Edles Mono - Referenzaufnahmen

  • Im Rahmen meiner "Arbeit" für das Forum habe ich soeben im Internet gesurft und habe in unzählige Aufnahmen hineingehört - unter anderem in zahlreiche Aufnahmen meines "Hausgottes" Karl Böhm - aber natürlich auch in andere.


    Dabei ist mir aufgefallen, daß ich heute Mono-Aufnahmen viel positiver gegenüberstehe als vor etwa 30 Jahren, wo mono allenfalls historisch aber niemals musikalisch interessant für mich war - von Ausnahmen mal abgesehen.


    Daß Operettenaufnahermn um 1950 bis heute unübertroffen sind, steht für viele ja ausser Zweifel - aber Instrumentalkonzerte ?


    Dennoch es gibt sie, jene Aufnahmen die einfach prägend sind - die Tonqualität süiet dabei nur eine sekundäre Rolle


    Und nun die Frage:


    Welche Aufnahmen würdet ihr als "Mono-Referenz" bezeichnen, Aufnahmen, die trotz ihrer antiquierten Tontechnik noch immer hörenswert sind.


    Es sollten Aufnahmen ab ca 1945 sein - weil es soll ja "edles Mono sein" und keine Schellackplatten,,,,



    Jeder Mitspieler hat MAXIMAL 3 Emfehlungen gut..


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo.


    Ich bin - schon aus Hifi-Gesichtspunkten - kein wirklicher Freund der Mono-Aufnahmen. Zuletzt hatte ich mir eine Karajan-Aufnahme des Parsifal eholt, di eso unerträglich schlecht in der Aufnahme-Qualtät ist, dass sie einfach nciht anhören mag.
    Aber eine Einspielung gibt es, die ich trotz Mono gern höre: den Tristan von Furtwängler (EMI, 1953). Eine schöne Aufnahme.


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Dieser Beitrag wird von mir nachträglich für ungültig erklärt.
    Pauls Hinweis zwei Beiträge später hat mich erst begreifen lassen, daß hier nach reiner Instrumentalmusik gesucht wird. Ich werde morgen drei Mono-Aufnahmen des instrumentalen Bereichs nominieren.


  • Da für mich nur die Musik zählt, sind in meiner Wertschätzung mono und stereo- Aufnahmen gleichberechtig. Vielfach warfen die stereophonen Wiederholungen von mono-Aufnahmen durch ein und denselben Interpreten musikalisch weniger befriedigend. Da aber nun explizit nach mobo-Aufnahmen gefragt wird:


    Beethoven: Sinfonie Nr. 9. Dirigent: Jascha Horenstein
    Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 W. Kempf, Paul van Kempen
    Dvorak: Violinkonzert; Johanna Martzy, Ferenc Fricsay


    Ich könnte jede Menge mono-Aufnahmen mehr benennen. Vieleicht ergibt sich ja einmal ein mono-thread jenseits eines voting-Charakters. Aber die drei genannten sind mir absolut wichtig.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Alfred schrieb


    Zitat

    Instrumentalkonzerte


    Und das bedeutet keine Oper. Denn sonst wäre Fricsays Zauberflöte oder Orpheus genannt. Und jedenfalls Ferriers Händel/Bacharien.


    Es kostete Mühe, denn ich dachte an Oistrach, Gieseking, Fischer, Menuhin, und soviel andere Solisten.
    Aber nein, sogar jetzt noch gilt ihren Norm: Clara Haskil in mehrere Konzerten von Mozart. Und besonders denke ich dann an KV 466. Der zweiten Satz davon habe ich noch nie so rührend gehört wie bei ihr.


    LG, Paul

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  • Was ist hiermit:


    Wer fürchtet sich vor edlem Mono?


    ceterum censeo fila non esse multiplicanda praeter necessitatem....



    Abgesehen davon nenne ich als mal:


    Haydn, Sinfonie Nr. 92, Berliner PO, H. Rosbaud (DGG ca. 1956)
    Mozart: Sinfonie Nr. 40, London E. Kleiber (Decca 1948 )
    Beethoven, 8. Sinfonie, Royal PO, Scherchen (Westminster 1954)



    Aber es gibt wirklich massenhaft hervorragende Einspielungen zwischen ca. 1945 und 1955, die überdies meistens sehr akzeptabel klingen.
    Man denke nur an Fricsay, Markevitch, Schuricht, Furtwängler, Toscanini, um bei Orchestermusik zu bleiben.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Viermal Fricsay, IMO viermal Referenz, viermal unerhört klare - und trotz der Monotechnik - überwältigende Aufnahmen:




    Mich stört Monotechnik übrigens überhaupt nicht - wenn der Klang klar ist...


    Herzlichst,
    Medard


  • Lieber Paul, diesmal war Alfred gnädig und hat keine Einschränkung gemacht außer derjenigen, daß die genannte Aufnahme mono sein soll. Einschränken möchte ich in dem Zusammenhang allerdings, daß selbstverständlich die LXT-Pressungen der DECCA dann nicht genannt werden sollten, wenn sie als SXL produziert wurden (um nur dieses Beispiel zu nennen).


    Du kannst die Ferrier-Platten also ruhig posten (allerdings nicht dienachträglich stereophonierte :( ).


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Die Einschränkung auf Instrumentalmusik aus der Nachschellackzeit, aber vor den Beginn von Stereo ist wirklich einengend. Ich enge mal noch weiter ein, indem ich mich ausschließlich auf Klavierkonzerte konzentriere:


    1) Grieg mit Lipatti, Galliera; EMI 1947
    2) Beethoven 4 mit Kempff, van Kempen; DGG 1957
    3) Rachmaninoff 1 mit Richter, Sanderling, Melodja/Decca ca. 1959


    Die Lipatti-Aufnahme des Grieg-Konzertes ist meine persönliche Referenz, sie ist vielfach wieder aufgelegt worden, meist in Kopplung mit Schumann unter Karajan 1948. Zu einem Tschaikowsky 1 kam es leider nicht mehr, Lipatti starb vorher.


    Kempff mit Beethoven 4 ist vielleicht etwas "gemütlich" aber erfreulich unprätentiös und auch heute noch gut anhörbar.


    Rachmaninoff 1 mit Richter ist auch meine Referenz, mehr Pranke bewies hier keiner, leider ist meine Original-Decca-Platte LW 50068 sehr schlecht.


    Holger

    Die Wahrheit liegt hinter dem Denken.

  • Wie schon öfter erwähnt, bin ich an Mono-Aufnahmen grundsätzlich nicht interessiert. Insbesondere bei Orchestermusik spielt für mich einfach der Klang eine wichtige Rolle und ist Teil des Musikerlebnisses.


    Soweit ich mich erinnere, besitze ich nur eine einzige Mono-Aufnahme:
    Die 55er Goldberg-Variationen von Gould, da fällt es ja nicht so auf...


    Der einzige, für den ich eine Ausnahme machen würde, wäre
    Furtwängler, von dem es ja leider gar keine Stereo-Einspielung gibt. Ich habe mich aber noch nicht entschieden, was ich da wählen sollte: Beethoven, Bruckner, Schumann...?

    Herzliche Grüße
    Uranus

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  • Diese Aufnahmen sind so edel, dass die Monotechnik überhaupt nicht stört:

    [/tgr]

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Anscheinend ist im Forum wenig Interesse an alten, unwiederbringlichen Aufnahmen vorhanden. Das ist schade, denn Technik mag zwar veralten, große Interpretationen veralten nie!
    Deshalb möchte ich trotzdem noch auf ein paar wahre Trouvaillen aufmerksam machen, die zwar nur in Monotechnik (aber recht guter!) vorliegen, aber keinesfalls total in Vergessenheit geraten dürfen:


    Das sind alles Aufnahmen, die zwischen 1951 und 1955 entstanden sind, in damals optimalem Monoklang (Ausnahme: Beethoven 8 aus Stockholm auf CD1, das ist ein Live-Mitschnitt).


    Eine Aufnahme möchte ich noch ganz besonders herausstellen, weil sie zu den ganz großen Produktionen des 20. Jahrhunderts gehört, diese:

    mit dem unvergessenen Dinu Lipatti am Klavier (Aufnahme: 7/1950), der am 2.12.1950 im Alter von 33 Jahren an Leukämie starb. Ein unersetzlicher Verlust für die Musikwelt.
    Das sind restlos Aufnahmen, die durch keine noch so moderne Produktion in neuester Digitaltechnik ersetzt werden können. Sie gehören ganz einfach in jede Klassik-Diskothek. Vielleicht erwecke ich ja doch bei dem einen oder anderen Forumsteilnehmer ein Interesse an diesen Schätzen! Das wäre schön ......

    Grüße, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zitat

    Anscheinend ist im Forum wenig Interesse an alten, unwiederbringlichen Aufnahmen vorhanden.


    Hallo, nemorino!


    Das stimmt nicht! Nur haben wir dieses Thema schon oft diskutiert. Es gibt einfach "Mono-Verweigerer", die es auch nicht interessiert, dass die ältere Aufnahme die Bessere sein könnte. Die Hauptsache: Stereo! Ich besitze sehr viele gute Mono-Aufnahmen in Vinyl. Hier nur zwei, die es auch auf CD gibt.



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    W.S.

  • Hallo, nemorino!


    Die Auswahl an unwiederbringlichen (kaum übertroffenen) Mono-Aufnahmen ist sehr groß. Folgende "Lucia" gehört dazu:

    W.S.

  • Dann darf diese Walküre nicht fehlen :



    Herrliche Aufnahme mit Lauritz Melchior und Lotte Lehmann.
    Leider wurden nur die ersten beiden Akte 1935 bzw. 1938 aufgenommen.
    Die Aufnahme ist damit bereits vor 1945 entstanden, ich denke aber das sollte aufgrund der recht guten
    Klangqualität kein Problem sein.



    Gruß
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

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  • Diese Einspielung darf in der Liste unsterblicher Mono-Aufnahmen nicht fehlen:



    Elisabeth Schwarzkopf und Rudolf Schock sind als Ariadne und Bacchus zu hören, Irmgard Seefried als Komponist, Rita Streich als Zerbinetta. Der sardonische Haushofmeister von Alfred Neugebauer verdient auch, genannt zu werden.
    Es gibt viele Ariadne-Aufnahmen, die hörenswert sind. Die Karajan-Einspielung ragt heraus und ist ein besonderes Vergnügen.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Da darf aber auch nicht diese großartige Aufnahme fehlen, von der Carlos Kleiber einmal gesagt hat, daß er sie als einzige für sein "Desert Island" nominieren würde, wenn er denn vor die Qual der Wahl gestellt würde:



    Herbert von Karajan (dessen 110. Geburtstag wir übrigens heute begehen) mit einem wahren Traumteam, Elisabeth Grümmer als Hänsel und Elisabeth Schwarzkopf als Gretel, und auch die übrige Besetzung ist vom Allerfeinsten! Eine der ganz großen Legge-Produktionen, von 1953. Das waren noch Zeiten!


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Nur haben wir dieses Thema schon oft diskutiert.


    Hallo, Wolfgang,


    danke für Deine Rückmeldung, und ebenso Dank an Holger und Hans.


    Ich bin ja noch relativ neu im Forum, deshalb bin ich nicht so im Bilde, was alles bereits ausführlich diskutiert wurde. Natürlich höre ich grundsätzlich auch lieber Stereo-Aufnahmen, aber es gibt doch eine ganze Reihe unvergänglicher Mono-Produktionen, auf die ich nicht verzichten möchte. Dazu zählen natürlich auch die eingangs bereits genannten Aufnahmen von La Bohème (Beecham), Tristan (Furtwängler) und die Callas-Tosca unter de Sabata.
    Es würde viel zu weit führen, alle großen Aufnahmen der Mono-Ära hier aufzuzählen, aber diese hier sind mir noch eingefallen und sollten auch nicht vergessen sein:



    Bei der dritten Abbildung, die ich leider nicht anders hinkriege, handelt es sich um die erste Einspielung der Tschaikowsky-Sinfonien Nr. 4-6 mit Kurt Sanderling (Nr. 4) und Jewgenij Mrawinsky (Nr. 5 & 6) von 1956, die in Wien gemacht wurden.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo, nemorino!


    Hier ging es nicht nur alleine um die Einzigartigkeit der Aufnahme, sondern auch um die Klangqualität. Viele dieser Mono-Aufnahmen brauchen sich darob nicht hinter vielen Stereo-Aufnahmen zu verstecken.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Dann bringe ich auch gleich noch die Bayreuther Meistersinger an, die 1951 aufgezeichnet wurden.


    Elisabeth Schwarzkopf singt die Eva, Otto Edelmann den Sachs, Hans Hopf den Stolzing.


    Ich habe diese Aufnahme:



    Wer schmunzeln will, lese sich den Namen des Dirigenten auf der Hülle einmal genau durch.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

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  • Lieber H.H., ......

    Zitat


    Wer schmunzeln will, lese sich den Namen des Dirigenten auf der Hülle einmal genau durch.

    :hahahaha: ...... ja die Italiener wissen schon was sie schreiben! :thumbsup:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hier ging es nicht nur alleine um die Einzigartigkeit der Aufnahme, sondern auch um die Klangqualität. Viele dieser Mono-Aufnahmen brauchen sich darob nicht hinter vielen Stereo-Aufnahmen zu verstecken.


    Lieber Wolfgang,


    grundsätzlich gebe ich Dir recht. Die Stereoaufnahme bietet allerdings mehr Transparenz als es eine Monoplatte vermag. Damit meine ich nicht den sogenannten "Ping-Pong-Effekt", der zu Beginn der Stereoära eine dominante Rolle spielte, sondern die Tiefenstaffelung. Doch bei allen unüberhörbaren Vorteilen, die eine Stereoaufnahme bietet, unterliegt auch sie dem musikalischen Gesetz vom absoluten Vorrang der Interpretation vor den klanglichen Belangen (was natürlich nicht für Aufnahmen aus der Trichterzeit gilt, da können vor meinen Ohren lediglich Sänger-Aufnahmen bestehen).
    "Zwar steigert die Stereotechnik das akustische Erlebnis, sie ist aber keineswegs Voraussetzung für ein akustisches Erlebnis schlechthin - dafür sind moderne monaurale Aufnahmen zu gut", schrieb zu Beginn des Stereozeitalters der Chefingenieur einer der großen Plattenfirmen. Die Aussage hat auch heute noch ihre Gültigkeit.


    Grüße, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber H.H., ......
    ...... ja die Italiener wissen schon was sie schreiben!
    LG Fiesco


    Lieber Fiesco, aber die Aufnahme ist schön und hörenswert. Nachdem ich Fr. Schwarzkopf als Liedsängerin kennengelernt habe, ist mir bewußt geworden, was für ein schönes Evchen sie in Bayreuth gesungen hat. Das ist hier hervorragend dokumentiert. Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Ich bin ja gerade in der "Rubinstein-Komplettbox" etwa in dieser Zeit (ca. 1940-50) und was etwas frustrierend sein kann, ist die doch recht wechselnde Klangqualität. Klar, man hat in den frühen 40ern oft noch Schellackknistern, danach wird es manchmal rapide besser und außer einer gewissen "Trockenheit" ist eigentlich wenig auszusetzen. Andere leiden unter Intransparenz und/oder Verzerrungen, besonders bei lauten Stellen und Höhen. Ab 1950s ist der Klang normalerweise nochmal deutlich besser.
    Was mir aufgefallen ist, ist die ungewöhnliche Straffheit und die raschen Tempi, die sich in etlichen Werken zeigen, wofür hauptsächlich die Dirigenten verantwortlich sein dürften, z.B. Golschmann und Steinberg. Leider sind viele dieser Einspielungen nur noch in der großen Box oder überteuert gebraucht zu finden.


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    (Bob Dylan)

  • Was mir aufgefallen ist, ist die ungewöhnliche Straffheit und die raschen Tempi, die sich in etlichen Werken zeigen, wofür hauptsächlich die Dirigenten verantwortlich sein dürften

    Lieber Johannes Roehl,


    die raschen Tempi können z.T. auch der begrenzten Kapazität der damals noch jungen LP geschuldet sein. Da wurde oftmals aufs Tempo gedrückt, um nur ja den Satz einer Symphonie oder eines Konzertes auf einer Plattenseite unterzubringen, die in den frühen 1950ern max. 21 Minuten faßte. Zudem wird in alten Plattenführern gerade der Klang von RCA-Aufnahmen immer wieder bemängelt. Das änderte sich schlagartig erst mit Einführung der Stereophonie 1954/55. Da hatten zunächst die US-Plattenriesen CBS und RCA die Nase vorn.


    Die 1953er Aufnahme des Chopin-Konzertes Nr. 1 in der Kombination Rubinstein/Wallenstein mit dem Los Angeles PO von 1953 gibt es auch in diesem preiswerten Rubinstein-Album mit insgesamt 5 CDs (davon drei in Mono):


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    mit dem Original-Cover der ersten LP-Ausgabe (auf der Box oben links).


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Doch bei allen unüberhörbaren Vorteilen, die eine Stereoaufnahme bietet, unterliegt auch sie dem musikalischen Gesetz vom absoluten Vorrang der Interpretation vor den klanglichen Belangen (was natürlich nicht für Aufnahmen aus der Trichterzeit gilt, da können vor meinen Ohren lediglich Sänger-Aufnahmen bestehen).


    Aha, und wer hat dieses Gesetz erlassen? Oder handelt es sich dabei um ein mathematisches Gesetz oder ein Naturgesetz? Und wenn der "absolute Vorrang der Interpretation vor den klanglichen Belangen" für Aufnahmen aus der Trichterzeit nicht gilt, kann er so absolut dann wohl doch nicht sein. Offenbar hast auch Du also einen klanglichen Mindeststandard, unter dem Du eine Aufnahme auch bei noch so überragender künstlerischer Qualität nicht mehr als hörenswert erachtest. Dann solltest Du auch akzeptieren, dass für andere Musikliebhaber dieser Mindeststandard ein anderer sein kann, mithin subjektiv ist und kein "musikalisches Gesetz". Für mich zum Beispiel kommen auch viele frühe Stereo-Aufnahmen nicht in Frage, weil sie meine Mindestanforderungen an Klangqualität nicht erfüllen und für mich kein positives Hörerlebnis darstellen.



    "Zwar steigert die Stereotechnik das akustische Erlebnis, sie ist aber keineswegs Voraussetzung für ein akustisches Erlebnis schlechthin - dafür sind moderne monaurale Aufnahmen zu gut", schrieb zu Beginn des Stereozeitalters der Chefingenieur einer der großen Plattenfirmen. Die Aussage hat auch heute noch ihre Gültigkeit.


    Hat sie nicht, denn die Aufnahmetechnik zu Beginn der Stereozeit ist nicht mit der heutigen vergleichbar. Es ist sicher richtig, dass manche der ersten Stereoaufnahmen trotz Stereotechnik schlechter geklungen haben als die besseren Mono-Aufnahmen dieser Zeit, aber das gilt heute nicht mehr.


    Im übrigen gönne ich jedem Musikliebhaber die Freude an alten Mono-Aufnahmen, nur sollten diese respektieren, dass andere Musikliebhaber diese Aufnahmen des Klanges wegen nicht hören möchten.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Aha, und wer hat dieses Gesetz erlassen?


    Natürlich keiner! Was soll die Wortklauberei? Das "Gesetz" ergibt sich aus der schlichten Tatsache, daß eine spannungslose und langweilige Aufführung, dazu noch schlecht besetzt (z.B. bei Opern) bzw. gespielt (von einem drittklassigen Dirigenten und einem mäßigen Orchester), als Relikt im Plattenregal verstaubt und Platz wegnimmt, da mag sie technisch noch so wunderbar sein!
    Innerhalb vernünftiger Grenzen ("Trichteraufnahmen" lassen nun mal ein Orchester wie die Berliner Philharmoniker wie Musik aus dem Telefonhörer klingen, so daß der Hörer den Wert oder Unwert der Interpretation gar nicht einschätzen kann) hat doch für jeden wahren Musikliebhaber, so denke ich zumindest, die Darstellung eines Werkes gegenüber der Klangwirkung den Vorrang; erst bei musikalisch gleichwertigen Aufnahmen tritt die klangliche Beschaffenheit als Maßstab hinzu. Und das sollte sowohl bei Mono-, Stereo- oder modernsten Digitalaufnahmen eigentlich selbstverständlich sein.


    Stellvertretend ein Beispiel: Es gibt mit Maria Callas zwei Studioaufnahmen der TOSCA, eine von 1953 unter Victor de Sabata aus Mailand und eine 11 Jahre jüngere, unter Georges Prêtre, aus dem Jahr 1964. In beiden Fällen ist Tito Gobbi ihr Partner als Scarpia, die Tenöre (di Stefano bzw. Bergonzi) sind gleich große Klasse.
    Jetzt will ich mich erst gar nicht in Details ergehen, aber allein die Tatsache, daß Callas in der 1964er Aufnahme nur noch mit den Resten ihrer einst herrlichen Stimme singt und auch Tito Gobbi seinen Zenit längst überschritten hat, reicht schon aus, um die Mono-Aufnahme von 1953 als klaren Favoriten erscheinen zu lassen. Klanglich ist die Prêtre-Aufnahme klar überlegen (1964 war die Stereotechnik längst aus den Kinderschuhen heraus), das ist aber wirklich ihr einziger Vorteil, denn auch de Sabata holt aus der Partitur wesentlich mehr heraus als es Prêtre vermag.
    Da dürfte doch aus rein musikalischen Gründen die Entscheidung leicht fallen: für die Mono-Aufnahme von 1953, zumal sie, gemessen an den damaligen technischen Möglichkeiten, sehr gut ausbalanciert ist, klar und gut klingt und auch mit hoher Umsicht und Klugheit aufgezeichnet wurde. Natürlich kann man auch beide Versionen kaufen und sie im Geiste verbinden. Ich z.B. besitze beide, habe die ältere mindestens 50 mal gehört, die neue einmal, und nie wieder (höchstens mal zu Vergleichszwecken auszugsweise).


    Hat sie nicht


    Hat sie doch! Die Aufnahmetechnik hat natürlich seitdem enorme Fortschritte gemacht, aber die technische Beschaffenheit allein sagt doch nichts über den Wert einer Aufnahme aus, die von schlecht vorbereiteten, wenig inspirierten Künstlern und von unzureichenden Ausführenden gemacht wurde.
    Wer mag sich eine schlecht gemachte Aufführung in den Schrank stellen, nur weil sie brillant und durchsichtig klingt? Ich jedenfalls nicht!

    Im übrigen gönne ich jedem Musikliebhaber die Freude an alten Mono-Aufnahmen, nur sollten diese respektieren, dass andere Musikliebhaber diese Aufnahmen des Klanges wegen nicht hören möchten.


    Und ich gönne jedem die Freude an hypermodernen Digitalaufnahmen, nur sollten diese respektieren, daß andere Musikliebhaber diese Aufnahmen der uninspirierten Ausführung wegen nicht hören möchten.
    Wer Freude hat an einer Troubadour-Stretta von Villazón, der sie vielleicht mit letzter Kraft noch so gerade schafft, die aber technisch in letzter Vollendung erklingt, so daß jeder falsche oder kaum erreichte Ton doppelt schmerzt, der soll sich diese jeden Tag machen. Ich bleibe da lieber bei Björling, auch wenn dem 1952 in seiner GA noch keine Digitaltechnik zur Verfügung stand!



    Auch ich ziehe eine gute Stereoaufnahme einer weniger guten Monofassung vor, aber nur unter der Voraussetzung, daß die künstlerische Leistung der Stereoproduktion der technisch unterlegenen Aufnahme zumindest gleichwertig ist.


    Gruß, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Innerhalb vernünftiger Grenzen ("Trichteraufnahmen" lassen nun mal ein Orchester wie die Berliner Philharmoniker wie Musik aus dem Telefonhörer klingen, so daß der Hörer den Wert oder Unwert der Interpretation gar nicht einschätzen kann) hat doch für jeden wahren Musikliebhaber, so denke ich zumindest, die Darstellung eines Werkes gegenüber der Klangwirkung den Vorrang; erst bei musikalisch gleichwertigen Aufnahmen tritt die klangliche Beschaffenheit als Maßstab hinzu. Und das sollte sowohl bei Mono-, Stereo- oder modernsten Digitalaufnahmen eigentlich selbstverständlich sein.


    Das ist für mich eben nicht selbstverständlich, und daher störe ich mich auch an Verallgemeinerungen wie "für jeden wahren Musikliebhaber". Ich kann eine künstlerisch noch so herausragende Aufnahme nicht genießen, wenn die Klangtechnik nicht eine Mindestqualität hat, die bei mir eben deutlich höher liegt als bei Dir. Deine "vernünftige Grenze" ist eine andere als meine, was den Verdacht nahelegt, dass es hier weniger um Vernunft als um persönliche Vorlieben geht. Ich habe zum Beispiel viele der älteren Callas-Aufnahmen aus ihrer besten Zeit, höre sie aber so gut wie nie, und wenn dann nur zu Studien- und Vergleichszwecken und ohne Hörgenuss. Umgekehrt ist natürlich auch eine exzellente Aufnahmequalität allein nicht ausreichend, wenn die Sänger miserabel sind und das Orchester uninspiriert spielt. Für mich muss beides gegeben sein, und ich bin auch der Meinung, dass es hinreichend viele künstlerisch gute bis herausragende Aufnahmen gibt, die auch aufnahmetechnisch mindestens zufriedenstellend sind. Sogar von Opern, und von Bereichen wie Orchesterwerken und Kammermusik sowieso, so dass ich das "edle Mono" in keinster Weise vermisse.


    Das alles ist aber, wie oben angemerkt, schon mehrfach kontrovers diskutiert worden. Ich will diesen Thread, der ja der Vorstellung von Aufnahmen dienen soll, auch gar nicht weiter stören, aber manche Äußerungen kann ich nur schwer unwidersprochen stehen lassen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


  • Lieber Hans, bei dieser Aufnahme handelt es sich um einen Radiomitschnitt vom 5. August 1951. Das war die erste von insgesamt sieben Vorstellungen. Sie ist letztlich nicht identisch mit der offiziell bei der EMI herausgekommenen Live-Aufnahme, die sich aus meherer Vorstellungen zusammensetzt und nachträglich im Studio bearbeitet wurde:



    Dirigent und Solisten blieben immer gleich in dieser ersten Saison nach dem Zweiten Weltkrieg. Die von Hans Knappertsbusch geleiteten Aufführungen wurden nicht berücksichtigt. Während es beim Sachs und beim Pogner Alternativen gab, sang Elisabeth Schwarzkopf durchgehen die Eva.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Lieber Hans, bei dieser Aufnahme handelt es sich um einen Radiomitschnitt vom 5. August 1951. Das war die erste von insgesamt sieben Vorstellungen. Sie ist letztlich nicht identisch mit der offiziell bei der EMI herausgekommenen Live-Aufnahme, die sich aus meherer Vorstellungen zusammensetzt und nachträglich im Studio bearbeitet wurde:
    B000002S1U
    Dirigent und Solisten blieben immer gleich in dieser ersten Saison nach dem Zweiten Weltkrieg. Die von Hans Knappertsbusch geleiteten Aufführungen wurden nicht berücksichtigt. Während es beim Sachs und beim Pogner Alternativen gab, sang Elisabeth Schwarzkopf durchgehen die Eva.


    Lieber Rheingold1876, wie fällt der Vergleich der beiden Aufnahmen aus? Ich mag den Mitschnitt vom 5.8. gern und wußte nicht, daß es sich bei der EMI-Aufnahme nicht um dieselben Bänder handelt, was ich bisher ohne weitere Überlegung angenommen hatte. Es grüßt Hans.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

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