácido Domingo in der Rolle des Vidal Hernando kam im Juli vergangenen Jahres nach Madrid. Nach dem großen Erfolg in Washington und Los Angeles knüpften sich an die Aufführung im Teatro Real entsprechend hohe Erwartungen.


    Plácido Domingo singt in diesem Werk die Rolle des selbstlosen Vidal Hernando, der die geliebte Frau aufgibt, um ihrem Glück mit einem anderen Mann nicht im Wege zu stehen. Emilio Sagis' Inszenierung spiegelt den Geist dieses in seiner Einfachheit anspruchsvollen Meisterwerks des populären spanischen Musiktheaters auf authentische Weise wider: Es ist ein sentimentales Stück über die Liebeswirren einer Dreiecksbeziehung, das mit zu Herzen gehenden Ausgang aufwartet.


    Plácido Domingo ist musikalisch in Höchstform und die Rolle des traurigen Liebhabers Hernando ist ihm auf den Leib geschrieben. Mit der Zarzuela ist Plácido Domingo aufgewachsen, bereits seine Eltern, Plácido Domingo sen. und Pepita Embil, waren berühmte Zarzuela-Sänger. Seine Mutter sang auch die Luisa zu vielen Gelegenheiten.


    Für Emilio Sagi war die "Luisa Fernanda" die letzte Inszenierung als Direktor des Teatro Real. Auch er ist auf dem Gebiet der Zarzuela und insbesondere der "Luisa Fernanda" kein unbeschriebenes Blatt mehr. Sein Großvater, der große spanische Bariton Emilio Sagi-Barba sang den Vidal Hernando unter der Leitung des Komponisten.


    Arte 2006, 100 Min.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Plácido Domingos Vater war übrigens auch ein bekannter Star der Zarzuela. (EDIT: parallel zu Harald gepostet, sorry)


    Die Inszenierung der LUISA FERNANDA finde ich auch sehr gelungen. Wenn nur das Buch etwas schlüssiger wäre und das Drama stringenter.


    Der Schluss wirkt, als hätten sich die Autoren in eine Ecke manövriert und irgendwie aufgehört ohne darauf die Eigenheit der sorgfältig aufgebauten Charaktere Rücksicht zu nehmen.


    M. E. sind diese LUISA FERNANDA und überhaupt Torroba trotz der prominenten Besetzung kein optimaler Einstieg in die Zarzuela, aber wenigstens ein greifbarer.


    :hello:
    Rideamus :D

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  • Nachdem die Vorstellung meiner Zarzuela LUISA FERNANDA keine Gnade vor den gestrengen Augen von Rideamus gefunden hat, hier ein Auszug aus meiner Sammlung (die Klassiker Albeniz, Boccherini, Granados, Martin y Soler, Mercadante und de Falla habe ich weggelassen, ansonsten in alphabetischer Reihenfolge und ohne Anspruch auf Vollständigkeit):


    ARRIETA
    MARINA
    Teneriffa 1998 - Bayo, Kraus, Pons, Baquerizo – Perez


    BRETON, Tomas
    LA VERBENA DE LA PALOMA
    Madrid 1980 - Kraus, Chamorro, Armentia, Campo – Asensio
    Madrid 1994 - Bayo, Domingo, Pierotti, Tro, Martin, Castejon – Ros Marba
    Madrid 1995 - Rodriguez, Sanchez, Marin, Rosada – Irastorza (DVD)
    LA DOLORES
    Barcelona 1995 - Domingo, Beltran, Matos, Pierotti, Lanza – Ros Marba


    CABALLERO, Manuel Fernandez
    GIGANTES Y CABEZUDOS (Zarzuela)
    Madrid 1995 - Rodriguez, Rsado, Salvador, Lledo, Juareu – Irastorza (DVD)


    CHAPI, Ruperto
    LA REVOLTOSA
    Madrid 1995 - Rodriguez, Marin, Rosado, Portal, Salvador – Irastorza (DVD)
    LA TEMPESTAD
    Madrid 1980 - Kraus, Huarte, Perez, Ramalle – Estela


    GUERRERO, Jacinto
    EL HUESPED DEL SEVILLANO
    Madrid 1980 - Kraus, Chamorro, Cava, Portal, Cava – Asensio


    PENELLA
    EL GATO MONTES
    Madrid 1991 - Alvarez, Domingo, Pons, Berganza – Roa (Highlights)


    SERRANO, Jose
    LOS DE ARAGON
    Madrid 1980 - Kraus, Perez, Portal – Asensio
    LA DOLOROSA
    Madrid 1980 - Kraus, Chamorro, Cava, Gimenez, Blancas – Asensio


    SOUTULLO Y VERT
    LA DEL SOTO DEL PARRAL
    Las Palmas 2003 - Izquierdo, Font, Lacarcel, Moreno – Damunt (DVD)


    TORROBA (F.MORENA-)
    LUISA FERNANDA
    Madrid 1995 - Castal, Ledo, Rodriguez, Lacarel – Irastorza (DVD)
    Madrid 2006 - Domingo, Bros, Cantanero, Herrera – Lopez-Cobos (DVD)


    VIVES, Antonio
    DONA FRANCISQUITA
    Madrid 1980 - Kraus, Chamorro, Portal, Perez, Campo – Asensio
    Sevilla 1994 - Domingo, Arteta, Mirabal, Portal, Alvarez – Roa
    BOHEMIOS
    Las Palmas 2003 - Allen-Perkins, Gonzales, Taberner – Ocon (DVD)



    Bei den Aufnahmen mit Alfredo Kraus handelt es sich meist uim sogenannte "musikalische Gesamtaufnahmen", d.h. die langen Dialoge, die man aks Nicht-Spanier ohnehin nicht versteht, wurden weggelassen. So passt fast jede auf jeweils 1 CD.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Haralds eindrucksvoller Sammlung lässt sich gut durch die folgende Aufstellung der . E. wichtigsten Zarzuelas ergänzen, die sicher kaum einem Leid tun werden, der ihrer habhaft werden kann:


    Alonso, Francisco 1887-1948
    La Calesera, La Linda tapada, La Parranda


    Emilio Arrieta, 1821-1894
    Marina
    Eigentlich ist nur die heute kaum mehr zu hörende Urfassung eine Zarzuela. Sie wurde später zu einer dreiaktigen Oper erweitert, die ein wenig an den frühen Verdi und Gounods "Mireille" erinnert. Ein gutes Werk für Einsteiger, besonders in der von Harald genannten Aufnahme, denn da ist es, im Gegensatz zu manch anderen späteren Zarzuelas mit ihm, rollengerecht, dass Alfredo Kraus schon etwas älter ist.


    Francisco Asenjo Barbieri, 1823-1894
    El Barberillo de Lavapies


    Diese Urmutter der Zarzuela ist in einer, im Gegensatz zu den meisten Zarzuela-Einspielungen der 50er-70er Jahre auch klanglich sehr empfehlenswerten Einspielung mit Maria Bayo erhältlich und für Liebhaber der Buffo-Oper - natürlich vor allem als Gegenstück zu Rossinis "Barbier" - sehr empfehlenswert.


    Tomas Bretón 1850-1923
    La Dolores, La Verbena de la paloma


    Manuel Fernández Caballero, 1835-1906
    El Cabo primero, El Duo de la Africana, Gigantes Y Cabezudos


    Vor allem die Komödie "El Duo..." besticht durch einen (nahezu) Überfluss an hinreißenden melodischen Einfällen und wird zu Recht in den meisten Zarzuela-Zusammenstellungen zitiert, am besten auf der Duettplatte des Ehepaars Caballé/Martí.


    Ruperto Chapí, 1851-1909
    La Bruja, La Revoltosa, El Rey que rabió


    Federico Chueca, 1846-1908
    Agua, azucarillos y aguardiente, La Gran Via


    Letztere, meine absolute Lieblingszarzuela, ist eher eine Revue über bestimmte Straßen von Madrid, aber sie war mit Recht eine Zeit lang die populärste Zarzuela auch außerhalb Spaniens, wo man sie oft spielte.


    Geronimo Giménez, 1854-1923
    El Baile de Luis Alonso, La Tempranica


    Jacinto Guerrero, 1895-1951
    El Huésped del Sevillano, La Rosa del Azafrán


    Guridi, Jesús 1886-1961
    El Caserío


    Vicente Lleo, 1870-1922
    El Corte del Faraon


    Eine köstliche Paraphrase über AIDA und die Folgen


    Pablo Luna 1897-1942
    Molinos de viento, El Nino judío


    Die in Holland spielende Windmühlen-Zarzuela sollte nicht nur Paul gefallen, aber das bessere WEerk ist das über den Judenjungen.


    Manuel Penella 1880-1939
    Don Gil de Alcalà, Musas latinas


    Serrano, José 1873-1941
    Alma de Dios Serrano, La Canción del olvido, Los de Aragon


    Pablo Sorozábal 1897-1988
    Katiuszka, La del manojo de Rosas, La Taberna del puerto, Don Manolito


    Sorozábal ist der letzte große Zarzuela Komponist mit prägnanter und sehr eigener, melodiestarker Handschrift, die m. E. die fast aller zeitgleich entstandenen, deutschen Operetten übertrifft. In "Don Manolito", von der es eine schöne Aufnahme mit Teresa Berganza und Manuel Ausensi gibt, wagt er sich sogar auf das Terrain des Ski und Après Ski. :D , was auf dem spanischen Grundton kaum weniger exotisch wirkt als seine frühe Beschäftigung mit dem Kommunismus in "Katiusza", aber trotzdem - in beiden Fällen - hörenswert.


    Reveriano Soutullo, 1884-1932 und Juan Vert 1890 - 1931
    La Leyenda del beso, El Ùltimo Romántico


    Der vielleicht einzige Fall eines herausragenden Komponistenduos, zuständig für die ernst-sentimentale Zarzuela, die m. E. in jeder Hinsicht mit dem späten Léhar mithalten kann.


    Federico Moreno Torroba, 1891-1982
    La Chulapona, Luisa Fernanda


    Der Romantiker unter den Komponisten der Zarzuela. Leider halten seine Libretti selten mit der Schönheit seiner melodischen Einfälle mit, die nicht von ungefähr zu den Favoriten Domingos gehören.


    Amadeo Vives, 1871-1932
    Bohemios, Dona Francisquita, La Generala


    Einer der stärksten Zarzuela-Komponisten überhaupt. BOHEMIOS fußt auf dem gleichen Stoff wie die berühmte LA BOHEME, neben der sie zwar verblasst, aber nur, weil das Optimale der ärgste Feind des Sehr Guten ist. Eine ganz andere und in jdem Fall hörens- und ggf sehenswerte Umsetzung dieses berühmten Materials.


    Spanien-Urlauber sollten sich die Gelegenheit, einmal eine Zarzuela-Aufführung zu sehen, keinesfalls entgehen lassen, vorher aber möglichst den Inhalt des Stückes kennen lernen, denn gesprochen wird darin nicht weniger als in der französischen oder deutschen Operette. Dafür ist man vor den Attacken hypermodernen Regietheaters in aller Regel gefeit.


    Und wer sich dann noch für die noch unbekanntere, aber durchaus hörenswerte, weil viel leidenschaftlichere kubanische Zarzuela interessiert, sollte mal da hinein hören:


    Lecuona, Ernesto 1896-1963
    Maria de la O


    Rodrigo Prats Llorens 1910-1980
    Amalia Batista


    Viel Spaß auf der Entdeckungsfahrt wünscht


    :hello: Zarzuelito Rideamos



  • Hallo Rideamus,


    wie klingt Barnabé Martí auf dieser Duettplatte?


    In den wenigen Aufnahmen, die ich mit ihm kenne (zB Vicino a te aus dem Andre Chenier) singt er IMO deutlich über Fach - ich könnte mir vorstellen, dass das bei Zarzuela anders ist?


    Falls nicht, wäre er wohl zu recht nur als der Mann von Frau Caballé bekannt.


    :hello:
    Elisabeth

  • Er wäre sicher kein Grund für mich, die Platte zu kaufen und künftig von Montserrat Caballé als der Frau von Bernabé Martti zu sprechen, aber wirklich stören tat er mich auch nicht.


    Allerdings bin ich kein "Stimmfetischist" und auch gesanglich nicht vom Fach. Vor allem fehlen mir ausreichende Parallelaufnahmen des Repertoires um es darauf hin mal abzuhören.


    Kurz: wegen des Repertoires kann und sollte man sich die Platte zulegen - gerade als primär weibliches Gegenstück zu der neuen Villazón - Zusammenstellung.


    Für Stimmsammler gibt es sicher Besseres.


    R.

  • Zitat

    Original von Rideamus


    Wer die "moderne" Zarzuela von ihren besten Seiten kennen lernen will, höre einmal in diese vorzügliche und sehr preiwerte Sammlung von 3 cd mit Teresa Berganza und José Carreras hinein, die mich zu ihr bekehrt hat:




    ... ich höre gerade ganz begeistert die zweite CD aus dieser Sammlung, und sehe kommen, dass ich mich mit der Zarzuela mal näher befassen möchte (kann mir jemand erkären, wie man einem Tag beibringt, dass er künftig mindestens .... wenn nicht noch mehr Stunden haben muss? =) )


    :hello:


    Elisabeth

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  • Hallo Elisabeth,


    dank Deines obigen Tipps ist meine soeben abgesandte Bestellung noch etwas höher ausgefallen als ohnehin schon. Den Rat von Dir und Rideamus von gestern habe ich ebenfalls befolgt in Sachen Menotti.


    Jetzt bin ich auf ihn und die Zarzuelas gespannt. Du hast schon recht, inzwischen könnte auch für mich der Tag mehr als 24 Stunden haben. Wenn ich bedenke, dass in der nächsten Woche auch noch die Theatersaison hier im Umkreis beginnt.


    Liebe Grüße :hello:


    Emotioe

  • Ich habe gerade das Vergnügen die älteste erhaltene "Zarzuela" der Musikgeschichte zu hören:


    "Celos aun del aire matan" aus dem Jahre 1660


    Jean Claude Malgoire hat das Werk eingerichtet und aufgeführt.


    Der Text stammt von dem berühmten Dichter Pedro Calderon de la Barca, die Musik von Juan de Hidalgo.



    Es ist schon beachtlich das Spanien eine eigene Opernform fand, noch vor England und Frankreich.
    Auch wenn Spanien kulturell irgendwie immer für sich blieb und eher musikalische Einflüsse aufnahm als exportierte, so war Spanien mit Sicherheit nicht die Hinterbühne Europas.


    Der Stil der Rezitative ist natürlich stark an den italienischen Vorbildern orientiert: Rossi / Cavalli und Cesti
    Die "Arien" jedoch sind jedoch eine Mischung aus italienischen und spanischen Stil. Diese Zarzuela orientiert sich auch an der Länge an den italienischen Vorbildern :faint:



    Allerdings unterscheidet sich der Stil von Juan de Hidalgo extrem von den Heute vielleicht bekanntesten spanischen Barockkomponisten Antonio de Literes, der ja ebenfalls viele Zarzuelas komponierte.
    Ein Unterschied wie zwischen Cavalli und Vivaldi.


    Ein ziemlich beeindruckendes Zeugnis spanischer Musikgeschichte.
    Wer die wenigen Auszüge aus Hidalgos Schaffen durch Moreno und Savall kennt, kann sich dennoch kaum eine Vorstellung von der spanischen Hofoper machen.


    Ich hoffe mal, dass ein fachkundiges Ensemble diese Werk irgendwann mal auf CD einspielen wird.

  • Nun eine Zarzuela ist keine Oper - aber wo soll er denn sonst hin der Beitrag. Also liebe Moderatoren, lasst's ihn da...
    Auch nahm mich wunder, dass ich noch keinen Bericht hier fand, wo ich einfach, bequem eine nette Bemerkung hätt dazu schreiben können.
    Nun denn, falls ich den richtigen Thread nicht übersehen hab, ist's wohl an mir:


    Ganz überzeugt war ich nicht, als ich die Karte bestellte. Eine Zarzuela - das ist sicher kitschiger Blödsinn. Und Placido in einer Baritonrolle. Ich sowieso immer Angst vor Auftritten alternder Sänger. Bin nicht einmal beim Galakonzert im Vorjahr gewesen. Will ihn doch so in Erinnerung behalten wie er war - am besten im zerrissenen Hemd auf der Engelsburg. :angel:


    Kam aber ganz anders und wir durften am Montag einen wunderbar, herzerfrischenden Abend erleben. Mit blutvoller, schöner Musik. Jajaja - ist ein bißl "leichte Muse" - aber wenn's doch so schön ist. Eine für meine Begriffe wunderbare Inszenierung. Emilio Sagi hat diese 2003 für die Scala geschaffen und sie war seither in einer Reihe von Opernhäusern zu sehen. Auch im Fernsehen und auf DVD. Eine tolles Ensemble, vor allem zwei sehr gute Damen (Maria José Montiel und Patricia Petibon) und auch ein Tenor mit einer schön geführten hellen, jedoch nicht gerade großen Stimme (Israel Lozano).... und allen voran Domingo.


    Ich dachte kurz auf einer Zeitreise zu sein: Placido nicht nur wunderbar und berührend singend - auch hinreißend und all sein Bühnencharisma versprühend - rein gefühlsmäßig wie in alten Tagen. Natürlich bewegt er sich hier in einem Genre, das ihm leichter fällt als alles andere (er ist als Sohn von Zarzuela-Sängern mit dieser Musik aufgewachsen) und bewegt er sich in einer Stimmlage, die ihm leicht fällt - und spielt er ganz authentisch und rollendeckend einen reifen Mann (also keinen jugendlichen Liebhaber).


    All dies ist jedoch nicht verboten, wenn es so schön und stimmig ausfällt.
    :jubel: :jubel: Ich war jedenfalls hin und weg. Wer ein bißchen davon schnuppern will, kann auf You Tube die schönsten Stellen ansehen (das ist allerdings eine Aufführung von 2006).


    Hin und weg war nicht nur ich - großer Jubel im Theater an der Wien. Viele, viele Vorhänge während derer das Publikum vollzählig da blieb, dann ging ein Drittel etwa und der Rest hat wie in alten Tagen immer wieder so lange applaudiert, im Takt geklatscht und Bravo gerufen bis das Licht wieder anging... Danke Placido.

  • Liebe Brangäne,
    herzlichen Dank für Deinen Bericht aus dem Theater an der Wien. Ich gehöre zu den 2 - 3 Zarzuela-Fans hier im Forum. Es gibt auch einen - wenn auch inzwischen verkümmerten - Thread hier bei Tamino, in dem ich ähnlich über die Fernseh-Ausstrahlung der "Luisa Fernanda" geschrieben habe. Inzwischen habe ich auch die DVD. Nachlesen kannst Du das hier


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Liebe Brangäne,


    ich habe kurz nach meinem Einstieg hier vor fast einem Jahr den von Harald dankenswerterweise schon erwähnten Zarzuela-Thread eröffnet und stimme ihm zu, dass Dein schöner Bericht darin am besten aufgehoben ist.


    Ich nehme mir daher die Freiheit, Deinen Thread dorthin zu verschieben und würde mich freuen, wenn das Thema auf diese Weise hier wieder aufleben würe.


    Mit bestem Gruß


    Jacques Rideamus

    EDIT: ich habe mir überlegt, ob die Zarzuela im Operettenthread besser platziert wäre, mich aber dagegen entschieden, weil in diesem Thread dankenswerterweise auch auf die frühe Zarzuela eingegangen wird, die der Barockoper weit näher steht als der Operette, die später die sogenannte klassische Zarzuela beeinflusst hat. Ein wenig dazu kann man im Verlauf des Threads ja schon nachlesen.

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  • Liebe Elisabeth, lieber Jacques,


    ich hätte mal zwei Fragen zu dieser 3er-CD-Box, die mir ja ein wirklich gutes Angebot zu sein scheint. Sind die CDs so aufgebaut, das aus eher wenigen Werken jeweils mehrere Stücke zusammengestellt wurden oder eher sehr viele Werke mit nur jeweils ein oder zwei Nummern daraus? Liegt der Box ein Textheft bei?


    Florian

  • Lieber DiO,


    die Box ist aufgeteilt in drei cds, von denen eine von José Carreras mit dem ECO unter Antoni Ros Marba und zwei von Teresa Berganza mit dem ECO unter Enrique Garcia Asensio bestritten werden.


    Die Carreras cd - ist eine typische Ariensammlung quer durch den Garten der Zarzuela.


    Teresa Berganza hat auch Platz für je 2 Nummern pro Zarzuela, allerdings nur bei Chuecas LA GRAN VIA (die 2 besten!:jubel: ) sowie José Serranos ALMA DE DIOS und LA ALEGRIA DEL BATALIÓN.


    Insgesamt sind fast alle wichtigen Komponisten der Zarzuela vertreten, aber was natürlich fehlt, sind die Instrumentalnummern und Ensembles sowie ein etwas tiefer gehender Gesamteindruck von den einzelnen Werken. Es sind halt Soloplatten.


    Trotzdem wärest Du nicht der Erste, der nach dem Anhören dieser Kompilation Appetit auf mehr bekommt, und der Preis lohnt das Risiko allemal. Haltbareres kriegt man für das Geld ja nicht mal mehr zum Lesen. Wohl auch deshalb gibt es für den Preis natürlich keine Texthefte, sondern nur ein kleines Heftchen mit einer allgemeinen, aber gar nicht so schlechten, Einführung in die Zarzuela.


    Eine ganze Reihe von Texten und Synopsen fast aller Werke findest Du aber, allgemeine Englischkenntnisse vorausgesetzt, auf dieser hervorragenden Website, auf die ich schon einmal verwies: http://www.zarzuela.net/index.htm .


    :hello: Jacques Rideamus

  • Lieber Jacques,


    besten Dank für die Infos! :) Das wegen dem Textheft dachte ich nur, weil ich von Brilliant Classics eine Box mit Fidelio und Leonore habe und da doch tatsächlich auch ein Libretto dabei war. :yes: Aber das war wahrscheinlich eine Ausnahme. Jedenfalls werde ich mir die 3er-Box wohl mal zulegen.


    Best, DiO :beatnik:

  • Zitat

    Original von Diabolus in Opera
    Jedenfalls werde ich mir die 3er-Box wohl mal zulegen.



    Lieber Florian,


    das solltest Du unbedingt tun!


    Und


    "Zu Risiken und Nebenwirkungen posten Sie im thread oder loben sie den zuständigen Moderator" :D


    :angel:


    Elisabeth

  • Die Zarzuela "Luisa Fernanda" wurde hier im Thread bereits mehrfach erwähnt.


    Am kommenden Sonntag strahlt arte diese Zarzuela-Produktion aus Madrid nochmals aus:


    Sonntag, 16. November 2008 um 09.45 Uhr

    Luisa Fernanda

    Eine Zarzuela mit Plácido Domingo
    (Spanien, 2006, 103mn) - TVE / ARTE
    Regie: Emilio Sagi
    Musik: Federico Moreno Torroba
    Dirigent: Jesús López Cobos
    Libretto: Federico Romero, Guillermo Fernandéz Shaw
    Fernsehregie: Angel Luis Ramírez
    (Original mit Untertitel )


    Zitat

    Plácido Domingo war der Star der "Luisa Fernanda" von Federico Moreno Torroba, die Emilio Sagi für das Teatro Real in Madrid inszenierte. Die Aufführung stand unter der musikalischen Leitung von Jesús López Cobos. Neben Plácido Domingo wurden José Bros, Mariola Cantarero und Nancy Herrera vom Publikum stürmisch gefeiert. Die Aufführung wurde am 14. und 16. Juli 2006 in Madrid in HD-Qualität für ARTE aufgezeichnet.


    Die Zarzuela ist eine spanischsprachige Musikgattung, die sich parallel zur italienischen Oper entwickelte und besonders in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zu einer beliebten Form der Unterhaltung wurde. Zu den herausragenden Zarzuelas gehört die im Jahre 1932 vollendete "Luisa Fernanda", ein Werk mit hohem musikalischem und dramaturgischem Anspruch. Emilio Sagis' elegante Inszenierung mit Jesús López Cobos als musikalischem Leiter und Plácido Domingo in der Rolle des Vidal Hernando kam im Juli 2006 nach Madrid. Nach dem großen Erfolg in Washington und Los Angeles knüpften sich an die Aufführung im Teatro Real entsprechend hohe Erwartungen.
    Plácido Domingo singt in diesem Werk die Rolle des selbstlosen Vidal Hernando, der die geliebte Frau aufgibt, um ihrem Glück mit einem anderen Mann nicht im Wege zu stehen. Emilio Sagis' Inszenierung spiegelt den Geist dieses in seiner Einfachheit anspruchsvollen Meisterwerks des populären spanischen Musiktheaters auf authentische Weise wider: Es ist ein sentimentales Stück über die Liebeswirren einer Dreiecksbeziehung, das mit zu Herzen gehendem Ausgang aufwartet.
    Plácido Domingo ist musikalisch in Höchstform und die Rolle des traurigen Liebhabers Hernando ist ihm auf den Leib geschrieben. Mit der Zarzuela ist Plácido Domingo aufgewachsen, bereits seine Eltern, Plácido Domingo sen. und Pepita Embil, waren berühmte Zarzuela-Sänger. Seine Mutter sang auch die Luisa zu vielen Gelegenheiten.
    Für Emilio Sagi war die "Luisa Fernanda" die letzte Inszenierung als Direktor des Teatro Real. Auch er ist auf dem Gebiet der Zarzuela und insbesondere der "Luisa Fernanda" kein unbeschriebenes Blatt. Sein Großvater, der große spanische Bariton Emilio Sagi-Barba sang den Vidal Hernando unter der Leitung des Komponisten.


    Wie bereits erwähnt, ist diese Zarzuela inzwischen auch im Handel auf DVD erhältlich:



    Sprache: Spanisch
    Spieldauer: 134 Minuten


    Zitat

    Moreno Torrobas Musik zu "Luisa Fernanda" stellt sein ausgeprägtes melodisches Talent unter Beweis. Wie alle großen "zarzuela"-Komponisten des 20. Jahrhunderts wurde er von den Auffassungen französischer Melodiker wie Massenet und Gounod geprägt. Darüber hinaus war Moreno Torroba mit den Werken Puccinis und Cileas vertraut, zweier der herausragendsten Komponisten des letzten Jahrhunderts. Eine Passage in "Luisa Fernanda" erinnert sogar an "Tosca"; man kann deutlich zwei der drei Auftaktakkorde von Puccinis Meisterwerk heraushören, und zwar an einer dramatisch bedeutsamen Stelle, was dagegen spricht, dass sie dort nur zufällig auftauchen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Mit Freude stelle ich fest, dass es auch einen Zarzuela-Thread gibt.


    Vor ca. 30 Jahren habe ich diesen Begriff erstmalig gehört durch eine Radiosendung, in die ich hineingeraten war.
    Es ist eine sehr temperamentvolle und mitreißende Musik und ich ziehe Zarzuelas unseren Operetten vor.
    1988 gab übrigens Domingo ein Openair Zarzuela-Konzert in Essen. Die Musik kam zwar vom Band, aber der Gesang des Zarzuela-Ensembles und Domingos war live.


    Vorher war diese CD erschienen:



    Sehr zu empfehlen ist auch diese



    Es handelt sich um einen Livemitschnitt der Salzburger Festspiele von 1985. :rolleyes:


    Inzwischen habe ich eine größere Zarzuela-Sammlung, die meisten wurden von Harald schon genannt.


    Hinzufügen möchte ich noch


    Amadeo Vives Bohemios: mit Maria Bayo, Luis Lima Carlos Alvarez u.a.


    Francisco Asenjo Barbieri: El Barberillo de Lavapies mit Maria Bayo, Löla Casariego, Juan Pons Jose A.Sempere, Stefano Paltchi


    Enrique Granados: Goyecas mit Maria Bayo, Ramon Vargas u.a.



    Liebe Grüße
    :hello:
    Jolanthe

  • Ah! Ein brachliegender Zarzuela - Thread. Das muss dringend geändert werden! Zum Einstieg möchte ich auf die Seite des spanischen Radios Radio Clásica verweisen, das eine regelmäßig ausgestrahlte, hervorragende Sendung zum Download anbietet, eine wahre Fundgrube für den Zarzuela - Freund. Es werden Gesamtaufnahmen (manchmal sogar über mehrere Sendungen verteilt), Teilaufnahmen, Arien, Sängerporträts, Interviews angeboten - alles in gut hörbarer Qualität. Eine wahre Fundgrube.


    http://www.rtve.es/alacarta/audios/la-zarzuela/


    viele Grüße

  • Damit das Thema "Zarzuelas" nicht den Thread über selten gespielte Opern sprengt, habe ich diesen alten Thread mal ausgegraben, in dem Interessierte Informationen über die Geschichte der Zarzuela und diverse Einspielungen und Aufnahmen finden. Im spanischsprachigen Raum waren Zarzuelas immer populär - es gibt seit der Schellack-Ära kaum einen Sänger mit spanischen Wurzeln, der nicht Stücke aus Zarzuelas aufgenommen hätte. Weiter bekannt gemacht wurde das Genre dann wohl in erster Linie von Placido Domingo, der ja, wie weiter oben bereits erwähnt, mit der Zarzuela aufgewachsen ist. Und als "Appetithappen" hier mal nicht eine Arie, sondern ein Instrumentalstück - das Intermedio aus "La boda de Luis Alonso". Meine persönliche Meinung dazu: Wer beim Anhören keine gute Laune kriegt, dem ist nicht zu helfen.



    Viel Vergnügen!

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Ein sehr schönes Zarzuela-Konzert mit Ana Maria Martinez und Placido Domingo:ist auch das folgende, das ich als einen Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 2007 auf DVD habe, die ich jedem Zarzuela-Freund empfehlen kann:


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)