Sir Simon vergeigt die "Walküre" auf ARTE

  • Hallo Forianer,


    völlig spannungslos lässt Sir Simon Rattle die "Walküre" herunterspielen. Die Sänger begleitet er, wenn man das überhaupt begleiten bezeichnen kann, wie übeslste Stadttheater-Möchtegern-Wagner-Aufführungs-Dirigenten, wobei nichts rrüberkommt.


    Habe meinen Mitschnitt sofort gestoppt.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Eigenartig, seinen Parsifal in Wien 2006 hab ich zweimal besucht (und ich bin bei Gott kein Wagnerianer), der hat mich überwältigt.
    Vielleicht hat Rattle eine Krise?

    "Play, man, play!" (M. Davis)
    "We play energy!" (J. Coltrane)

  • Zitat

    wie übeslste Stadttheater-Möchtegern-Wagner-Aufführungs-Dirigenten


    Hallo Liebestraum,
    diese Art Dirigenten gibt es sicherlich.
    Nenn doch mal einen!
    :hello:
    Michael

  • Seltsam - ich kam erst zum zweiten Akt zurecht (der immer noch läuft), und finde das sooooo übel nicht. Vielleicht etwas kurzatmig und ungewöhnlich trocken, mitunter auch sehr grob mit zuviel Gewicht auf dem Blech, aber da gibt es schon auch wunderbar geformte Momente (etwa "Mit mir nur rat' ich...").
    Oder ist meine Erwartungshaltung schon so niedrig, daß mich das weniger abstößt als vermutet. ?(


    :hello:

    ...

  • Hallo Edwin,
    hab leider seit 15 Jahren keinen Fernseher.
    Kommt das Blech weich herein, wie bei seinem Parsifal oder der IV. Bruckner, oder ist es "Walhalla"?.
    lg
    Klaus

    "Play, man, play!" (M. Davis)
    "We play energy!" (J. Coltrane)

  • Ach Klaus,


    Rattles Einspielung von Bruckner IV ist eher mittelmäßig: die Blöcke zerfallen, er kann keine Spannungsbögen aufbauen noch halten...


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Klaus,
    das Blech kommt hart und grell, mitunter unglaublich schlecht ausbalanciert.


    Und ich war vorschnell - man soll den Rattle nicht vor der "Todverkündigung" loben. Die dirigiert er so, wie ich's von ihm gewohnt bin: Detailverliebt, langsames Grundtempo mit ständigen Rückungen, daß der Puls verlorengeht - und weg ist die Spannung.


    Mittlerweile ist er wieder erwacht und läßt das Blech nach Herzenslust forcieren.


    Ich erkenne: Ein erster Eindruck kann täuschen... :wacky:


    :hello:

    ...

  • Hallo Liebestraum,
    live waren es unglaubliche rhythmische Stringenzen und Bögen, die ich in dieser "modernen" Form noch nie zuvor gehört hatte.
    Nocheinmal, ich komme sicher von den "Blumen am Wegrand-Pflückern" (Zitat Klamperer über Walter) her, es kann mir gar nicht langsam genug sein, damit ich die Harmoniern erleben kann, aber Rattles "Groove" hat mir zu Denken aufgegeben.
    Schade, dass das offensichtliuch auf CD nicht herüberkommt, beim Wiener Beethoven-Zyklus haben sich genau dieselben Diskrepanzen/Einbußen zwischen dabei sein und CD ergebe.
    "Celi hat doch recht."


    Klaus

    "Play, man, play!" (M. Davis)
    "We play energy!" (J. Coltrane)

  • Hallo Edwin,
    faszinierend die Erinnerug und die technische Festhaltung. Ich habe damals ein beglückend weiches Blech erlebt.


    Klaus

    "Play, man, play!" (M. Davis)
    "We play energy!" (J. Coltrane)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Edwin, wie ist der Schluss: Kann man den überhaupt ruinieren?

    "Play, man, play!" (M. Davis)
    "We play energy!" (J. Coltrane)

  • Mir macht solch ein "bashing" eines erstklassigen Dirigenten kein Vergnügen, das muß ich wirklich einmal sagen.
    Ich habe das im Fernsehen nicht gesehen, aber mit Sicherheit gibt es Unterschiede zu einem live Konzert.
    Ich kann ja hier mal den Schluß der Götterdämmerung mit uns hereinstellen :D
    Das soll ziemlich gut gewesen sein, aber auf der Aufnahme hört es sich brutal und zerhackt und lieblos an.
    Aber das war überhaupt nicht der Fall- in echt.......... ;(
    Außer, das wir unendlich müde waren....

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Mir macht solch ein "bashing" eines erstklassigen Dirigenten kein Vergnügen, das muß ich wirklich einmal sagen.
    Ich habe das im Fernsehen nicht gesehen, aber mit Sicherheit gibt es Unterschiede zu einem öffentlichen Konzert.


    Hallo Michael,


    Du solltest das wirklich hören ... noch läuft es. Man glaubt nicht, dass die Berliner Philharmoniker spielen. Unglaublich :no:


    LG,
    calaf

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)

  • Hallo Michael,


    du brauchst keinen Fernseher, wenn du seine Bruckner IV-Einspielung kennst, so ähnlich ist seine "Walküre", nur noch langsamer und spannungsärmer.


    Das ist kein "bashing", sondern ein kritischer Beitrag eines Taminos.




    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Calaf,
    ich habe gerade mal den Anfang der Walküre mit uns noch einmal gehört......bis auf einen Patzer im Blech eigentlich ok........

    Zitat

    Du solltest das wirklich hören ... noch läuft es. Man glaubt nicht, dass die Berliner Philharmoniker spielen. Unglaublich


    Seit dem Kyril-Sturm hat sich meine Sat-Anlage verstellt, und da ich sowieso nicht mehr fernsehe, habe ich das nicht in Ordnung bringen lassen.
    Dadurch habe ich auch leider keinen Rundfunk mehr, aber ich höre eh nur noch sehr wenig.
    Aber das mit den Berlinern kann und will ich nicht glauben-oder doch????
    Das ist ja mittlerweile ein sehr junges Orchester und viele haben dieses Repertoire noch nie gespielt.
    Aber das ging uns auch nicht anders...........


    LG,
    Michael

  • Ach, mich reitet der Teufel...
    Sagt mal was dazu:
    http://www.willhumburg.de/Audio/introaudio.html


    http://www.willhumburg.de/Audio/goetterd.html


    Aber bitte seit nett, denn da sitze ich vorne.
    Leider hört die Walküre kurz vo dem Cellosolo auf und bei dem Götterdämmerungsschluß waren wir alle platt wie eine Flunder.
    Das hört man auch, das Orchester war am Ende.......


    Aber ich verlinke es jetzt hier einmal und erwarte das schlimmste :untertauch:
    Aber den Dirigenten schätze ich nach wie vor sehr, auch wenn er alles aus uns herausgepreßt hat, was drin war.

  • Zitat

    Original von klaus
    Edwin, wie ist der Schluss: Kann man den überhaupt ruinieren?


    Bis jetzt hätt' ich gesagt: Nein... :wacky:
    Nun: Es ist nicht abgrundtief schlecht, es dröhnt nur wieder das Blech, vor allem die Posaunen, und zwar dermaßen brutal, wie ich es in meiner Erinnerung noch nicht gehört habe.


    Wir sind eben im dritten Akt - "O hehrstes Wunder": Schön gemacht, aber dann wieder nichts als Blech, Blech und Blech; kaum spielen die Blechbläser gibt's nur noch brüllende Hörner, brüllende Trompeten und brüllende Posaunen. Keine Zwischenfarben, keine Abtönungen. Wirkt auf mich auf die Dauer ziemlich abstumpfend.


    Aber dazwischen immer wieder unglaublich nuanciert ausgeformte Momente (im Augenblick etwa: Brünnhilde tritt vor Wotan). Und schon sind wir wieder beim Blechorkan... Da kenne sich einer aus...


    :hello:

    ...

  • Passt das jetzt dazu: (?)


    Kennt jemand "Wagner in Venezia" ein "Kaffee-Haus-Arrangement" des jüdisch-amerikanischen u.a. Jazz-Musikers Uri Caine: am Markusplatz im Café: Live, Hintergrundgeräusche, Gläser- und Tassen-Klirren, Gesrprächsfetzen der Gäste, Taubengurren, Klarinette, Geige, Klavier, Cello, Akkordeon - alle orchestralen "Highlights" von Tannhäuser bis Tristan, völlig frei musiziert, der Ideologie und Geschichte entkleidet, weich, sinnlich, menschlich.


    Man kommt plötzlich drauf, dass Wagner - jenseits des historischen, politischen und dogmatischen Brimboriums - ein verdammt guter Tonsetzer war, es wirkt fünfstimmig faszinierend.


    Zurück zu Rattle: auch er hat für mich einen unbefangenen Zugang.
    Weiweit verzeihen ihm manche von uns nicht, dass er gegen die mittlerweile fast jahrhundertealten Hörerwartungen und Klischees ("Traditionen" - s. G. Mahler) verstösst? Müssen es immer grösstmögliche Spannungsbögen sein? s.a. die "Ent-Beethovenisierung von Anton Bruckner" - Zitat Erwin Horn.

    Celibidache hat das auch gemacht: Humaner, liebevoller, unprätentiöser weicher, vielfältiger, oft fast weiblicher (im liebevollsten und besten Wortsinn!!) Wagner -wäre das nicht ein kleines Überdenken wert?


    Klaus
    (kein Wagnerianer, aber Bewunderer des kompositorischen Könnens) )

    "Play, man, play!" (M. Davis)
    "We play energy!" (J. Coltrane)

  • Hallo Michael,


    Klingt großartig! - Ich bin kein Experte und habe wenig vergleichsinterpretationen...aber sehr beeindruckend.
    Wo wurde denn das aufgenommen? - Nicht im Münsteraner Theater, oder?


    LG
    Raphael

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  • Man könnte wirklich teilweise denken, nur Bläser zu hören. Das ist so schlecht, dass ich fast vermute, es liegt zum Teil an der Tontechnik. Kann doch sonst gar nicht wahr sein.

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)

  • Oh!...Na...klingt sauber... leigt warscheinlich an der Mikrofon/Aufnahmetechnik - wovon ich nicht den blassesten Hauch einer Ahnung habe...ansonsten ist die Akkustik ja eher staubtrocken im Thater. Aber gut, der Schall muss ja ins Mikro nicht erst durch den ganzen Saal, oder?


    LG
    Raphael

  • Zitat

    Original von klaus
    Passt das jetzt dazu: (?)


    Kennt jemand "Wagner in Venezia" ein "Kaffee-Haus-Arrangement" des jüdisch-amerikanischen u.a. Jazz-Musikers Uri Caine: am Markusplatz im Café: Live, Hintergrundgeräusche, Gläser- und Tassen-Klirren, Gesrprächsfetzen der Gäste, Taubengurren, Klarinette, Geige, Klavier, Cello, Akkordeon - alle orchestralen "Highlights" von Tannhäuser bis Tristan, völlig frei musiziert, der Ideologie und Geschichte entkleidet, weich, sinnlich, menschlich.


    Ja kenne ich und habe es hier auch schon mehrfach angepriesen. Ist eine Super-CD und zeigt, dass die Wirkung Wagners nichts mit Bombast zu tun hat sondern auch im kleinen Ensemble (2 Violinen, Cello, Bass, Piano, Akkordeon) nichts verliert. Ein echter Kauf-Tipp!

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)

  • Zitat

    Original von raphaell
    Hallo calaf,


    Gibts diesen Kauftipp denn noch irgendwo?


    LG
    Raphael


    Na hier:


    [jpc]8253796 [/jpc]


    LG,
    calaf

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)

  • Hallo.


    Ich habe im zweiten Aufzug den Fernseher ausgemacht. Müde war ich und dann ist der Ton meines Fernsehers eben doch nicht mit dem der Anlage zu vergleichen. So hatte ich das Gefühl, alles durch eine Wolldecke anhören zu müssen. Hoffentlich gibt es die Aufführung mal als DVD, sodass man das in Ruhe anhören kann.
    Im Übrigen ging es mir - sofern ich das eben bei den vorliegenden technischen Bedingungen ernsthaft beurteilen will - wie manchem anderen hier: viel Blech.
    Grundsätzlich aber zu sagen, dass Rattle die Walküre "vergeigt" ist mir zu heftig. Wer denn nicht zumindest auch die schönen Passagen heraushören kann (vielleicht: die ohne allzu viel Blech), möchte da vermutlich seiner grundsätzlichen Abneigung Raum geben - und schon "vergeigt" Rattle eben die komplette Walküre. Nun ja. Neu ist das nicht.


    Zu Bruckner 4, weil es hier im gleichen Atemzug genannt wurde, möchte ich sagen, dass ich grundsätzlich die Meinung teile, dass Rattle Schwierigkeiten hat, die Spannung zu halten. Beim ersten Hören hatte ich den Eindruck, dass das gesamte Stück zerbröselt. Auch live war ich von seiner 4., die ich aber ohnehin nicht in Gänze schätze, nicht übertrieben beeindruckt gewesen (ich hätte mir gewünscht, die EMI hätte die 7. vom vergangenen August aufgenommen, die - ich habe sie als Radio-Mitschnitt - ist für mein Empfinden außerordnetlich gelungen - detailscharf, dabei über die gesamte Länge getragen von einem außerordentlichen Rhythmusempfinden, eben voller Spannung, immer wieder Neues offenbarend).
    Nach den durchweg sehr positiven Kritiken zur 4. habe ich diese nun doch wieder vorgeholt. Nach wie vor haut sie mich nicht um. Aber. Wenn man sie etwas lauter und konzentrierter hört, dann finde ich so etwas wie einen roten Faden leichter. Ob das ein Beispiel autosuggestiven Schön-Hörens ist? Ich weiß es nicht.


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Bei den Balance-Problemen zwischen Blech und restlichem Orchester muß man fairerweise darauf hinweisen, dass prinzipiell auch ein Tonmeister zwischengeschaltet sein kann, der auf bombastischen Tschingderassa-Tröt-Sound steht und somit die "Realität" vor Ort verzerrt wiedergegeben werden kann.


    Ansonsten hab ichs leider nicht sehen können. Meine Freundin - Rattle & Walküren-Fan - hat mir allerdings auch berichtet, dass sie es nicht so dolle fand.


    Gruß
    Sascha

  • Hallo alllerseits!


    Mir kam das Orchster tontechnisch benachteiligt vor.


    Die Sänger - durchweg gute Leistungen, finde ich - waren sehr präsent. Das Orchester hingegen wirkte unausgewogen. Das betraf in meinen Ohren nicht nur das Blech-Streicher-Verhältnis, sondern auch den Klang der Streicher selbst. Vor allem die Celli klangen merkwürdig blutarm, um nicht zu sagen dünn.


    Thomas

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